Dienstag, 15. September 2009

Ein Park im Dornröschenschlaf


Überwuchert von Pflanzen und zerfressen vom Verfall, so fristet, Mitten in Lissabon, das einstige Anwesen des Barons Frederico Daupiás, ein beklagenswertes Dasein. Eine Gruppe engagierter Lissabonner Bürger will nun aus dem zerfallenden Dornröschenschloss mit seiner großen Parkanlage wieder das machen, was es einmal war: Ein Zentrum der portugiesischen Gartenkultur, offen für jedermann.

Frederico Romão Daupiás, vierter Baron von Alcochete (Barão de Alcochete), im Jahre 1839 geboren, war nicht nur ein weit gereister und wohlhabender Geschäftsmann, sondern er pflegte auch eine besondere Leidenschaft für Pflanzen, von denen er sich aus allen Ecken der Welt Setzlinge und Samen mitbrachte. Und als sich Frederico Daupiás im Jahr 1896 entschloss, ein großes Grundstück an der Rua do Arco a São Mamede in Lissabon zu erwerben, so tat er dies nicht nur, um sich hier ein schmuckes Wohnhaus zu errichten - sondern auch, um sich und den Bürgern der Stadt eine einzigartige Gartenanlage zu schenken.

Innerhalb kürzester Zeit schaffte es der Baron, das Areal vom wild wuchernden Gestrüpp zu befreien und in eine wahrhaftige Parkanlage zu verwandeln. Bereits zum Jahresende von 1896 sorgte Baron Daupiás mit einer viel besuchten Chrysanthemen-Ausstellung für Aufsehen. Und das nicht nur, weil die ausgestellten Blumen so hübsch waren. Nein, nie zuvor hatte in Portugal ein Adliger seinen privaten Garten der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Im Laufe der folgenden Jahre entwickelte sich der Park der Casa Daupiás zu einem kleinen Paradies inmitten der Stadt, der in Ausstattung und wissenschaftlichem Anspruch durchaus mit dem nahe gelegenen und nur wenige Jahre vorher gegründeten Botanischen Garten (Jardim Botanico) mithalten konnte. Begünstigt von der hügeligen Topographie des Geländes am Rücken des Bairro Alto konnte Daupiás den Garten in mehrere Ebenen mit unterschiedlichen Bepflanzungen unterteilen. Zedern, Palmen, Araukarien, Magnolien und mehr - alles hatte in diesem so einzigartigen wie großzügigen Stadtgarten seinen Platz. Unten, im ebenen Teil hinter dem im Jahr 1906 errichteten Wohnhaus von Daupiás, errichtete der Baron verschiedene Gewächshäuser zur Aufzucht weiterer Pflanzenarten.

Mit seinem Werk, mitten in Lissabon, setzte der Baron Daupiás Maßstäbe. Basierend auf seinen Experimenten und Untersuchungen verfasste er zum Beispiel das Fachbuch Guia de Horticultura Práctica (deutsch: Handbuch des praktischen Gartenbaus), das für viele weitere Generationen von Pflanzenfreunden zur Referenz wurde. In seinem Haus richtete Frederico Daupiás zudem eine Samenhandlung ein, damit auch andere Gärten von seiner Arbeit profitieren konnten.

Nach Fredericos Tod im Jahr 1928 führte seine Tochter das Anwesen und die Pflege der Gartenanlagen fort. Doch im Laufe der Jahre verwilderte der Garten zunehmend. Heute befindet sich das Anwesen in einem beklagenswerten und erbärmlichen Zustand.

Wer heute ein paar Schritte vom portugiesischen Nationalparlament (Assembleia da República) die Rua de São Bento hinauf läuft, trifft bald auf die Rua do Arco de São Mamede, wo sich, versteckt hinter den Hausnummern 6 bis 8, die Casa Daupiás befindet. Hier, geschützt durch eine hohe Mauer, beginnen die Parkanlagen, die sich - versteckt von Häuserzeilen - bis hinunter zur Rua da Imprensa Nacional ziehen.

Im Augenblick stehen die Chancen recht gut, dass sich die Stadtverwaltung dieser verwilderten Parkanlage annimmt. Das steht der Stadtverwaltung, so kurz vor den Kommunalwahlen, nur gut. Ziel ist es, mit der zukünftigen Wiedereröffnung der Gärten des Daupiás, Lissabon einen attraktiven neuen Park zu geben, der ein reizvolles Dreieck mit dem Botanischen Garten und dem Park am Principé Real, bilden wird.

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