Samstag, 29. Juni 2013
Verkehrschaos in der Baixa
Ich war heute in der Baixa unterwegs.
In der Baixa, der pombalinischen Unterstadt, schlägt das Herz Lissabons.
Sie ist laut, geschäftig, unruhig und heutzutage voll und ganz auf Touristen eingestellt.
Architektonisch streng, kühl und fast monoton und sparsam wirkend, ist dieses Lissabonner Viertel ganz vom Geist der Aufklärung geprägt.
Die Baixa, so wie wir sie heute kennen, geht im Wesentlichen auf die Zeit des Wiederaufbaus nach dem großen Erdbeben vom 01. November 1755 zurück.
Damals wies Premierminister Marques de Pombal, im Auftrag von König José I, die drei Architekten und Ingeneure Manuel da Maia, Eugénio dos Santos e Carvalho und Carlos Mardel an, dieses durch das Erdbeben völlig zerstörte Stadtteil neu zu errichten.
Die drei Stadtbauer ersetzten das ehemalige mittelalterliche Straßengewirr durch ein rhythmisch gegliedertes und kerzengerades Straßensystem in Rechtecken, das heute als „Schachbrettmuster“ bezeichnet wird.
Als die Baixa damals, im 18. Jahrhundert, gebaut wurde, meinten viele Kritiker von Premierminister Pombal, die neuen Straßen wären übertrieben breit und lang.
Heute weiß man, die Stadtplaner da Maia, dos Santos und Mardel, hätten sie ruhig ein bisschen breiter und länger bauen können, denn die Baixa ist dem heutigen dichten und hektischen Verkehrsaufkommen nicht mehr gewachsen.
Und weil der Verkehr generell so chaotisch ist, kann ich es nicht verstehen, warum die Stadt Lissabon heuer zum zweiten Mal hier, Mitten in der Altstadt, in Zusammenarbeit mit einem großen portugiesischen Einzelhandelsunternehmen, eine landwirtschaftliche Ausstellung, verbunden mit einem Mega-Picknick für die Bevölkerung und einem anschließenden Konzert des portugiesischen Schnulzensängers Tony Carreira veranstaltet.
Missverstehen wir uns nicht falsch:
Ich bin nicht gegen solche Events, zumal wenn sie gesponsert werden und dem portugiesischen Steuerzahler offiziell finanziell nichts kosten. Aber sie kosten den Portugiesen, die sich beruflich oder privat in dieser Gegend aufhalten müssen, unheimlich viel Zeit und Nerven!
Die wichtigsten Straßen um die Praça do Comércio, dem zentralen Platz der Baixa wo die ganze Veranstaltung am heutigen Samstag stattfindet, ist für den Verkehr gesperrt, d.h. man muss heute große Umwege durch die Innenstadt in Kauf nehmen, um von A nach B zu kommen.
Natürlich kann man, wenn man vorgewarnt ist, dieses an sich schon sehr kritische Verkehrsnadelör, umfahren, aber wenn man erst einmal im Stau steckt, kommt man auch nicht so leicht wieder raus.
Ich habe heute für eine Strecke von noch nicht einmal zwei Kilometern knappe zwei Stunden gebracht!
Da kann einem wirklich das ganze Wochenende vermiest werden.
Wie ich schon erwähnte, habe ich keinerlei Probleme mit solchen Großveranstaltungen in der Stadt. Nur bin ich der Meinung, Lissabon hat wahrlich mehr als genug adäquate Plätze und Orte um diese abzuhalten.
Es ist nicht das erste Mal, das die Stadt Lissabon einfach mal so beschließt wegen irgendwelchen Veranstaltungen ganze Straßenzüge und Plätze in der Altstadt zu sperren, so das der normale Bürger, der in hier lebt und arbeitet, einfach gezwungen wird dies hinzunehmen.
Ich bin wirklich nicht kleinlich und wer mich kennt weiß das ich auch keine Spaßbremse bin, aber wenn eine Stadt nicht die nötigen Gegebenheiten hat um solche Veranstaltungen ordentlich zu realisieren, dann sollte sie auch, zum Wohle ihrer Bürger, diese besser planen oder ganz auf sie verzichten!
Donnerstag, 27. Juni 2013
Rien ne va plus
Rien ne va plus (dt.: Nichts geht mehr) sagte eine französische Kollegin von mir, als sie heute Morgen verspätet im Büro auftauchte.
