Dienstag, 28. Juni 2011

Unbekannter Soldat


Als ich meinen Beitrag „Batalha“ am 21. Juni dieses Jahres hier in diesem Blog veröffentlichte, erwähnte ich in ihm, das das Kloster Mosteiro de Santa Maria da Vitória da Batalha (dt.: Kloster der Heiligen Maria der siegreichen Schlacht) nicht nur die letzte Ruhestätte einiger portugiesischer Könige aus dem Hause Avis sei, sondern auch der Ort ist, an dem hier in Portugal das Grabmal des Unbekannten Soldaten (port.: Túmulo do Soldado Desconhecido) zu besichtigen ist.

Dieses Grab, das sogar die sterblichen Überreste zweier Soldaten beherbergt, nämlich die eines in den Schützengräben vom französischen Flandern gefallenen und die eines im Kolonialkrieg in Moçambique gefallenen Soldaten, wurde am 09. April 1921, drei Jahre nach der großen Schlacht von La Lys in Flandern, feierlich eingeweiht, und soll auf eine symbolische Art und Weise, all die portugiesischen Soldaten repräsentieren, die für das portugiesische Vaterland im Krieg gefallen sind.

Als Vorbild für dieses Grab diente der damaligen portugiesischen Regierung der unbekannte französische Soldat, der im Jahr zuvor in Paris, unter dem Triumphbogen begraben wurde.
Anders als in Paris, wurden aber die Leichen der unbekannten portugiesischen Soldaten nicht im Freien beerdigt, sondern unter der imposanten Kuppel des Kapitelsaals (port.: Sala do Capítulo) des Klosters Batalha.

Die Zeremonie fing bereits einige Tage vor der feierlichen Beerdigung in Batalha, in der Hauptstadt Lissabon an, wo die Särge der zwei im Krieg gefallenen Soldaten seit dem 07. April im Nationalparlament (port.: Assembleia Nacional) aufgebart wurden, nachdem sie Tage zuvor aus Frankreich und Moçambique gekommen waren.
An diesem Tag kam eine fiktive Familie zusammen, bestehend aus einer Kriegsmutter, einer Kriegswitwe und einem Kriegsweisen, und legte einen Kranz auf den Särgen der Soldaten nieder.

Dann wurden die zwei Särge vom Parlament in die Sternbasilika (port.: Basílica da Estrela), unter Anteilnahme von tausenden Schaulustigen, gebracht, wo ein feierlicher Gottesdienst abgehalten wurde.

Danach wurden dann die Särge vom Bahnhof Rossio in Lissabon in die Stadt Leiria mit dem Zug gebracht, und von Leiria, auf einer von Pferden gezogenen Lafette, nach Batalha gezogen.
Nach einem feierlichen Gottesdienst wurden die Särge der zwei im Krieg Gefallenen in den Boden des Kapitelsaals niedergelassen.

Auf der Grabplatte wurde folgender Text eingemeißelt:

„Portugal eterno nos mares, nos continentes e nas raças, ao seu Soldado Desconhecido morto pela Pátria“
(dt.: „Portugal, ewiglich auf den Meeren, auf den Kontinenten und unter den Völkern, seinen Unbekannten Soldaten, die für das Vaterland gefallen sind“

Am 09. April 1924 kam eine so genannte Ewige Flamme (port.: Chama Eterna / Chama da Memória / Chama da Pátria) an das Grab des Unbekannten Soldaten.
Sie war ein Geschenk der 5. militärischen Division von Coimbra (port.: 5ª Divisão Militar de Coimbra) und wurde vom Künstler Lourenço Chaves de Almeida erschaffen. Die Lampe ist aus purem Eisen geschmiedet und steht an der Kopfseite des Grabes.
Seit dem Tag an dem die Ewige Flamme entzündet wurde, hat sie nicht aufgehört zu brennen.

34 Jahre später, am 09. April 1958 wurde im Kapitelsaal des Klosters Batalha, ein Holzkreuz mit einer Jesusfigur aufgehängt.
Dieses Christuskreuz hat eine lange, bewegende Geschichte.

Während des ersten Weltkrieges stand auf dem Feldlager der Portugiesen im französischen Flandern, unweit der belgieschen Grenze, zwischen den Ortschaften Lacouture und Neuve-Chapelle, bei Wind und Wetter, ein Holzkreuz vor dem die Soldaten für gewöhnlich beteten, bevor sie in die jeweiligen Schlachten gingen.
Am 09. April 1918 nahmen die portugiesischen Soldaten an der blutigen Schlacht von La Lys teil.
An diesem Tag startete das 6. Deutsche Heer die so genannte Frühjahrsoffensive des Flandernfeldzuges. Unter einem gewaltigen Artilleriefeuer und unter massivem Dauerbeschuss sollten an diesem Tag über 7.500 portugiesische Soldaten ihren Tod auf dem Schlachtfeld finden.
Die Kleinstadt Neuve-Chapelle wurde vollkommen zerstört.
Zu tausenden lagen auf dem ebenen Feld die Leichen und Verwundeten.
Zwar schwer angeschlagen, ohne Beine, ohne den rechten Arm und mit einer Gewehrkugel in der Brust, stand aber das hölzerne Christuskreuz als einziger, mehr oder weniger aufrecht, auf dem Schlachtfeld.
Nach dem Krieg wurde das Holzkreuz restauriert und blieb weiterhin auf dem Schlachtfeld, diesmal um die Gräber der abertausenden gefallenen portugiesischen Soldaten zu bewachen.

Anfang 1958 bat die portugiesische Regierung formell den französischen Staat um das Christuskreuz.
Die Franzosen kamen noch im selben Jahr dem portugiesischen Wunsch nach, und so wurde am 04. April 1958, einem Karfreitag, die als „Cristo das Trincheiras“ (dt.: Christus der Schützengräber) bekannte Figur, mit einem Flugzeug nach Lissabon gebracht.
Sie wurde dann am 09. April 1958 feierlich an der Kopfseite des Grabes des Unbekannten Soldaten im Kapitelsaal aufgehängt, wo sie bis heute noch hängt.

Das Grab, das Holzkreuz und die Ewige Flamme bilden das Grabmal des Unbekannten Soldaten.
In Kombination mit einer Wachablösung, die stündlich vollzogen wird, machen sie diesen Ort zu einem der emotionalsten in ganz Portugal.

Dem Grabmal des Unbekannten Soldaten ist im Kloster von Batalha auch ein Museum gewidmet, in dem vor allem Gaben an den Unbekannten Soldaten ausgestellt werden, und verschiedene Erinnerungsstücke aus dem 1. Weltkrieg, wie Fahnen, Orden und Trophäen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen