Dienstag, 21. Juni 2011

Das Land feiert ein Fest in der Stadt






Am vergangenen Samstag, dem 18. Juni 2011, fand mitten im Zentrum von Lissabon, in der Avenida da Liberdade, der Hauptarterie der Stadt, ein Mega-Event statt, bei dem die nationale Landwirtschaft ihre landwirtschaftlichen Produkte vorstellte.

Unter dem Titel „O campo faz festa na cidade (port.: „Das Land feiert ein Fest in der Stadt”), organisierte eine große Supermarktkette, in Zusammenarbeit mit dem Rathaus von Lissabon (port.: Câmara Municipal de Lisboa), einen besonderen Bauernhof, inmitten der Stadt, mit viel Vieh und riesigen Feldern.
Die sonst stark befahrene Avenida da Liberdade wurde zu einem grünen Korridor mit viel Farbe, außergewöhnlichen Düften und Tönen, in denen angebaute Früchte (port.: frutas) und Gemüse (port.: legumes / hortaliças) genauso vorhanden waren, wie auch Tiere vom Bauernhof.

Insgesamt 32 Vieh-, Obst- und Gemüsebauern aus dem ganzen Land stellten ihre nationalen landwirtschaftlichen Produkte einer breiten Öffentlichkeit von über 500.000 Besuchern vor.
Vor allem die Stadtkinder hatten so endlich mal die Gelegenheit echte Kühe, Schafe, Schweine, Ziegen, Hühner, Enten und Truthähne zu sehen und ebenso echte Gurkenpflanzen, Sonnenblumenfelder, Orangenbäume, Möhren, Melonen, Kartoffeln, Kohlköpfe und Erdbeerpflanzen.
Über 20 t angebautes Obst und Gemüse und ca. 260 Bauernhoftiere bedeckten den Asphalt der Straße.

Bei diesem Event hatte man auch die Gelegenheit an einem großen Pick Nick (port.: piquenique) teilzunehmen. Man musste nur eine Decke von zuhause mitbringen und etwas zu essen, und schon konnte man sich mitten auf der Avenida, auf dem Rasen ausbreiten und das mitgebrachte Essen zu sich nehmen.

Doch die Kirsche auf der Torte war für viele um 20:00 h der Auftritt des portugiesischen Schlagersängers Tony Carreira, der dann seine Schnulzen zur Begeisterung vieler anwesenden weiblicher Fans, zum Besten gab.

Überhaupt nicht einverstanden mit dieser Veranstaltung war der portugiesische Automobilclub (port.: Automobil Club de Portugal = ACP).
Der ACP meinte, dass keinem Autofahrer zu vermitteln sei, dass eine der wichtigsten Straßen der Hauptstadt, einer Supermarktkette zur Verfügung gestellt wird, während der Verkehr im Chaos versinkt.
Sie argumentierten damit, dass per Gesetz, Lissabons Straßen nur bei sportlichen und politischen Veranstaltungen für den Autoverkehr gesperrt werden dürfen und nicht etwa für die Werbezwecke einer Supermarktkette, den bei diesen, so die Meinung des Automobilclubs, handelte es sich bei diesem Event zweifellos.
Vor allem die Taxifahrer drohten im Vorfeld der Veranstaltung damit, zu streiken, falls das Rathaus an seinem Vorhaben festhalten sollte.

Natürlich haben die Taxifahrer nicht gestreikt und ebenso gab es auch kein Verkehrschaos, wie vom ACP befürchtet.
Sicherlich, die Veranstaltung hätte an einem anderen Platz stattfinden können, denn ehrlich gesagt, waren zu viele Besucher in der Avenida zugegen, was einem das flanieren auf dem Boulevard fast unmöglich machte.
Aber nach vielen Jahren wurde die Avenida da Liberdade endlich wieder zu dem, was sie einmal ursprünglich war, nämlich ein „Passeio Público“ (dt.: „Bürgersteig für das Volk“).
Und alleine das, war die ganze Veranstaltung wert!

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