Über drei Stunden hat sie gebraucht um zur Arbeit zu kommen, denn ein Generalstreik hat heute das ganze Land praktisch lahm gelegt.
Dank meiner Arbeitskolleginnen Sandra und Lili, die heute meine Mitfahrgelegenheiten gespielt haben, blieb mir diese Streiktortur erspart und ich schaffte es heute pünktlich an meinen Schreibtisch!
Die portugiesische Staatsbahn CP, die U-Bahnen von Lissabon und Porto, die Fährschiffgesellschaften, die sonst Lissabon mit der Halbinsel von Setúbal verbinden und die meisten Busunternehmen sind dem Aufruf der beiden großen Gewerkschaften CGTP (port.: Confederação Geral de Trabalhadores Portugueses / dt.: Portugiesischer Nationaler Gewerkschaftsbund) und UGT (port.: União Geral de Trabalhadores / de.: Allgemeine Arbeitervereinigung) gefolgt und haben die Arbeit heute für 24 Stunden niedergelegt.
Auch auf den nationalen Flughäfen ging heute so gut wie gar nichts mehr, und so mussten viele Flüge heute ausfallen oder hatten große Verspätungen.
Aber nicht nur die Arbeiter der nationalen Verkehrsbetriebe legten heute zum größten Teil ihre Arbeit nieder, sondern auch viele öffentliche und private Behörden, Ämter, Krankenhäuser, Schulen, usw. wurden landesweit bestreikt.
So war der Chaos, hauptsächlich hier in der Hauptstadt, vorprogrammiert!
Es war heute das vierte Mal in zwei Jahren das sich das Land zu einem Generalstreik
Entschieden hat und das öffentliche Leben praktisch geruht hat.
Viele die heute auf die Straße gegangen sind, wären lieber sicherlich arbeiten gegangen oder hätten den sonnigen Tag, mit Temperaturen von bis zu 36°C, lieber am Strand verbracht.
Aber leider ist es so, dass die meisten, die an diesem Streik heute teilgenommen haben, gar keine Arbeit haben!
Die Arbeitslosenquote ist hier in Portugal diesen Monat auf das Rekordniveau von 18% gestiegen und bei den Jugendlichen liegt sie sogar bei unglaublichen 40%!
Das hat mit zur Folge, das die Nation, trotz aller Sparmaßnahmen und Steuererhöhungen der Regierung von Premierminister Pedro Passos Coelho , auf das dritte Rezessionsjahr zusteuert.
Der heutige Generalstreik mag, wie auch die vorangegangenen Streiks, wirtschaftlich nicht viel bringen, aber er ist sehr wohl ein Ausdruck der wachsenden politischen Notlage in der sich diese Nation augenblicklich befindet.
Und das weiß Premierminister Passos Coelho sehr wohl, genauso wie er weiß das er ohne die Zustimmung der breiten Öffentlichkeit in ferner Zukunft niemals seine geplanten Steuerreformen durchsetzen wird können.
Rien ne va plus!
Sonntag, 23. Juni 2013
Einladung zum Sommerfest 2013 der DEKL
Heute in einer Woche, am Sonntag den 30. Juni 2013, findet in der Deutschen Evangelischen Kirche zu Lissabon (port.: Igreja Evangélica Alemã de Lisboa), das traditionelle Sommerfest statt.
In Verbundenheit mit der Deutschen Katholischen Kirchengemeinde in Lissabon wird an diesem Tag in der Evangelischen Kirche, in der Avenida Columbano Bordalo Pinheiro n°48, ein ökumenischer Familiengottesdienst stattfinden.
Nach dem Gottesdienst findet dann im schönen Kirchgarten, wie jedes Jahr, ein fröhliches Grillgartenfest statt, mit viel gutem Essen, kühlen Getränken, verschiedenen Spielen für die Kinder und mit der musikalischen Unterstützung der Band „De Prinze“, die schon die vorhergehenden zwei Sommerfeste animiert haben.
Pfarrer Stefan Stalling und Pfarrerin Anke Stalling laden alle die an diesem Tag Lust und Laune haben herzlich in die Evangelische Kirche an der Praça de Espanha ein.
