Samstag, 20. Dezember 2014

Zum Vierten Advent: Fatias embriagadas, die angeheiterten Scheiben


In den letzten Adventwochenenden habe ich hier in meinem Blog drei Rezepte vorgestellt, die in unserer Familie zu Weihnachten immer ankommen.
Da waren zum einen das Rezept für frittierte Kürbiskrapfen (port.: filhóses), dann das Rezept für Süßkartoffelnocken (port.: broas de batata doce) und letzte Woche das Rezept für Milchfadennudeln (port.: aletria).
Nun, Kürbis, Süßkartoffeln und Fadennudeln sind vielleicht nicht gerade die typischsten Zutaten in der deutschen Weihnachtsbäckerei, aber es muss ja auch nicht immer Vanille, Mandeln und Anis sein – obwohl diese Zutaten auch hier in Portugal sehr beliebt sind.

Das heutige Rezept zum Vierten Advent, das ich von meiner Mutter Luisa habe und das ich hier vorstellen will, heißen bei uns zu Hause „Fatias embriagadas“, besteht aus Weißbrotscheiben und ist im Grunde auch in Deutschland bekannt, da allerdings unter dem Namen „Arme Ritter“.
Während aber in Deutschland die Weißbrotscheiben für die „Arme Ritter“ traditionell in Milch eingeweicht werden, bevor sie frittiert werden – eine Variante die auch hier in Portugal sehr beliebt ist – werden die „ fatias“ (port.: Scheiben) bei uns zu Hause anstatt in Milch in Rot- oder Weißwein eingetaucht (port.: embriagadas = dt.: angeheitert, feuchtfröhlich, berauscht, beschwipst).

Hier nun also ein traditionelles portugiesisches Weihnachtsrezept zum Vierten Advent:

Fatias embriagadas, die angeheiterten Scheiben

Zutaten

400 g Weißbrot (2 oder 3 Tage alt)
10 dl Rot- oder Weißwein
200 g Honig
400 g Zucker
1 oder 2 Zimtstangen
1 große Zitroneschale
10 Eier
Olivenöl oder Bratfett zum frittieren
Zucker und Zimt zum bestreue

1. den Rot- oder Weißwein mit dem Zucker, den Zimtstangen, dem Honig und der Zitronenschale erhitzen aber nicht kochen (anstatt den Wein mit den Zutaten aufzukochen, kann man auch Wein mit Glühweingewürz erhitzen oder aber Portwein verwenden)
2. nach dem erhitzen den Wein etwa ½ Stunde ziehen und etwas abkühlen lassen
3. dann das Weißbrot in fingerdicke Scheiben schneiden (man kann hier auch einfach Toast- oder Baguettescheiben nehmen)
4. nun die Brotscheiben in den Wein eintauchen und diese den Wein aufsaugen lassen
5. dann die „angeheiterten“ Brotscheiben durch die leicht geschlagenen Eier eintauchend durchschwenken
6. nun die in Wein und Eier eingetauchten Brotscheiben in Olivenöl oder Bratfett in einer Pfanne von beiden Seiten knusprig frittieren
7. dann die goldgelb frittierten Brotscheiben in einen Teller legen und mit viel Zucker und Zimt bestreuen

Fatias douradas (dt.: goldene Scheiben), eingelegte und dann frittierte Brotscheiben, waren schon bei den Römern bekannt als sie Lusitanien – das heutige Portugal – eroberten.
Die älteste in Portugal bekannte Erwähnung dieser einfachen Süßspeise findet man in dem Kochbuch „Arte de cozina, pasteleria, vizcocheria y conserveria“ (dt.: Die Kunst des Kochens, Konditierens, Backens und Konservierens) des Kochs Francisco Martinez Motiño. Motiño war Küchenchef am Hofe des spanischen Königs Felipes III, der damals in Personalunion gleichzeitig auch König Filipe II von Portugal war.

Es gibt hierzulande sehr viele Rezepte dieser traditionellen Weihnachtssüßspeise, aber die Variante mit gesüßtem Würzwein ist in unserer Familie am beliebtesten.

Allen Lesern meines Blogs und all meinen Freunden wünsche ich einen schönen und leckeren Vierten Advent!

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