Sonntag, 10. März 2013

Angeblich gar nicht so steil, wie so manch einer denkt



Als meine gute Freundin Sabine mich zum ersten Mal hier in Lissabon mit ihrem damaligen Freund und jetzigen Ehemann Marcel besuchte, sagte sie mir einmal, nachdem die beiden erschöpft die Altstadt zu Fuß erobert hatten, sie hätten sich Lissabon niemals so hügelig und so voller steiler Anstiege vorgestellt.

Sicherlich, auf einer einfachen Stadtkarte sieht Lissabon so herrlich flach aus, so ganz ohne Hügel und Steigungen.
Aber die Realität sieht in Lissabon anders aus!
In einer Stadt in der Fahrstühle, die so genannten „elevadores“, öffentliche Verkehrsmittel sind und wo man, um von A nach B zu gelangen, oftmals 50 – 100 Meter Höhenunterschied überwinden muss, bekommt man oftmals als nicht Ortsansässiger das Gefühl, Lissabon sei eine Stadt in der es unmöglich ist, ohne einen ständigen Muskelkater herumzulaufen.

Sind die Straßen Lissabons für Fußgänger und Fahrradfahrer wirklich so steil und schwer zu überwinden, wie so viele behaupten, oder sind die Straßen der Hauptstadt gar nicht so extrem und bei der „Unbezwingbarkeit“ der Lissabonner Straßen handelt es sich einfach nur um ein Mythos?

Nun, nach einer Studie, die der Lissabonner Oberbürgermeister António Costa jetzt in Auftrag gegeben hat, sind die Straßen der Hauptstadt gar nicht so steil!
Nur 25% der Straßen (port.: ruas), Alleen (port.: avenidas), Gassen (port.: beco) und Wege (port.: caminhos) Lissabons haben eine Steigung von 6 % und mehr, d.h. drei Viertel der Verkehrswege der Hauptstadt zeigen ein normales Gefälle – was „normales Gefälle“ auch immer heißen mag!

Laut der von der Stadt Lissabon in Auftrag gegebenen Studie sind nur die Straßen in den Stadtteilen Castelo, Alfama, Mouraria, Bica und Santa Catarina teilweise wirklich so extrem steil.
Alle anderen Stadtteile haben, größtenteils, normale Straßenverhältnisse.
Aber wenn 75% der Lissabonner Straßen, was ihre Neigung angeht, sich wirklich nicht von denen anderer Städte unterscheiden, weshalb haben dann so viele Touristen, die ja oftmals nur zu Fuß unterwegs sind, solch ein Negativbild von der Stadt?
Nun, das hat zweifellos damit zu tun, das ausgerechnet die Stadtteile, die so oft von Touristen besucht und durchlaufen werden, wie Castelo, Mouraria oder Alfama, eben gerade die sind, dessen historisches Straßengewirr so steil ist.

Wir Lissabonner, die wir die Stadt ja nicht anders kennen und in ihr schon seit langer Zeit leben, haben uns mit den steilen Anstiegen und den hügeligen Verhältnissen vor Ort schon lange arrangiert.
Womit wir weniger gut umgehen können, sind die Tücken der Moderne.
Die Straßen und Gassen der Lissabonner Altstadt sind sehr schlecht erhalten und wurden einstmals nur für Pferdefuhrwerke und Sänfteträger gebaut, nicht aber für Autos.
Und so verstopfen heute viele PKW´s die Innenstadt und machen uns Fußgängern das Leben schwer, weil sie Rücksichtslos auf allen verfügbaren und noch so engen Plätzen parken.

Vielleicht sollte die Stadt Lissabon ja eine neue Studie in Auftrag geben, nämlich die Studie:
„Wie können wir den ganzen Verkehr aus der historischen Altstadt verbannen und den Menschen, sowohl den Touristen als auch den Einheimischen, eine bessere Infrastruktur, und somit eine höhere Lebensqualität, anbieten?“

Das wäre vielleicht einmal eine nützliche Studie die Oberbürgermeister Costa in Auftrag geben könnte!

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