Samstag, 29. Juni 2013

Verkehrschaos in der Baixa



Ich war heute in der Baixa unterwegs.
In der Baixa, der pombalinischen Unterstadt, schlägt das Herz Lissabons.
Sie ist laut, geschäftig, unruhig und heutzutage voll und ganz auf Touristen eingestellt.
Architektonisch streng, kühl und fast monoton und sparsam wirkend, ist dieses Lissabonner Viertel ganz vom Geist der Aufklärung geprägt.
Die Baixa, so wie wir sie heute kennen, geht im Wesentlichen auf die Zeit des Wiederaufbaus nach dem großen Erdbeben vom 01. November 1755 zurück.

Damals wies Premierminister Marques de Pombal, im Auftrag von König José I, die drei Architekten und Ingeneure Manuel da Maia, Eugénio dos Santos e Carvalho und Carlos Mardel an, dieses durch das Erdbeben völlig zerstörte Stadtteil neu zu errichten.
Die drei Stadtbauer ersetzten das ehemalige mittelalterliche Straßengewirr durch ein rhythmisch gegliedertes und kerzengerades Straßensystem in Rechtecken, das heute als „Schachbrettmuster“ bezeichnet wird.

Als die Baixa damals, im 18. Jahrhundert, gebaut wurde, meinten viele Kritiker von Premierminister Pombal, die neuen Straßen wären übertrieben breit und lang.
Heute weiß man, die Stadtplaner da Maia, dos Santos und Mardel, hätten sie ruhig ein bisschen breiter und länger bauen können, denn die Baixa ist dem heutigen dichten und hektischen Verkehrsaufkommen nicht mehr gewachsen.

Und weil der Verkehr generell so chaotisch ist, kann ich es nicht verstehen, warum die Stadt Lissabon heuer zum zweiten Mal hier, Mitten in der Altstadt, in Zusammenarbeit mit einem großen portugiesischen Einzelhandelsunternehmen, eine landwirtschaftliche Ausstellung, verbunden mit einem Mega-Picknick für die Bevölkerung und einem anschließenden Konzert des portugiesischen Schnulzensängers Tony Carreira veranstaltet.

Missverstehen wir uns nicht falsch:
Ich bin nicht gegen solche Events, zumal wenn sie gesponsert werden und dem portugiesischen Steuerzahler offiziell finanziell nichts kosten. Aber sie kosten den Portugiesen, die sich beruflich oder privat in dieser Gegend aufhalten müssen, unheimlich viel Zeit und Nerven!
Die wichtigsten Straßen um die Praça do Comércio, dem zentralen Platz der Baixa wo die ganze Veranstaltung am heutigen Samstag stattfindet, ist für den Verkehr gesperrt, d.h. man muss heute große Umwege durch die Innenstadt in Kauf nehmen, um von A nach B zu kommen.

Natürlich kann man, wenn man vorgewarnt ist, dieses an sich schon sehr kritische Verkehrsnadelör, umfahren, aber wenn man erst einmal im Stau steckt, kommt man auch nicht so leicht wieder raus.
Ich habe heute für eine Strecke von noch nicht einmal zwei Kilometern knappe zwei Stunden gebracht!
Da kann einem wirklich das ganze Wochenende vermiest werden.

Wie ich schon erwähnte, habe ich keinerlei Probleme mit solchen Großveranstaltungen in der Stadt. Nur bin ich der Meinung, Lissabon hat wahrlich mehr als genug adäquate Plätze und Orte um diese abzuhalten.
Es ist nicht das erste Mal, das die Stadt Lissabon einfach mal so beschließt wegen irgendwelchen Veranstaltungen ganze Straßenzüge und Plätze in der Altstadt zu sperren, so das der normale Bürger, der in hier lebt und arbeitet, einfach gezwungen wird dies hinzunehmen.
Ich bin wirklich nicht kleinlich und wer mich kennt weiß das ich auch keine Spaßbremse bin, aber wenn eine Stadt nicht die nötigen Gegebenheiten hat um solche Veranstaltungen ordentlich zu realisieren, dann sollte sie auch, zum Wohle ihrer Bürger, diese besser planen oder ganz auf sie verzichten!

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