Freitag, 5. Juni 2009

Esel vs. Ferrari


Wer wie ich, im Großraum Lissabon lebt, muss sich jeden Tag mit verstopften Straßen, schlechtgelaunten Auto- und Busfahrern, tollkühnen Motorradfahrern, lebensmüden Fahrradfahrern und zugeparkten Bürgersteigen rumärgern.
Natürlich ist das nicht ein typisch Lissabonner Problem, sondern heutzutage, in jeder Großstadt auf diesem Erdball, ein Normalfall.

Als ich heute Morgen nach Lissabon musste, blieb mein Bus über 6 Minuten an einer roten Ampel stehen, und das nur, weil zwei kaum besetzte Straßenbahnen an der Ampel Vorrang hatten. Der Stau, der sich wegen zwei halbleeren Straßenbahnen bildete, zog sich über Kilometer hin.

Da musste ich unwillkürlich an ein „Rennen“ denken, welches sich vor gut 15 Jahren hier im Großraum Lissabon von einem TV-Sender (ich glaube es war der Sender SIC), zwischen zwei außergewöhnlichen Beteiligten veranstalltet wurde, nämlich einem Esel und einem Ferrari!
Das Ergebnis schien eine ausgemachte Sache zu sein, denn wer hätte schon an eine Niederlage des Ferraris gedacht?
Um Punkt 8 Uhr früh, starteten beide Kontrahenten im Vorort Queluz, rund 20 km von Lissabon entfernt. Am Anfang musste der Esel den aufgewirbelten Staub des Ferraris schlucken, und es blieb ihm nichts anderes übrig, als diesem gemächlich hinterher zu trotten. Doch mit der Zeit änderte sich das Bild. Während der Ferrari immer öfters, aufgrund des sich stauenden Morgenverkehrs, stehen bleiben musste, ging der Esel gemütlich seinen Weg weiter, und knapp 2 Stunden nach dem Start, überschritt der graue Vierbeiner die Ziellinie am Lissabonner Hauptplatz, dem Rossio!

Erstaunlicherweise kam es danach nicht zu einem spontanen Sturmkauf von Eseln, was auch nur schlecht möglich gewesen wäre, da diese Tiere ja in der Zwischenzeit leider vom aussterben bedroht sind.
Aber obwohl die meisten Autofahrer im Großraum Lissabon jeden Tag durchschnittlich bis zu 6 Stunden im Stau stehen, kommt es den meisten nicht in den Sinn auf die öffentlichen Verkehrsmittel umzusteigen (gerechterweise muss man aber auch sagen, das die öffentlichen Verkehrsmittel in und um Lissabon katastrophal sind).

Wie in Deutschland, so ist auch hier in Portugal das Auto ein Statussymbol – ein Symbol individueller Freiheit. Mit bis zu 6 Stunden Stau am Tag, stellt es aber in der Realität natürlich das Gegenteil dar.
Nur das hat hier, bis auf die Esel, noch keiner gemerkt!

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