Mittwoch, 15. Oktober 2014

Die Ausstellung der Portugiesischen Welt 1940






Nach langer Zeit mache ich mich hier in meinem Blog heute wieder bemerkbar.
Leider war es mir, krankheitsbedingt, nicht möglich in den letzten Wochen im Planet Portugal sehr aktiv zu sein.
Aber ich befinde mich auf dem Weg der Besserung, und möchte nun durchstarten!
Ich Danke allen, die in den letzten Wochen nach meinem Wohlbefinden gefragt haben, die sich um mich gesorgt und die mir so viel Kraft und Unterstützung haben zuteil kommen lassen.
Vielen Dank!
Muito obrigado!

Aber nun zum Blog:

In meinem Blogeintrag vom 31. August 2014, „Political correctness ist in einer Demokratie nicht immer zwingend korrekt!“, erwähne ich in dem Text auch die „Ausstellung der Portugiesischen Welt“ (port.: „Exposição do Mundo Português“), die im Jahre 1940 hier in Lissabon stattfand.
In den letzten Wochen wurde ich mehrmals auf diese Ausstellung angesprochen, was es mit ihr auf sich hatte, wo sie genau stattfand, warum sie ausgerechnet im Jahre 1940 präsentiert wurde und wie ihr Verlauf war.

Nun, die „Exposição do Mundo Português“ (dt.: „Ausstellung der Portugiesischen Welt“) fand im Jahre 1940 im Rahmen zweier wichtiger nationalhistorischer Jahrhundertfeiern statt:
zum einen feierte Portugal im Jahre 1940 seinen 800. Unabhängigkeitstag im Jahre 1140 (port.: „Independência de Portugal“) und zum anderen feierte man 1940 den 300. Jahrestag der Wiederherstellung der Unabhängigkeit Portugals von der spanische Fremdherrschaft im Jahre 1640 (port.: „Restauração da Independência de Portugal“).

Die Idee diese zwei wichtigen nationalen Jahrhundertfeiern mit einer Ausstellung zu krönen hatten ab 1929 einige Minister des Diktators António de Oliveira Salazar.
Nach den internationalen Weltausstellungen 1937 in Paris und 1939 in New York und in San Francisco, an denen Portugal sehr erfolgreich teilgenommen hatte, beschlossen der portugiesische Diktator und sein Kabinett 1939 die schon lange geplante „Ausstellung der Portugiesischen Welt“ im folgendem Jubiläumsjahr 1940 auszurichten.

Geführt von dem Journalisten und Diplomaten Augusto de Castro, der damals von Diktator Salazar zum Generalkommissar des zukünftigen Projektes ernannt wurde, machte sich noch während der Weltausstellung in San Francisco in Portugal eine Kommission, bestehend aus Architekten, Ingenieuren, Malern, Bildhauern und Regisseuren, ans Werk die Ausstellung „Exposição do Mundo Português“, die vom 23. Juni bis zum 02. Dezember 1940 stattfinden sollte, zu planen.
Diese Ausstellung sollte, ganz im Sinne der damaligen Diktatur, der Welt ein multikulturelles, vielrassiges, gläubiges und geschichtsträchtiges Portugal zeigen, so wie es leider nur teilweise der Realität entsprach.

Im Lissabonner Stadtteil Belém, das in der Geschichte der Seefahrt wohl das symbolträchtigste der Hauptstadt war und ist, entstand eine Ausstellungsfläche von ca. 560.000 m², das urban völlig neu gestaltet wurde.
Insgesamt 17 namhafte Architekten, 43 bekannete Maler und 24 renommierte Bildhauer wurden mit der Organisation und der Entstehung der Ausstellung beauftragt.

Das Zentrum der Ausstellung bildete ein riesiger Platz mit dem Namen Praça do Imperio (dt.: Platz des Imperiums), wobei hier natürlich das portugiesische Imperium gemeint war, das sich einstmals von Südamerika über Afrika und Asien ausgebreitet hatte!
Dieser Platz entstand zwischen dem Hieronymuskloster im Norden, dem Ufer des Tejo im Süden und zwei riesigen Pavillons, die eigens für die Ausstellung damals gebaut wurden.
Zum einen war das der Ausstellungspavillon „Pavilhão da Honra e de Lisboa“ (dt.: Pavillon der Ehre und Lissabons) des Architekten Luis Cristino da Silva und zum anderen der „Pavilhão dos Portugueses no Mundo“ (dt.: Pavillon der Portugiesen in der Welt) des Architekten Cottinelli Telmo, der auch für den Bau des Denkmals der Entdeckungen verantwortlich war.

