Freitag, 1. Juli 2011
Originelle Wechselstube
Laut einer Schätzung der Portugiesischen Nationalbank (port.: Banco de Portugal) sind wir Portugiesen im Besitz von alten Escudogeldscheinen im Wert von ca. 183 Millionen Euro.
Zwar ist der Escudo seit zehn Jahren nicht mehr die alleinige offizielle Währung des Landes, nichtsdestotrotz geht die Nationalbank davon aus, dass wir hier diese unglaubliche Geldsumme weiterhin in Kaffeedosen, Schubladen, unter unseren Matratzen usw. aufbewahren.
Auch wenn der Euro seit gut acht Jahren die alleinige Währung Portugals ist, gibt es dennoch, zur Verwunderung vieler, Geschäfte und Läden in denen heute noch die alte Währung angenommen wird.
Eines dieser Läden ist das Einrichtungsgeschäft „Antes de…“ in der Avenida Miguel Bombarda n° 98b.
Als ich gestern in diesem Geschäft war, um mir ein
Bilderrahmen zu kaufen, bekam ich mit, wie eine Dame vor mir, ihren Einkauf mit einem alten 5.000 Escudoschein bezahlte.
Anstandslos nahm der Ladenbesitzer den alten Geldschein an und gab der Dame das Wechselgeld in Euro heraus.
Ich habe immer gedacht, dass nur noch die Bank von Portugal alte Geldscheine annimmt. Aber ich wurde an diesem Samstag eines besseren belehrt.
Ich kam mit dem Ladenbesitzer ins Gespräch und der bestätigte mir, dass er seit gut sechs Jahren wieder alte Escudoscheine annimmt.
Er meinte, er hätte damals gehört das noch eine Menge altes Geld im Umlauf sei, und da er jederzeit die alten Scheine bei der Bank umtauschen könne, hat er sich überlegt weiterhin auch Escudos anzunehmen, dies auch, um so mehr Kundschaft in sein Geschäft zu locken.
So wurde aus dem Einrichtungsgeschäft auch eine originelle Wechselstube und aus dem ursprünglichen Werbegag wurde ein „Service“, den die Kundschaft dankend annahm, denn da sie ja das Geld im Laden zu einem festen Wechselkurs bekommen (1000 Escudos = 5 Euro), ersparen sie sich den Gang zur Bank und damit die nötige Bürokratie, die für den Umtausch nötig wäre.
Wie mir Luis Cardoso, der Ladeninhaber, betätigte, kommt jede Woche mindestens ein Kunde in seinen Laden, der seinen Einkauf mit Escudoscheinen begleicht.
Da wir im Moment eine schwere finanzielle Krise hier in Portugal durchmachen, und da die Portugiesische Nationalbank einen Wechsel der alten Geldscheine bis zum Jahr 2022 garantiert, rechnet der Ladeninhaber in nächster Zeit mit einem erhöhten Kundenzulauf.
Ich selber werde mal sehen welche Geldscheine ich noch in meiner Schreibtischschublade aufbewahre.
Wer weiß ob ich meinen nächsten Einkauf im „Antes de…“ nicht auch mit Escudos bezahlen werde…
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