Samstag, 10. März 2012

Von peinlichen Staatsoberhäuptern – über Grenzen hinweg


Am letzten Donnerstag, dem 08. März 2012, wurde der ehemalige Bundespräsident Christian Wulff mit einem großen Zapfenstreich verabschiedet, nachdem er am 18. Februar von seinem Amt zurückgetreten war.
Über zwei Monate hinweg hat Wulff aufgrund seines umstrittenen Hauskredits, seiner zwielichtigen Kontakte zu Unternehmerfreunden und vieler anderer zweifelhafter Aktionen das deutsche Volk regelrecht zum Narren gehalten.

Nun hat ihn das politische Berlin endlich in den Ruhestand geschickt – und zwar, wie es scheint, in einen „vergoldeten“ Ruhestand.
Außer einem Ehrensold von jährlich 199.000 Euro soll Wulff, wie alle früheren Bundespräsidenten auch, Personenschutz, ein Auto mit Fahrer, ein Büro und einen Mitarbeiterstab erhalten.
Ein Fakt, der vielen Deutschen offensichtlich missfällt!
Vielen meiner deutschen Freunde und Kollegen ist Christian Wulff einfach nur peinlich, und manche schämen sich sogar für ihn.

Aber die Deutschen sind nicht die einzigen, denen ihr Staatsoberhaupt peinlich ist.
Auch wir hier in Portugal haben an der Spitze des Staates einen Mann, der krampfhaft versucht sein Saubermannimage zu pflegen und der von sich behauptet eine moralische Instanz zu sein, es aber oftmals an Moral und Würde mangeln lässt.

Diese Woche ist bekannt geworden, dass Anibal Cavaco Silva, seines Zeichens Präsident der portugiesischen Republik, seinem russischen Amtskollegen Wladimir Putin zu dessen „überragenden“ Wahlsieg zum Präsidenten Russlands am vergangenen Sonntag gratuliert hat.
Wie auf der offiziellen Seite des hiesigen Präsidialamtes zu lesen ist, gratulierte Cavaco Silva Herrn Putin mit den folgenden Worten:

• „Por ocasião da eleição de Vossa Excelência como Presidente da Federação da Rússia quero dirigir-lhe, em meu nome e no do Povo Português, calorosas felicitações e votos de sucesso no exercício das altas funções que é chamado a desempenhar“

Ins deutsche übersetzt lautet dieser Text wie folgt:

• „Aus Anlass ihrer Wahl zum Präsidenten der Russischen Föderation, möchte ich Ihnen, in meinem Namen und im Namen des portugiesischen Volkes, die wärmsten und herzlichsten Glückwünsche übermitteln und Ihnen für das hohe Amt, für welches Sie nun berufen sind, alles erfolgreiche Wünschen“

Nun, das ein Präsident dem anderen zu einem erfolgreichen Wahlausgang gratuliert, ist nichts Außergewöhnliches und normalerweise auch nicht zu beanstanden.
Außergewöhnlich und beanstandungswürdig ist aber sehr wohl die Art und Weise wie diese Gratulation ausgedrückt wird!

Jeder weiß, dass die Wahlen in Russland weder frei noch fair vonstatten gingen, und dass Wladimir Putin diese nur gewinnen konnte, weil er Wahlbetrug im großen Stil betrieb.
Offensichtlich sind für Putin seine autokratischen Neigungen bedeutender als seine demokratische Überzeugung.

Deshalb ist es für mich nicht nachvollziehbar und im hohen Maße peinlich, das der höchste Repräsentant meines Landes in seinem offiziellen Glückwunschschreiben an Putin die Worte „calorosas felicitações“ (dt.: „wärmsten und herzlichsten Glückwünsche“) benutzt, zumal er diese Worte ja auch im Namen des portugiesischen Volkes, also auch in meinem Namen, übermittelt.

Ich weiß sehr wohl, dass die Diplomatie einen gewissen taktvollen Ton vorschreibt, wenn Politiker miteinander kommunizieren.
Und in diesem Fall hat Cavaco Silva zweifelsohne gegenüber Putin einen taktvollen Ton angeschlagen, als er die Wörter „wärmsten und herzlichsten“ vor die eigentlichen Glückwünsche dransetzte.
Gegenüber jedem freiheitlich denkenden und demokratischen Menschen aber, hat er sich äußerst taktlos verhalten und im Ton vergriffen!

Männer wie Cavaco Silva und Wulff vergessen oftmals die Tatsache, dass das Amt eines portugiesischen Staatspräsidenten oder der eines deutschen Bundespräsidenten eigentlich ein Amt mit Würde und im Dienste des jeweiligen Volkes sein sollte.

Sie mögen diese Tatsache oftmals vergessen…
Aber es obliegt uns, dem Volk, sie immer wieder daran zu erinnern!

1 Kommentar:

  1. Vielleicht spekuliert Cavaco Silva darauf, daß er wie ex-Bundeskanzler Schröder mit einem lukrativen Job bei einem russischen Oligarchen ausgestattet wird, wenn er aus dem Amt scheidet. Immerhin hat Cavaco sich ja vor kurzem beklagt, mit 10.000 € im Monat könne er kein menschenwürdiges Leben führen. Da ist ihm Christian Wulff mit seiner eigenen großzügigen Altersversorgung um Längen voraus. Wir dürfen aber gespannt sein, wieviel Honorar er für seine Lebenserinnerung erhalten wird. Oder welche Beraterjobs er künftig für viel Geld ausfüllen darf.

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