Dienstag, 15. September 2009
Was der Bauer nicht kennt, das frisst er nicht…
In Lissabon hat, in der Nähe der Praça de Espanha, ein neues Restaurant eröffnet, das sich auf deutsche Küche spezialisiert hat, und dementsprechend Gerichte wie Ente mit Rotkohl und Klößen, Nierenspießchen, Schaschlik und Bratwürste mit Kartoffelsalat verkauft.
Als ich davon einem portugiesischen Freund erzählte, meinte er nur abschätzig:
„Deutsche Bratwürste in Portugal anzubieten! Das ist ja wie Eisbein mit Sauerkraut auf Mallorca verkaufen. Warum bieten die nicht auch portugiesisches Essen an?!?“
Diese, wie ich meine abwertende Haltung, spiegelt in keinster Weise meine persönlichen Meinung.
Im Gegenteil!
Ich finde solch eine Einstellung absurd und nur schwer nachvollziehbar!
Schließlich regt sich in Deutschland auch keiner darüber auf wenn er beim Italiener eine Pizza essen kann, weder die Deutschen noch die Ausländer.
Kein Mensch käme auf die Idee, dem armen Pizzabäcker einen Vortrag zu halten, dass er doch lieber in Italien bleiben solle, wenn er ausschließlich italienische und keine regionale, landesübliche Küche anbiete.
Es regt sich auch kein einziger in Deutschland lebender Italiener auf, wenn er selber zum Italiener zum Essen geht. Im Gegenteil, er ist stolz darauf, dass seine ihm vertraute Küche, internationale Anerkennung findet.
Leider kann diese normale Sichtweise auf manche meiner Landsleute im Umkehrschluss nicht übertragen werden, besonders dann nicht, wenn sie sich einbilden die portugiesische Küche wäre das non plus ultra.
Sie ist zwar gut, aber sicherlich nicht die beste der Welt!
Ein Restaurant in dem nur „fremdländisches“ Essen angeboten wird, ohne das auch nur ein landesüblicher Teller angeboten wird, ist für viele meiner portugiesischen Landsleute (ich meine die Portugiesen, die stets darauf bedacht sind, möglichst weltoffen zu wirken, ohne es wirklich jemals annähernd gewesen zu sein) eine Kriegserklärung gegen die Esskultur im Allgemeinen und ihrer Meinung nach eine respektlose Missachtung, Demütigung und Verletzung der Gastfreundschaft.
Aber warum soll ich als Portugiese, in meinem eigenen Land, nicht die Möglichkeit haben, internationale und damit selbstverständlich auch deutsche Küche, zu probieren und zu genießen?
Wäre ja noch schöner!
Die portugiesische Küche ist eine einfache, schmackhafte und „ehrliche“ Küche.
Man sieht sofort was im Topf drinnen ist.
Normalerweise werden nämlich alle Fleisch-, Fisch- oder Gemüsezutaten, die es saisonal gibt, in einem großen Topf, ohne viel Tamtam, gar gekocht.
Die portugiesische Küche ist so „ehrlich“, das einem beim öffnen des Topfdeckels Hühnerfüße, ganze Fischköpfe oder grinsende Kaninchenschädel ins verwunderte Antlitz blicken können.
Auch kann es z.B. passieren, dass einem beim Tintenfischessen die ganze Tinte auf das Hemd spritzt, denn der Tintenfisch wird bei uns keineswegs ausgenommen.
Das sind Details, die selbst mir nicht schmecken.
Da lobe ich mir doch manchmal lieber die gute deutsche Hausmannskost.
Ich werde einmal, jetzt wo wir in den Monat Oktober reinkommen, mit meinem portugiesischen Freund das neu eröffnete deutsche Restaurant besuchen, und vielleicht kann ich ihn ja dann für ein paar Weißwürstchen mit süßem Senf und einer Brezel erwärmen.
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