Dienstag, 27. April 2010
Kaffeehaus
Der Österreicher im Chiado hat wieder eröffnet.
Nach einer wochenlangen Umbauphase, hat das Wiener Kaffeehaus in der Rua Anchieta n°3, in der Nähe des Buchladens Livraria Bertrand und genau gegenüber des Lissabonner Standesamtes (port.: Registo Cívil de Lisboa) seine Türen wieder für die Liebhaber von Sacher und Linzer Torte geöffnet.
Jetzt hat man dort mehr Platz und alles ist heller.
Auch die Speise- und Getränkekarte ist üppiger geworden.
Jetzt kann man sogar Leberkäse, Wiener Würstchen und Knödel dort zu sich nehmen.
Die verschiedenen leckeren Kaffee- und Kuchensorten blieben erhalten, und um einige süße Spezialitäten sogar noch ergänzt.
Man kann im Kaffeehaus einige schöne Stunden verbringen.
Und meine österreichische Kollegin Julia hat mir bestätigt, dass das Kaffeehaus den Kaffeehäusern ihrer österreichischen Heimat sehr Nahe kommt.
Ein Grund mehr, diesen total untypisch-portugiesischen Ort aufzusuchen und die leckeren Sachen, mit den für uns komischen Namen auf der Speisekarte, einfach mal auszuprobieren!
Der einzige Makel des Kaffeehauses sind die Kellnerinnen, die einen lange warten lassen, bis sie einen endlich bedienen und die dies dann so motiviert tun, als ob man ihnen vom letzten Besuch noch etwas schuldig geblieben wäre.
Da ich aber ins Kaffeehaus wegen der netten Atmosphäre gehe, und nicht wegen des Personals, ist dieser Makel für mich leicht hinzunehmen.
Vielleicht können die beiden Besitzer dennoch den Mädchen einmal einen Schnellkurs in Kundenservice spendieren.
Dem Kaffeehaus täte das nur gut!
Deutsches Kino 2010 in Portugal
Die Medeia Filmes Studios stellen, in Zusammenarbeit mit dem deutschen Goethe-Institut in Portugal, in den Monaten April und Mai den Filmzyklus „Vom Neuen zum Neuen deutschen Film“ (port.: „Do novo ao novo cinema alemão“) vor.
Die Filme deutscher Sprache und deutscher Regisseure werden in Porto im Theater „Campo Alegre“ vorgeführt und in Lissabon im Kino „Cinema Medeia King“ gespielt.
Unter anderem werden zu sehen sein die Filme „Auge in Auge“ von Michael Althen und Hans Helmut Prinzler, „Abschied von Gestern“ vom Regisseur Alexander Kluge und die Komödie „Soul Kitchen“ des Deutsch-Türken Fatih Akin.
Mit dem Filmzyklus will das Goethe-Institut die großen deutschen Regisseure der letzten Jahre vorstellen und die neue deutsche Filmgeneration fördern.
Die Filmvorführungen werden bis zum 26. Mai laufen.
Montag, 26. April 2010
Boa Hora
Gerstern, auf dem Weg vom Chiado zum Cais do Sodré, führte mich der Weg über die Rua Nova do Almada, am Alten Gericht „Boa Hora“ (port.: Tribunal da Boa Hora) vorbei.
Dieses alte Gebäude, ein ehemaliges Kloster irischer Dominikaner, wurde 1677 erbaut und vor 166 Jahren zum Gerichtsgebäude umgebaut.
In ihm fanden historische Prozesse statt, wie zur Zeit der Diktatur, die Prozesse gegen die oppositionellen Politiker Mário Soares und Álvaro Cunhal, die ins Exil gehen mussten, und in neuerer Zeit etwa die Korruptionsprozesse gegen Pedro Caldeira und den Ex-Benficapräsidenten Vale e Azevedo.
Heute ist das Gerichtsgebäude geschlossen, da die Stadtverwaltung Mitte letzten Jahres verschiedene Gerichte zusammengelegt hat, und in den Osten der Stadt verlegt hat.
Aus dem nun verlassenen Haus hätte ein Luxushotel werden sollen.
Aber durch eine Unterschriftsaktion und dem vehementen „Nein“ einer Bürgerinitiative wurde die Idee fallen gelassen, aus dem alten Gericht eine Luxusherberge für Touristen zu machen.
Ich habe mich oft gefragt, zumal jetzt, da das Gebäude leer steht und dazu verurteilt ist, zu vergammeln, warum die Einwohner des Cais do Sordé, und da vor allem die Geschäftsleute, so stark gegen ein Luxushotel in ihrem Stadtviertel waren, zumal sie ja die größten Nutznießer eines solchen gewesen wären, so dachte ich.
Aber wahrscheinlich wollen die Einwohner des Cais do Sodré einfach nicht, dass ihr Stadtviertel einmal als Synonym für Tourismus steht, so wie heute die Alfama oder Belém.
Oder sie wollen nicht, wie die Einwohner der neuen Stadtteile im Osten, das ihre Bürgersteige schon um 20 Uhr hochgeklappt werden, weil sie nur tagsüber die Menschen anziehen.
Und bestimmt wollen sie nicht, wie die Einwohner des Bairro Alto, jede Nacht ins Bett gehen mit dem Wunsch es würde schon bald wieder Morgen sein, weil sie genau wissen, ihr Stadtteil wird über Nacht von marodierenden und alkoholisierten Jugendlichen „überfallen“ werden.
