Montag, 12. November 2012
Portugiesisch ist nicht gleich portugiesisch
Während ich diese Zeilen hier schreibe, ist Bundeskanzlerin Angela Merkel wohl wieder in Berlin angekommen.
Für sage und schreibe sieben Stunden war sie heute hier in Portugal, und hat ihren ersten offiziellen Staatsbesuch absolviert.
Was genau sie hier gemacht hat und welchen Zweck ihr Aufenthalt hier hatte, ist mir und den meisten Portugiesen ein Rätsel.
Zuerst traf die deutsche Bundeskanzlerin mit Portugals Staatspräsidenten Anibal Cavaco Silva zusammen, dann aß sie mit Premierminister Pedro Passos Coelho und Außenminister Paulo Portas zu Mittag und dann traf sie mit deutschen und portugiesischen Wirtschaftsbossen zusammen.
Während ihres ganzen siebenstündigen Aufenthaltes zeigte sich Angela Merkel offenbar interessiert, war stets aufmerksam, würdigte die strikte Sparpolitik der hiesigen Regierung und zeigte Verständnis für die aktuelle schwere Lage der portugiesischen Bevölkerung.
Durch eine Dolmetscherin des Auswärtigen Amtes, die mit ihr aus Berlin angereist war, ließ sie all dies verlautbaren.
Interesse, Aufmerksamkeit, Würdigung und Verständnis, das sind Attribute die ich der deutschen Bundeskanzlerin an solch einem wichtigen Tag gerne abnehmen würde, wenn…
ja, wenn nicht da eine Kleinigkeit wäre, die ich und viele meiner Landsleute als inakzeptabel ansehen.
Die Dolmetscherin die Angela Merkel aus Berlin mitbrachte, und die für sie übersetzte, sprach nämlich nicht etwa portugiesisch, sondern brasilianisches portugiesisch!
Und portugiesisch ist nicht gleich portugiesisch, genauso wenig wie deutsch nicht gleich deutsch ist!
Viele meiner deutschen Freunde werden jetzt sagen, dass das ja wohl keine große Sache ist.
Aber, nur wer hier in Portugal lebt und wer die Geschichte der portugiesischen Sprache kennt, weiß welche Missachtung die Bundeskanzlerin heute an den Tag gelegt hat.
Man kann zu Angela Merkel politisch und menschlich stehen wie man will aber manchmal sind es eben die kleinen Dinge, die nicht nur in der Diplomatie, zwischen taktvoll und taktlos unterscheiden!
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Diese Zeilen möchte ich kommentieren. Ich finde es relativ unwichtig, wie sich Frau Merkel nun übersetzen läßt. Spätestens seit dem Acordo Ortográfico steht doch fest, dass es sich um eine portugiesische Sprache handelt, auch wenn sie in unterschiedlichen Dialekten gesprochen wird. Für mich stellt sich die Frage warum sich Frau Merkel nur mit Vertretern der regierenden Politik und Wirtschaft zusammensetzt nicht aber die Sorgen von Sozialverbänden, Gewerkschaften und den normalen Portugiesen hören möchte. Dieser Besuch war eine Schau der Macht und hatte mit den Worten Interesse, Aufmerksamkeit, Würdigung und Verständnis wenig zu tun. Die Auswirkungen der Sparpolitik interessieren die Frau Kanzlerin in Wirklichkeit nicht. "The show must go on" und das Streichkonzert der Sozialleistungen und bisherigen Errungenschaften in Portugal soll ungehindert weiter gehen. Das stört mich sehr.
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