Freitag, 2. September 2011
Praça da Figueira
Lissabon schwelgt in Plätzen, die Plätze schwelgen in Denkmälern, die Denkmäler schwelgen in Bronzekönigen und die Bronzekönige schwelgen in Benzinschwaden und Dreck.
Dies ist leider die traurige Wahrheit der vielen Plätze in Lissabon!
Eines dieser Plätze ist die große „Praça da Figueira“ (dt.: Platz des Feigenbaums) in der Lissabonner Baixa Pombalina.
Neben der Praça do Comércio und dem Rossio gehört die Praça da Figueira zu den drei wichtigsten und prachtvollsten Plätzen der Lissabonner Innenstadt.
Dort wo sich heute der Platz befindet, stand bis zum großen Erbeben vom 01. November 1755 der imposante „Hospital Real de Todos os Santos“ (dt.: „Königliches Allerheiligenspital“), wie die Fundamente beweisen, die 1960 bei den Ausschachtungsarbeiten für die Metro und die Tiefgarage, dort gefunden wurden.
Das Allerheiligenspital war zu seiner Zeit das größte und fortschrittlichste Krankenhaus Europas und hatte schon damals z.B. eine Abteilung für tropische Krankheiten!
Nach dem Erdbeben von 1755 waren die Schäden an dem Krankenhaus so gravierend, das König José I anorderte das Gebäude abzureißen, damit der Marques de Pombal die Baixa ungehindert nach seinen Vorstellungen bauen konnte.
Nach dem Abriss des Krankenhauses entstand eine große Freifläche, die vor allem von den Bürgern für den wöchentlichen Gemüse- und Früchtemarkt genutzt wurde.
Man nannte diesen Markt zuerst „Horta do Hospital“ (dt.: Gemüsegarten des Spitals), dann „Praça das Ervas“ (dt.: Kräuterplatz) bis er letztendlich seinen heutigen Namen „Praça da Figueira“ (dt.: Feigenbaumplatz) erhielt.
Im Jahre 1885 wurde dann auf der freien Fläche des Platzes eine 8000 m² große, überdachte Markthalle aus Stahl und Glas errichtet, die von sechs rotlackierten Kuppeln überragt wurde.
Aus einem ursprünglich ambulanten Verkaufsort für Obst und Gemüse war nun ein fester und organisierter Platz geworden, an dem man alle Lebensmittel kaufen konnte, die man für den alltäglichen Bedarf benötigte.
Nicht nur für den Handel sondern auch für die Kultur war die Markthalle eine wichtige Institution der Hauptstadt.
In ihr fanden z.B. Kunstausstellungen und Liederabende statt, und jedes Jahr auch die Abschlussfeierlichkeiten des Sankt Antoniusfestes (port.: „Festas de Santo António), dem Lissabonner Stadtfest.
Die Halle stand hier 64 Jahre lang, bis sie dann 1949, total verrostet, abgerissen wurde und der Platz sein heutiges Aussehen erhielt.
Im Jahre 1971 errichtete die Lissabonner Stadtverwaltung, Mitten auf dem Platz, ein Reiterdenkmal.
Die imposante Bronzestatue ist ein Werk des Bildhauers Leopoldo Neves de Almeida, der auch der Schöpfer des Denkmals der Entdeckungen ist (lesen sie hierzu auch bitte meinen Eintrag „Padrão dos Descobrimentos“, vom 13.07.2011).
Das Reiterstandbild stellt König João I. von Portugal dar, der 1385 gemeinsam mit seinem Feldherrn Nuno Álvares Perreira die einfallenden Spanier in der Schlacht von Aljubarrota besiegte und damit Portugals Unabhängigkeit für viele Jahrzehnte sicherte.
In den Jahren 1999 und 2000 wurde die Praça da Figueira von Grund auf saniert.
Bei dieser Sanierung wurde das Reiterdenkmal von der Mitte des Platzes in die südwestliche Ecke verschoben, so das man ihn heute von der Praça do Comércio und der Rua da Prata sehen kann.
Der Platz ist umgeben von vierstöckigen Gebäuden die vorzugsweise Hotels, Cafés und die verschiedensten Geschäfte beherbergen.
Zwar herrscht heutzutage nicht mehr der Hochbetrieb den es einmal in den Cafés, Restaurants und Bars rund um die Markthalle gab, aber die Praça da Figueira ist auch heute noch eines der Plätze der Stadt in denen man gerne flaniert und gerne gesehen wird.
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