Sollte der Eine oder der Andere noch etwas zum kalten Buffet beisteuern wollen, so tue er sich keinen Zwang an…
Samstag, 22. Juni 2013
Coimbras Universität ist Weltkulturerbe
Die Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur, UNESCO, (port.: Organização das Nações Unidas para a Educação, a Ciência e a Cultura) hat heute auf ihrer 37. Jahresversammlung im kambodschanischen Phnom Penh die portugiesische Universität Coimbra als Weltkulturerbe (port.: Património Mundial) anerkannt.
15 Jahre lang hat die Universitätsstadt Coimbra (bitte lesen sie hierzu auch meinen Blogeintrag „Die Universität von Coimbra, vom 18. Januar 2012) darum gekämpft, dass ihre Universität auf die Liste des Weltkulturerbes der Menschheit gesetzt wird.
Heute, nach vielen Höhen und Tiefen entschied sich das Welterbekomitee nun einstimmig die Aufnahme der ältesten und renommiertesten Lehranstalt Portugals zu vollziehen.
Die Bürger von Coimbra (bitte lesen sie hierzu auch meinen Blogeintrag „Coimbra“, vom 28. Januar 2012), einer der schönsten und traditionsreichsten Städte des Landes, und natürlich ihre Studenten – jeder fünfte Einwohner von Coimbra ist ein Student – haben diese Nachrichte aus dem fernen Kambodscha heute mit einer riesigen Freude aufgenommen, wohl wissend das solch eine hohe Auszeichnung immer zu großer Verantwortung und Respekt verpflichtet.
Einige Denkmalpfleger der UNESCO hatten ernste Bedenken die Universität auf die Liste zu setzen, da im Moment in ihrer Nähe neue, moderne Gebäude errichtet werden.
Nachdem aber die portugiesische Bewerbungsdelegation dem Welterbekomitee versichert hat, das diese neuen Bauten den visuellen und atmosphärischen Eindruck des Gesamtbildes der aus dem 13. Jahrhundert stammenden Universität nicht beeinträchtigen werden, hat die UNESCO schließlich eingelenkt.
Zum Weltkulturerbe gehören ab heute nicht nur das Universitätsgelände auf dem höchsten Punkt der Stadt, die über 30 Universitätsgebäude und Fakultäten, sondern auch die vielen studentischen Traditionen und die Rua da Sofia, mit ihren zahlreichen Studentenkneipen und Studentenwohngemeinschaften, die „Repúblicas“ genannt werden.
Der heutige Tag ist zweifelsohne ein großer Tag für die Universität und ihre Studenten, für die Stadt Coimbra, für Portugal und für die portugiesische Kultur und Sprache auf der ganzen Welt!
Mittwoch, 19. Juni 2013
Betriebsausflug mit dem Bus der Linie 728
In Lissabon gibt es zwei große Tourismusbusunternehmen, die Besuchern Lissabons praktische Rundreisen durch die Stadt anbieten. Es sind dies die gelben Doppeldeckerbusse von „Yellow Buses“ und die roten Doppeldecker von „City Sightseeing Portugal“.
Beide Busunternehmen durchfahren zwar die Hauptstadt von Nord nach Süd, und von Ost nach West, immer an den wichtigsten touristischen Punkten entlang, aber man muss den stolzen Preis von etwa 20 Euro berappen, will man solch eine Rundfahrt mitmachen.
Da Lissabon ein sehr gutes öffentliches Nahverkehrsnetz hat, ausgenommen natürlich an den in letzter Zeit immer häufiger stattfindenden Streiks, ist eigentlich jeder Punkt mit den normalen Bussen, Bahnen, der Metro und den Fähren leicht zu erreichen.
Da eine Fahrt mit den Öffentlichen im Durchschnitt 1,80 Euro kostet, schlage ich meinen Freunden und Bekannten aus Deutschland oftmals vor, wenn sie hier in Lissabon zu Besuch sind, die Stadt mit öffentlichen Verkehrsmittel zu erkunden, schließlich ist dies um einiges billiger als mit den schon erwähnten Touri-Bussen und zweifelsohne genauso sehenswert.
Als nun diese Woche meine Arbeitskollegen Melanie aus Berlin hier in Lissabon zu Besuch war, habe ich sie, in Begleitung anderer Arbeitskollegen aus unserem Büro, auf so eine Reise mit einem Bus der Lissabonner Verkehrsbetriebe Carris, mitgenommen.
Wir sind mit dem Bus der Linie 728, der die Strecke Portela – Restelo bedient, vom Oceanario (dt.: Ozeanarium) bis nach Belém gefahren.
