Mittwoch, 29. Juli 2009
Sesimbra
Fragt man meinen Neffen nach seinem Lieblingsstrand, so antwortet er ohne zu zögern: SESIMBRA
Als Kind hatte ich wohl immer die selbe Antwort parat, wenn man mir die gleiche Frage stellte, denn auch ich war als Kind von Sesimbra und seinem Strand fasziniert.
Wo sich die Straße zum Ufer senkt, am Hügel neben der Windmühle, saß ich manchmal als Kind, während meine Eltern frisches Obst kauften, bevor wir an den Strand gingen.
Die weißen Segel der Windmühle, das maurische Kastell über der Stadt, das Grün der Hänge, das tiefblaue Meer, die schiefen Fischerhäuschen, die bunten Fischerboote, die Festung Santiago (Fortaleza de Santiago) am Meer; immer war Sesimbra ein reizender Anblick, selbst für mich als Kind.
Aber das naive und unverdorbene Sesimbra ist tot – es lebe das neue und zugebaute Sesimbra!
Das an der felsigen Steinküste der Serra da Arrábida gelegene und ca. 30 km von Lissabon entfernte Sesimbra, war einmal ein altes, pittoreskes Fischerdörfchen, bis es in die Fänge der Grundstückspekulanten geriet und sich in eine anonyme Betonwüste verwandelte. Sie haben alle Hügel aufgerissen, in den Narben wächst kein Gras mehr, die Abhänge wurden mit Appartementblocks und Hotels zubetoniert.
Aus einem Paradies wurde mit der Zeit leider ein verwunschener Ort.
An der Praia da California, unmittelbar neben der heute schmucklosen Strandpromenade und genau vor dem Hotel Sesimbra Spa, stehen nun Strandzelte, eng wie Sessel im Kino, und machen es nötig, das man hunderte von Metern laufen muss, um dann endlich in Ruhe sein Strandlaken ausbreiten zu können.
Aber trotz aller Bausünden, Sesimbra ist als Badeort auch heute noch unschlagbar.
Aber nicht nur der Tourismus macht Sesimbra in Portugal berühmt, sondern vor allem die Fischerei. Die Gewässer um Sesimbra sind äußerst Fischreich. Daher ist in Sesimbra eine Fischereifangflotte stationiert und Sardinen aus Sesimbra sind im ganzen Land begehrt und beliebt.
Teilweise kann man heute noch am Ortsende den Fischern beim Flicken der Netze zuschauen oder das Ein- und Ausladen im Fischerhafen am westlichen Ortsrand beobachten.
Bei Sesimbra, liegt der Cabo Espichel, der westlichste Punkt Festlandeuropas.
Hier geht die 35 km lange Bergkette der Serra da Arrábida mit einem Paukenschlag zu Ende.
Sie durchzieht die ganze Halbinsel von Setúbal, bis zu 600 m ansteigend, in Ost-West-Richtung und fängt die kühlen Winde aus dem Norden auf.
So hat Sesimbra, trotz seiner Lage am Atlantik, ein eher mediterranes Klima. Nur das Meer hält sich nicht an die klimatischen Gegebenheiten, es bleibt kühl, ich messe 18°C Ende Juli.
All meine Zuneigung reicht nicht aus, um die Wunden zu übersehen, die dem Ort in den letzten Jahren geschlagen wurden.
Und so wird auch mein Neffe Sesimbra niemals so kennen lernen, wie ich es konnte, als ich in seinem Alter war.
Genauso wie ich, so wird auch er eines Tages leider seine Liebe zu Sesimbra durch Mitleid ersetzen müssen!
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