Das Geheimnis des Cais do Sodré ist die gesunde Mischung der „Klassen“.
Hier lebt die gutbürgerliche Mittelklasse neben dem einfachen Arbeiter, die wohlhabenden Ärzte neben den Prostituierten, und die fleißigen Handwerker neben dem Metzger, dem Bäcker und dem Tante-Emma-Ladenbesitzer.
Und alle kommen sie miteinander gut aus in ihrem Stadtteil.
Ein Luxushotel würde eventuell diese Infrastruktur nur zerstören.
Aber vielleicht findet sich ja ein anderer Verwendungszweck für das alte Gericht Boa Hora.
Vielleicht wird aus dem Tribunal ja ein Theater, ein Kino oder eine Bibliothek.
So viel ich weiß, hat Kultur noch Niemanden geschadet!
Grândola, Vila Morena
In meinem Beitrag „Nelkenrevolution“, von Vorgestern, schrieb ich über die Entstehung des wichtigsten politischen Feiertags Portugals, dem 25. April, Tag der Freiheit (port.: „Dia da Liberdade“), und ich erwähnte in diesem Beitrag auch das Lied „Grândola, vila morena“.
Heute wurde ich von einer deutschen Arbeitskollegin über den Liedtext von „Grândola, vila morena“ gefragt und über die Geschichte dieses Liedes.
Also habe ich mich heute hingesetzt und versucht den Originaltext ins Deutsche zu übersetzen und ein wenig über das Lied selbst herauszufinden.
Vor 36 Jahren, schlossen sich breite Teile des portugiesischen Militärs zur „Bewegung der Streitkräfte“ (port.: Movimento das Forças Armadas - MFA“) zusammen, und putschten gegen die faschistische Diktatur, die bereits 48 Jahre andauerte.
Das vereinbarte, verschlüsselte Zeichen für den Putschbeginn der Truppen war das verbotene Lied „Grândola, vila morena“.
Damals, in einer Zeit in der es noch keine Computer oder Handys gab, mussten die revoltierenden Truppen dieses Lied per Radio in das Land hinaus senden.
Und so kam es also, das in der ersten Stunde des 25. April, um genau 00:30 Uhr, der Sprecher des Radiosender „Radio Renascença“ die erste Strophe dieses Liedes vortrug.
Nach dem vorlesen der Strophe wurde dann das Lied selbst abgespielt, und da wussten die Militärs in allen Kasernen und Militärbasen des Landes, das die Stunde zum Aufstand geschlagen hatte.
„Grândola, vila morena“ stammt aus der Feder des kommunistischen Sängers und Liedermachers José Afonso, der damals einer der größten Gegner der Diktatur war.
In seinem Lied besingt der Liedermacher die alentejanische Stadt Grândola, die zur Zeit der Diktatur eines der Widerstandszentren der Opposition war.
Wegen seines doppeldeutigen Textes war „Grândola, vila morena“ von der Staatszensur verboten worden.
Den politisch Verfolgten und dem Normalbbürger war dieses Lied jedoch ein Lied der Hoffnung und Zukunft.
Das Lied besteht aus sechs Strophen und lautet im Originaltext wie folgt:
Grândola, vila morena,
Terra da fraternidade,
O povo é quem mais ordena,
Dentro de ti ó cidade.
Dentro de ti ó cidade,
O povo é quem mais ordena,
Terra da fraternidade,
Grândola vila morena.
Em cada esquina um amigo,
Em cada rosto igualdade,
Grândola vila morena,
Terra da fraternidade.
Terra da fraternidade,
Grândola vila morena,
Em cada rosto igualdade,
O povo é quem mais ordena.
À sombra de uma azinheira,
Que já não sabia a idade,
Jurei ter por companheira,
Grândola a tua vontade.
Grândola a tua vontade,
Jurei ter por companheira,
À sombra de uma azinheira,
Que já não sabia a idade.
Meine Übersetzung von „Grândola, vila morena“ lautet wie folgt:
Grândola, sonnengebräunte Stadt,
In einem Land der Brüderlichkeit gelegen,
Das Volk hat das Sagen,
In Dir, oh du Stadt.
In Dir, oh du Stadt,
Hat das Volk das Sagen,
In einem Land der Brüderlichkeit gelegen,
Grândola du dunkele Stadt.
An jeder Ecke ein Freund,
In jedem Gesicht Gleichheit,
Grândola du dunkele Stadt,
In einem Land der Brüderlichkeit gelegen.
In einem Land der Brüderlichkeit gelegen,
Grândola du dunkele Stadt,
In jedem Gesicht Gleichheit,
In Dir hat das Volk das Sagen.
Im Schatten einer mächtigen Steineiche,
Die ihr Alter nicht mehr wusste,
Habe ich dir Treue geschworen,
Grândola, nach deinem Wunsch.
Grândola, nach deinem Wunsch,
Habe ich dir Treue geschworen,
Im Schatten einer mächtigen Steineiche,
Die ihr Alter nicht mehr wusste.
Zwei wichtige Anmerkungen möchte ich gerne zu meiner Übersetzung noch hinzufügen:
- Ins Deutsche übersetzt verliert dieses Lied leider viel von seiner Doppeldeutigkeit und Aussagekraft.
- Ich habe das Wort „morena“ mit „dunkel“ übersetzt. Aber „morena“ kann auch mit „brünett“, „schwarzbraun“, „braungebrannt“ oder „gebräunt“ übersetzt werden.
