Vor kurzem traf ich mich mit meinen Arbeitskollegen zu einem Abendessen.
Mit
anwesend an diesem Abend war auch Heike, eine Freundin meines Arbeitskollegen Miguel,
aus Deutschland.
Heike fragte mich, welche Geschichte sich hinter dem „schwarz-bunten Hahn“
aus Ton verbergen würde, der ihr ständig hier in Portugal auf Schritt und Tritt
begegnen würde.
Nun
bei diesem „schwar-bunten Hahn“ handelt es sich um den Hahn von Barcelos
(port.: galo de Barcelos), der im laufe der Jahrhunderte zu einer Ikone
Portugals geworden ist und dessen Existenz einer alten und kuriosen Legende
zugrunde liegt.
Dieser
Legende nach, fand vor langer, langer Zeit in der nordportugiesischen
Kleinstadt Barcelos, in dem Haus eines wohlhabenden Bürgers der Stadt, ein
großes, prächtiges Fest statt.
Aus
allen Teilen des Königreiches reisten damals Freunde und Bekannte des Gastgebers
an, unter ihnen reiche Edelleute, bedeutende Gelehrte und wohlhabende Bürger,
um an diesem Fest teilzunehmen. Sogar aus dem nahen Galicien in Spanien fanden
sich Gäste ein.
An
diesem Abend tischte der Hausherr, der für seine großzügigen Bankette berühmt
war, die edelsten Gaumenfreuden und die besten Weine auf, die man sich nur
vorstellen kann.
Nach
dem reichhaltigen Tafelgang gingen Hausherr und Gäste in einen anderen Saal, um
den Abend ausgelassen mit viel Tanz und Musik fortzuführen.
Doch der Tanz
wurde abrupt beendet, als nämlich dem Hausherrn durch die Dienerschaft
mitgeteilt wurde, dass das ganze Tafelsilber verschwunden war.
Wer hatte sich
an dem wertvollen Tafelsilber vergriffen?
Wer war
verantwortlich für solch einen dreisten Raub?
Der Hausherr
hielt sich mit Anschuldigungen zurück, zumal ja der größte Teil seiner Gäste
befreundete Edelleute, Gelehrte und Bürger der Stadt waren.
Dennoch musste noch
in dieser Nacht ein Schuldiger gefunden werden.
Und er wurde
gefunden!
Einer der
Diener, der aus Galicien (span.: Galicia / port.: Galiza) stammte, wurde des
Diebstahls bezichtigt und, obwohl dieser seine Unschuld beteuerte, sofort
festgenommen.
Am nächsten Tag
wurde der Galicier vor einem Richter gebracht.
Der Richter
wollte gerade speisen, und wollte sich durch ein langes und lästiges
Gerichtsverfahren bei seinem Mittagessen nicht stören lassen.
Da der
gebratene Hahn, der sein Mittagsmahl werden sollte, drohte kalt zu werden, verurteilte
er den Galicier gnadenlos und ohne viel Federlesen zum Tode durch den Strang.
Als der Richter,
quasi als letzte Amtshandlung, den Gefangenen fragte ob er vor seiner Hinrichtung
noch ein paar letzte Worte zu sagen hätte, da antwortete ihm der Galicier:
„Euer Ehren ist
bin des Raubes nicht schuldig!
Es ist so wahr,
das ich unschuldig bin, wie dieser gebratene Hahn vor Euch gleich krähen wird,
wenn ihr mich hängt!“
(port.: "Meritíssimo, eu não cometi o roubo. É tão certo eu
estar inocente, como certo é esse galo cantar quando me enforcarem.")
Kaum hatte er
diese paar Worte gesagt, da erhob sich auf wundersamer Weise der gebratene Hahn
von seinem Teller und fing an zu krähen!
Der Galicier
wurde sofort freigelassen und durfte die Stadt lebend verlassen!
Wie
jede Legende, so ist auch die Legende vom Hahn von Barcelos nichts weiter als
eine Geschichte mit vielen nicht nachweisbaren Tatsachenbehauptungen.
Aber
aufgrund der vielen moralischen Werte der portugiesischen Kultur die diese
Legende beinhaltet und erzählt, wie z.B. den Wert des Stolzes, der
Gerechtigkeit, des Wunderglaubens und des Schicksals an sich, ist sie
zweifellos eines der wichtigsten Legenden der portugiesischen Nationalität!
Interessant . eine ähnliche Geschichte erzählt man sich in der nordwest-spanischen Santo Domingo de la Calzada (Nähe Logrona, die Hauptstadt der Provinz Rioja) am Camino Frances. Dort werden ein Huhn und eine Henne in der örtlichen Kathedrale gehalten. Die Legende wird das "Hühnerwunder" genannt
AntwortenLöschenHier stehen ein Pilger, eine lüsterne und abgewiesene Wirtstocher, ein angeblich gestohlener Silberbecher, Tod durch den Strang und ein Brathuhn- und -hähnchen auf dem Teller des örtlichen Richters im Mittelpunkt.
http://de.wikipedia.org/wiki/Hühnerwunder
Mir stekken sich nun zwei Fragen:
1. Essen alle irdischen Richter gerne Hähnchen?
2. Sind Engel Geflügel?
:-))