Montag, 3. Oktober 2011
Die Wallfahrtskirche von Bom Jesus do Monte
Sechs Kilometer östlich der nordportugiesischen Stadt Braga, in der Provinz Minho, befindet sich der kleine Ort Tenões mit dem sehenswerten und in ganz Portugal bekannten Wallfahrtsort Santuário do Bom Jesus do Monte, der auch unter dem Namen Santuário do Bom Jesus de Braga bekannt ist.
Die Wallfahrtskirche liegt an der Westflanke des 564 m hohen Monte Espinho, inmitten eines Parks, der wegen seiner üppigen Blumenpracht, dem großen Waldbestand und dem kleinen See ein beliebter Ausflugs- und Picknickziel ist.
An der Stelle, an der heute die Kirche steht, errichtete im 14. Jahrhundert irgendjemand ein Holzkreuz.
Dieses Holzkreuz war die erste Inbesitznahme des Monte Espinho.
Bereits im Jahre 1373 wird eine kleine Kapelle an diesem Ort erwähnt.
Diese Kapelle muss schon sehr früh ein Platz der Andacht und der Wallfahrt für die Bürger Bragas und der Umgebung gewesen sein, denn im Jahre 1494 wird an gleicher Stelle, aus Platzmangel, eine etwas größere Kapelle auf Geheiß des damaligen Erzbischofs von Brage, Dom Jorge da Costa, errichtet.
In den Jahren 1522, 1629 und 1722 werden neue Kapellen errichtet, die das mit den Jahren jeweils kleiner gewordene Gotteshaus ersetzten.
Am 01. Juni 1784 beginnt der Architekt Carlos Amarante, auf Anordnung des damaligen Erzbischofs von Braga, Dom Gaspar de Bragança, mit dem Bau der heutigen Kirche.
Erst 1811 sollten die Bauarbeiten an der Kirche und der imposanten Freitreppe beendet sein.
Doch auch wenn die Kirche Anfang des 19. Jahrhunderts fertig gebaut wurde, so musste auch dieser christlich-sakrale Bau, wie so viele andere auch, im laufe der Jahre repariert und renoviert werden.
Manche Beschädigungen häuften sich mit der Zeit naturgemäß an. Hinzukamen Schäden die durch Kriege und Naturgewalten über die Jahre hinweg dem Bauwerk zugefügt wurden.
Gegen diese Schäden wurden mit den Jahren viele Maurer, Schreiner, Glaser und noch andere Handwerker beauftragt die Kirche Bom Jesus do Monte in Stand zu setzen.
Einer dieser vielen Handwerker war der Baumeister Henrique Manuel Pires, der den Auftrag erhielt, zwischen 1850 und 1853, die einzelnen Heiligenfiguren zu restaurieren und den ich hier als Beispiel für so viele andere Handwerker erwähnen will.
Über die Arbeiten von Henrique Manuel Pires ist nichts Außergewöhnliches belegt.
Die Kirche muss aber mit seinen Restaurierungsarbeiten im Grunde genommen zufrieden gewesen sein, denn es wird nicht gegenteiliges erwähnt.
Was allerdings vom Baumeister sehr wohl existiert ist eine Rechnung, die er im Jahre 1853 der Kirche ausstellt.
In dieser Rechnung führt Henrique Manuel Pires detailliert auf welchen Preis er für welche geleistete Arbeit verlangt.
Das Original der Rechnung befindet sich heute im nationalen Archiv der Torre do Tombo in Lissabon (bitte lesen sie hierzu auch meinen Bericht „Torre do Tombo“ vom 03. März 2011).
Die Treppe, die hier schon erwähnt wurde und die in drei Abschnitten bis zur Wallfahrtskirche führt, gehört wohl zu den schönsten die es in ganz Portugal und der Welt gibt.
Ihren Anfang nimmt die Treppe an dem Abschnitt, der Escadório do Pórtico (dt.: Freitreppe der Torhalle) genannt wird.