Samstag, 24. April 2010
Nelkenrevolution
Wir schreiben das Jahr 1974.
Am frühen Morgen des 25. April, kurz nach Mitternacht, erklingt im portugiesischen Radiosender „Rádio Renascença“ das von der Diktatur bis dahin zensierte Lied „Grândola, Vila Morena“, des Sängers José Afonso.
Dieses einfache, aber vom Text her sehr ausdruckreiche Lied, ist das Startsignal für einen minutiös geplanten Aufstand, der Portugal von seiner damals verhassten faschistischen Diktatur befreien, und als die Nelkenrevolution (port.: Revolução dos Cravos) in die Geschichte eingehen wird.
Über 48 Jahre hinweg hatten die Diktatoren António de Oliveira Salazar und Marcelo Caetano mit strenger Hand über das Land und die Kolonien geherrscht.
Diese Herrschaft endete nun am 25. April, mit besagter unblutigen Nelkenrevolution.
April ist die Zeit der Nelken.
An diesem 25. April wird diese unscheinbare Blume, die ich abschätzig „Friedhofskraut“ nenne, weil ich einfach keine Nelken mag, zum Symbol der friedlichen Revolution.
Inspiriert von der „flower power“ schmückten damals die Studenten und die Arbeiter, die Hausfrauen und selbst Kinder, die Panzer mit den Nelken und stecken sie in die Gewehrläufe der Soldaten.
Als am späten Nachmittag über das Radio die Nachricht verbreitet wurde, das der Diktator Marcelo Caetano sich der MFA (port.: Movimento das Forças Armadas / dt.: Bewegung der Streitkräfte) ergeben und die Macht an General António Sebastião Ribeiro de Spinola übergeben hatte, setzt ein stundenlanger Hupkonzert ein und lockte auch die letzten Zweifler aus ihren Häusern zum Rossio und in die Baixa.
Von diesem Hupkonzert hat mir meine Großmutter Sara später noch oft erzählt.
Ich selber, der ich zu dieser Zeit schon mit meinen Eltern und meiner Schwester in Deutschland lebte, erlebte diesen Morgen in der Wilhelm-Busch-Grundschule in Arheilgen.
Ich weiß noch, als ob es erst gestern gewesen wäre, wie damals meine Grundschullehrerin Frau Koppe auf dem Schulhof auf mich zukam, und mich fragte wie es mir gehen würde, und ob ich wüsste wie es meiner Familie gehen würde.
Als achtjähriges Kind hatte ich damals keine Ahnung von Politik, und auch keine Ahnung was meine Lehrerin eigentlich von mir wollte und erst recht wusste ich nicht, was sich in diesen Stunden in meinem Heimatland abspielte.
Aber selbst als kleines Kind begriff ich, es musste etwas „weltbewegendes“ passiert sein in dem Land das ich damals unter Protest verlassen hatte und welches meine Eltern Portugal nannten.
Für mich als Kind änderte sich damals nichts im Leben.
Aber heute, 36 Jahre später, weiß ich sehr wohl, das an diesem Tag, Werte wie die Meinungsfreiheit, die Versammlungsfreiheit und die Gleichberechtigung in Portugal, ihre Geburtsstunde hatten.
Dennoch gibt es noch heute einige die sich die „Diktatur der Ordnung“ zurückwünschen. Man kann zu den Diktatoren Salazar und Caetano stehen wie man will.
Aber eines muss auch diesen ewig Gestrigen klar sein:
Unter einer faschistischen Diktatur, wie es sie fast 50 Jahre lang in Portugal gegeben hat, wären die Gedanken niemals frei und Portugal nichts weiter als ein riesiges Gefängnis!
Internationaler Tag des Buches
Gestern, am 23. April, feierten wir den Internationalen Tag des Buches (port.: Dia Internacional do Livro / engl.: World Book Day).
Dieser Tag wurde von der UNESCO im Jahre 1995 ausgewählt und anerkannt, um weltweit die Kultur des Lesens, und die Bücher zu überhaupt, zu ehren.
Der 23. April ist der Tag des Heiligen Sankt Georg.
An diesem Tag, so eine alte Tradition, werden Bücher verschenkt.
So bin ich gestern in den Chiado gegangen, in die Livraria Bertrand, und habe mich mit dem Kauf des Buches „Amantes dos Reis de França“ von den Schriftstellerinnen Ana Cristina Pereira und Joana Troni selbst beschenkt, und somit die Tradition fortgeführt.
Ich habe noch nicht angefangen das Buch zu lesen.
Deshalb weiß ich nicht genau was mich literarisch erwartet.
Aber um den Welttag des Buches zu ehren, hier eine Liste der, für mich, zehn besten Bücher, die ich in den letzten 12 Monaten gelesen habe:
- „Se as Jóias Falassem“ von Eduardo Alves Marques
- „Dramatische Verwechslung“ von Mark Tabb
- „Blutiges Erwachen“ von Roger Smith
- „Catarina de Bragança“ von Isabel Stilwell
- „ Auf den Spuren der Sehnsucht“ von Gerhard Nehls
- „JK, o artista do impossível“ von Claudio Bojunga
- „Großmama packt aus“ von Irene Dische
- „Warum Männer nicht zuhören und Frauen schlecht einparken“ von Allen & Barbara Pease
- „Império à deriva“ von Patrick Wilcken
- „Filipa de Lencastre“ von Isabel Stilwell
Mittwoch, 21. April 2010
Eselsohren: „Wenn Schmuckstücke reden könnten“
Vor kurzem stellte ich hier im Blog, im Rahmen der Rubrik „Von Eselsohren und anderen Dingen“, das Buch „Dramatische Verwechslung“ vor.
