Dienstag, 12. Oktober 2010

Die Allroundbotschafterin


Das portugiesische Außenministerium (port.: Ministério dos Negócios Estrangeiros) im Palácio das Necessidades hat heute in einer Pressekonferenz verlautbaren lassen, dass aufgrund der schweren finanziellen Lage, in der sich die Nation im Augenblick befindet, einige Botschaften und Konsulate Portugals weltweit sich im kommenden Jahr auf starke Einsparungen einstellen werden müssen, manche von ihnen sogar auf Schließungen.

Wer sich in der portugiesischen Politik ein wenig auskennt, weiß dass die Auslandsvertretungen Portugals schon immer finanziell klein gehalten wurden.
Was ihnen aber im nächsten Jahr bevorsteht, wird so ziemlich das Härteste sein, was finanziell in den letzten Jahrzehnten auf sie zugekommen ist.

Um diesem gravierenden Problem entgegenzutreten hat das Außenministerium hier in Lissabon der Weltöffentlichkeit heute auf der Pressekonferenz auch einen neuen diplomatischen Beruf vorgestellt.
Dieser Beruf, oder besser gesagt diese Berufung, soll den Titel eines „Embaixador todo-o-terreno“ (dt.: „Allroundbotschafter“) oder „Embaixadora todo-o-terreno“ (dt.: „Allroundbotschafterin“) haben.

Natürlich habe ich mich, und sicherlich auch viele andere, sogleich gefragt was die Aufgabe eines „Allroundbotschafters“ sein könnte.
Der Sprecher des Außenministeriums hatte sofort eine Antwort parat, und gab als Beispiel der ersten „Allroundbotschafterin“ Dona Luisa Bastos de Almeida an, die bis dato Botschafterin unseres Landes in der Türkei (port.: Turquia) ist.

Dona Luisa Bastos de Almeida wird von einer Botschafterin Portugals in Ankara (port.: Ancara) zur Allroundbotschafterin „berufen“.
Als solche wird sie nicht nur, wie bis jetzt, erfolgreich Portugal im Ausland repräsentieren, sondern sie wird auch ihr eigener Chauffeur sein, ihre eigene Putzfrau, ihre eigene Köchin, und nebenbei wird sie auch noch als Konsularbeamtin Pässe und Visa abstempeln müssen!
Frau Botschafterin Luisa Bastos de Almeida wird all diese Tätigkeiten, ohne auch nur einen einzigen Euro mehr zu verdienen, erledigen.
Laut Außenministeriums hatte sie auch keine andere Wahl.
Denn hätte sie sich geweigert diese ihr übertragenen Mehrarbeiten zu erledigen, hätte man sie ihres Amtes entheben müssen, und die Botschaft in Ankara noch dieses Jahr schließen müssen.

In der portugiesischen Botschaft in Ankara waren einmal 18 Personen angestellt. In der Zwischenzeit wurde das Personal auf drei Personen reduziert.
Laut des Außenministeriums steht es aber der Botschafterin frei, Personal einzustellen. Das Außenministerium legt aber Wert darauf, dem portugiesischen Steuerzahler mitzuteilen, dass die Botschafterin dieses Personal dann aus ihrer eigenen Tasche bezahlen muss!

Einsparungen, zumal wenn sie auch den Staatsapparat betreffen, und nicht nur den normalen Steuerzahler, sind zwar begrüßungswert, aber in solch einem Fall, vielleicht etwas übertrieben.

Ich meine, was soll denn der türkische Staatspräsident bei seinem nächsten Neujahrsempfang in Ankara denken?
Das er „Ihre Exzellenz die Toilettenfrau“ als Vertreterin Portugals empfängt?

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