Mittwoch, 29. Februar 2012
Igreja de Nossa Senhora da Oliveira - die kleinste Kirche Lissabons
Am vergangenen Samstag war ich mit einigen meiner Arbeitskollegen in Lissabon unterwegs.
Gemeinsam erforschten wir die alten Stadtteile Baixa, Alfama und Graça – alles zu Fuß!
In der Baixa gingen wir an einem unscheinbaren und schnörkellosen Gebäude vorbei. So unscheinbar und schnörkellos, das keiner meiner Arbeitskollegen merkte, das wir an einer Kirche vorbeiliefen, die, so muss ich zugeben, wirklich nicht als eine solche von außen zu erkennen ist.
Dieses einfache und schmucklose Gotteshaus in der Baixa ist Lissabons kleinste Kirche und trägt den Namen Igreja de Nossa Senhora da Oliveira (dt.: Kirche Unserer Lieben Frau vom Olivenbaum).
Die Gründung dieses Gotteshauses ist ein wahres Rätsel.
Einer alten Legende nach lebte einmal vor vielen, vielen Jahren in der Lissabonner Alfama ein reicher Goldhändler, der durch regen Handel zu großem Reichtum gekommen war.
Er war so reich, das er alles besaß was man sich mit Geld und Gold nur so kaufen konnte.
Aber trotz all seiner Reichtümer war er nicht glücklich, denn er konnte nicht das besitzen, was er und seine Frau sich am meisten wünschten.
Beide waren sie ein Leben lang ohne Kinder geblieben und so vergingen die Jahre und ihr Wunsch nach einem Kind wollte und wollte sich nicht erfüllen.
Da gelobte der Goldhändler eines Tages, hoch und heilig, eine Kirche zu stiften, wenn nur seine Frau doch endlich ein Kind gebären würde.
Da wurde seine Frau wirklich schwanger und gebar ihm nach neun Monaten einen gesunden Sohn.
Die Freude des Goldhändlers war groß und sofort nach der Geburt seines Sohnes ließ er eine wahrlich prächtige Kirche errichten.
Diese Kirche soll, der Legende nach, die heutige Igreja de Nossa Senhora da Oliveira sein.
Wie jede Legende, so ist auch diese sicherlich eine Mischung aus fiktiver Geschichte mit einem wahren Kern.
Fakt ist aber, das die Igreja de Nossa Senhora da Oliveira, manchmal auch Eremida de Nossa Senhora da Oliveirinha genannt, zum ersten Mal urkundlich im Jahre 1262 erwähnt wird.
Der aus Guimarães stammende reiche Goldhändler Pedro Esteves soll ursprünglich einen Olivenhain, der sich damals südlich der Burg Castelo de São Jorge, vor den Stadtmauern Lissabons am Ufer des Tejo erstreckte, käuflich von König Afonso III erworben haben.
Nachdem Pedro Esteves und seine Gattin Clara Geraldes über viele Jahre hinweg kinderlos geblieben waren, wurde ihnen um das Jahr 1260 herum ein Sohn geboren.
Im Jahre 1262 wurde, auf besagtem Olivenhain, mit dem Bau einer Kirche, zusammen mit einem Hospiz und einer Herberge für Pilger des Jacobsweges, begonnen.
Ob der Bau der Kirche und der anderen Bauten mit der Geburt des Kindes von Pedro Esteves und Clara Geraldes in Verbindung gebracht werden kann oder nicht, ist heute nicht mehr nachvollziehbar.
Tatsache ist, dass sich dieser Komplex aus
Wallfahrtskirche, Hospiz und Herberge einstmals in dem unüberschaubaren Straßengewirr der Lissabonner Altstadt befand, bevor dieser Teil der Altstadt beim großen Erdbeben vom 01. November 1755 völlig zerstört wurde.
Nach der Zerstörung durch das große Erdbeben wurde hier dann die Baixa, mit ihren imposanten Plätzen, breiten Promenaden und Prachtbauten, gebaut.
Zwischen all den Prachtbauten der Baixa baute man dann, genau an der Stelle an der einstmals das alte Kirchenkomplex gestanden hatte, nach dem Erdbeben, die heutige Igreja de Nossa Senhora da Oliveira.
Die Kirche befindet sich in einem dreistöckigen pombalinischen Gebäude der Rua de São Julião, das eigentlich ein Wohnhaus werden sollte.
Als Architekt dieses einschiffigen Gotteshauses gilt der große Eugénio dos Santos, der für die Realisierung des charakteristischen Schachbrettmusters in der Baixa zuständig war.
So unscheinbar die Igreja de Nossa Senhora da Oliveira von außen auch ist, so prächtig ist sie in ihrem Inneren.
Sie ist mit wertvollen, handbemalten weiß-blauen Azulejos aus dem 18. Jahrhundert ausgestattet, die den Lebens- und Leidensweg der Heiligen Jungfrau Maria, von ihrer Geburt bis hin zu ihrer Flucht aus Ägypten, darstellen.
Außer den prächtigen Azulejos ist die Kirche mit einem prächtig geschnitzten und vergoldeten Holzaltar und einer wunderschönen Deckenmalerei ausgestattet.
Einige der hölzernen Heiligenfiguren die im Kirchenraum zu bewundern sind – darunter eine Figur der Jungfrau Nossa Senhora da Oliveira und eine Figur des Heiligen Antonius – sind noch aus der ursprünglichen Kirche. Sie konnten nach dem Erdbeben gerettet werden und erstrahlen heute in altem Glanz.
Wer noch nie in der Baixa war, dem kann es passieren, dass er vor dieser Kirche steht und sie einfach nicht bemerkt.
Wenn sie wieder einmal in der Baixa zu tun haben, dann sollten sie sich die Zeit nehmen, dieser kleinsten Kirche der Hauptstadt einen Besuch abzustatten.
Eine Besichtigung lohnt sich alle Mal und sie werden es nicht bereuen!
Die Kirche Igreja de Nossa Senhora da Oliveira befindet sich in der Rua de São Julião n° 140 -142 und ist nur zu den gegebenen Gottesdienstzeiten für Besucher geöffnet.
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