Heute will ich unter dieser Rubrik ein neues Buch vorstellen.
Das Buch ist im Verlag „A Esfera dos Livros“ erschienen und heißt „Se as jóias falassem“ (dt.: “Wenn Schmuckstücke reden könnten”) und erzählt spannende Geschichten über die einzelnen Schmuckstücke und Juwelen der portugiesischen Königinnen und Prinzessinnen.
Genau wie die Frauen die sie trugen, so haben auch die Juwelen Geschichte geschrieben.
Der Autor dieses Buchs ist der junge Eduardo Alves Marques, der auf spannende Art und Weise über die Juwelen und andere Schmuckstücke schreibt die für das portugiesische Königshaus bestimmt waren und unter anderem von den Juwelieren Cartier, Boucheron, Leitão & Irmão, Merellio und Musy kreiert wurden.
Wenn sie reden könnten, die verschiedenen Armbänder, Ringe, Ketten, Diademe und Ohrringe aus Gold, Diamanten, Smaragden und Rubinen, so würden sie über prächtige Hochzeiten und emotionalen Taufen berichten, und von besonderen Staatsbanketts und unvergesslichen Hofbällen erzählen.
Ihr Zauber liegt nicht nur in ihrem Alter und in der Menge der verwendeten Edelsteine. Nein, sie bergen auch ein Geheimnis, das bereits die Frauen begeisterte die sie trugen und uns heute noch alle bei einem Museumbesuch erstaunen lassen.
Auch wer sie hundert Mal gesehen hat, sei es in Natura oder auf alten Gemälden, kann sie beim hundertertsten Mal wieder neu erleben und entdecken. Denn wahre Symbole von königlicher Macht und Liebe ruft in den Seelen derer, die es verstehen wollen, mehr hervor, als die Juweliere die sie kreierten bewusst hineinzulegen vermochten.
Leider ist dieses Buch noch nicht in deutscher Sprache erschienen (wenn er überhaupt jemals erscheinen wird!...).
Aber denen, die der portugiesischen Sprache mächtig sind, denen kann ich dieses Buch nur wärmstens empfehlen.
In dem Buch sind viele Fotos der einzigartigen Juwelen und ihren Trägerinnen abgebildet.
Samstag, 17. April 2010
Ich nehme es so, wie es kommt!
Wir leben in einer hochtechnologischen Welt, in einer Welt, die uns das Gefühl gibt, Herr über die Zeit, das Wetter und die Elemente zu sein.
Das dem aber nicht so ist, hat dieser Woche ein Vulkan, dessen Namen ich noch nicht einmal aussprechen kann, und den bis dato hier in Mittel- und Südeuropa kein Mensch kannte, uns allen gelehrt.
Millionen von Fluggästen sitzen seit zwei Tagen an den meisten europäischen Flughäfen fest, und kommen nicht an ihr Ziel, weil der Vulkan Eyjafjllajokull auf Island ausgebrochen ist und nun seine Asche und Gase Kilometerweit in die Erdatmosphäre spuckt.
Da diese Aschewolke für die Luftfahrt äußerst gefährlich ist, sind dementsprechend in fast ganz Europa seit vorgestern alle Flughäfen gesperrt.
Dies beeinträchtigt immens die Reisemöglichkeiten jeden Normalbürgers, sowie auch die der so genannten VIP´s.
Dies musste nun auch Bundeskanzlerin Angela Merkel erfahren.
Aus den USA kommend, wo sie sich mit Präsident Barack Obama getroffen hatte, wollte die Bundeskanzlerin gestern nach Berlin zurückfliegen.
Doch die Aschewolke machte ihr und ihrer Delegation einen Strich durch die Rechnung.
Und so musste die Regierungsmaschine „Konrad Adenauer“ in Lissabon landen, da alle deutschen Flughäfen bereits für den Flugverkehr gesperrt waren, genauso wie die britischen, die französischen, die niederländischen, die belgischen, die dänischen, usw., usw.
Lissabon ist überhaupt einer der wenigen Flughäfen in Europa die noch angeflogen werden dürfen.
Hier in Lissabon wurde die Bundeskanzlerin zuerst von ihrem Amtskollegen José Socrates am Lissabonner Militärflughafen Figo Maduro empfangen, bevor sie dann zum Hotel Ritz gebracht wurde, um dort die Nacht zu verbringen.
Eine Nacht in Lissabon, zumal im Ritz, nun es gibt sicherlich schlimmeres im Leben eines Politikers.
Und so reagierte dann auch Angela Merkel auf die Frage eines Reporters als dieser sie am Hoteleingang fragte ob es denn nicht „ärgerlich“ sei, in Lissabon „festzusitzen“.
Sie antwortete ihm kurz und bündig: „Ich nehme es so, wie es kommt!“
Heute Morgen flog die Kanzlerin, sichtlich erholt, um 11.30 Uhr von Lissabon aus in Richtung Rom, da die deutschen Flughäfen immer noch für den Flugverkehr gesperrt sind. Anscheinend beflügeln Vulkanausbrüche die Reisediplomatie der Kanzlerin.
