Samstag, 9. August 2014

Feira de São Mateus – ein Volksfest mit Tradition


Dieses Wochenende hat in der nördlich von Lissabon gelegenen Stadt Viseu das traditionsreiche Volksfest Feira de São Mateus (dt.: Matthäusvolksfest) begonnen.
Die Feira de São Mateus, die weit über die Region Viseus hinaus bekannt ist, ist nicht nur der älteste Jahrmarkt Portugals sondern, mit seinen 622 Jahren, auch der älteste Verkaufsmarkt fahrender Händler auf der ganzen Iberischen Halbinsel.

Ihren Ursprung hat die Feira de São Mateus in einem Erlass von König João I aus dem Jahre 1392.
König João I hatte ein Jahr zuvor, 1391, mit seiner Gemahlin Königin Filipa de Lencastre (engl.: Philippa of Lancaster) aus Évora kommend, in der Stadt Viseu Einzug gehalten.
Hier in Viseu wurde dem Königspaar am 31. Oktober 1391 ein Thronfolger geboren, der spätere König Duarte I.
Aus Anlass dieses freudigen Ereignisses, erlaubte der König im schon erwähnten Erlass vom 10. Januar 1392, den Bürgern der Stadt fortan einen alljährlich stattfindenden steuerfreien Jahrmarkt (port.: feira franca) abzuhalten. Ein „steuerfreier Jahrmarkt“ bedeutete, das alle Bauern und Händler auf alle erwirtschaffteten Einkünfte während der Dauer des Volksfestes keine Steuern zu zahlen brauchten.  Dieser „Steuerfreie Jahrmarkt von Viseu“ (port.: „Feira Franca de Viseu“), so der erste Name des Volkfestes, fand in den ersten Jahren immer im Frühling, um den Tag des Heiligen Sankt Georgs herum statt, und dauerte immer drei bis vier Wochen.

Die Feira war, vom Beginn ihrer Gründung an, wirtschaftlich sehr bedeutsam.
Die umliegenden Bauern boten auf diesem Markt ihre Agrarerzeugnisse und ihr Vieh feil und die örtlichen Händler und Handwerker boten die unterschiedlichsten Waren und Erzeugnisse an. Aber auch viele Fernkaufleute und sogar Mauren aus der Algarve und Nordafrika boten damals die verschiedensten Produkte auf der „Feira Franca“ an.
Wie alle Jahrmärkte zog auch dieser mit der Zeit viele Schausteller, fahrendes Volk, Gaukler, Quacksalber, Wahrsager und Musikanten an.

In der Regentschaft von König Afonso V wurde der Jahrmarkt vom Frühling in den Herbst verlegt, und ab 1475 begann er alljährlich immer am 20. Oktober, dem Tag von Santa Iria (dt.: Heilige Irene von Portugal) und dauerte dann 14 Tage.
Da der Jahrmarkt nun bis in den November hineinreichte und das Wetter im Norden Portugals im Herbst oftmals sehr widrig war und ist, wurde die „Feira Franca die Viseu“ ab 1490 wieder im April veranstaltet.

Erst auf Veranlassung von König Manuel I wurde ab 1501 beschlossen die Feira Franca um den ersten Herbsttag eines jeden Jahres herum, dem 21. September, abhalten zu lassen. Da der 21. September kirchenkalendarisch der Tag des Heiligen Matthäus ist, wurde der Jahrmarkt fortan Feira de São Mateus genannt.

Über fünf Jahrhunderte hinweg konnte sich dieser einstmals so wichtige Jahrmarkt über Wasser halten. Aber Ende des 19. Jahrhunderts, Anfang des 20. Jahrhunderts, verlor die Feira de São Mateus an Bedeutung. Das ging soweit, dass ab dem Jahre 1916 das Volksfest für neun Jahre nicht mehr abgehalten wurde.
Erst 1925 wurde der Marktbetrieb wieder ins Leben gerufen – seitdem bis heute ohne Unterbrechung!

Heute, 2014, erstreckt sich die Feira de São Mateus über ein Areal von 18.000 km² und hunderte Schausteller, in Portugal „feirantes“ genannt, bieten dort ihre Waren und Dienstleistungen an.
Aber auch der kulturelle Veranstaltungskalender kann sich dieses Jahr sehen lassen. Hierzulande sehr bekannte und beliebte Sänger und Gruppen wie z.B. Xutos & Pontapés, Ana Moura, Tony Carreira, Blind Zero, Paulo Gonzo oder Linda Martini werden dieses Jahr auf der Bühne der Feira de São Mateus 2014 auftreten.
Die diesjährige Feira de São Mateus findet bis zum kommenden 14. September 2014 statt.

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