Sonntag, 22. November 2015

Verão de São Martinho – Altweibersommer in Portugal






Wir hatten hier in Portugal – zumindest hier auf dem Festland – in den letzten drei Wochen traumhaft schönes Wetter.
Es war sehr sonnig, die Temperaturen tagsüber sehr angenehm und wer nicht arbeiten musste, verbrachte den Tag am Strand, machte lange Spaziergänge, setzte sich in einen Park oder aß, typisch für diese Jahreszeit, ein paar geröstete Kastanien und trank dabei „vinho abafado“ oder „jeropiga“ (beides Süßweine).

Im deutschsprachigen Raum kennt man dieses nachsommerliche warme Wetter unter den Begriffen „Altweibersommer“ oder aber auch „Goldenen Oktober“.
Nun, hier in Portugal ist es eher ein „Goldenen November“, obwohl er hier nicht unter diesem Begriff bekannt ist. Hierzulande bezeichnet man diese warme meteorologische Wetterlage im Herbst mit dem Namen Verão de São Martinho (dt.: Sankt Martin-Sommer) – so genannt weil dieses Wetterphänomen meistens um den Tag des Heiligen Sankt Martin, dem 11. November, vorkommt.

Als Sankt Martins-Sommer (port.: Verão de São Martinho) bezeichnet man hier in Portugal eine ungewöhnlich trockene und warme Wetterperiode im späten Herbst, die von einem strahlend blauen Himmel begleitet wird.
Die typische Herbstwetterlage, die einen schönen Verão de São Martinho auslöst, ist ein ausgedehntes Azorenhoch entlang der iberischen Westküste in Kombination mit Kaltwetterfronten aus dem Norden Europas, die beide für kalte Nächte und warme Tage sorgen.
Bevor der regenreiche und kalte Winter kommt, zeigt sich im November noch einmal von seiner besten Zeit. Deshalb werden diese Tage hierzulande so sehr geliebt und geschätzt.

In den meisten Jahren – und so ein Jahr hatten wir heuer – bleibt eine solche Wetterlage für zwei oder drei Wochen stabil, bis ein Tiefdruckgebiet mit einer begleitenden Kaltfront für einen Wetterumschwung sorgt.
Im gebirgigen Nordportugal, in den Provinzen Minho, Trás-os-Montes, Alto Douro bis hinunter zur Serra da Estrela, wo die Temperaturen nachtsüber im November recht niedrig sein können, fällt der Verão de São Martinho meistens kürzer aus als in den Tiefebenen des Alentejo und in der südlichen Algarve.

Der Ausdruck Verão de São Martinho liegt in Portugal eine jahrhundertelange Tradition zu Grunde. Es lässt sich nachweisen, dass die Bezeichnung Verão de São Martinho bereits vor mehreren Hundert Jahren Anwendung gefunden hat, wobei das exakte Datum des Aufkommens nicht gesichert ist. Jedenfalls wird z.B. in Schriften aus den Klöstern Batalha und Alcobaça der Begriff „verão de São Martinho“ schon im 16. Jahrh. erwähnt.

Heute hat es schon etwas genieselt und es war empfindlich kalt draussen. Glaubt man den Meteorologen, dann ist der Verão de São Martinho für dieses Jahr wohl schon vorbei.
Aber er war fantastisch und ich habe ihn sehr, sehr genossen!

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