Sonntag, 26. Mai 2013
Die drei neuen F´s
Heute traf ich mich mit meiner guten Freundin Beate aus Regensburg, um mit ihr und ihrem Freund zu Mittag zu essen.
Während des Gesprächs, das wir während des Essens führten, fragte mich Beates Freund, der im Gegensatz zu Beate zum ersten Mal hier in Portugal ist, ob es stimmen würde, das man Portugal auf die die drei F-Wörter „Fado – Fatima – Fußball“ reduzieren könne?
Er hätte das in seinem schlauen Reiseführer gelesen.
Nun, da ich nicht wusste ob er wegen des gestrigen Champions-League-Finalsieges seiner Bayern noch etwas alkoholisch angeschlagen war und weil ich, aus Respekt vor Beate, die ich sehr schätze, nicht gleich eine meiner trocken-sarkastischen Antworten geben wollte, konterte ich mit einer Gegenfrage, nämlich was er denn davon halten würde, wenn man Deutschland klischeehaft als das Land der grölenden, humorlosen und biertrinkfreudigen Trabifahrer bezeichnen würde?
Sicherlich die drei F´s gibt es wirklich und sie sind tatsächlich eine portugiesische Erfindung.
Es war der ehemalige portugiesische Diktator António de Oliveira Salazar, der während seiner faschistischen Herrschaft, die von 1932 bis 1968 dauerte, den Portugiesen tatsächlich weiß machen wollte, sie bräuchten, um glücklich und zufrieden zu sein, nur die sehnsuchtsvolle und wehmütige Fadomusik, eine alljährliche Wallfahrt nach Fátima und, getreu dem altem römischen Motto „Panem et circenses“ (dt.: „Brot und Spiele“), ab und zu ein Besuch im Fußballstadion!
Alles andere, wie Wissen, Lesen oder Schreiben, da war sich Salazar sicher, würde das Volk zum Denken animieren, und somit unglücklich machen!
So hielt der Diktator sein, zumeist analphabetisches Volk, über Jahrzehnte hinweg willenlos, schwach und dumm!
Diese drei F-Wörter „Fado – Fátima – Fußball“ (port.: „Fado – Fátima – Futebol“) waren und sind leider immer noch so klischeehaft behaftet, das sie es doch tatsächlich anscheinend geschafft haben, in Reiseführer unserer Zeit Einzug zu finden!
Uns Portugiesen sind die drei F´s also sehr wohl ein Begriff.
Doch wenn heute meine Landsleute an die drei F´s denken, dann meinen sie nicht „Fado – Fátima – Futebol“, sondern neuerdings, in Zeiten der schweren Wirtschaftskrise, verbinden sie mit den drei F´s eher die Begriffe „Frustração“ (dt.: „Frustration“), „Falta de Emprego (dt.: Arbeitslosigkeit) und „crise Financeira“ (dt.: Finanzkrise).
Die Zeiten sind zweifellos andere, die Probleme und die Nöte sind andere, die Begriffe sind andere und auch die Menschen sind andere.
Aber was gleich geblieben ist, und was auch unbedingt gleich bleiben muss, ist der starke Überlebenswille der Portugiesen gegen die alltäglichen Ungerechtigkeiten die auch heute noch in diesem Land herrschen!
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