Wer jemals hier in
Lissabon mit dem Flugzeug zu Besuch war, dem ist auf dem Weg zum
Internationalen Flughafen bestimmt schon einmal an dem Kreisel der Rotunda do
Aeroporto, einem Verkehrsknotenpunkt an dem einige wichtige Arterien der
Hauptstadt auf dem Weg zum Flughafen zusammentreffen, eine weiße Marmorstatue aufgefallen.
Diese Statue stellt São
Cristóvão (dt.: Sankt Christophorus), den Schutzheiligen aller Reisenden,
Autofahrern, Seeleute und Piloten, dar.
Denkmäler und Statuen
für Heilige gibt es in Lissabon zur Genüge. Aber dieses hier, an der Rotunda do
Aeroporto, der ehemaligen Praça do Relógio, ist meiner Meinung nach, zweifellos
eines der schönsten der Stadt.
Der Platz hat im
Laufe der Jahre seinen Namen geändert und auch sein Aussehen hat sich stark
gewandelt, aber dar Heilige Christophorus ist an diesem Platz über die Jahre
hinweg eine Konstante geblieben.
Seit meiner Kindheit
steht er da.
Er war immer das
letzte was ich von Lissabon sah, bevor ich mit meinen Eltern nach Deutschland
flog.
Und heute ist es
nicht anders: wenn ich von Lissabon abfliege, dann ist dieses Denkmal immer das
letzte was ich bewusst wahrnehme bevor ich in den Flieger steige.
Auch viele meiner
Freunde nehmen diese weiße Statue, bevor sie von Lissabon abfliegen, als
letzten Urlaubseindruck mit.
Das Denkmal ist ein
Werk des Lissabonner Bildhauers Leopoldo Neves de Almeida, dessen berühmtestes
Werk wohl das Entdeckerdenkmal (port.: Padrão dos Descobrimentos) in Belém ist.
Der Bildhauer
fertigte die Statue, die aus weißem Marmor aus der Gegend von Estremoz im
Alentejo ist, aus einem einzigen Block.
Vier lange Jahre brauchte
er um sein Kustwerk zu vollenden.
Die Statue hat eine
Höhe von 320 cm, wiegt stolze sechs Tonnen und steht auf einen 130 cm hohen
Sockel.
Der Heilige
Christophorus soll einstmals unter dem Namen Opherus (gr.: Träger) im 3. oder
4. Jahrh. n. Chr. gelebt haben. Es heißt, er sei ein Hüne gewesen, und er soll den
Beruf eines Fährmanns ausgeübt haben.
Zu den Pflichten
eines Fährmanns gehörte es zur damaligen Zeit auch, Kinder und alte Menschen
auf den Schultern von einer Seite des Ufers auf die andere Seite zu bringen.
Der Legende nach,
soll Opherus eines Tages ein Kleinkind auf seinen Schultern über einen Fluss
getragen haben.
Zuerst war das Kind
sehr leicht, doch je länger Opherus durch den Fluss watete, desto schwerer
erschien ihm das Kind. Als er kaum noch das Gewicht des Kindes aushalten
konnte, meinte er zu diesem, es wäre ihm so, als ob er die Last der ganzen Welt
zu tragen hätte.
Daraufhin gab sich
der Knabe als Jesus Christus zu erkennen, der der Überlieferung nach, als Heiland
ja die Last der ganzen Welt zu tragen hat.
Ab da wurde Opherus nun
„Christopherus“ (derjenige, der Christus trägt) genannt.
Der Heilige
Christopherus wird seitdem immer mit einem Stab in der Hand und dem Jesuskind
auf den Schultern dargestellt.
So auch der
Christopherus von Leopoldo Neves de Almeida.
Nach vierjähriger
Arbeit vollendete der Bildhauer sein Kunstwerk Anfang 1969.
Im selben Jahr, am
25.Juli, seinem offiziellen Gedenktag, wurde der Heilige Christopherus von
General António Vitorino da França Borges, dem damaligen Oberbürgermeister der
Stadt Lissabon, feierlich eingeweiht.
São Cristóvão ist
seit jeher einer der populärsten Heiligen in Portugal.
Seit dem Mittelalter
ziert sein Bild gut sichtbar viele Kirchen, Kapellen, Handelsstraßen, Pilgerwege
und Wasserstraßen des Landes.
An großen, damals schwer
überwindbaren Flüssen, wie z.B. dem Tejo, dem Guadiana, dem Minho oder dem
Mondego, stellte man früher die Christopherusbildnisse so auf, das die
vorbeifahrenden Schiffe immer den Heiligen vom Wasser aus erblicken konnten.
Noch heute kann man an den Ufern dieser Flüsse vereinzelt solche alten
Christophorusfiguren sehen.
Die katholische
Kirche mag sich von diesem historisch nicht einwandfrei nachweisbaren Heiligen
seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil distanziert haben; mag ihn sogar aus
ihrem liturgischen Festkalender verbannt haben.
Fakt ist aber das São
Cristóvão in der Bevölkerung weiterhin sehr präsent ist.
So gibt es hier in
Portugal kaum einen Taxifahrer oder Autofahrer, der nicht ein Christophorusbild
an seinem Armaturenbrett angebracht hat.
Und auch die vielen
Blumen die oftmals am Fuße des Denkmals an der Rotunda do Aeroporto von
anonymen Verehrern niedergelegt werden zeugen von der Beliebtheit dieses
Alltagsheiligen bei der Bevölkerung.
Die Statue habe ich auch schon gesehen. Vielen lieben Dank für deine tollen Ausführungen
AntwortenLöschenLiebste Grüße zu dir :-)