Im Rahmen der
Vorrundenspiele der Fußball-WM 2014 (port.: Mundial de futebol 2014) in
Brasilien, spielt die Portugiesische Seleção am
heutigen Montag gegen die Deutsche Fußballnationalmannschaft.
Spielort des ersten
Gruppenspiels beider Mannschaften ist die brasilianische Hafenstadt Salvador da
Bahia.
Ich werde hier im
„Planet Portugal“ versuchen in nächster Zeit einige Städte vorzustellen, in
denen bei der WM in Brasilien gespielt wird. Fast all diese Städte haben eine portugiesische
Entstehungsgeschichte und noch heute einen starken portugiesischen Einfluss, so
auch Salvador da Bahia.
Die Küste Bahias war das
erste Land, das der Portugiese Pedro Álvares Cabral sichtete, als er am 22.
April des Jahres 1500 Brasilien entdeckte.
Nach der Entdeckung dieses
neuen riesigen Landes, entsendete der portugiesische König Manuel I
verschiedene Expeditionsfahrten in Richtung der Neuen Welt, um diesen
Kontinent, dessen Menschen und seine Pflanzen- und Tierwelt zu erforschen.
Eine dieser ersten
Expeditionen fand im Herbst 1501 statt und stand unter dem gemeinsamen Kommando
von Kapitän Gaspar de Lemos, der im Jahr zuvor der Flotte Cabrals angehört
hatte als dieser das Land entdeckte, und des italienischen Seefahrers und
Kartographen Amerigo Vespucci, der im Auftrag der portugiesischen Krone das
neue Land auf Karten aufzeichnen sollte.
Am 01. November 1501,
dem Allerheiligentag, entdeckten Lemos und Vespucci gemeinsam eine riesige,
reizvolle Bucht mit einigen vorgelagerten Inseln, der sie, des Datums wegen, den
Namen „Bahia de Todos os Santos“ (dt.: „Allerheiligenbucht“) gaben.
1511, 10 Jahre nach
der Entdeckung der Meeresbucht, erlitt ein französisches Schiff am Eingang der
Bucht Schiffbruch, und einige Mitglieder der Besatzung konnten sich an Land
retten.
Unter den
Schiffsbrüchigen die sich retteten war auch der Portugiese Diego Álvares, der
schnell Freundschaft mit den ortsansässigen Tupinambá-Indios schloss.
Er wurde von den
Indios in ihr Dorf aufgenommen, heiratete später die Häuptlingstochter Paraguaçu und lernte von den Tupinambás sogar, unter
anderem, wie man Zuckerrohr anbaute.
Es dauerte nicht
lange, und nach Diego Álvares kamen die ersten Abenteurer, die ersten Händler
und die ersten Missionare in das Dorf und aus Bahia wurde mit der Zeit eine
„Capitania“.
Eine „Capitania“ war damals
eine Verwaltungszone, die vom König in Portugal an Adlige und Kapitäne – daher
der Name „Capitania“ – als Lehensitz vergeben wurde.
Den jesuitischen
Missionaren ist es zu verdanken, das die ortsansässigen Tupinambá-Indianer
missioniert und so daher nicht versklavt wurden.
Da aber der Anbau und
Handel mit Zuckerrohr damals anfing zu florieren und dringend Feldarbeiter für
die Zuckerohrplantagen gebraucht wurden, verschleppten die Portugiesen einfach Afrikaner
aus Angola und brachten diese als Sklaven nach Brasilien.
So legten damals die
Portugiesen, auf perverse Weise, den Grundstein für ein bis heute sehr
afrikanisch geprägtes Salvador.
Im Jahre 1536 machte
der Nachfolger König Manuels, König João III, den
Adligen Francisco Pereira Coutinho zum Verwalter der Capitania Bahia, und
dieser gründete eine Siedlung unweit des Indiodorfes dem er seinen Namen gab.
Das Dorf
„Pereira“ wurde zum neuen Verwaltungssitz der Capitania Bahia und somit schnell
zum Geschäftszentrum der neuen Kolonie.
Die Erhebung „Pereiras“
vom einfachen Dorf zum wichtigen Handelszentrum ist wohl das einzig Positive
womit Francisco Pereira Coutinho im Nachhinein in
Verbindung gebracht werden kann. Denn Coutinho soll ein ungerechter,
rüpelhafter, sadistischer und sehr grausamer Mann gewesen sein, vor allem den
eingeborenen Indios gegenüber.
