Montag, 20. Februar 2012

Pero Vaz de Caminha



In meinem Beitrag „Die kleinste Buchhandlung der Welt“, vom 29. Januar 2012, erwähne ich den „Brief von Pero Vaz de Caminha an König Manuel I über die Entdeckung Brasiliens“ (port.: „Carta de Pero Vaz de Caminha a El-Rei D. Manuel sobre o achamento do Brasil“).
Heute bin ich nun gefragt worden wer denn Pero Vaz de Caminha eigentlich war und was es mit seinem Brief an König Manuel I auf sich hat.

Pero Vaz de Caminha, manchmal auch Pedro Vaz de Caminha genannt, wurde vermutlich zwischen den Jahren 1445 und 1450 als Sohn des adeligen Ritters Vasco Fernandes de Caminha, in der Stadt Porto geboren.
Als junger Mann kam er, Dank seines Vaters der Schatzmeister war, als Schreiberlehrling an den Hof von König Afonso V.
Hier arbeitete er in der Verwaltung der königlichen Waffenkammer.

Am 02. März 1475 nahm er erfolgreich als Soldat an der Schlacht von Toro teil und wurde nach dieser von König Afonso V, auf Grund seines Mutes und seiner Herkunft, zum Ritter geschlagen.
Im Jahr darauf, 1476, übernahm er von seinem Vater den Posten des Schatzmeisters am königlichen Hof.
Dieses Amt führte er auch nach dem Tod von König Afonso V, unter dem neun König João II, aus.

Im Jahre 1482 ehelichte er Catarinna Vaz, eine Kammerzofe von Königin Leonor de Lencastre, der Ehefrau von João II.
Zusammen wurden Pero und Catarina im Jahr darauf Eltern einer Tochter namens Isabel.

Als Manuel I im Jahre 1495 König von Portugal wurde ernannte er Pero Vaz de Caminha zu seinem persönlichen Sekretär.
Das Verhältnis zwischen den beiden soll ziemlich freundschaftlich gewesen sein und so ist es nicht verwunderlich das zwei Jahre später, im Jahre 1497, König Manuel I seinen Freund und Sekretär zum Stadtrat (port.: vereador) der Stadt Porto machte.

Da Pero Vaz de Caminha dieses politische Amt wohl zur vollsten Zufriedenheit des Königs erfüllte, bestimmte Manuel I Anfang des Jahres 1500, das er der Verwalter der neu zu gründenden portugiesischen Handelsvertretung im indischen Calecute wurde.

So brach Pero Vaz de Caminha am 10. März 1500, unter Flottenkapitän Pedro Álvares Cabral der eine Flotte von 13 Schiffen anführte, in Richtung Indien auf.
Diese 13 Schiffe wurden von den 13 Kapitänen Gaspar de Lemos, Nicolau Coelho, Nuno Leitão da Cunha, Pero de Ataíde, Vasco de Ataíde, Simão de Pina, Luis Pires, Sancho de Tovar, Simão de Miranda, Aires Correia, Bartolomeu Dias, Diogo Dias und Aires Gomes befehligt.

In seinem Brief, welches mit dem 01. Mai 1500 datiert ist, beschreibt Pero Vaz de Caminha, die Entdeckung des heutigen Brasiliens, durch den Seefahrer und Entdecker Pedro Álvares Cabral, am 22. April 1500.

Zwischen dem 22. April und dem 01. Mai des Jahres 1500 hielt Pero Vaz de Caminha auf 29 Seiten detailliert die ersten Eindrücke des neu entdeckten Landes fest.
Dieser Brief ist der erste geschichtliche Beweis Brasiliens und gilt somit als die „Geburtsurkunde“ des Südamerikanischen Landes.

Ausführlich beschreib Caminha wie am 22. April die Flotte von Pedro Álvares Cabral, nach 44 Tagen auf hoher See, endlich Land sichtete und wie dann einen Tag später Nicolau Coelho, einer der Kapitäne der Flotte Cabrals, an Land ging und dort mit den bereits am Strand wartenden Tupiniquim-Indianern einen ersten Kontakt aufnahm.

Die Flotte beschloss aber am nächsten Tag weiterzusegeln, da eine aufkommende Schlechtwetterfront und die vielen Indianer, die sich in der Zwischenzeit am Strand versammelt hatten, auch wenn diese sich den Portugiesen gegenüber freundlich verhielten, eine dringend benötigte Wasser- und Proviantaufnahme erst einmal unmöglich machten.