Für einen Lissabonner, der diese Strecke tagtäglich fahren muss, mag diese Busverbindung nichts weiter als eine alltägliche Fahrt zum Arbeitsplatz sein, aber ein Tourist oder ein Besucher der Stadt mag es kaum glauben, wie viele Sehenswürdigkeiten man alleine auf dieser Stecke zu sehen bekommt.
Hier ein kleiner Auszug von einigen Sehenswürdigkeiten, die man sich vom Bus der Linie 728 bequem während der Fahrt anschauen kann:
- Museu da Ciência e Tecnologia (dt.: Wissenschafts- und Technologiemuseum)
- Antiga Fábrica do Gás de Portugal (dt.: ehemalige Gasfabrik)
- Praça 25 de Abril (dt.: Platz des 25. April)
- Poço do Bispo (alter Stadtteil von Lissabon)
- Palácio da Mitra (dt.: Bischöfliches Palais)
- Convento de São Francisco de Xabregas (dt.: Kloster Sankt Franziskus im Stadtteil Xabregas)
- Manutenção Militar (dt.: Militärische Wartungshallen)
- Doca de Xabregas (dt.: Wasserdock von Xabregas)
- Convento da Madre de Deus (dt.: Kloster der Mutter Gottes – Kachelmuseum)
- Fábrica Nacional (dt.: große Nudel- und Teigwarenfabrik Nacional)
- Tipografia Antiga (dt.: Alte Druckerei)
- Estação de Santa Apolonia (dt.: Bahnhof von Santa Apolonia)
- Museu Militar (dt.: Militärmuseum)
- Bairro São Vicente de Fora (dt.: alter Stadtteil von Lissabon)
- Igreja de São Vicente de Fora (dt.: Sankt Vinzenzkirche)
- Panteão Nacional (dt.: Nationaler Pantheon)
- Casa do Conto (dt.: Münzhaus)
- Alfândega (dt.: Zollhaus)
- Alfama (dt.: alter Stadtteil von Lissabon)
- Sé Patriarcal (dt.: Kathedrale)
- Casa dos Bicos (dt.: Haus der Spitzen)
- Ministerio das Finanças (dt. Finanzministerium)
- Praça do Cemercio (dt.: Handelsplatz)
- Praça do Municipio (dt.: Rathausplatz)
- Arsenal da Marinha (dt.: Marinearsenal)
- Cais do Sodré (alter Stadtteil von Lissabon)
- Praça da Ribeira (dt.: die Markthalle von Ribeira)
- Santos (alter Stadtteil von Lissabon)
- Museu de Arte Antiga (dt.: Museum für alte Kunst)
- Alcântara ( alter Stadtteil von Lissabon)
- Hospital Égas Moniz (dt.: Krankenhaus Égas Moniz)
- Antiga Cordoaria Nacional (dt.: alte Nationale Seilfabrik)
- Museu dos Coches (dt.: Kutschenmuseum)
- Praça do Vice-Rei da India Afronso de Albuquerque (dt. Platz des Vizekönigs von Indien Afonso de Albuquerque)
- Palácio de Belém (dt.: Palast von Belém)
- Mosteiro dos Jerónimos (dt.: Hieronymuskloster)
- Praça do Império (dt.: Imperiumplatz)
- Monumento dos Descobrimentos (dt.: Denkmal der Entdeckungen)
In Belém angekommen, bin ich dann mit Melanie, Sandra, Ana Rita, Sabine, Tanja und Miguel in der alten Konditorei „Casa dos Pasteis de Belém“ eingekehrt, in dem die original Pasteis de Belém hergestellt werden.
Die Pasteis de Belém sind kleine Törtchen aus Blätterteig, die mit einer geheimen Creme aus Sahne (port.: natas), Eigelb und Zucker, hergestellt werden, und weit über die Grenzen Portugals hinaus wegen ihres deliziöesn Geschmacks berühmt sind.
Wir haben diesen gemeinsamen „Betriebsausflug“ sehr genossen und uns vorgenommen, bei Gelegenheit wieder solch eine „Rundreise“ zu unternehmen.
Dazu mehr demnächst hier in diesem Blog!
Samstag, 15. Juni 2013
Wenn Aufzüge sich in Schale werfen
Der Juni ist hier in Portugal traditionell als „Mês dos Santos Populares“ (dt.: „Monat der Volksheiligen“) oder als „Mês das Festas Populares“ (dt.: „Monat der Volksfeste“) bekannt.
Auch hier in Lissabon ist der Juni der Monat an dem den drei katholischen Heiligen Antónius (port.: Santo António), Johannes (São João) und Peter (São Pedro) gedacht wird.
Jeder dieser drei, beim Volk sehr beliebten Heiligen, daher auch die Bezeichnung „Volksheiligen“, hat im Monat Juni seinen Feiertag:
Santo António am 13. Juni,
São João am 24. Juni und
São Pedro am 29. Juni.
Und wie es sich für eine Stadt gehört, die in Feierlaune ist, ist Lissabon dann immer traditionsgemäß festlich geschmückt und die Stimmung generell sehr fröhlich.
Auch dieses Jahr hat sich Lissabon wieder herausgeputzt und vor allem die Stadtteile Alfama, Mouraria und Santa Catarina sind, trotz knapper Stadtkasse, mit sehr schönen und bunten Girlanden und Ballons geschmückt worden.
Auch die charakteristischen Lissabonner Standseilbahnaufzüge (port.: elevadores oder ascensores) haben sich dieses Jahr in Schale geworfen.
Der Elevador da Glória, der die Stadtteile Baixa und Bairro Alto verbindet, der Elevador do Lavra, im Stadtteil São José und der Elevador da Bica, im gleichnamigen Stadtteil Bica, haben ihre übliche knallgelbe Farbe verändert, und haben nun, für einen ganzen Monat, ein bunteres Outfit bekommen.
Zu diesem neuen Aussehen kam es, weil die Lissabonner Stadtverwaltung vor kurzem in einem Wettbewerb die junge Architektin Mariana Cidade, ausgewählt hat, die beliebten Aufzüge anlässlich des diesjährigen Stadtfestes, umzugestalten.
Mariana Cidade, die 26 Jahre alt ist und aus der Kleinstadt Luso in Mittelportugal stammt, ist eine Liebhaberin des portugiesischen Kachelschmuckes (port.: azulejos) und der weiß-schwarzen Bürgersteige des Landes (port.: calçada portuguesa), und diese Liebe hat sie nun in origineller Art und Weise in die Verkleidung der Aufzüge gesteckt.
Sie hat jedes einzelne dieser über 125 Jahre alten Lissabonner Ikonen mit einer Folie aus Vinyl ummantelt, die verschiedene typische Azulejo- und Bürgersteigmuster zeigen.
So ist jeder Elevador für die nächsten Wochen einzigartig dekoriert!
Die Aufzüge können in ihrer farbenfrohen Aufmachung noch bis zum Ende dieses Monats, dem 30 Juni, besichtigt und natürlich auch benutzt werden.
Danach werden sie, man muss schon beinahe sagen leider, wieder in ihrer gelben Farbe zu sehen sein.
Mittwoch, 12. Juni 2013
Schönes Antoniusfest 2013
Na noite de Santo António
Há alegria no ár
A sardinhada soube muito bem
Só faltou a gente dançar!
Miguel, Ângelo und Nadja in der Sankt Antoniusnacht (port.: noite de Santo António) im Restaurant „Sabores do Tejo“ in Cacilhas.
Die Sankt Antoniusnacht ist der Abend vor dem Lissabonner Stadtfest, dem Sankt Antoniustag, der traditionell in der Stadt am 13. Juni gefeiert wird.
Jedes Jahr wird in dieser Nacht mit guter Musik, farbenprächtigen Umzügen (port.: marchas) und viel gutem Essen und Trinken dem Heiligen Antonius, einem Sohn der Stadt, gedacht und gefeiert.
Ich wünsche allen ein wunderschönes Sankt Antoniusfest 2013 (port.: Festas de Santo António)!
Freitag, 7. Juni 2013
Miradouro da Senhora do Monte
Hügelstädte sind immer unordentliche Städte.
Sie sind unbequem, sie zerfallen in Quartiere und nie kann man sie an einem Zug durchwandern.
Auch Lissabon ist solch eine unordentliche Stadt, die von Hügeln gekrönt wird!
Einer dieser Hügel ist der Hügel von Graça (port.: Colina da Graça), der vom Miradouro da Senhora do Monte (dt.: Aussichtspunkt Unserer Lieben Frau auf dem Berg) gekrönt wird.