Er war von
den Ureinwohnern so verhasst, das die Indios, die jahrelang mühevoll von den
Missionaren im christlichen Glauben und Nächstenliebe erzogen worden waren,
ihn, als sie ihn Ende 1547 zu fassen bekamen, töteten und aufaßen!
Noch vor
seinem Tod hatte Francisco Pereira Coutinho den portugiesischen Seefahrer und
Adligen Tomé de Sousa damit beauftragt unweit des Dorfes eine Festung zu bauen,
um die Siedlung und das Umland vor feindlichen Angriffen zu schützen.
Diese Festung erhielt
den klangvollen Namen „São Salvador da Bahia
de Todos os Santos“ (dt.: „Heiliger Retter der Bucht von Allerheiligen“).
Nachdem
Portugal sich 49 Jahre lang nicht um die Kolonialisierung des neu entdeckten
Brasiliens gekümmert hatte – das Land wurde lediglich mancherorts verwaltet –
machte König João III im Jahre 1549 Tomé de Sousa zum ersten
Generalgouverneur der Kolonie.
Das Dorf
„Pereira“ und die Festung wurden in Salvador da Bahia umbenannt und am 21. März
1549 zur Hauptstadt von Portugiesisch Amerika, dem heutigen Brasilien, erklärt.
Nach der
Ernennung Salvadors zur Hauptstadt wurde die Stadt zum Verwaltungs- und
Geschäftszentrum, sowie zum religiösen Mittelpunkt Südamerikas.
Noch
heute zeugen viele alte Bauten und wunderschöne Kirchengebäude aus der
Kolonialzeit Salvadors – einige von ihnen sind heute UNESCO-Weltkulturerbe – vom
unübersehbaren portugiesischen Einfluss in der Stadt.
Dies sind
z.B. in der Oberstadt (port.: Cidade Alta):
- Kathedrale
Sé Primacial São Salvador
- Kloster
Nossa Senhora do Carmo
- Kirche
Santa Casa da Misericordia
- Kirche
und Kloster São Francisco
- Kirche
und Kloster Santa Teresa
- Kloster
São Bento
In der
Unterstadt (port.: Cidade Baixa) z.B.:
- Kirche Nossa Senhora da Conceição da Praia
- Kirche Senhor Bom Jesus do Bonfim
Salvador
wurde Ende im 17. Jahrhundert zu der wichtigsten portugiesischen Kolonialstadt,
und auch andere fanden die Stadt anscheinend sehr attraktiv, denn in den Jahren
1598, 1624, 1625 und 1638 überfielen und besetzten Holländer die Stadt, wurden
aber alle vier Mal erfolgreich vertrieben.
Um 1640
war Salvador die größte Stadt Portugals und die größte Metropole der südlichen
Welthalbkugel – einen Rang, den heute die brasilianische Metropole São Paulo
hat.
Im Jahre
1763 wurde das südlicher gelegene Rio de Janeiro die neue Hauptstadt Brasiliens
und Salvador lediglich zur Provinzhauptstadt.
Als die
portugiesische Königsfamilie im Jahre 1807 vor den Truppen Napoleons aus
Portugal fliehen musste, begab sie sich auf den Weg nach Brasilien.
Der erste
Hafen den sie in Südamerika anliefen war der von Salvador da Bahia. Die riesige
Flotte von Königin Maria I und ihrem Sohn, Prinzregent João, kam am 23. Januar
1808 in Salvador an. Die königliche Familie blieb aber nicht so lange in der
Stadt, denn bereits 35 Tage nach der Ankunft segelten sie weiter in die
Hauptstadt Rio de Janeiro, wo sie dann bis 1820 blieben.
Am 07.
September 1822 erlangte Brasilien, nach 322 Jahren Kolonialzeit, die
Souveränität von Portugal.
Mit der
Unabhängigkeit Brasiliens endete die portugiesische Hoheit auch über Salvador
da Bahia.
Der portugiesische
Einfluss aber, der lebt bis heute in dieser Stadt und er wird hier wohl zweifellos
auch in Zukunft sichtbar und zu spüren sein.
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