Nach
langer Zeit mache ich mich hier in meinem Blog heute wieder bemerkbar.
Leider
war es mir, krankheitsbedingt, nicht möglich in den letzten Wochen im Planet
Portugal sehr aktiv zu sein.
Aber
ich befinde mich auf dem Weg der Besserung, und möchte nun durchstarten!
Ich
Danke allen, die in den letzten Wochen nach meinem Wohlbefinden gefragt haben, die sich um mich
gesorgt und die mir so viel Kraft und Unterstützung haben zuteil kommen lassen.
Vielen
Dank!
Muito
obrigado!
Aber
nun zum Blog:
In
meinem Blogeintrag vom 31. August 2014, „Political correctness ist in einer
Demokratie nicht immer zwingend korrekt!“, erwähne ich in dem Text auch die
„Ausstellung der Portugiesischen Welt“ (port.: „Exposição
do Mundo Português“), die im Jahre 1940 hier in Lissabon stattfand.
In den letzten Wochen wurde ich mehrmals auf diese Ausstellung angesprochen,
was es mit ihr auf sich hatte, wo sie genau stattfand, warum sie ausgerechnet
im Jahre 1940 präsentiert wurde und wie ihr Verlauf war.
Nun,
die „Exposição do Mundo Português“ (dt.:
„Ausstellung der Portugiesischen Welt“) fand im Jahre 1940 im Rahmen zweier wichtiger
nationalhistorischer Jahrhundertfeiern statt:
zum
einen feierte Portugal im Jahre 1940 seinen 800. Unabhängigkeitstag im Jahre
1140 (port.: „Independência de Portugal“) und zum anderen feierte man 1940 den
300. Jahrestag der Wiederherstellung der Unabhängigkeit Portugals von der
spanische Fremdherrschaft im Jahre 1640 (port.: „Restauração da Independência de Portugal“).
Die Idee diese zwei wichtigen nationalen Jahrhundertfeiern mit
einer Ausstellung zu krönen hatten ab 1929 einige Minister des Diktators
António de Oliveira Salazar.
Nach den internationalen Weltausstellungen 1937 in Paris und 1939
in New York und in San Francisco, an denen Portugal sehr erfolgreich
teilgenommen hatte, beschlossen der portugiesische Diktator und sein Kabinett
1939 die schon lange geplante „Ausstellung der Portugiesischen Welt“ im folgendem
Jubiläumsjahr 1940 auszurichten.
Geführt von dem Journalisten und Diplomaten Augusto de Castro, der
damals von Diktator Salazar zum Generalkommissar des zukünftigen Projektes
ernannt wurde, machte sich noch während der Weltausstellung in San Francisco in
Portugal eine Kommission, bestehend aus Architekten, Ingenieuren, Malern,
Bildhauern und Regisseuren, ans Werk die Ausstellung „Exposição do
Mundo Português“, die vom 23. Juni bis zum 02. Dezember 1940 stattfinden
sollte, zu planen.
Diese Ausstellung sollte, ganz im Sinne der damaligen Diktatur,
der Welt ein multikulturelles, vielrassiges, gläubiges und geschichtsträchtiges
Portugal zeigen, so wie es leider nur teilweise der Realität entsprach.
Im Lissabonner Stadtteil Belém, das in der Geschichte der Seefahrt
wohl das symbolträchtigste der Hauptstadt war und ist, entstand eine Ausstellungsfläche
von ca. 560.000 m², das urban völlig neu gestaltet wurde.
Insgesamt 17 namhafte Architekten, 43 bekannete Maler und 24 renommierte Bildhauer wurden mit der Organisation und der Entstehung der Ausstellung beauftragt.
Das Zentrum der Ausstellung bildete ein riesiger Platz mit dem
Namen Praça do Imperio (dt.: Platz des Imperiums), wobei hier natürlich das
portugiesische Imperium gemeint war, das sich einstmals von Südamerika über
Afrika und Asien ausgebreitet hatte!
Dieser Platz entstand zwischen dem Hieronymuskloster im Norden,
dem Ufer des Tejo im Süden und zwei riesigen Pavillons, die eigens für die
Ausstellung damals gebaut wurden.
Zum einen war das der Ausstellungspavillon „Pavilhão da Honra e de
Lisboa“ (dt.: Pavillon der Ehre und Lissabons) des Architekten Luis Cristino da
Silva und zum anderen der „Pavilhão dos Portugueses no Mundo“ (dt.: Pavillon
der Portugiesen in der Welt) des Architekten Cottinelli Telmo, der auch für den
Bau des Denkmals der Entdeckungen verantwortlich war.