Außer diesen zwei monumentalen Ausstellungspavillons konnte man damals auf dem Gelände noch die folgenden, sehr nationalorientierten, Ausstellungsgebäude besuchen:

- „Pavilhão da Formação e Conquista“ (dt.: Pavillon der Einheitsbildung und Eroberungen)
In diesem Pavillon wurden die zahlreichen globalen Eroberungen Portugals und die Einheit des gesamten Imperiums mit Portugal dem Publikum nahe gebracht

- „Pavilhão da Independência“ (dt.: Pavillon der Unabhängigkeit)
Hier wurde der Unabhängigkeit Portugals vom Königreich Kastilien gedacht

- „Pavilhão dos Descobrimentos“ (dt.: Pavillon der Entdeckungen)
In diesem Ausstellungsgebäude wurden alle portugiesischen Entdeckungsfahrten gezeigt und thematisiert

- „Pavilhão da Fundação“ (dt.: Pavillon der Staatsgründung)
In diesem Pavillon konnten die Besucher mehr über die Staatsgründung Portugals und den Werdegang der Nation in den ersten Jahren ihres Bestehens erfahren

- „Pavilhão do Brasil“ (dt.: Brasilienpavillon)
Der Brasilienpavillon war der einzige ausländische Pavillon auf dem Ausstellungsgelände, denn Brasilien war das einzige Land, das damals von Portugal zur Teilnahme an der Ausstellung eingeladen wurde

- „Pavilhão da Colonização“ (dt.: Pavillon der Kolonien)
In diesem Pavillon wurden die einzelnen portugiesischen Kolonien dargestellt und die Kolonialpolitik des damaligen Regimes dem Publikum, natürlich in den schillerndsten Farben, nahe gebracht

- „Pavilhão de Artes Populares“ (dt.: Volkskundepavillon)
Dieser Ausstellungspavillon offenbarte dem Besucher die reichhaltige, kreative und traditionelle Kunst der einzelnen portugiesischen Regionen und den Überseekolonien. Dieser Pavillon gehörte zu den am meisten besuchten der Ausstellung

Außer den Ausstellungspavillons gab es auf dem Gelände ein Vergnügungspark für Kinder, nachgebaute portugiesische Dörfer (port.: „Aldeias Portuguesas“) der verschiedenen Landesprovinzen in Portugal und in Portugiesisch-Übersee, einen so genannten Dichtergarten (port.: „Jardim dos Poetas“) sowie zahlreiche Attraktionen. 

Eine der damaligen Attraktionen der „Ausstellung der Portugiesischen Welt“ war das Denkmal der Eroberungen (port.: Padrão dos Descobrimentos) des portugiesischen Architekten José Ângelo Cottinelli Telmo, das damals wie heute am Ufer des Tejo stand. Allerdings wurde das ursprüngliche Denkmal der Entdeckungen aus ziemlich vergänglichen Materialien errichtet, so dass es noch vor dem Ende der Ausstellung im Dezember 1940 sehr angegriffen und brüchig war.
Da das Denkmal aber eines der meistbesuchten Objekte der Ausstellung war, erbaute man ihn 20 Jahre später – anlässlich des 500. Todestag von Heinrich dem Seefahrer (port.: Henrique o Navegador) – aus Stein und Beton wieder auf, dort wo er heute noch in Belém steht und zu besuchen ist.

Eine weitere Attraktion der Ausstellung war ein Nachbau eines Schiffes, der an die großen portugiesischen Segelschiffe während der portugiesischen Entdeckungsfahrten erinnern sollte.
Dieser Schiffsnachbau, eine Idee des Regisseurs José Leitão de Barros, sollte eine portugiesische Nau (port.: Nau portuguesa) darstellen, war aber in Wahrheit eine dickbäuchige Galeone.
Um ein Haar wäre dieser Segler mit Namen „Nau Portugal“ nicht auf der Ausstellung in Lissabon zu sehen gewesen, denn das Segelschiff wäre beinahe auf der Überfahrt nach Lissabon untergegangen!
In einer Werft in der Hafenstadt Aveiro in aller Eile zusammengebaut, stach der Segler erst Mitte Juli 1940 in See – die Ausstellung lief bereits seit drei Wochen – und gleich nach der Abfahrt in Aveiro bekam das Schiff Schlagseite und drohte zu sinken.
Nur mit größter Mühe konnte ein Untergang der „Nau“ verhindert werden, die dann letztendlich, schwer angeschlagen und mit Hilfe englischer Matrosen, in Lissabon ankam.
Salazar soll damals getobt haben, denn das Einlaufen der „Nau Portugal“ war am Eröffnungstag der Ausstellung als ein Triumph der portugiesischen Seefahrt geplant gewesen, und war dann letztendlich doch für den Diktator nur eine Blamage.

António de Oliveira Salazar und der damaligen Staatspräsidenten António Oscar de Fragoso Carmona eröffneten die Ausstellung „Exposição do Mundo Português“ feierlich am 23. Juni 1940, in Anwesenheit vieler nationaler Honoratioren und Gäste.
Obwohl die Welt sich damals mitten im Zweiten Weltkrieg befand, waren auch viele ausländische Diplomaten und Ehrengäste, unter ihnen die Botschafter Deutschlands, Frankreichs, Großbritanniens und Italiens, am Eröffnungstag anwesend.
Die Ausstellung war bis zum 02. Dezember 1940 geöffnet und hatte insgesamt 3 Millionen Besucher!

Bis zur Weltausstellung Expo 1998 in Lissabon war die „Exposição do Mundo Português“ (dt.: „Ausstellung der Portugiesischen Welt“) die größte jemals in Portugal realisierte Ausstellung!


1 Kommentar:

  1. Lieber Paulo,

    Danke für den Artikel und die Fotos. Voriges Jahr hatten sie im Técnico eine ähnliche Serie, die das Gelände rund ums IST über die Jahre hinweg dokumentiert haben, und ich finde das immer wieder toll zu sehen, wie sich einige Dinge komplett verändern – oder eben überhaupt nicht.

    Noch besser finde ich aber, daß Du wieder auf den Beinen bist!

    Viele Grüße,

    Andreas

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