Samstag, 5. September 2009
Inseln der Glückseeligkeit: Die Azoren
Für Menschen wie mich, die die Natur lieben, sind die Azoreninseln (Ilhas dos Açores) ein wahres Paradies.
Hier gibt es tiefblaue Seen, eine unglaublich reiche Blumen- und Pflanzenwelt, hohe Berge, pittoreske Dörfer und Städte, erloschene Vulkane und einen Ozean, der viele Möglichkeiten zum Segeln, Tauchen, Hochseeangeln, Surfen und auch für Beobachtungstouren auf Wale und Delfine bietet.
Und auf den Azoren gibt es etwas, was man heute nur noch selten in Europa findet: eine Stille und einen Frieden, der schon fast idyllisch ist.
Und diese Stille und diesen Frieden verdanken die neun Azoreninseln der Tatsache, dass die dortige Bevölkerung aus Menschen besteht, die im vollen Einklang mit der Natur und ihren Traditionen leben und natürlich der Tatsache dass die Inseln Mitten im weiten Ozean liegen.
Wie Trittsteine in einem großen Teich im weiten Atlantik sehen sie vom Flugzeug aus. Auf der Landkarte stolpert man über sie, wenn der Finger auf dem 40. Breitengrad entlangfährt.
Da sind sie, in der Mitte zwischen New York und Lissabon. Gut 2100 Kilometer liegt dieses Archipel von Europa entfernt. Von Amerika trennen ihn rund 3600 Kilometer. Die neun Azoreninseln bilden, mit der Insel Madeira, eine der zwei Autonomen Regionen Portugals (Região Autónoma dos Açores). Die Verwaltungshauptstadt ist Ponta Delgada auf São Miguel.
Die größte Azoreninsel ist São Miguel (deutsch: Sankt Michael).
Sie ist berühmt für ihre klaren Seen, die vielen Hortensien und die heißen vulkanischen Quellen.
Südlich von São Miguel liegt die Insel Santa Maria (deutsch: Heilige Maria).
Auf Santa Maria liegen die steilen Weinterrassen von São Lourenço und die Engelskapelle (Capela dos Anjos), in der Kolumbus, nach seiner ersten Amerikaentdeckungsreise, betete.
São Miguel und Santa Maria bilden die Ostgruppe (Grupo Oriental) der Azoren.
Die Zentralgruppe (Grupo Central) besteht aus fünf Inseln, die alle relativ dicht beieinander liegen.
Da wären zum einen die Insel Terceira (deutsch: die Dritte), mit der Hauptstadt Angra do Heroismo, die zum Weltkulturerbe gehört.
Dann die Insel Faial (deutsch: Buchenwald) mit ihren ausgedehnten Buchenwäldern, den blauen Hortensien und den, unter Seglern, weltberühmten Jachthafen.
Die Insel Pico (deutsch: Spitze) ragt, wie ihr Name schon sagt, spitz aus dem Atlantik heraus. Die gleichnamige Montanha do Pico (deutsch: Berg Pico) ist, mit 2.352 Metern, überhaupt die höchste Erhebung Portugals.
Das Landschaftsbild auf der Insel São Jorge (deutsch: Heiliger Georg) ist geprägt von den immergrünen Weiden und den kleinen Landzungen am Fuße kleiner Küstenhänge in denen nur wenige Einwohner leben, den so genannten Fajãs.
Die Insel Graciosa (deutsch: Die Anmutige oder die Reizende) ist die kleinste Insel der Zentralgruppe der Azoren. Sie ist berühmt für ihre Weinberge, auf denen rote und weiße Windmühlen stehen.
Die Inseln Flores (deutsch: Blumen) und Corvo (deutsch: Rabe) bilden die Westgruppe (Grupo Ocidental) der Azoren.
Flores heißt nicht umsonst die „Blumeninsel“. Sie ist ein einziger schwimmender Garten, Mitten im Atlantik.
