Samstag, 4. Dezember 2010

Immigration ist ein Teil der portugiesischen Geschichte


Wir Portugiesen sind schon immer gerne in der Weltgeschichte herumgesegelt und haben auch seit jeher unser Glück in anderen Teilen der Welt gesucht.
Immigration (port.: emigração) ist seit den Tagen der Entdeckungen ein Fakt und Teil unserer Geschichte.
Überall haben Portugiesen, über die Jahrhunderte hinweg, ihr kulturelles Erbe hinterlassen, sei es in der Architektur, in der Gastronomie, der Folklore, den künstlerischen Manifestationen und den Volksfesten.
Und diese Geschichte der Immigration wiederholt sich alle paar Jahrzehnte - immer wieder.

Nach einer Nachricht der Tageszeitung „Diário de Noticias“, vom gestrigen Tag, sind in den letzten Zehn Jahren an die 700.000 Portugiesen immigriert.
Um genau zu sein, waren es 697.962 Menschen, die die dritte Auswanderungswelle der letzten Hundert Jahre hier in Portugal, auslösten.

Seit gut 10 Jahren verlassen ca. 70.000 meiner Landsleute jedes Jahr Portugal, um in Ländern wie Großbritannien, Spanien, Schweiz und sogar Angola, eine neue Heimat zu finden, darunter sind 13% der Hochschulabgänger des Landes.
Im Gegensatz zu den ersten zwei Auswanderungswellen, verlassen heute zunehmend hoch qualifizierte und technisch begabte Arbeitskräfte das Land.

Die erste Auswandererwelle, die von 1910 bis 1930 andauerte, führte die Portugiesen vor allem nach Brasilien und anderen Ländern in Übersee, wie etwa Venezuela und Kanada.
Es war die Armut, die Arbeitslosigkeit und der Hunger, die vor allem junge Männer, die meisten von ihnen Analphabeten, damals Zwang, die Kontinente zu wechseln.
Man schätzt heute, dass etwa 2.500.000 Portugiesen damals ihren Weg über den Atlantik fanden.

Die zweite Auswandererwelle war von 1960 bis 1974, während der Salazardiktatur.
Damals gingen schätzungsweise 1.300.000 Portugiesen außer Landes, einige von ihnen in die Schweiz, Holland, Belgien, Luxemburg und auch nach Deutschland, so wie mein Vater.
Aber vor allen Dingen zog es die Menschen damals nach Frankreich und seine Hauptstadt Paris.
Paris war, über Jahre hinweg, die zweitgrößte Stadt Portugals!
Viele verließen damals Portugal aus wirtschaftlichen Gründen, aber viele auch, aus politischen Gründen.

Die dritte Auswanderungswelle findet, wie schon erwähnt, gerade statt.
Hunderttausende verlassen das Land in Zeiten der Krise.
Viele, vor allem die jüngeren, sehen gar keine andere Auswahl, als auszuwandern.
Wenn sich nicht bald etwas grundlegendes hier in Portugal ändert, und wir die miserable wirtschaftliche Lage nicht überwinden können, dann wird sich dieser Exodus wohl leider noch über Jahre hinziehen!

Nicht das wir das nicht überleben würden, denn wie ich schon bereits erwähnte, ist die Immigration ein Teil der portugiesischen Geschichte.
Aber jede Regierung sollte sich schämen, wenn heutzutage junge Portugiesen aus Not gezwungen werden in England Truthähnen den Hals durchzuschneiden oder in der Schweiz die Straßen zu kehren.
Das dürfte es im 21. Jahrhundert gar nicht mehr geben!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen