Dienstag, 5. Januar 2010
Süße Medizin
Ich habe schon immer gehört, dass der - maßvolle - Genuss von Rotwein lebensverlängernd sein soll:
Das möchte ich als Weinfreund nur zu gerne glauben.
Aber auch dem portugiesischen Portwein werden medizinische Heilkräfte nachgesagt.
Bis weit ins 20. Jahrhundert hinein durfte Portwein hier in Portugal seine segensreiche Wirkung als Medikament entfalten: Ein guter Portwein diente der Erholung und Stärkung geschwächter Menschen.
Früher lieferten viele Winzer sogar spezielle medizinische Portweine an Apotheken. Diese waren speziell mit tierischen Proteinen angereicherte.
Zur Herstellung dieser meistens über Apotheken vertriebenen Portweine wurden Viehknochen in die Mostbottiche fertig hergestellten Weins gelegt, um so eine proteinreiche Wein-Arznei herzustellen. Diese Medizinal-Weine kamen meist zur Stärkung und zur Rekonvaleszenz geschwächter Menschen zum Einsatz.
Noch heute hat der Portwein-Hersteller Sandeman in seinem Sortiment einen „Old Invalid Porto“ und das Portwein-Haus Ferreira bietet einen „Recuperator Port“ an.
Aber nicht nur angereichert, auch pur haben Portweine in der Medizin in der Vergangenheit hier in Portugal, und nicht nur hier, oft segensreiche Wirkung gezeigt.
Glaubt man etwa der „Enciclopédia Portuguêsa da Medicina Popular“ (dt.: „Portugiesische Enzyklopädie der Volksmedizin“) von 1843, dann wurde normaler Portwein etwa im britischen Glasgow sogar gegen Typhus eingesetzt:
„Jeder Typhuskranke hat im dortigen Hospitale seine Flasche starken Portwein neben sich stehen“,
heißt es dort.
Selbst bis nach Deutschland hat es das portugiesische Nationalgetränk als Arzneimittel gebracht.
In Oldenburg z.B. importierte im 19. Jahrhundert der bekannte Weinhändler Wille mehrere Dutzend Fässer Portwein als „Levante Doktor“.
Als José Ramos-Horta, der amtierende Präsident von Ost-Timor, bei einem Attentat im Februar letzten Jahres schwer verletzt wurde, reagierte Portugals Staatspräsident Aníbal Cavaco Silva schnell:
Er sandte seinem ost-timorensischen Amtskollegen zur Genesung eine gute Flasche Portwein, sowie frische Pastéis de Belém.
Ramos Horta soll sich über diesen kulinarischen Gruß sehr gefreut haben - und laut seiner Ärzte sollen sowohl der Portwein als auch die süßen Teilchen den Gesundungsprozess des Patienten sehr gefördert haben.
Und das hat auch einen guten Grund, wie daraufhin Wein-Experten meinten. Portwein hat eine Menge Proteinen, so meinen sie.
Die medizinischen Wirkungen des Portweins sind heute leider ein wenig in Vergessenheit geraten.
Zu Unrecht.
Es kann nie an guten Gründen mangeln, immer mal wieder einen Portwein zu trinken.
In diesem Sinne: Gute Besserung!
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