Viel schlimmer als die deutsche Kanzlerin hat das momentane Flugchaos aber den Portugiesischen Staatspräsidenten Anibal Cavaco Silva getroffen.
Der weilte nämlich bis gestern in Prag auf Staatsbesuch.
Und da auch der Flughafen von Prag gesperrt ist, mussten nun er und seine ganze Delegation mit einer Auto- und Buskolonne nach Straßburg gefahren werden, wo sie planen heute zu übernachten.
Morgen soll es dann per Auto weiter nach Barcelona gehen, und von dort, wenn das Wetter und die Aschewolke mitspielen, dann mit einer Regierungsmaschine nach Lissabon.
Sollte es aber für die portugiesische Delegation nicht möglich sein von Barcelona nach Lissabon zu fliegen, dann steht den Herrschaften noch eine Busfahrt von 1200 km bevor.
Ich glaube wie werden dann, nach 3000 km auf der Straße, von Cavaco Silva die Worte: „Ich nehme es so, wie es kommt!“, so wie die Kanzlerin sie gesagt hat, ganz bestimmt nicht hören.
Ourivesaria Aliança
Wer früher in Lissabon an das Einkaufen dachte (heute leider nicht mehr so sehr), dachte automatisch an den Chiado.
Der Chiado war und ist das Lissabonner Stadtteil wo man zum Einkaufen oder flanieren hinging und noch heute hingeht.
Der Lissabonner hat für das „flanieren im Chiado“ sogar einen eigenen Begriff erfunden, nämlich „ir namorar as montras ao Chiado“, was ins deutsche übersetzt so viel heißt wie: „man geht in den Chiado um sich in die Schaufenster zu verlieben“.
Es gibt Geschäfte im Chiado, die sind wahre Institutionen der Hauptstadt, wahre Museen, so symbolträchtig und etabliert sind sie.
Eines dieser „Museen des freien Handels“ und ein Symbol des Chiado ist die Ourivesaria Aliança (dt.: Juweliergeschäft Aliança), in der Rua Garrett n° 50, wo heutzutage Lissabonner und Touristen eher einkehren, um das Geschäft zu fotografieren (wie in einem Museum halt), als um das eine oder andere Schmuckstück zu erwerben.
Der Juwelier Aliança wurde im Jahre 1902 von dem Architekten Oliveira Ferreira im Louis XV-Stil erbaut und hat eine imposante, aus Eisen bearbeitete, Fassade.
Aber der eigentliche Schmuck der Ourivesaria Aliança ist nicht ihre wunderschöne Außenfassade, sondern die Wand- und Deckenmalereien in ihrem Inneren.
Die vom Maler Artur Alves Cardoso (1883-1930) im Jahre 1914 gemalte „Toilette de Venus“ an der Decke und den Wänden des Geschäfts sind wohl die originellsten der ganzen Stadt.
Welchen unschätzbaren Wert diese Malereien in dem Juweliergeschäft haben, wird einem erst klar, wenn man weiß, dass Alves Cardoso auch der Maler der Deckenmalereien im Portugiesischen Parlament ist.
Viele betreten diesen Laden, wie gesagt, um Bilder von der Inneneinrichtung zu machen.
Aber man darf nicht vergessen, dass man sich hier eigentlich in einem Juwelier befindet.
Sollte man also ein ausgefallenes Schmuckstück kaufen wollen, so ist man hier in diesem Geschäft bestens aufgehoben.
Denn so originell wie die Inneneinrichtung und die Malereien, sind auch die Edelmetalle und Klunker in den Vitrinen.
Ein beispielhafter Politiker, ein beispielhafter Mann
Die Gemeinde Cruz Quebrada (port.: Junta de Freguesia da Cruz Quebrada), im Lissabonner Großraum gelegen, hat einen Vollzeit-Gemeinderatsvorsitzenden (port.: Presidente da Junta de Freguesia).
Paulo Freitas do Amaral sieht in seinem Amt als Vorsitzender der kleinen Gemeinde am Meer nicht nur seinen Beruf, sondern vor allem seine Berufung.
Als das Kultusministerium in Lissabon, in den letzten Weihnachtsschulferien beschloss, die zwei einzigen Grundschulen im Herzen der Gemeinde Cruz Quebrada aus wirtschaftlichen Gründen für immer zu schließen, und somit den Schulkindern ab den Osterferien einen wesentlich weiteren Schulweg in die Nachbargemeinde Dafundo zuzumuten, da nahm Paulo Freitas do Amaral selbst das Problem in Angriff, und versuchte für mindestens 30 dieser Schüler eine Lösung zu finden.
Und diese Lösung besteht darin, dass er aus eigener Tasche, in nur sechs Wochen, die Busfahrerlizenz machte, sich dann bei einer privaten Busgesellschaft einen Kleinbus zum symbolischen Preis von 1,00 Euro anmietete, um dann höchstpersönlich, nun ab Mai, jeden Morgen die Schulkinder in die weiter entfernte Grundschule Escola Básica Gonçalves Zarco nach Dafundo zu fahren.
Das nächste Ziel von Paulo Freitas do Amaral wird es sein, einen neuen Busfahrer einzustellen.
Der neue Busfahrer soll dann nicht den Gemeinderatsvorsitzenden als Busfahrer ersetzen, sondern im Gegenteil, er soll dann helfen die doppelte Zahl von Kindern in die neue Schule befördern zu können.