Corvo schließlich ist die kleinste der neun Azoreninseln, aber gleichzeitig einer der zauberhaftesten, mit ihrem wunderschönen Vulkankegel.
Diese zwei westlichsten Inseln gehören kurioserweise geologisch bereits zur Nordamerikanischen Kontinentalplatte.
Als ich vor Jahren die Azoreninsel São Miguel besuchte, fühlte ich mich wie im Garten Eden.
Nirgendwo in Europa habe ich, zuvor und auch danach, jemals so schöne Naturlandschaften gesehen, wie dort.
Dies muss auch Diogo de Silves gedacht haben, als er 1427 im Auftrag von Heinrich dem Seefahrer (Henrique o Navegador), die Inseln entdeckte und für Portugal in Besitz nahm.
Er nannte die gerade entdeckten Eilande „Ilhas dos Açores“, was ins deutsche übersetzt „Habichtsinseln“ heißt, nach den vielen „Habichten“ die auf den Inseln lebten. Erst später stellte er fest, dass es sich bei den Habichten eigentlich um Bussarde handelte. Der Name blieb aber auch nach der Entdeckung des Irrtums bestehen, sonst würden die Inseln heute nicht Ilhas dos Açores heißen, sondern „Ilhas dos Busardos“.
Seit der Mitte des 15. Jahrhunderts sind die Inseln bewohnt. Und seit ihrer Entdeckung, spielen die Inseln, Mitten im Atlantik, eine wichtige strategische und wirtschaftliche Rolle. Die ersten Einwohner der Azoren kamen aus den portugiesischen Provinzen Algarve, Minho und Alentejo, sowie aus dem niederländischen Flandern und der französischen Bretagne.
Der Anbau von Ananas, Zitrusfrüchten, Tee, Pastellpflanzen und Tabak machten die Inseln zur europäischen Schatzkammer der portugiesischen Krone im 17. und 18. Jahrhundert. Auch der Walfang florierte hier, wie nirgendwo anders in Europa.
Mit der zunehmenden Schiff- und Luftfahrt, im 19. und 20. Jahrhundert, wurden die Azoren zum Anlaufplatz für die aufkommende Dampfschifffahrt und die Transatlantikflüge zwischen Europa und Amerika.
Auch während des Zweiten Weltkrieges waren die Azoren unersetzlich. Sie waren der erste Anlaufpunkt der Amerikaner, auf ihrem Weg nach Europa. Noch heute haben die Amerikaner in Lajes, auf der Insel Terceira, eine Militärbasis (Base Militar das Lajes) die sie ihr Eigen nennen.
Heute sind vor allem die Landwirtschaft, die Fischerei und der Ökotourismus die wichtigsten Wirtschaftszweige der Inseln.
Die Azoren verfügen, bedingt durch die ozeanische Lage und zudem unter dem Einfluss des nördlich vorüberziehenden Golfstroms, über ein extrem gemäßigtes subtropisches Klima. Die Temperaturen unterbieten kaum die 14°C im Winter und übersteigen selten die 22°C im Sommer.
In der Wetterkunde spielen die Azoren eine wichtige Rolle, da sich in ihrem Raum häufig sehr stabile Hochdruckzonen ausbilden, deren Einfluss bis Deutschland und dem restlichen Mitteleuropa reicht und, dort als „Azorenhoch“ bekannt, für beständige schöne Witterung sorgt.
Seltener, und weniger schön, sind dagegen die „Azorentiefs“.
Auf den Azoren leben ungefähr 250.000 Menschen. Die Einwohner sind wie folgt auf die Inseln verteilt:
- São Miguel 132.000 Einwohner
- Santa Maria 6.000 Einwohner
- Faial 18.000 Einwohner
- São Jorge 11.000 Einwohner
- Pico 15.000 Einwohner
- Terceira 58.000 Einwohner
- Graciosa 5.000 Einwohner
- Flores 4.000 Einwohner
- Corvo 425 Einwohner
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