In einem portugiesischen
Fernsehkanal sah ich dieser Tage eine Reportage in dem sich englischsprachige
Touristen – so weit ich verstanden habe handelte es sich bei diesen um
Archäologiestudenten – begeistert über Lissabon als Reiseziel äußerten, sich aber
darüber enttäuscht zeigten, dass die portugiesische Hauptstadt archäologisch so
wenig zu bieten hatte.
Nun, um ehrlich zu
sein, materielle Hinterlassenschaften der kulturellen Entwicklung der Menschen des „vorportugiesischen“ Altertums sind in Lissabon tatsächlich eher
Mangelware.
Fakt ist, das seit
über viertausend Jahren Menschen an der Tejomündung siedeln.
Man weiß heute nicht mehr
mit Sicherheit wer als erster den kleinen Ort an der lieblichen Bucht „Olisippo“
nannte. Tatsache ist aber, dass die Geschichte der Stadt weit zurück in eine
Zeit reicht, als die heutige Unterstadt, die Baixa, noch vom Wasser einer
Tejobucht überflutet war. Wo heute der als Rossio bekannte Platz liegt,
vereinigten sich in grauer Vorzeit zwei Seitenarme des Tejo. Der Verlauf der
beiden Flussbetten ist heute noch deutlich zu erkennen: ihm folgen in einem
auslaufenden V die blaue und die grüne U-Bahnlinien der Lissabonner Metro.
Die Phönizier, die Karthager
und die Griechen benutzten Lissabon einstmals als idealen Naturhafen, als
Ankerplatz und Handelsstation auf ihrem Weg vom Mittelmeer in den Norden Europas.
Sie fühlten sich hier höchstwahrscheinlich sehr wohl und auch die Kelten und
die Iberer scheinen sich hier geborgen gefühlt zu haben.
Im Zuge ihrer
Auseinandersetzung mit dem nordafrikanischen Reich Karthago machten sich die
Römer 218 v. Chr. an die Eroberung der Iberischen Halbinsel und standen bereits
13 Jahre später, 205 v. Chr., auch vor „Olisippo“, das sie später, wohl um
Julius Cesar zu schmeicheln, in „Felicitas Julia“ umtauften.
Die Römer blieben
dann über mehrere Jahrhunderte und ganz sicher frönten sie ihrer Baulust. So
vermutet man heute unter den Grundmauern der Stadtburg Castelo de São Jorge Reste eines römischen Kastells, aber wie
gesagt, man vermutet es nur.
Mit Sicherheit
gefunden wurden, aber das auch nur per Zufall nach dem großen Erdbeben von 1755,
z.B. in der Travessa do Almada, im heutigen Stadtteil Madalena, die Reste einer
Therme und in der Rua da Prata, im Stadtteil Baixa, die Reste römischer
Galerien. Von einem römischen Friedhof, der heute unter der Praça da Figueira liegt, hat man auch Kenntnisse, ebenso von einem
Theater unweit der Rua de São Mamede.
Man kann sich das
römische Lissabon mit Tempeln und Foren, Theater und Thermen vorstellen, vielleicht
auch mit Parks über dem Wasser und mit den eitlen Standbildern des alten Rom.
Alleine beweisen
lassen sich diese ganzen Bauwerke heute nur sehr schwer.
Nach dem
Zusammenbruch des Römischen Reiches im 5. Jahrhundert n. Chr. wurde auch
Lissabon von den Wirren der germanischen Völkerwanderung erfasst. Beim Ringen
um die Vorherrschaft behielten schließlich die Westgoten die Oberhand.
Sie nannten die Stadt
fortan „Ulixippona“ und bauten aus den Römersteinen die erste Stadtmauer. Die
Mauer war wuchtig, plump und stabil, scheinbar war sie uneinnehmbar. Doch als
sie den arabischen Mauren unter dem Feldherren Tariq Ibn Ziyad widerstehen
sollte, widerstand sie nicht.
Die Mauren, die neuen
Herren der Stadt, nannten „Ulixippona“ ab 711 n. Chr. „Al-Ushbuna“ (dt.:
liebliche Bucht). Auf dem Alkazar, dem Vorläufer der Stadtburg Castelo de São Jorge, wehte für vierhundert Jahre die Fahne des
Propheten. Die maurisch-islamische Kultur in „Al-Ushbuna“ strahlte hell und
weit.
Das maurische
Lissabon war, wie andere arabische Städte dieser Zeit auf der Iberischen
Halbinsel, ein Kulturzentrum, mit dem sich die christlichen Niederlassungen
nicht im entferntesten messen konnten.
Aber von all dieser
arabischen Pracht, die immerhin 4 Jahrhunderte andauerte, blieb letztendlich weniger
übrig als von den Römern.
Die eigentliche
portugiesische Geschichte Lissabons begann erst im 12. Jahrhundert, als König Afonso
Henriques aus dem Hause Burgund (port.: Borgonha) die Stadt mit Hilfe eines
Kreuzfahrerheeres eroberte. „Al-Ushbuna“ wurde zu Lisboa, die Moscheen wurden
zu Kirchen und man tauschte Allah gegen den christlichen Gott.
Kein Gebäude aus
maurischer Zeit blieb original erhalten.
Nur die schmalen
Treppenwege und die steinernen Bögen der Alfama verraten heute noch das
vergangene arabische Erbe.
Es fehlen heute die Möglichkeiten
und es fehlt aktuell vor allem das Geld um die Vergangenheit Lissabons vollends
zu verifizieren.
So bleibt die
Frühgeschichte Lissabons weiterhin im Dunkeln und ist oftmals nichts weiter als
eine vage Vermutung.
Wahrlich, Lissabon
ist für alle Archäologen eine Last!
Ich mag deine interessanten Posts sehr
AntwortenLöschenLiebste Grüße zu dir :-)