Etwa 50 km weiter nördlich segelte die Flotte an der Mündung des heutigen Flusses Buranhem vorbei, und in einer Bucht, die heute den Namen Bahia de Cabralia trägt und nach dem Entdecker benannt ist, ankerten sie und gingen gemeinsam an Land.
Pedro Álvares Cabral nannte dieses Fleckchen Erde „Porto Seguro“ (dt.: „Sicherer Hafen“).

Hier an diesem Platz, hielt am 26. April, dem Ostersonntag des Jahres 1500, der mitgereiste Franziskanerpater Henrique de Coimbra die erste katholische Messe auf Südamerikanischen Boden.
Laut Pero Vaz de Caminha nahmen damals an diesem Gottesdienst nicht nur Cabral und seine Mitreisenden teil, sondern auch etwa 200 neugierige Tupiniquim-Indianer.
Nach dem Gottesdienst nahm Pedro Álvares Cabral, aufgrund der rechtlichen Lage des 1494 mit Spanien abgeschlossenen Vertrages von Todesilhas, das neu entdeckte Land für die portugiesische Krone in Besitz.

Am 02. Mai 1500 brach ein Proviantschiff, unter der Leitung von Kapitän Gaspar de Lemos, nach Lissabon auf, um König Manuel I über die Entdeckung des neuen Landes in Kenntnis zu setzen und ihm, auf Befehl von Cabral, den Brief von Pero Vaz de Caminha auszuhändigen.

Cabral und die restliche Mannschaft, unter ihnen auch Pero Vaz de Caminha, setzten am nächsten Tag ebenfalls die Reise fort, allerdings in Richtung Indien.
Ende Mai erreichen sie das Kap der Guten Hoffnung (port.: Cabo da Boa Esperança), wo sie in einen schweren Sturm gerieten und vier Schiffe, samt Mannschaften, verloren.
Die Flotte setzte, nun mit acht Schiffen, ihre Reise fort und am 13. September 1500 erreichen sie Calecut in Indien.

Der Aufenthalt im indischen Calecut erwies sich für Pero Vaz da Caminha und Pedro Álvares Cabral als ziemlich schwierig.
Die ortsansässige Bevölkerung, die sich noch zwei Jahre zuvor, bei der ersten Reise von Vasco da Gama, den Portugiesen gegenüber eigentlich recht freundlich verhalten hatte, war nun eher feindlich, ja sogar kriegerisch eingestellt.
Die muslimischen Händler, die seit jeher die Handelsbeziehungen mit Indien führten sahen in den Portugiesen, zu Recht, eine drohende Konkurrenz.
Sie hatten, nach der Abfahrt von Vasco da Gama aus Indien, den Zamorin und die Bevölkerung Calecuts gegen die Portugiesen aufgebracht.

So konnte Pero Vaz da Caminha nicht, wie geplant, den Posten des Verwalters der neu zu gründenden portugiesischen Handelsvertretung in Calecut antreten.
Er musste sich diesen Posten regelrecht erkämpfen!

Bei einem dieser Kämpfe auf die Handelsvertretung in Calecut wurde er am 15. Dezember 1500 von muslimischen Soldaten tödlich verwunden und erlag noch am selben Tag seinen Verletzungen.

Als König Manuel I ein halbes Jahr später, bei der Rückkehr von Pedro Álvares Cabral aus Indien am 23.Juni 1501, von dem Tod seines Chronisten Pero Vaz de Caminha erfuhr, soll er erschüttert gewesen sein, denn schließlich war Caminha nicht nur der Chronist des Königs, sondern auch sein Freund.

Auch wenn Pero Vaz de Caminha einen ziemlich unrühmlichen Tod starb, sein Brief an König Manuel I hat ihn zweifelsohne unsterblich gemacht.
Nach dem Eintreffen des Briefes in Lissabon ging dieser, zusammen mit vielen anderen Dokumenten der verschiedenen Entdeckungsfahrten, unter und geriet in Vergessenheit.
273 Jahre nach seiner Verfassung wurde der Brief dann im Jahre 1773 im Nationalarchiv der Torre do Tombo (port.: Arquivo Nacional da Torre do Tombo) durch den Historiker und Politiker José de Seabra da Silva wiederentdeckt, der diesen dann der breiten Öffentlichkeit bekannt machte.

Heute befindet sich der „Brief von Pero Vaz de Caminha an König Manuel I über die Entdeckung Brasiliens“ (port.: „Carta de Pero Vaz de Caminha a El-Rei D. Manuel sobre o achamento do Brasil“) immer noch im Nationalarchiv der Torre do Tombo und gehört zweifelsohne zu den geschichtlich wertvollsten Schriftstücken Portugals.

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