Samstag, 13. Oktober 2012

Monsanto







Die nordportugiesische Landschaft Beira Baixa, mit ihrer Hauptstadt Castelo Branco, erstreckt sich über eine überwiegend unfruchtbare Ebene zwischen den südlichen Ausläufern der Serra da Estrela und dem Fluss Tejo.
In einem Tal, unweit der Kleinstadt Idanha-a-Nova, erhebt sich eine 758 m hohe Anhöhe, die den Namen Cabeço de Monsanto trägt.

Auf dieser Anhöhe, die schon die Römer Mons Sanctus (dt.: Heiliger Berg / port.: Monte Santo) nannten, liegt die noch nicht einmal 1.000 Einwohner zählende kleine historische Gemeinde Monsanto.
Wie ein Schwalbennest, das an einem Hauserdach klebt, so „klebt“ auch Monsanto eindrucksvoll am Cabeço de Monsanto, eingebettet zwischen riesigen Granitblöcken.

Archäologische Funde, wie Überreste von Wohnhäusern und Thermen, zeugen davon, dass schon die alten Römer den Fuß des Cabeço de Monsanto bevölkerten, bevor dann die Westgoten und die arabischen Mauren die Anhöhe besiedelten.
Als der portugiesische König Afonso Henriques im Jahre 1143 die Mauren besiegte und diese des Landes verwies, machte er viele Ortschaften und Siedlungen in der Beira Baixa dem religiösen Templerorden zur Schenkung.
Eines dieser Orte war Monsanto, das Afonso Henriques 1165 dem Kreuzritter Gualdim Pais, der an der Seite des Königs erfolgreich gegen die Mauren gekämpft hatte, schenkte.

Gualdim Pais, der am Zweiten Kreuzzug im Heiligen Land teilgenommen hatte und zum Großmeister des Templerordens avanciert war, war es dann auch, der im Jahre der Schenkung mit dem Bau der Burg von Monsanto anfing.
Im Jahre 1174 gewährte König Afonso Henriques in einem Brief (port.: carta de foral) der Burg Monsanto und ihren Bewohnern Sonderrechte.
Diese Sonderrechte erhielt Monsanto damals aufgrund seiner Grenznähe zum verfeindeten Königreich Leon, mit dem Portugal in dieser Zeit ständig kriegerische Auseinandersetzungen hatte.

Im Jahre 1190 und 1217 wurden diese Sonderrechte durch die Nachfolger von König Afonso Henriques, Sancho I und Afonso II, bestätigt.
1308 erteilte König Dinis I Monsanto die Marktrechte und König Manuel I machte im Jahre 1510 den Marktflecken Monsanto zur „vila“, also zur Kleinstadt.

Monsanto und seine Bürger konnten die Jahrhunderte hindurch nur Dank der wehrhaften Burg sicher überleben.
Mehrere Male wurde die Burg von spanischen und französischen Truppen belagert und bedroht, aber nie besiegt.
Da ist es schon fast ironisch, das es ausgerechnet die Portugiesen selber waren, die die Burg eines Tages in Schutt und Asche legten.
In einer Weihnachtsnacht des späten 19. Jahrhunderts explodierte, durch Leichtsinn der diensthabenden Wache, das Munitionsdepot der Burg, indem eine sehr große Menge Schießpulver gelagert wurde.
Die Explosion war so gewaltig, das ein riesiger Granitfelsen an dem die Burg angebaut war, in tausend Stücke gesprengt wurde und eine irreparable Lücke im Mauerwerk zurückließ.
Von der Burg von Monsanto (port.: Castelo de Monsanto), sind heute, bis auf einpaar Mauerreste, nur noch die Torre de Menagem, die Torre do Pião und die Kirche Igreja de Santa Maria do Castelo übrig geblieben.
Gott sei Dank leben wir heute in friedlicheren Zeiten und so war die Zerstörung der Burg von Monsanto nicht das Ende des Dorfes, sondern eher seine Wiedergeburt.

In den letzten Jahrzehnten ist Monsanto und seine Burgruine nämlich dadurch bekannt und landesweit berühmt geworden, weil Monsanto in einem Wettbewerb als das „portugiesischste Dorf Portugals“ (port.: A aldeia mais portuguesa de Portugal) als Sieger hervorging.
Dieser Wettbewerb fand im Jahre 1938 statt, also noch zu Zeiten des Diktators António de Oliveira Salazar.
Aber den Ruf, das „portugiesischste Dorf Portugals“ zu sein, hat Monsanto heute noch!

Monsanto liegt nicht nur schön, Monsanto ist auch wirklich ungewöhnlich schön!
Die moosbewachsenen Häuser aus Granit und Schiefer liegen eingebettet zwischen den riesigen Granitblöcken des Cabeço de Monsanto und werden durch enge und steile Gassen miteinander verbunden.
Die Bewohner des kleinen Ortes scheinen ihr Dorf wirklich zu lieben, denn alles ist sauber, ordentlich, gehegt und gepflegt, was hier in Portugal, zumindest auf dem Festland, leider nicht immer so selbstverständlich ist.

So klein der Ort auch ist, er hat außer seiner Burg geschichtsarchitektonisch noch einiges zu bieten.
So liegt außerhalb der Burgmauern die kleine Kapelle São Miguel, aus dem 12. Jahrhundert, von der behauptet wird, sie stehe an der Stelle, an dem einstmals ein Tempel für den römischen Kriegsgott Mars stand.
Weitere schöne Kirchen von Monsanto sind die Kirche Igreja São Salvador, die Hauptkirche des Dorfes, und die Kirche Igreja da Misericórdia.
Unweit der Igreja da Misericórdia steht der Pelourinho und die Torre do Lucano, die auch unter dem Namen Torre do Relógio (dt.: Uhrturm) bekannt ist, und aus dem 14. Jahrhundert stammt.
Gekrönt wird die Torre do Lucano durch einen silberfarbenen Hahn. Dieser Hahn ist die Siegestrophäe für den Wettbewerb, der Monsanto 1938 als das portugiesischste Dorf Portugals auszeichnete.

Ob Monsanto auch weiterhin das „portugiesischste Dorf Portugals“ ist oder nicht, das liegt wohl im Auge des Betrachters.
Fakt ist aber, das Monsanto zweifelsohne eines der ursprünglichsten und zauberhaftesten Ortschaften Portugals ist.

1 Kommentar:

  1. Montsanto - es lohnt sich diesen Felsenort zu besuchen, auch wenn es etwas weit ist.
    http://www.flickr.com/photos/afribrasil/sets/72157594265162030/

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