Sonntag, 7. Juni 2015

Die Anredeform „Dom“ und „Dona“


Vor wenigen Tagen, am 28. Mai, veröffentlichte ich hier in meinem Blog einen Beitrag mit dem Titel „Das neue Kutschenmuseum in Lissabon“.
Besagter Beitrag fing folgendermaßen an:
„D. Afonso de Albuquerque, einst Vizekönig in Indien…“

Claudia, eine Leserin meines Blogs, hat mich jetzt angeschrieben und mich gefragt was das „D“ vor dem Namen bedeuten würde, ob es überhaupt eine Bedeutung hat oder ob es lediglich ein Schreibfehler ist.
Nun, um es vorweg zu nehmen, das „D“ ist kein Schreibfehler und somit hat es sehr wohl eine Bedeutung!

Das „D“ steht für die respektvolle und höfliche Anredeform „Dom“ (männlich) und ist eigentlich ein altes Adelsprädikat. Diese heute hier in Portugal im Alltag doch eher seltene Anredensform, war früher die Anrede für einen Adligen und wird heute praktisch nur noch ab und zu als Namenszusatz verwendet.
Die weibliche Form des „Dom“ lautet „Dona“ und wird hierzulande im Alltag noch des öfteren benutzt.

Ursprünglich wurde diese Anredeform vom portugiesischen Monarchen an bestimmte standesherrliche Familien des Hochadels verliehen.
Die Anrede „Dom“ oder „Dona“ stammen von den lateinischen Wörtern „dominus“ (dt.: Herr, Gebieter, Meister) und „domina“ (dt.: Herrin, Gebieterin, Meisterin) ab.
Auch in anderen lateinischen Sprachen, wie dem spanischen und dem italienischen, gibt es diese Anrede, und zwar als „Don“ oder „Dona“.

So selten die Anredeformen „Dom“ oder „Dona“ heute auch sind, in der portugiesischen Gesellschaftsgeschichte waren sie einstmals fundamental.
Das „Dom“ oder das „Dona“, abgekürzt mit einem einfachen „D“, waren und sind ein Namenszusatz und stehen immer vor dem Vornamen, niemals vor dem Nachnamen. Das setzen der Anrede „Dom“ oder „Dona“ vor dem Nachnamen gilt hierzulande als sehr unhöfflich, ja beleidigend!

Beispiele richtig: D. Vasco, D. Carlos, D. Afonso, D. Maria, etc.
Beispiele falsch: D. Alves, D. Cavaco, D. Soares, D. Mendes, etc.

In den ersten Jahrhunderten der portugiesischen Geschichte stand es alleine dem jeweiligen König, der Königin und den königlichen Prinzen zu, diesen Titel zu tragen.
Ab dem 15. Jahrhundert fingen die portugiesischen Könige an einige Mitglieder des höchsten Adels (port.: grandes do reino) aber auch nichtadlige Bürger, die sich um die Nation verdient gemacht hatten, mit dem Titel eines „Dom“ oder „Dona“ zu versehen.
Ein gutes Beispiel ist hierfür der Seefahrer Vasco da Gama, der von Geburt an zwar kein Adliger war, aber als Dank für die Entdeckung des Seeweges nach Indien, von König Manuel den Titel „Dom“ verliehen bekam.

Als König Philipp II von Spanien, der gleichzeitig auch als Filipe I König von Portugal war, den portugiesischen Thron bestieg, erließ er während seiner Regierungszeit die so genannte „Philippinische Rechtsprechung“ (port.: código filipino).
Dieses neue Recht besagte unter anderem, das ab 1595 alle Herzöge, Fürsten, Grafen und Barone, sowie alle Kardinäle, Erzbischöfe und Bischöfe und alle Generäle und Admiräle zur See den Titel eines „Dom“ vor ihrem Namen tragen durften und diesen auch vererben durften.

Eine Anredeform, die also ursprünglich als ein Prädikat gedacht war, wurde mit dem Gesetzt des spanischen Königs zu etwas ganz Gewöhnliches.
Dies war eine der Formen die Philipp II gefunden hatte, um den portugiesischen Hochadel zu etwas ganz vulgäres zu machen!

So kam es, das es über die Jahrhunderte hinweg immer mehr Personen gab, die den Titel eines „Dom“ oder „Dona“ trugen.
Mit dem Ende der Monarchie und dem Wegfall der öffentlich-rechtlichen Verankerung des Adels in Portugal im Jahre 1910 wurde aus dem Titel „Dom“ oder „Dona“ eine reine Anredeform.

Als obsolete Höflichkeitsform ist die Anrede „Dom“ heute eigentlich nur noch bei männlichen Nachkommen des Adels und hohen Kirchenmännern, wie Kardinäle, Erzbischofe oder Bischofe, hier in Portugal üblich.
Die weibliche Anredeform „Dona“ dagegen ist auch heute noch verbreitet. Generell benutzt man diese als Höflichkeits- und Respektbezeugung gegenüber allen zumeist etwas älteren Frauen.

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