Dieser Treppenabschnitt hat seinen Namen von dem steinernen Bogen, der im Jahre 1723 an dem Platz erbaut wurde, an dem seit Jahrhunderten traditionell die Pilger ihren Aufstieg zur Wallfahrtskapelle begannen.
Der zweite Treppenabschnitt wird Escadório dos Cinco Sentidos (dt.: Freitreppe der Fünf Sinne) genannt. An den insgesamt fünf Treppenabsätzen steht jeweils ein Springbrunnen. Jeder Brunnen steht für einen menschlichen Sinn.
Ihre Namen sind:
• Fonte da Visão (dt.: Springbrunnen des Sehsinnes) mit der Aufschrift „Varão prudente, toma-as por um sonho e assim vigiarás“
• Fonte da Audição (dt.: Springbrunnen des Gehörsinnes) mit der Aufschrift „Que cantava ao som da cítara, presidindo os que cantavam e louvavam o Senhor“
• Fonte do Olfato (dt.: Springbrunnen des Geruchssinnes) mit der Aufschrift „Dai flores como o lírio e rescendei suave cheiro“
• Fonte do Paladar (dt.: Springbrunnen des Geschmacksinnes) mit der Aufschrift „A tua terra seja cheia das bênçãos do Senhor, dos frutos do céu e do orvalho“
• Fonte do Tato (dt.: Springbrunnen des Tastsinnes) mit der Aufschrift „As minhas entranhas estremeceram ao seu toque“
Der dritte und letzte Treppenabschnitt heißt Escadório das Três Virtudes (dt.: Freitreppe der drei Tugenden).
Dieser Treppenabschnitt besteht aus drei Treppenabsätzen. Genauso wie die Freitreppe der Fünf Sinne, befindet sich auch hier jeweils ein Springbrunnen an jedem Treppenabsatz.
Die Brunnen stellen die drei religiösen Tugenden dar.
Die Namen der Springbrunnen lauten:
• Fonte da Fé (dt.: Springbrunnen des Glaubens) mit der Aufschrift „Correrão dele águas vivas“
• Fonte da Esperança (dt.: Springbrunnen der Hoffnung) mit der Aufschrift „Arca na qual se salvaram almas“
• Fonte da Caridade (dt.: Springbrunnen der Nächstenliebe) mit der Aufschrift „São três estas virtudes... a maior delas, porém, é a caridade“
Die Freitreppe hat insgesamt 581 Stufen, die ganze 116 Meter Höhenunterschied überwinden, und endet auf dem Terreiro de Moisés, dem Vorplatz der Kirche.
Während man früher die Kirche nur durch das mühsame besteigen der Treppen erreichen konnte, verbindet seit 1882 eine Drahtseilbahn (port.: funicular) die Stadt Braga und den Wallfahrtsort.
Gestiftet wurde die Drahtseilbahn von Manuel Joaquim Gomes, einem reichen Geschäftsmann aus Braga.
Für den Bau ist der Schweizer Niklaus Riggenbach verantwortlich.
Als die Drahtseilbahn am 25. März 1882 in Betrieb genommen wurde, war sie die erste auf der gesamten Iberischen Halbinsel.
Bis heute ist sie völlig Unfallfrei und die letzte ihrer Art auf der Welt, die noch in Betrieb ist.
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Bin durch "Tante Google" auf deinen Blog gestossen weil ich etwas mehr über die Kirche erfahren wollte.
AntwortenLöschenKlasse wie ausführlich du davon geschrieben hast, und Portugal auf diese Weise kennenzulernen gefällt mir. So bleib ich dann auch gleich mal hängen ;-)
herzliche Grüsse
Nova
Toller Bericht.
AntwortenLöschenFände es noch klasse wenn die portugiesischen Sätze bei der Erklärung der Brunnen übersetzt würden.
Aber das ist jammern auf höchstem niveau