Vorgestern feierten wir hier in Portugal den
Camões-Tag (siehe auch meinen post vom 09. Juni mit dem Titel „Dia de Camões, de Portugal e das Comunidades Portuguesas“).
Gestern war Fronleichnam (Corpo de Deus), ein
kirchlicher Feiertag, den man auch in Deutschland feiert.
Und morgen, am 13. Juni, stehen der
Hauptstadt und vielen anderen Orten der Nation, die Feierlichkeiten zum
Antoniusfest bevor.
Heute schon, am Vorabend des großen Festes,
steht die Stadt Lissabon Kopf, um ihren Schutzpatron zu feiern.
Wohlgemerkt „ihren“ Schutzpatron, denn wir sprechen hier über Antonius von Lissabon und nicht über Antonius von Padua (obwohl derselbe Heilige gemeint ist!), so wie er von so vielen genannt wird, denn er wurde in Lissabon geboren und nicht in Padua. Da sind die Lissabonner sehr eigen!
Wohlgemerkt „ihren“ Schutzpatron, denn wir sprechen hier über Antonius von Lissabon und nicht über Antonius von Padua (obwohl derselbe Heilige gemeint ist!), so wie er von so vielen genannt wird, denn er wurde in Lissabon geboren und nicht in Padua. Da sind die Lissabonner sehr eigen!
In einem kleinen Haus am Rande der Alfama,
wurde 1195 Santo António de Lisboa, als Fernando Martins de Bulhões, geboren.
Dort wo sein Geburtshaus stand, steht heute die Kirche mit seinem Namen, genau
gegenüber der Lissabonner Kathedrale Sé.
Fernando Martins studierte zuerst in Coimbra,
bevor er dann als junger Missionar, sich auf den Weg nach Italien machte. Bei
Sizilien erlitt er aber Schiffbruch. Kaum gerettet ging er zuerst nach Assisi,
wo er den Heiligen Franziskus kennen lernte, und wo er dem Franziskanerorden
beitrat. Hier nahm er dann auch seinen neuen Namen, Antonius, an.
Später ging er dann nach Padua. Er soll ein
wortgewaltiger Redner und Prediger gewesen sein, dem sogar die Fische zuhörten,
so die Überlieferung. Dort, in einem Kloster in der Nähe von Padua, verstarb er
dann auch, erst 36jährig. Als er starb war er bereits hoch verehrt, denn die
Menschen liebten seine Predigten und sie mochten ihn, weil er ein einfacher,
sympathischer Zeitgenosse war.
Sein Wunderboden waren Umbrien, die Romagna,
Venetien und natürlich auch Padua. Und dort, in Padua blieben auch seine
Reliquien.
Aber sein Geburtsort und die Kirche die an
ihn erinnert, steht wie gesagt hier in Lissabon.
In Italien verehrt man den Heiligen Antonius.
Hier in Portugal wird er aber nicht nur verehrt, sondern in erster Linie
geliebt.
Jedes Jahr um den 13. Juni, dem Todestag von
Antonius, steckt ganz Lissabon im Taumel des größten Festes der Stadt. Alles
ist mit bunten Papierschlangen, Lampions und Girlanden geschmückt.
Überall in der Stadt trifft man kleine,
tönerne Antonius-Figuren, meistens mit dem Jesuskind auf dem Arm, die uns
väterlich aus einem Meer von Manjericos, dem wohlriechenden Basilikum, zu
grüßen scheinen.
In der Nacht vor dem Fest finden die Marchas
Populares (Volksmärsche) statt, bunte Umzüge mit Musik und Tanz. Diese
Umzüge basieren auf uralte Traditionen.
Vereinfacht gesagt, wird jeder der 53
Stadtteile von 30 bis 40 Männer und Frauen bei diesen Volksmärschen vertreten,
die Kostüme schneidern, Lieder verfassen und Tänze arrangieren, und sich damit
bei der Parade entlang der Avenida da Liberdade präsentieren. Die
spektakulärste der 53 Darstellungen wird am Antoniustag mit einem Preis
ausgezeichnet. Fast jeder Bewohner – ob Mann oder Frau – feuert bei dieser
Gelegenheit sein Stadtteil an. Denn das siegen bei den Marchas Populares ist
eine Sache von höchstem Prestige.
Am Tag des Heiligen Antonius selbst, finden
die Casamentos de Santo António statt, die Hochzeiten des Heiligen Antonius.
Auch sie sind eine uralte Tradition der
Stadt. Jedes Jahr richtet die Stadt eine Hochzeitfeier für 20 Hochzeitspaare
aus, wobei die Stadt die ganzen Kosten übernimmt, w.z.B. das Hochzeitskleid für
die Braut, den Anzug für den Bräutigam, die Eheringe, die Hochzeitszeremonie,
das anschließende Hochzeitsessen (für eine begrenzte Anzahl von Gästen
natürlich) und die nach der Hochzeit stattfindende Hochzeitsreise.
Diese Hochzeiten waren früher für die
Mittellosen der Stadt gedacht, die den Bund der Ehe schließen wollten, es sich
aber finanziell nicht leisten konnten. Heute darf sich jeder bewerben, um als
Braut oder Bräutigam bei einer Santo António Hochzeit teilzunehmen. Die einzige
Bedingung die die Stadtverwaltung stellt ist, dass die Brautleute geborene
Lissabonner sein müssen!
Der Heilige Antonius ist der Beschützer der
Liebenden, der Ehen, der Kinder und der Familien. Außerdem ist er der
Schutzpatron aller Tiere und der Finder aller verlorenen Dinge.
Man mag an Heilige glauben oder nicht und man
mag katholisch sein oder nicht.
Aber für den Lissabonner ist Santo António
ein bevorzugter und angenehmer Vermittler zu Gott, und – er ist ein Sohn der
Stadt.
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