Sonntag, 22. Juni 2014

Die Portugiesen in… Manaus


Im Rahmen der Vorrundenspiele der Fußball-WM 2014 (port.: Mundial de futebol 2014) in Brasilien, spielt die Portugiesische Seleção am heutigen Sonntag gegen die USA.
Spielort des zweiten Gruppenspiels beider Mannschaften ist die brasilianische Stadt Manaus, mitten im Regenwald, im Bundesstaat Amazonien.
Ich werde hier im „Planet Portugal“ versuchen in nächster Zeit einige Städte vorzustellen, in denen bei der WM in Brasilien gespielt wird. Fast all diese Städte haben eine portugiesische Entstehungsgeschichte und noch heute einen starken portugiesischen Einfluss, so auch Manaus.

Als der portugiesische Seefahrer Pedro Álvares Cabral am 22. April 1500 Brasilien entdeckte, wurde das Land schon vor tausenden von Jahren von einer Urbevölkerung bewohnt, die wir heute als Indios kennen.
Einige dieser Indios machten auch gleich nach der Ankunft Bekanntschaft mit den Portugiesen, doch noch viele Hunderttausende von ihnen lebten damals über das ganze Land verteilt.

Da die Portugiesen sich der Dimensionen des Landes nicht bewusst waren, und da sie doch eher Seefahrer als Eroberer waren, führten sie in den ersten Jahrzehnten eine Kolonialpolitik, die sich lediglich auf die riesige Küste Brasiliens beschränkte.
Und so wurde das riesige Urwaldgebiet Amazoniens nicht etwa von den Portugiesen, von der Küste her entdeckt und erobert, sondern nach der Umschiffung des amerikanischen Kontinents durch den Portugiesen Fernão de Magalhães (dt.: Ferdinand Magellan), von dem von Spanien neu entdeckten Peru her.

Es war der spanische General Francisco de Orellana, der sich im Jahre 1541 mit 4.000 Mann von Peru aus gen Osten auf den Weg machte, um die sagenumwobene goldene Hauptstadt der Inkas, das „El Dorado“, zu entdecken.
„El Dorado“ fanden Francisco de Orellana und seine Mannen während ihrer zweijährigen Expedition nicht, aber sie entdeckten dafür einen riesigen Wasserstrom – den Amazonas!

Bei einer Fahrt durch das immense Amazonasbecken entdeckte Orellana dann am 03. Juni 1542, eher zufällig, eine größere Siedlung eingeborener Indios das am linken Ufer des Rio Negro lag, unweit dessen Mündung in den Amazonas.
Diese Siedlung wurde von den einheimischen Indianern „Manao“ genannt, und war wohl die Keimzelle des heutigen Manaus.
Francisco de Orellana versuchte zwar, nach damaliger Eroberungsmanier, sich der Siedlung „Manao“ zu bemächtigen, wurde aber von den Indios vehement daran gehindert.
Orellana fuhr den Amazonasstrom nach Osten weiter, und am 26. August 1542 erreichte er das riesige Mündungsdelta des Amazonas und den Atlantik.

Der Regenwald Amazoniens hatte sich eher als „undurchdringliche Hölle“ herausgestellt, als ein goldenes „El Dorado“.
Vom eroberungspolitischen Standpunkt ausgesehen, war Amazonien wertlos!
Also ließen sich die Portugiesen sehr viel Zeit, bis auch sie sich mit der „grünen Hölle“ beschäftigten und sich langsam in sie hineinwagten.
Die ersten Portugiesen die sich intensiv mit dem Amazonasgebiet beschäftigten, waren Händler und Missionare des Jesuiten- und des Carmeliterordens – die einen missionierten die Indios, die anderen trieben alsbald mit ihnen Handel.
Und der artenreiche Regenwald gab viel her um zu Handeln.
Die portugiesischen Kolonialherren waren vor allem an den vielen Edelhölzern, wie Rosenholz, Palisander und dem roten Brasilholz, der letztendlich dem neu entdeckten Land seinen Namen gab, interessiert.

Im Jahre 1660 gründeten Soldaten, Händler und Missionare an dem Ort an dem sich das Indiodorf „Manao“ befand, die Siedlung Barra do Rio Negro.
Fünf Jahre später, 1665, erbauten die Jesuiten die erste Missionskirche, die heutige Kathedrale Nossa Senhora da Conceição.
Im Jahre 1669 ließ der damalige Gouverneur der Capiania São José do Rio Negro, Kapitän António Albuquerque de Carvalho, die Festung „Forte de São José da Barra do Rio Negro“ erbauen, die fortan die Aufgabe hatte, den Ort zu beschützen.
Die Gründung des Forts am 24. Oktober 1669 gilt seitdem als der Gründungstag der Stadt Manaus.

Das Fort blieb die ersten Jahrzehnte immer sehr übersichtlich.
In einem Bericht aus dem Jahre 1784 an den portugiesischen Hof wurde bekannt, dass das Fort damals an die 300 Bewohner beherbergte – davon waren nur weiße 40 Portugiesen.
1791 wurde das kleine São José da Barra do Rio Negro vom damaligen Gouverneur Manuel da Gama Lobo d´Almada zur Provinzhauptstadt ernannt, und das obwohl der Ort noch nicht einmal den Status einer Stadt hatte.

Erst nach der Unabhängigkeit Brasiliens von Portugal wurde die Siedlung 1856 als Stadt anerkannt und zu Ehren der Indianer und zum Andenken an ihre alte Siedlung „Manao“, in Manaus umbenannt.

Manaus ist heute die Hauptstadt des brasilianischen Bundesstaates Amazonas und hat gut 2 Millionen Einwohner. Sie ist eine moderne, pulsierende in voller Entwicklung befindliche Stadt, mitten im Regenwald, die von ihrer abenteuerlichen Geschichte geprägt ist.

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