Freitag, 12. Juni 2009

Wir sind Hund



Mit Kommandos wie “Hol das Stöckchen!“ oder „Bring den Ball!“ konnte der Portugiesische Wasserhund, der offiziell Cão de Água Português heißt, nie viel anfangen.
Mit „Tauch nach dem Netz“ oder „Zieh das Boot mit dem Seil“ schon mehr.
Nun hat es einer dieser wasserverrückten Portugiesen bis ins Weiße Haus gebracht.
Und wie damals vor Jahren die Bildzeitung, nach der Wahl von Kardinal Josef Ratzinger titelte „Wir sind Papst“, als dieser zum Papst gewählt wurde, so könnte man meinen „wir hier in Portugal wären jetzt Hund“, so groß ist die Nachfrage nach dem Portugiesischen Wasserhund in den letzten zwei Monaten geworden.
Keiner weiß woher der Wasserhund herkommt. Vielleicht brachten ihn die Phönizier, die Römer oder die Mauren mit nach Portugal. Jedenfalls war er auf einmal da, und ist es dann auch bis zum heutigen Tag geblieben, obwohl es in den letzten Jahren sehr schlecht um seine Existenz bestellt war. Um ein Haar wäre er beinahe ausgestorben. Aber das hat sich ja jetzt, da einer seiner Rasse es bis ins Weiße Haus, auf den Schoß von Barak Obama geschafft hat, wohl verhindert werden können. Denn jetzt will auf einmal jeder einen Portugiesischen Wasserhund haben.
Der Portugiesische Wasserhund, ist laut den Statuten der Portugiesischen Rassehundevereinigung ein „lebhafter, unermüdlicher, genügsamer, stolzer, manchmal eigenwilliger, aber nicht aggressiver, mittelgroßer“ Hund, so die Übersetzung.
Er sieht aus wie ein etwas kräftiger Pudel und hat sogar ein ähnliches, gekräuseltes Fell wie dieser. Wie der Pudel, so wird auch der Cão de Água Português geschoren. Der hintere Körperteil und die Hinterbeine werden kurz geschoren und der Vorderkörper und die Vorderbeine bleiben mit dem dichten Fell bewachsen. Das hat mal ausnahmsweise nichts mit dem „Schönheitsideal’“ der Besitzer zu tun, sondern mit der Tatsache, das das geschorene Fell am Hinterkörper den Hund hilft besser zu schwimmen, und der unrasierte Vorderkörper schützt die Lungen vor dem kalten Wasser!
Wie der Name es schon erahnen lässt, sind Wasserhunde im Wasser voll und ganz in ihrem Element. Sie können ausgezeichnet schwimmen und haben sogar kleine Schwimmhäute zwischen ihre Zehen, die ihnen das Paddeln erleichtern. Als es die königliche Marine noch gab, wurden die Wasserhunde als Boten zwischen den verschiedenen Schiffen benutzt.
Bemerkenswert bei diesem Hund ist auch die Tatsache, dass sie so etwas wie einen siebten Sinn haben, der sie vor Haien im Wasser warnt. Wenn sie nämlich meinen Haie wären im Wasser, dann gehen sie erst gar nicht rein, und die Fischer sind gewarnt.
Da er auf vielen portugiesischen Schiffen, Karavellen und Naus anzutreffen war, gelang er schon recht früh hinaus in die Welt. Er schaffte es nach Irland, Brasilien, Indien, Japan und dann nach Neufundland, Labrador und sogar nach Kalifornien. Alleine dort, in Kalifornien, gibt es heute mehr Wasserhunde als hier in seinem Heimatland Portugal.
Vor Wochen habe ich, anlässlich der Tatsache das den Obamas ein Portugiesischer Wasserhund geschenkt wurde, im deutschen Fernsehen eine Sendung gesehen, ich glaube auf n-tv, in der berichtet wurde, das die Baseballmannschaft von San Francisco fünf Wasserhunde in ihren Diensten hält. Die Aufgabe dieser Hunde ist es, die ins Wasser gefallenen Baseballbälle (das Baseballstadion befindet sich direkt an der San Francisco Bay), die aus dem Stadion geschlagen werden, zurückzuholen. Das war selbst mir neu.
Hier in Portugal stand der Cão de Água Português, wie schon erwähnt, schon einmal kurz vor dem Aussterben. Dem Reeder und Hundeliebhaber Vasco Bonsaúde ist es zu verdanken, das es den Portugiesischen Wasserhund heute noch in Portugal gibt. Denn er züchtete den Hund mit viel Liebe und Hingabe, so erfolgreich, das es heute an die 9000 Wasserhunde in Portugal gibt. Das klingt viel, ist aber im Verhältnis zu anderen Hunderassen, verschwindend wenig. Ich selber habe bis heute erst zwei Portugiesische Wasserhunde in meinem Leben gestreichelt. Der eine, vor einigen Jahren auf einer Hundeausstellung hier in Vila Franca de Xira, und der andere vor gut einem Jahr an der Küste der Costa de Caparica, als ich einen Strandspaziergang machte. Ich kenne sogar Landsleute von mir, die haben einen Cão de Água Português noch nie in ihrem Leben gesehen!
Einer von Vasco Bonsaúdes Hunden wurde in den 70er Jahren dem Senator Ted Kennedy, dem Bruder von J.F. Kennedy, geschenkt. Der vernarrte sich so sehr in diese Hunderasse, das er sich noch vier Hündinnen aus Portugal kommen ließ, und selbst anfing diese Hunderasse zu züchten. Und eines dieser gezüchteten Vierbeiner wurde nun dem amerikanischen Präsidenten Obama geschenkt, und kam somit ins Weiße Haus, und ist jetzt der „First Dog“.
Jetzt ist die Gefahr, dass der Portugiesische Wasserhund ausstirbt erst einmal gebannt, denn er ist zum Modehund geworden. Jeder will so einen Wollknäuel haben. Bleibt nur die Hoffnung, das in einigen Jahren, wenn der Hund wieder aus der Mode gekommen ist, die Tierheime nicht voll mit Wasserhunden sein werden. Denn schlimmer als ein Hund der vom aussterben bedroht ist, ist ein Hund der sein Dasein in einem Tierheim fristen muss!

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