Endlich mal ein Politiker, der nicht in die eigene Tasche wirtschaftet, sondern an das Wohl seiner Gemeinde denkt!
Ein beispielhafter Politiker, ein beispielhafter Mann!
Donnerstag, 8. April 2010
In memoriam: Dietrich Bonhoeffer
„Ich glaube, dass Gott uns in jeder Notlage so viel Widerstandskraft geben will, wie wir brauchen. Aber er gibt sie uns nicht im Voraus, damit wir uns nicht auf uns selbst, sondern alleine auf ihn verlassen.“
Diese Worte schrieb der 1906 geborene Dietrich Bonhoeffer in seiner dunklen, nassen Zelle im Konzentrationslager Flossenbürg.
Dort, in der tiefsten Oberpfalz, saß Bonhoeffer seit April 1943 im Gefängnis weil er es gewagt hatte gegen das Naziregime Widerstand zu leisten.
Für die Nationalsozialisten war Bonhoeffer nichts weiter als ein gefährlicher Spion, feiger Vaterlandsverräter, dreckiger Judenfreund und hinterhältiger Verschwörer.
Aber Bonhoeffer war lediglich ein Mensch, der menschliche Gefühle und christliche Werte hatte, und der die unmenschliche Nazipolitik auf keinen Fall mittragen wollte.
Für seine Menschlichkeit und seinen Glauben wurde Dietrich Bonhoeffer vor genau 65 Jahren, im Morgengrauen des 09. April 1945, mit den Gleichgesinnten Admiral Canaris und General Oster, auf persönlichen Befehl Adolf Hitlers, im KZ Flossenbürg, hingerichtet.
Dienstag, 6. April 2010
Blitzkrieg gegen Portugal
Vor nunmehr 70 Jahren, im Frühjahr 1940, der Zweite Weltkrieg hatte wenige Monate vorher mit dem Überfall Deutschlands auf Polen begonnen, trafen sich der spanische Außenminister Ramon Serrano Súñer und sein deutscher Amtskollege Joachim von Ribbentrop in Madrid, um die Kriegsallianz zwischen Spanien und Deutschland zu bekräftigen.
Am Ende dieses Treffens, Ribbentrop steht schon am Flughafen, an seiner Maschine die ihn nach Berlin zurückbringen soll, offenbart der spanische Außenminister dem Deutschen, das der spanische Diktator General Franco mit dem Gedanken spielt das neutrale Portugal noch im Sommer oder im Herbst des gleichen Jahres zu überfallen, so wie es Deutschland zuvor mit Polen gemacht hat.
Diesen Plan kann General Franco aber unmöglich ohne die Mithilfe Deutschlands verwirklichen!
In Unterlagen, die erst jetzt veröffentlicht wurden, plante Spanien damals einen „Blitzkrieg“ gegen Portugal.
Innerhalb von nur 24-48 Stunden sollten Lissabon besetzt und Portugal in drei Teile aufgeteilt werden, mit jeder Macht und Gewalt die dem Heer, der Marine und der Luftwaffe Spaniens zur Verfügung stünden.
Bei dem geplanten Feldzug, der den Namen „Nr. 1/34“ tragen sollte, hätten sich 25 spanische Divisionen nur fünf portugiesischen Divisionen gegenüber gestanden.
Die Argumentation zu diesem Einmarsch in Portugal gab Spaniens Außenminister Ramon Serrano Súñer seinem Amtskollegen von Ribbentrop gleich mit auf dem Weg.
Seiner Meinung nach hatte nämlich „bei der Betrachtung der Landkarte Europas, Portugal, geographisch gesprochen, kein Recht zu existieren!“
Nach mehrmaligem Anfragen aus Madrid, wird der Präventivschlag auf Portugal durch General Franco von Adolf Hitler nicht unterstützt.
Im Gegenteil, Hitler rät damals Franco von einer Besetzung Portugals sogar ab.
Johannes XXI
Portugal bereitet sich dieser Tage auf den Besuch des deutschen Papstes Benedikt XVI (port.: Bento XVI), der Mitte Mai stattfinden wird, vor.
Benedikt XVI wird sich hier in Portugal an Papst Johannes Paul II, dem Polen, (port.: João Paulo II) messen lassen müssen, denn der war ein bekennender Freund Portugals und Marienanhänger, und somit hatte er es bei seinen Portugalbesuchen äußerst leicht die Massen zu bewegen.
Aber Portugal wird auch Benedikt XVI freudig empfangen, denn Portugal hatte mit den einzelnen Stellvertretern Christi auf Erden, woher sie auch immer kamen, nur selten Probleme.
Kaum ein Portugiese aber weiß, dass es auch schon einmal einen portugiesischen Papst gegeben hat.
Vom 08. September 1276, bis zu seinem Tode am 20. Mai 1277, saß nämlich der Lissabonner Pedro Julião (lat.: Petrus Hispanus / ital. : Petrus Juliani) auf dem Heiligen Stuhl.
Der Geburtstag, und sogar das Geburtsjahr, von Pedro Julião sind bis heute ein Geheimnis der Geschichte geblieben.
Man vermutet aber, dass der Sohn des Arztes und Apothekers Julião Rebelo und Teresa Gil, zwischen 1205 und 1215 auf die Welt kam.
Er studierte in Lissabon, im spanischen Léon und an der Pariser Sorbonne zuerst Theologie und Philosophie und dann Medizin und Mathematik, bevor er nach Italien ging, und an den Universitäten von Salerno und Siena selber Medizin zu lehren.
Er wurde ein angesehener Medizinprofessor für Augenheilkunde.
Er war es z.B, der dem Künstler und Maler Michelangelo Buonarroti, als dieser beim Bau der Sixtinischen Kapelle fast erblindete, die Augen behandelte, so das dieser wieder einwandfrei sehen und an der Kapelle weiterarbeiten konnte.
Außerdem wurde Pedro Julião ein Fachmann, man will es kaum glauben, für Empfängnisverhütung und Schwangerschaftsabbrüchen!
Zur damaligen Zeit, eine absolute Revolution.
Um 1260 ernannte ihn der spätere Papst Hadrian V (port.: Adriano V) zu seinem Leibarzt. Später wurde er Hof- und Leibarzt von Papst Gregor X (port.: Gregorio X).
Kaum im Vatikan angekommen begann seine Kirchenkarriere.
1272 wird er im italienischen Frascati zum Erzbischof ernannt und 1273 kehrt er nach Portugal zurück, als Erzbischof von Braga.
Am 08. September 1276 wird Pedro Julião in Viterbo, nach einem kontroversen Konklave, zum neuen Papst Johannes XXI (port.: João XXI) gewählt.
In Viterbo verbringt er dann auch sein kurzes Pontifikat.
Dort lässt er sich, an der Hinterseite seines Papstpalastes, seine Privatbibliothek erweitern, denn er wollte seine medizinischen Forschungen weiter führen, und brauchte dafür eine Unmenge von Fachbüchern.
Am 16. Mai 1277 wird er bei einem Aufenthalt in seiner Bibliothek von herabstürzenden Deckenteilen getroffen und schwer verletzt.
Diesen schweren Verletzungen erliegt er vier Tage später.
Sein plötzlicher Tod war der damaligen Kirche unheimlich suspekt. Viele im Umfeld Johannes XXI waren der Meinung, dass „etwas böses und unheimliches“ geschehen sein musste.
In einer Chronik aus der damaligen Zeit, die sehr mystisch und voller Aberglauben war, schrieb z.B. ein Mönch: „Dieser häretische Schwarzkünstler ist in seinem Palast vom Teufel persönlich erschlagen worden!“
Johannes XXI, der einzige portugiesische Papst auf dem Stuhl Petri, der den Ruf hatte eher den Armen als den Reichen eine Audienzen zu gewähren und der seiner Zeit meilenweit voraus war, ist heute im Dom von Viterbo beigesetzt, unweit seiner geliebten Bibliothek.
Eselsohren: „Dramatische Verwechslung“
Ich lese für mein leben gerne.
Und wer mich kennt weiß, das Bücher mir mitunter das liebste sind was ich besitze.
Deshalb will ich ab heute hier in diesem Blog unter der Rubrik „Von Eselsohren und anderen Dingen“ (die erste Rubrik überhaupt hier im Blog) immer wieder einmal Bücher vorstellen und kommentieren, die ich gerade lese.
Das Buch, das ich gerade fertig gelesen habe und das ich heute euch allen ans Herz legen will, heißt „Dramatische Verwechslung“ und handelt von einem tödlichen Unfall im Jahre 2006, einem folgenschweren Irrtum der auf diesen Unfall folgte und von zwei Familien die zwischen purer Verzweiflung und immenser Hoffnung taumelten.
In diesem Buch wird die wahre, und fast unfassbare Geschichte der beiden amerikanischen Studentinnen Whitney Cerak und Laura Van Ryn erzählt.
Beide haben sie, mit 15 anderen Jugendlichen am 26. April 2006, mit ihrem Schulbus einen schweren Unfall auf der Interstate 69, im US-Bundesstaat Michigan, und beide werden sie dann beim bergen vom Unfallort kurioserweise verwechselt.
Die eine wird unter dem Namen der anderen beerdigt und die andere wird von ihrer Familie über Wochen im Krankenhaus liebevoll gepflegt, bis diese merkt, dass es sich bei dem Mädchen nicht um ihre Tochter handelt.
Die eine Familie, die über mehrere Wochen die Hoffnung hat das ihre Tochter wieder gesund wird, muss so nun erfahren dass diese bereits seit Wochen unter der Erde liegt.
Und die andere Familie, die vor Wochen die vermeintliche Tochter zu Grabe getragen hat, muss nun, nachdem sie den Tod der Tochter einigermaßen verarbeitet hat, damit zurechtkommen, dass diese tatsächlich noch lebt!
Ich finde dieses Buch sehr spannend und emotional, zumal es sich ja nicht um einen Roman handelt, sondern um eine wahre Geschichte über den Verlust, den Glauben und die Hoffnung zweier Familien im Angesicht einer unvorstellbaren Tragödie.
„Dramatisch Verwechslung“ ist im GertMedien Verlag erschienen und wurde von dem Autoren Mark Tabb geschrieben, der auf die wertvollen Informationen der Eltern von Whitney und Laura zurückgreifen konnte.
Port is not english
Ich wurde vor Tagen von einem Arbeitskollegen gefragt warum denn alle Portweine in Portugal englische Namen tragen.
Ich habe ihm geantwortet, dass den Winzern vor über 300 Jahren, als der Portwein seine Geburt hatte, einfach die portugiesischen Namen ausgegangen wären und sie sich damals schon einmal auf die Globalisierung von heute einstellen wollten.
Natürlich ist das Humbug und ich habe ihm auch nur solch eine Antwort gegeben, weil wir kalendarisch den 01. April hatten.
Hier nun aber, im Rahmen dieses Blogs, die richtige Antwort auf diese sehr interessante Frage, die mir gestellt wurde:
Also, zu aller erst stimmt es nicht, dass alle Portweine englische Namen tragen.
Nein, es gibt viele Portweine aus ursprünglich portugiesischem Hause, wie z.B. den Ferreira, den Fonseca und den Calém. Genauso wie die Portweine von Quinta do Noval, Manoel de Poças, Rebello Valente oder Ramos-Pinto.
Alles angesehne und geschichtsträchtige Namen portugiesischer Portweinherstellerfamilien.
Aber es ist schon wahr, dass es auch viele englische Portweinwinzer gab und gibt.
Das hat aber einen geschichtlichen Hintergrund.
Im Jahre 1654 schlossen Portugiesen und Engländer den Vertrag von Westminster (port.: Tratado de Westminster) ab. Dieser Vertrag gewährte den Briten in Nordportugal zahlreiche Handelssonderrechte.
Diese Sonderechte waren so groß, das die Briten den Norden Portugals fast als eine englische Kolonie ansahen, was sie ja theoretisch nun auch war.
Zahlreiche englische Weinhändler und Kaufleute ließen sich damals an der Küste ihres neuen „Hoheitsgebietes“ nieder, und der Handel mit dem britischen Mutterland wurde privilegiert.
Der Wein, der von Porto aus nach England verschifft wurde, hieß von da an Portwein, obwohl der nur wenig mit dem heutigen Portwein gemein hatte.
Aber die Namen der britischen Familien, die sich damals als Kaufleute und Winzer im Tal des Douro niederließen, sind bis heute unverändert geblieben, auch wenn sie alle heute dann doch eher portugiesisch als britisch sind.
Und so kommt es, das Portugals Exportschlager Nr. 1 oftmals englische Namen trägt, wie die Namen Taylor, Warre, Croft und Sandeman (alle schon im 18. Jahrhundert gegründet!). Und natürlich haben auch die Familien Graham, Dow und Cockburn einen großen Anteil an der Produktion des Portweins gehabt und haben ihn immer noch.
Nicht zu vergessen die Familien Gould, Quarles Harris und Smith Woodhouse.
Aber auch die Niederländer haben damals, vor 300 Jahren, Portweinhäuser gegründet, die bis heute überdauert haben. Namentlich sind hier die Häuser Niepoort, Kopke (eine deutsch-niederländische Familie) und Andresen zu erwähnen.
In welchen Familien auch immer diese leckeren Weine ihren Ursprung haben, wichtig ist nur eins: sie erfreuen sich alle nicht nur einer langen Tradition, sondern sie stehen auch heute noch alle hoch im Kurs!
Mein Lesezeichen
Heute Morgen wurde ich auf mein originelles Lesezeichen angesprochen.
Auf dem Weg nach Lissabon, auf der Fähre die Cacilhas mit der Hauptstadt verbindet, pflege ich meistens zu lesen, um die Überfahrtzeit zu überbrücken.
Ein Junge, ca. 5 Jahre alt, welches mit seiner Mutter reiste, fragte mich nach dem Lesezeichen, das ich beim lesen immer in der rechten Hand zu halten pflege.
Ihm fielen die Zeichnungen auf dem Lesezeichen auf, und er meinte er könne auch so gut malen.
Nun, das will ich dem Knirps wohl glauben, denn mein Lesezeichen wurde nämlich von meinem kleinen Neffen Nélson und meiner noch kleineren Nichte Lorena kunstvoll kreiert.
Und das kam so:
Anfang des Jahres kaufte ich in Évora ein Lesezeichen aus Kork (port.: marcador de cortiça).
Daheim angekommen, legte ich das neue Lesezeichen auf meinen Schreibtisch. Lorena war von dem „jungfräulich leeren“ Lesezeichen so angetan, das sie beschloss diesen, als ich ihr den Rücken zukehrte, sofort zu bekritzeln.
Da nun der erste Schritt zu einem „abstrakten Kunstwerk“ getan war, ermutigte ich die Kleine weiter zu malen.
Und ich fragte dann auch Nélson ob er gerne die andere Seite des Lesezeichens bemalen würde. Er stimmte freudig zu, und malte mir eines seiner Lieblingsmotive, eine Space Shuttle, auf das Lesezeichen.
Und so kommt es, das ich ein individuelles Lesezeichen jeden Tag bei mir trage und jeden Tag, wenn ich das Buch aufschlage, welches ich gerade lese, denke ich mit „saudade“ an meine zwei Mini-Künstler.
Nélson und Lorena, meine kleinen Künstler, ich liebe Euch von ganzem Herzen!
Donnerstag, 1. April 2010
Frohe Ostern 2010 / Páscoa Feliz 2010
Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern dieses Blogs, sowie allen meinen Freunden, Verwandten und Kollegen ein frohes und von Gott gesegnetes Osterfest, mit vielen bunten Schokoladeneiern und leckeren Mandeln, wie hier in Portugal so üblich.
Frohe Ostern!
Desejo a todos os leitores deste meu Blog, assim como também a todos os meus amigos, familíares e colégas uma Santa Páscoa feliz, com saborosos ovos de chocolate e muitas, muitas amêndoas deliciosas.
Uma Páscoa Feliz!