Donnerstag, 20. August 2009

Fahr zurück! Da kommt die Hure!


D. Carlota Joaquina, die 1775 in Aranjuez als Infantin von Spanien geboren wurde, heiratete mit bereits zehn Jahren den damaligen portugiesischen Thronfolger D. João.

Nach der Thronbesteigung ihres Mannes als João VI im Jahre 1816, wurde Carlota Joaquina zur Königin gekrönt. Sie ist ohne Zweifel eine der rätselhaftesten Königinnen Portugals und auch ohne Zweifel eine der Unbeliebtesten Personen des portugiesischen Königshauses.

Die Gründe dafür sind heute jedoch nicht ganz eindeutig.
War sie wirklich die verabscheuungswürdige, intrigante Hexe, wie sie oft dargestellt wird?
Oder war sie lediglich eine trotzige Frau die ihrer Zeit sehr voraus war?

Die Historiker beschreiben sie als eine launige Intrigantin, Verräterin, Ehebrecherin und als eine Frau, die eine entscheidende Rolle in der Politik spielen wollte, aber kläglich scheiterte, weil sie gegen ihren Mann den König und ihre Schwiegermutter die Königin, anging.

Ihre größte „Sünde“ bestand darin, dass sie sich in die damals von Männern dominierte Politik einmischte und sich mit der so genannten „Verschwörung der Edelmänner“ („Conspiração dos fidalgos“) zur Regentin aufschwingen wollte, um ihre konservativen Ideen durchzusetzen. Denn sie hielt nichts von einer Wandlung Portugals von der absoluten zu einer konstitutionellen Monarchie, so wie sie von ihrem Mann, dem König, vertreten wurde.
Den König nannte sie öffentlich einen „Schwächling“ und „zu toleranten Hund“.

Während ihres 14 Jahre dauernden Exils in Rio de Janeiro, wohin der gesamte königliche Hof 1807 vor den Truppen Napoleons geflüchtet war, scheiterte auch ihr Plan, nach der Abdankung ihres Vaters und ihres Bruders in Madrid, Königin der spanischen Kolonien vom "Rio de la Plata", dem heutigen Argentinien und Uruguay, zu werden.

Zugleich ist Carlota Joaquina in die Geschichte Portugals als Beispiel für skandalöse sexuelle Liederlichkeit eingegangen.

Ihre unersättliche Triebhaftigkeit in Verbindung mit einem Körper, der eher abschreckend war als schön, brachte Zeitgenossen und Historiker dazu, sie als ein Monster zu schildern. Der Schriftsteller Oliveira Martins beschreibt sie als eine „grausige, zahnlose Furie, eine liederliche und verabscheuungswürdige Kreatur, in deren Venen die ganze Fäulnis des spanischen Bourbonenblutes fließt, verdorben durch drei Jahrhunderte von Heiraten gegen die Natur.“

Auch König João VI selbst verachtete seine Frau und verlor das Vertrauen in sie, weshalb sie schon bald nach ihrer Eheschließung getrennte Wege gingen, was sie jedoch nicht daran hinderte, insgesamt neun Kinder in die Welt zu setzen. Aber man geht heute davon aus, dass wahrscheinlich nur der Erstgeborene, der spätere König D. Pedro IV, von König D. João stammt.

Der Hass zwischen den Eheleuten ging so weit, dass, D. João seinem Kutscher einmal zurief: „Recua! Vem aí a puta!“ („Fahr zurück! Da kommt die Hure!“), als ihre Kutschen sich einmal in den Straßen Rio de Janeiros entgegenkamen.

Der König machte sich keine Illusionen über den Lebenswandel seiner Frau. Er war stets durch seine Geheimpolizei über ihre Liebesabenteuer informiert. Einmal, so berichtete der damalige britische Botschafter Lord Strangford in einem seiner Geheimberichte nach London, soll der König in einer Herrenrunde gesagt haben: "Im Leben von Carlota ist die Moral schon lange gestorben..."

Carlota Joaquina selbst starb 1830, einsam und verlassen, im Palast von Queluz, wo sie seit 1822 unter Hausarrest gefangen gehalten wurde.
Sie hatte sich damals geweigert den Eid auf die neue liberale Verfassung ihres Mannes zu leisten, und wurde deshalb von diesem regelrecht aus dem Verkehr gezogen.

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