Sonntag, 8. Dezember 2013

Beziehungskiller Besen


Also man kann mir vieles nachsagen, aber eines ganz bestimmt nicht: nämlich das ich abergläubisch bin!
Ich bin wohl einer der wenigen, die nicht an Unglückstage, Glückszahlen oder Maskottchen glauben, bin mir aber sehr wohl darüber im Klaren, das ich von vielen Menschen umgeben bin, die alltäglich diesem magischen Denken des Aberglaubens verfallen sind.

Ich kann es beim besten Willen nicht nachvollziehen, dass in unserer modernen, gebildeten Gesellschaft von heute es tatsächlich Menschen gibt, auch jüngere Menschen, die oftmals ihr rationales Denken ausschalten und sich dafür lieber dem irrationalen Denken widmen.
Leider, so scheint es mir, ist Aberglaube (port.: superstição) auch hier in Portugal im Alltag sehr weit verbreitet, vielleicht sogar mehr als in Deutschland – jedenfalls kommt es mir so vor.

Eine dieser modernen, gebildeten, jungen Menschen, die um jede schwarze Katze einen Bogen macht und die wegen jeder angelehnten Leiter die Straßenseite wechselt, ist meine liebe Freundin Fátima Rodrigues, die es beruflich bis zur Architektin gebracht hat, die überaus erfolgreich ist und die eigentlich als Mensch sehr unkompliziert ist.

Als ich Fátima dieser Tage traf und mich mit ihr unterhielt, stellte ich ihr die, eigentlich nebensächliche, Frage:
„Mensch Fátima, wann heiratest Du eigentlich?!?“
Denn man muss wissen, dass Fátima nicht nur erfolgreich, intelligent, kreativ, zuverlässig, bescheiden und extrem freundlich ist, sondern dass sie auch eine „Schnitte“ ist.
Und deshalb ist es mir unbegreiflich, weshalb diese Frau keinen Partner findet.

Fátima hatte dann auch prompt, auf die belanglose Frage die ich ihr gestellt habe, eine Antwort parat.
Sie sagte zu mir allen ernstes (und jetzt halte man sich fest):

„Man hat mir schon so oft über die Füße gekehrt. Wahrscheinlich werde ich wohl nie heiraten!“
(port.: „Já me varreram tantas vezes por cima dos pés. Provavelmente nunca hei-de casar!“

Also den kannte ich noch nicht!
Und so habe ich mich durch Fátima aufklären lassen.
Sie erklärte mir, dass einem Aberglauben nach, junge Mädchen oder junge Frauen ihr Leben lang alleine bleiben, wenn mit einem Besen (port.: vassoura) über ihre Füße gefegt wird.
Dabei spielt es anscheinend keine Rolle, ob sich die Frau selbst über die Füße fegt oder ob ein Außenstehender den Fegevorgang vollzieht.
Fegen ist fegen – jedenfalls für einen Abergläubigen!

Ich habe mich nun ein bisschen schlau gemacht und herausbekommen, dass dieser Aberglaube seinen Ursprung im Alltag des Mittelalters hat.
Demnach, so der Volksmund damals, hatte eine Frau, die sich selber über ihre eigenen Füße kehrte, keine Ahnung von der Hausarbeit und war somit als Ehe- und Hausfrau komplett ungeeignet.
In Nordportugal, im Minho und Trás-os-Montes, gilt es noch heute als schlechtes Omen vor einer allein stehenden Frau den Besen zu schwingen, denn das bedeutet, dass diese niemals heiraten wird.

Aber, so habe ich rausbekommen, es gibt für eine Frau eine Möglichkeit diesen „Fluch“ des ewigen Single-Daseins zu entkommen:
Sie muss nur einen Besen über Nacht vor ihre Haustür stellen, und dann kann sich die Single-Frau, so der Volksmund, wieder Hoffnung auf einen zukünftigen Ehepartner machen!  

Ach, wenn doch alles im Leben so einfach wäre...

3 Kommentare:

  1. So etwas Ähnliches habe ich doch schon einmal gelesen ! Wie abergläubig gerade die Portugiesen sind. Rate wo, Angelo - es war nämlich Deine Empfehlung !: Nämlich in dem Buch:"Muss denn Fado fade sein". Demnach gibt es z.B. in den Anzeigenteilen der portugiesischen Tageszeitungen ebenso viele Hilfsangebote durch "Mystik, Hexerei, Zauberei" wie andernorts (z.B hier in Deutschland) astrologische Offerten. Allerdings ist "Aberglaube" - objektiv betrachtet - lediglich eine andere Form von Glauben - so, wie jeder andere auch.

    Gegenprobe: Warum sollte ausgerechnet das " mit einem Besen über die Füße kehren" NICHT verantwortlich sein für - quasi - pränatal gekillte Beziehungen? Gibt es wissenschaftlich haltbare Beweise, dass das verkehrt ist ? Oder: Hat schon einmal jemand heraus gefunden, ob das für alle Arten von Besen gilt, z.B. auch für die "neumodischeren" - die Staubsauger? ;-))

    Vielleicht arbeitet arbeitet Fatima einfach zu gerne und viel - wie schön ist es da, wenn man/frau das Dilemma auf einen handelsüblichen Gegenstand schieben kann, oder? O.K.: demonstrativ sozusagen um Hilfe ringend einen Besen (oder Hoover?) vor die Tür stellen, so dass es das ganze Haus / Dorf / die ganze Straße/ Stadt sehen kann, das würde ich auch nicht machen ! Vielleicht könnte es da aber helfen, einen professionellen Ersatz - "Besen- vor-die-Tür-Steller" zu beauftragen. Einen aus dem Nachbardorf. So ähnlich wie stellvertretende Pilger im katholischen Mittelalter. Falls es so etwas noch nicht gibt - hiermit sei es erfunden...Möglicherweise reicht ja auch schon ein aus dem Haus verbannter Staubsaugerbeutel...

    Es gibt immer eine Lösung! Sie muss lediglich emprisch angegangen werden, glaube ich.

    Hm... was glaubst Du: Würde Fatima mit mir darüber reden ...? ;-))

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  2. Hihi, ich bin eigentlich auch nicht abergläubisch, aber kann es schaden über Nacht einen Besen rauszustellen???? ;-)

    In diesem Sinne einen schönen (hier leider sehr nebligen) Freitag

    Liebste Grüße zu dir :-)

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  3. Hi Polyxena,

    stimmt! So gesehen kann es auch nicht schaden, auf Friedöfen lauthals zu lachen, den Kopfkissenbezug bei Januarvollmond auf links zu drehen oder sich -knieend- von einem seltsam gewandeten Menschen zwei ineinander verkreuzte, brennende Kerzen vor den oberen Oberkörper halten und mit der mystischen Formel besprechen zu lassen:

    " Der Allmächtige schenke dir Gesundheit und Heil... . " (Blasiussegen, kath. Kirche, Anfang Februar)

    Oder?

    ;-))

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