Es ist jetzt genau
sechs Wochen her, da wurden sieben junge Menschen – vier Frauen und drei Männer
– von einer riesigen Welle in der Nähe der Stadt Setúbal erfasst, umgerissen
und ins Meer gespült.
Dieses Unglück
ereignete sich in den ersten Morgenstunden des 15. Dezember 2013, einer
stürmischen Winternacht, am einsamen Strand der Praia do Meco.
Alle sieben ins Meer
gerissenen Opfer waren Studenten der Lissabonner Privatuniversität
„Universidade Lusófona“.
Sechs von ihnen –
Andreia Revez, Carina Sanchez, Catarina Soares, Joana Barbosa, Pedro Tito Negrão, Tiago André Campos – starben bei dem Unglück und
nur einer der Studenten - João Miguel Goveia –
überlebte die Tragödie.
Seitdem versuchen die
Polizei und die Familien der Opfer herauszufinden, was sich genau in dieser kalten
und stürmischen Nacht an dem abgelegenen Strand von Meco ereignet hat.
Der einzige Überlebende
Student hat bis heute, sowohl der Polizei als auch den Angehörigen seiner
Mitkommilitonen, keine genauen Auskünfte über die Ereignisse dieser Nacht gegeben.
In einem gestern von
seiner Familie veröffentlichen Brief lässt der überlebende Student lediglich
mitteilen das er sich „zu gegebener Zeit, Ort und Stelle“ zu den Ereignissen
dieser tragischen Nacht äußern wird.
Die Behörden gehen davon
aus, dass sich die sieben Studenten, die einer Studentenvereinigung angehörten,
und dessen Vorsitzender der überlebende Student war, sich an diesem Wochenende kurz
vor Weihnachten trafen, um gemeinsam in einem „Komitee für Initiationsriten“ (port.:
„comissão de praxes“), die Aufnahmerituale für die neuen
Studenten der Universität zu planen und wohl auch zu testen.
Dabei
muss, wahrscheinlich bei einem „Selbstversuch“, ganz gehörig was schief
gelaufen sein, was letztendlich zum Tod von sechs jungen Menschen geführt hat.
Wie dem
auch sei:
Portugiesische
Studentenvereinigungen
begründen hierzulande ihre jeweiligen Aufnahmerituale, „praxes“ genannt, stereotyp
immer damit, dass sie den Gruppenzusammenhalt unter den einzelnen Studenten
fördern wollen.
Nun, das wäre zu
verstehen und akzeptabel, wenn diese Initiationen nur lautstarke Späße wären.
Aber die Realität
sieht leider anders aus!
Wer den Alltag an
portugiesischen Universitäten kennt – und vor allem an den Privaten – weiß das
solche Aufnahmerituale oftmals brutale, äußerst erniedrigende Prüfungen sind, die
junge Studenten über sich ergehen lassen müssen, um von den anderen Studenten
der Universität akzeptiert zu werden.
Und so diskutiert wieder
einmal die portugiesische Gesellschaft darüber, wie geschmacklos und brutal
viele der Universitätsbräuche sind, denen jedes Jahr hunderte von jungen
Menschen physisch und psychisch zum Opfer fallen.
Aber da kann man
diskutieren so viel man will – ändern wird sich dadurch nichts.
Die einzigen die
etwas ändern können sind die Studenten, ihre Vereinigungen und die
Universitäten selbst.
Die
Studentenverbindungen müssen zukünftig freiwillig auf ihre teilweise schon fast
kranken Bräuche verzichten und der Gesetzgeber muss den jeweiligen
Bildungsanstalten solche Rituale einfach gesetzlich verbieten!
Wer mich
kennt, weiß was ich von Studentenvereinigungen und ihren skurrilen, grausamen
Aufnahmeritualen halte und wie sehr mich diese anwidern!
Und natürlich
stelle auch ich mir jetzt viele Frage:
Was haben
die Studenten in dieser kalten, stürmischen Winternacht um zwei, drei Uhr
morgens an einem einsamen Strand gesucht?
Warum
hatten alle ihre Universitätsuniformen an?
Warum hatte
keiner von ihnen ein Handy bei sich?
Waren sie
in dieser Nacht alkoholisiert oder hatten sie gar Drogen genommen?
Warum
schweigt der einzige Überlebende dieser tragischen Nacht bis heute?
Welche
Schuld haben letztendlich die Studenten selbst an ihrem eigenen Tod?
Diese und
andere Fragen werden die Polizei und die Staatsanwaltschaft jetzt zu beantworten
versuchen.
Auf die
freiwillige Mithilfe des überlebenden Studenten werden sie nur schwerlich
zählen können, denn normalerweise ist alles was sich hinter den Türen der
Studentenverbindungen abspielt absolut geheim und interne Informationen werden
nicht weitergegeben. Wer dies doch tut, der wird gemobbt und braucht sich
danach auf dem Campus nicht mehr sehen zu lassen.
So ein
krankes System ist das!
Aber es
wäre auch zu einfach, die Schuld nur bei den Studenten zu suchen.
Meiner
Meinung nach sind die Rektoren und Hochschullehrer dieser so genanten privaten Universitäten – die
sich ja rühmen die Elite unseres Landes auszubilden – die Hauptschuldigen für
die demütigenden und skurrilen Exzesse die sich an ihren Lehranstalten
ausbreiten wie Krebsgeschwüre!
Solange die
Studentenvereinigungen nicht freiwillig Änderungen zulassen werden und solange
die Privatuniversitäten Änderungen nicht gesetzlich durchsetzen wollen, solange
werden solche Tragödien, wie die von der Praia do Meco, leider vorprogrammiert sein!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen