Nun ist er endlich
da, der Monat Juni, der hierzulande der „Monat der Volksheiligen“ (port.: „mês dos
Santos populares“) genannt wird.
Als Volksheilige
werden die drei Heiligen Santo António (dt.: Heiliger Anton), São João (dt.:
Sankt Johann) und São Pedro (dt.: Sankt Peter) bezeichnet.
Traditionell ist der
Juni der Monat, indem hier in Portugal landauf landab viele kirchliche
Zeremonien, Prozessionen, Wallfahrten und Volksfeste stattfinden. Vor allem in
Lissabon (Santo António), in der nordportugiesischen Metropole Porto (São João)
und in vielen Städten der Algarve (São Pedro) wird dieser Monat mit viel
Belustigungen, Umzügen, Tanz, Gesang, Brauchtum, gutem Essen und Trinken
gefeiert.
Festschmaus der landesweit
stattfindenden Feste sind traditionell gegrillte Sardinien (port.: sardinhas
assadas).
Was die Weißwürste
für München, das Eisbein für Berlin und die gekochten Rippchen für Frankfurt sind,
sind ohne Zweifel die Sardinen für Lissabon und Porto in der Volksfestzeit.
Sardinen sind das
Symbol, das Wahrzeichen des feiernden Portugals – ein Wahrzeichen das langsam
in den Meeren Portugals selten wird.
Um es deutlicher zu
sagen, dieser hier so beliebte Fisch droht regelrecht auszusterben!
Laut einer Schätzung
des Instituto Português do Mar e da Atmosfera (dt.: Portugiesisches Institut des
Meeres und der Atmosphäre), einem Institut welches die Aufgabe hat die
Öffentlichkeit über Forschungsaktivitäten und Expertisen zu informieren und
unabhängige Veröffentlichungen herauszubringen, werden dieses Jahr im Feiermonat
Juni schätzungsweise nur ca. 2.000 t Sardinen von portugiesischen Trawlern aus
dem Meer geholt werden.
2.000 t Sardinen
entsprechen, so haben es einpaar kluge Köpfe ausgerechnet, schätzungsweise 35
Millionen Sardinen.
Da der Monat 30 Tage
hat, heißt das mit anderen Worten, das etwas mehr als 1 Million dieser Fische diesen
Monat hierzulande auf den Tisch kommen werden, das sind 48.000 Sardinen jede
Stunde, 805 Sardinen pro Minute oder 13 Sardinen jede Sekunde.
Das mag jetzt einem unheimlich
viel erscheinen, aber Tatsache ist, dass die Sardinenfischerei hierzulande
jedes Jahr geringere Fangresultate aufweisen kann – dieses Jahr die kleinste
Menge an Sardinen der letzten 75 Jahre überhaupt!
Vor 30 Jahren konnte
Portugal gut 200.000 t Sardinen anlanden.
Vor zehn Jahren waren
es dann, wegen jahrelanger Überfischung und immer stärker werdenden
klimatischen Veränderungen, nur noch 100.000 t.
Während portugiesische
Trawler im Jahre 2012 gut 32.000 t Sardinen aus dem Meer holten, waren es 2013
bereits nur noch 28.000 t und 2014 gar nur noch 16.000 t, d.h. in zwei Jahren
hat sich die Fangmenge um ganze 50% reduziert.
Für das Jahr 2015 ist
eine Fangquote von lediglich nur noch 13.500 t vorgesehen, was den Preis dieses
Fisches ins astronomische katapultiert hat.
Hat man letztes Jahr
für ein Kilo Sardinen noch um die 3,50 Euro bezahlt, so wird man dieses Jahr wohl bereits
gut 5,00 Euro für das Kilo hinblättern müssen.
Nichtsdestotrotz sind
die meisten Portugiesen weiterhin bereit Sardinen zu kaufen, auch wenn diese fast unerschwinglich geworden sind.
Denn jeder Portugiese
ist sich über eines im Klaren:
ohne Sardinen – keine
Santos populares – kein Volksfest!
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