Zweifellos hat man von diesem atemberaubenden Aussichtspunkt den, meiner Meinung nach, schönsten Panoramablick über Lissabon, von der Georgsburg (port.: Castelo de São Jorge) hinüber zur Baixa und den Tejo.
Seinen Namen verdankt der Miradouro da Senhora do Monte einer alten Kapelle, die an diesem Ort steht.
Die ursprüngliche Kapelle geht auf den Bau eines kleinen Gotteshauses, der bereits im Jahre 1147, gleich nach der Eroberung von Lissabon durch die Portugiesen von den arabischen Mauren, zurückgeht.
Sie wurde damals dem katholischen Heiligen Sankt Genesius gewidmet.
Dieser Sankt Genesius, den die Portugiesen São Gens nennen, war der erste Erzbischof Lissabons, und predigte bereits zu Zeiten der Römer das Wort Gottes in der Stadt am Tejo.
Die ursprüngliche Kapelle stand einstmals, vom Mittelalter bis zum großen Erdbeben von 01. November 1755, etwa 130 Meter weiter südlicher als die heutige Kapelle gleichen Namens.
Die Capela da Senhora do Monte, so wie wir sie heute kennen, wurde im Jahre 1796 von Augustinermönchen neu erbaut.
Sie ist sehr klein, und sie ist heute nur sehr sporadisch zu Gottesdienstzeiten geöffnet.
Obwohl sie, im vergleich zu anderen Lissabonner Gotteshäusern, winzig ist, verbirgt sie in ihrem Inneren einen sehr ausgefallenen „Kirchenschatz“.
Unmittelbar gleich nach dem Eingang der Kapelle, auf der rechten Seite, fällt dem Besucher eine dunkele Holztür auf.
Hinter dieser Holztür befindet sich ein Stuhl, der aus einem einzigen Stein gehauen ist, und eine Reliquie ist.
Dieser Steinstuhl soll der Stuhl sein, auf dem einstmals Sankt Genesius als Erzbischof saß.
Er wurde nach dem Erdbeben von 1755 aus der alten, zerstörten Kapelle gerettet und dann 1796 in dem neuen Gotteshaus wieder aufgestellt.
Als Reliquie ist dieser Stuhl seit dem 12. Jahrhundert ein Gegenstand religiöser Verehrung, denn dem Glauben nach kann jede schwangere Frau, die sich auf ihn vor ihrer Niederkunft hinsetzt, mit einer ruhigen, entspannten und unkomplizierten Geburt rechnen.
Ob Legende oder nicht – Fakt ist, das noch heute einige schwangere Frauen, aus vielen entlegenen Orten Portugals, vor ihrer Niederkunft, in dieser Lissabonner Kapelle vorbeischauen, um sich auf den Stuhl von Sankt Genesius (port.: Cadeira de São Gens) zu setzen.
Das Aufsuchen dieser Kapelle und des Stuhls durch schwangere Frauen hat eine lange Tradition, durch alle Altersgruppen und sozialen Schichten der Gesellschaft hinweg.
Selbst die Gemahlin des portugiesischen Königs João V, Königin Maria Ana von Österreich, soll jedes Mal vor der Geburt eines ihrer sechs Kinder, den Stuhl des Heiligen Genesius aufgesucht haben.
Wie ich schon erwähnt habe, ist die Capela da Senhora do Monte, und somit natürlich auch der Stuhl, nur sehr selten zu besuchen, da die Kapelle die meiste Zeit verschlossen ist.
Nur ab und zu wird sie heute noch als Bet- und Andachtsraum von den Augustinermönchen des nahen Convento da Graça (dt.: Kloster von Graça) benutzt.
Aber vielleicht hat ja der eine oder andere Leser dieses Blogs einmal Glück und findet die Tür dieses Gotteshauses geöffnet.
Dann empfehle ich ihm auf alle Fälle einen Besuch der Kapelle und des Stuhls.
Er wird diesen Besuch, verbunden mit der einzigartigen Aussicht vom Miradouro, für immer in Erinnerung behalten!
Dienstag, 4. Juni 2013
Steuerzahlergedenktag
Die europaskeptische Politikstiftung New Direction Foundation, die im belgischen Brüssel ihren Sitz hat, hat ausgerechnet, das erst mit dem heutigen 04. Juni 2013, der Durchschnittsverdiener hier in Portugal, rein rechnerisch, aufhört Steuern und Sozialabgaben für die Staatskasse zu leisten.
