Die zwei portugiesischen Kajakfahrer Emanuel Silva und Fernando Pimenta haben heute Morgen in London die erste, lang ersehnte, Olympische Medaille für Portugal gewonnen – ein goldener Moment in Silber!
Beide gewannen sie die Silbermedaille im Kajak-Zweier (port.: duplo-caiaque) der Herren über 1.000 m, hinter Rudolf Dombi und Roland Kokeny aus Ungarn, die die Goldmedaille gewannen, und noch vor den Deutschen Martin Hollstein und Andreas Ihle, die die Bronzemedaille erhielten.
Viele außerhalb Portugals werden jetzt sagen:
„Ach, ist ja nur eine Silbermedaille!“
Aber für uns Portugiesen ist diese Silbermedaille die lang erhoffte und lang ersehnte Medaille dieser Olympischen Spiele.
Bis heute hatte Portugal nämlich noch keine Medaille in London gewonnen!
Wir Portugiesen wissen, dass wir keine Sportnation sind, so wie China, Deutschland oder die USA eine sind.
Nichtsdestotrotz haben wir uns mehr von den diesjährigen Olympischen Spielen in London erwartet.
Aber die Tatsache, das wir bis jetzt leer ausgegangen sind, ist nun einmal die traurige Realität, der wir uns Portugiesen, seien wir Sportler oder Zuschauer, nun einmal stellen müssen.
Und die traurige Realität ist die, das außer im Fußball, die meisten Portugiesen zum größten Teil überhaupt nicht die portugiesischen Sportler kennen.
Und weil sie sie fast alle nicht kennen, können sie sich weder mit ihnen identifizieren, können weder mit ihnen zittern noch bangen oder sich mit ihnen freuen.
Und, die wenigen Sportler außerhalb des Fußballs, die man hier in Portugal kennt, bekommen ehrlicherweise auch nur alle vier Jahre eine gewisse Aufmerksamkeit geschenkt – nämlich eben zu den Olympischen Spielen.
Die meisten Portugiesen beachten diese Sportler also jahrelang nicht, wissen oftmals noch nicht einmal ihre Namen, aber wenn diese dann an den Start gehen, erhoffen sich die meisten, absurderweise, immer eine Medaille von ihnen, am besten noch eine goldene.
Gewinnen sie dann eine Medaille, so wie heute geschehen, dann sind sie die Größten, ja wahre Nationalhelden.
Die Fernsehanstalten bringen dann etliche Sondersendungen, in den Fernsehnachrichten werden die Eltern, die Geschwister, die Oma, der Schulfreund und sogar der Hund des jeweiligen Sportlers interviewt und die Sportler müssen dann zum X-Mal, vor laufender Kamera, in ihre Medaille beißen, damit auch jeder Hinterwäldler wirklich versteht, dass es sich bei dieser um Edelmetall handelt.
Bringen sie aber die erhoffte Medaille nicht nach Hause, dann sind sie „Versagen“, „Faulpelze“, „Witzblattfiguren“ und „Schmarotzer die auf Kosten der portugiesischen Steuerzahler im Ausland urlauben…“
Zu oft wird hierzulande vergessen, das die Männer und Frauen, die für Portugal bei großen sportlichen Events, und nicht nur bei Olympischen Spielen, laufen, schwimmen, Rad fahren, paddeln, reiten oder segeln reine Amateure sind.
Sie finanzieren oftmals ihren Sport selbst und müssen manchmal für viele Kosten, wie Hotelaufenthalt, Flug und Sportgeräte, selbst aufkommen.
Es wird einfach ignoriert das diese Sportler dann in einem ungleichen Wettbewerb gegen Gegner antreten müssen, die jegliche staatliche Förderung erhalten, von der Wirtschaft gesponsert werden und sich um ihre sportliche als auch berufliche Karriere keine Sorgen machen brauchen.
Umso wertvoller ist daher, zweifelsohne, die heute von den Amateuren Emanuel Silva und Fernando Pimenta gewonnene Silbermedaille in London.
Parabéns Emanuel e Fernando!
Mittwoch, 8. August 2012
Ein goldener Moment in Silber
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