Donnerstag, 17. September 2009

Das Lissabonner Puppenkrankenhaus





Auf dem zentralen Platz Praça da Figueira, mitten im Herzen der Lissabonner Unterstadt Baixa, ist in dem Gebäude mit der Hausnummer 7, auf der Nordseite des Platzes, ein kleiner, unscheinbarer Laden untergebracht.

In diesem Laden gibt es kleine Polstersessel, akribisch mit Plüsch bezogen und mit Ziernägeln beschlagen. Daneben gibt es Stühlchen mit gedrechselten Stuhlbeinen und geschwungenen
Lehnen, dazu passende Tischchen und andere Möbel.
In verschiedenen Schubladen türmen sich daumengroße Stiefelchen und winzige Kleidchen.
Und in weiteren dutzenden Schubladen finden sich Puppenköpfe, Beinchen, Ärmchen, Puppenaugen und noch viel mehr Zubehör.

In diesem Laden begibt sich der Besucher auf eine Zeitreise durch ein Spielzeugland ohne iPods, Playstations und Computerspiele.
Aber hier, in diesem außergewöhnlichen Geschäft, Mitten in der Altstadt, werden nicht nur Puppenmöbel und Puppenkleider angeboten.
Nein, hier in diesem kleinen Laden befindet sich der „Hospital das bonecas“ (deutsch: Puppenkrankenhaus) und in seinen vier Wänden praktiziert Portugals einziger Puppendoktor.

Vor Jahren habe ich mit meiner Schwester eine ihrer alten Puppen zum reparieren dorthin gebracht.
Ich korrigiere mich: wir haben die Puppe zum Onkel Doktor gebracht.
Denn die Puppe bekam, wie jeder andere Spielzeugpatient auch, eine eigene Krankenakte ausgestellt, in der alle Wehwehchen des Patienten notiert wurden, wie in einem richtigen Krankenhaus.
Die Beschwerden reichen generell von abgerissenen Wimpern oder einem eingedrückten Auge, über zerbrochene
Gliedmaßen und einem Loch im Kopf, bis hin zur Bitte um eine neue Füllung für den alten Teddy.
Die Puppenklinik verfügt über einen Raum für ambulante Behandlungen, eine Notaufnahme und einen Operationssaal.

Hier im Puppenkrankenhaus wird alles behandelt; das neunzig Jahre alte Sammlerstück aus Zelluloid oder Porzellan, wie auch das neue Lieblingsspielzeug aus Plastik oder Stoff.

Angefangen hat alles im Jahr 1830, mit einer gewissen Dona Carlota, die Stoffpuppen für Kinder bastelte und sie in diesem kleinen Laden verkaufte.
Sie hinterließ das Puppen-Atelier ihrer Tochter.
Die lernte später, schon als alte Dame, die kleine Manuela Cutileiro kennen, die nach weiteren Dekaden die Puppenklinik übernahm. Seit fünfzehn Jahren leiten Manuela Cutileiro, gelernte Kindergärtnerin, und ihre Tochter Catarina nun den Laden und die Werkstatt.

Aber der Laden musste sein Angebot erweitern, denn es reicht heute leider nicht mehr aus, alte Steifbären und Käthe-Kruse-Puppen zu reparieren.
Deshalb hat sich das „Hospital das bonecas“, unter anderem, daraufhin spezialisiert Kleidungsstücke für frühgeborene Babys, so genannte Frühchen, herzustellen.
Das Schneidern von Karnevalskostümen und das restaurieren von sakralen Figuren gehören ebenso zu dem neuen Betätigungsfeld des Puppenkrankenhauses, wie das reparieren von Schaufensterpuppen und Werbefiguren.

Und sollten auch die Barbie ihrer Tochter oder der Batman ihres Sohnes eine Grundüberholung brauchen, so sind sie zweifelsohne hier in diesem Laden bestens aufgehoben!

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