Erst ab dem heutigen Tag, den man hier in Portugal den „Dia da Libertação de Impostos“ (dt.: „Steuerzahlergedenktag“ / engl.: „Tax Freedom Day“) nennt, fängt der durchschnittliche portugiesische Arbeitnehmer für die eigene Geldbörse zu arbeiten.
Errechnet wird dieser Tag von der New Direction Foundation für die 27 jeweiligen Mitgliedsstaaten der EU.
Diese Berechnung geht folgendermaßen:
Die gesamten jährlichen Steuereinnahmen eines jeweiligen Landes, in diesem Fall Portugal, werden einfach durch das gesamte Einkommen der arbeitsfähigen Bevölkerung geteilt.
Als Ergebnis erhält man den prozentualen Anteil der Steuern die in der Bevölkerung erhoben wurden, und die nun die durchschnittliche Steuerbelastung der gesamten Volkswirtschaft darstellen.
Diese Summe wird dann, um sie dann besser veranschaulichen zu können, in Tage ab Neujahr umgerechnet, und so kommt dann die New Direction Foundation für das Jahr 2013, für Portugal, mit einem Wert von 42,20% Gesamtsteuerabzüge auf den heutigen 04. Juni!
Im Vorjahr erreichten die Portugiesen den Steuerzahlergedenktag schon einen Tag vorher, nämlich am 03. Juni 2012.
Und im Jahre 2011 wurde dieser Tag bereits am 29. Mai 2011 erreicht.
Im Vergleich werden deutsche Arbeitnehmer dieses Jahr durchschnittlich etwa sechs Wochen länger für den Staat arbeiten müssen.
In Deutschland ist der Steuerzahlergedenktag erst am 13. Juli 2013 erreicht, da die Gesamtsteuerabzüge der Durchschnittsverdiener hier 52,99% betragen werden.
Rein rechnerisch müssen die Arbeitnehmer auf Zypern die kürzeste Zeit für den Staat arbeiten. Sie haben bereits am 14. März mit 19,97% Gesamtsteuerabzügen den Stichtag gehabt.
Dagegen müssen Arbeitsnehmer aus Belgien noch bis zum 08. August 2013, mit einem Durchschnittswert von 60,25% an Steuern, für die Staatskasse arbeiten.
Samstag, 1. Juni 2013
Dia da Criança
„Mais vale ser criança, que querer compreender o mundo”
„Lieber ein Kind sein wollen, als die Welt zu verstehen”
(Fernando Pessoa)
Heute, am 01. Juni, wurde hier in Portugal, wie in vielen anderen Ländern der Welt, der Kindertag (port.: Dia da Criança / engl.: Children´s Day) mit einer Menge Spiel, Sport, Spaß und vielen kinderfreundlichen Aktionen gefeiert.
In Deutschland wird dieser, den Kindern gewidmeter Tag, immer am 20. September eines jeden Jahres begangen.
Aber egal an welchem Tag man auch immer den Kindertag zelebriert, wichtig ist, das man sich immer an die Kinder, ihre Rechte und ihr Wohlbefinden erinnert – an jedem Tag des Jahres!
Der Kindertag geht auf die „Weltkonferenz zum Wohlergehen der Kinder“ (port.: „Conferência Mundial para o bem-estar da criança“) zurück, die im August des Jahres 1925 im schweizerischen Genf stattfand, und auf der damals die „Genfer Erklärung zum Schutze der Kinder“ (port.: „Declaração de Genebra sobre a Proteção das Crianças) von über 50 Nationen verabschiedet wurde.
1954 beauftragten die nach dem II. Weltkrieg gegründeten Vereinten Nationen (port.: Organização das Nações Unidas) auf einer Generalvollversammlung ihre Kinderhilfsorganisation UNICEF damit, dafür zu sorgen, das jedes Mitglied der UNO ein Weltkindertag (port.: Dia Mundial da Criança) ins Leben rief, der national immer an unterschiedlichen Tagen gefeiert werden durfte, aber immer auf die weltweite Kinderrechte aufmerksam machen sollte!
So entstand der Kindertag in Portugal, der jedes Jahr am 01. Juni gefeiert wird, und daran erinnern soll, dass Kinder ein unumstößliches Recht auf Spiel, Freizeit, Gesundheit, Schule und elterliche Fürsorge und Liebe haben!