Außer diesen zwei monumentalen Ausstellungspavillons konnte man damals
auf dem Gelände noch die folgenden, sehr nationalorientierten,
Ausstellungsgebäude besuchen:
- „Pavilhão da Formação e Conquista“ (dt.: Pavillon der
Einheitsbildung und Eroberungen)
In diesem Pavillon wurden die zahlreichen globalen Eroberungen
Portugals und die Einheit des gesamten Imperiums mit Portugal dem Publikum nahe
gebracht
- „Pavilhão da Independência“ (dt.: Pavillon der Unabhängigkeit)
Hier wurde der Unabhängigkeit Portugals vom Königreich Kastilien
gedacht
- „Pavilhão dos Descobrimentos“ (dt.: Pavillon der Entdeckungen)
In diesem Ausstellungsgebäude wurden alle portugiesischen
Entdeckungsfahrten gezeigt und thematisiert
- „Pavilhão da Fundação“ (dt.: Pavillon der Staatsgründung)
In diesem Pavillon konnten die Besucher mehr über die
Staatsgründung Portugals und den Werdegang der Nation in den ersten Jahren
ihres Bestehens erfahren
- „Pavilhão do Brasil“ (dt.: Brasilienpavillon)
Der Brasilienpavillon war der einzige ausländische Pavillon auf
dem Ausstellungsgelände, denn Brasilien war das einzige Land, das damals von
Portugal zur Teilnahme an der Ausstellung eingeladen wurde
- „Pavilhão da Colonização“ (dt.: Pavillon der Kolonien)
In diesem Pavillon wurden die einzelnen portugiesischen Kolonien dargestellt
und die Kolonialpolitik des damaligen Regimes dem Publikum, natürlich in den schillerndsten
Farben, nahe gebracht
- „Pavilhão de Artes Populares“ (dt.: Volkskundepavillon)
Dieser Ausstellungspavillon offenbarte dem Besucher die
reichhaltige, kreative und traditionelle Kunst der einzelnen portugiesischen Regionen
und den Überseekolonien. Dieser Pavillon gehörte zu den am meisten besuchten
der Ausstellung
Außer den Ausstellungspavillons gab es auf dem Gelände ein Vergnügungspark
für Kinder, nachgebaute portugiesische Dörfer (port.: „Aldeias Portuguesas“)
der verschiedenen Landesprovinzen in Portugal und in Portugiesisch-Übersee, einen
so genannten Dichtergarten (port.: „Jardim dos Poetas“) sowie zahlreiche
Attraktionen.
Eine der damaligen Attraktionen der „Ausstellung der
Portugiesischen Welt“ war das Denkmal der Eroberungen (port.: Padrão dos
Descobrimentos) des portugiesischen Architekten José Ângelo Cottinelli Telmo, das
damals wie heute am Ufer des Tejo stand. Allerdings wurde das ursprüngliche
Denkmal der Entdeckungen aus ziemlich vergänglichen Materialien errichtet, so
dass es noch vor dem Ende der Ausstellung im Dezember 1940 sehr angegriffen und
brüchig war.
Da das Denkmal aber eines der meistbesuchten Objekte der
Ausstellung war, erbaute man ihn 20 Jahre später – anlässlich des 500. Todestag
von Heinrich dem Seefahrer (port.: Henrique o Navegador) – aus Stein und Beton
wieder auf, dort wo er heute noch in Belém steht und zu besuchen ist.
Eine weitere Attraktion der Ausstellung war ein Nachbau eines Schiffes,
der an die großen portugiesischen Segelschiffe während der portugiesischen
Entdeckungsfahrten erinnern sollte.
Dieser Schiffsnachbau, eine Idee des Regisseurs José Leitão de
Barros, sollte eine portugiesische Nau (port.: Nau portuguesa) darstellen, war
aber in Wahrheit eine dickbäuchige Galeone.
Um ein Haar wäre dieser Segler mit Namen „Nau Portugal“ nicht auf
der Ausstellung in Lissabon zu sehen gewesen, denn das Segelschiff wäre beinahe
auf der Überfahrt nach Lissabon untergegangen!
In einer Werft in der Hafenstadt Aveiro in aller Eile zusammengebaut,
stach der Segler erst Mitte Juli 1940 in See – die Ausstellung lief bereits
seit drei Wochen – und gleich nach der Abfahrt in Aveiro bekam das Schiff
Schlagseite und drohte zu sinken.
Nur mit größter Mühe konnte ein Untergang der „Nau“ verhindert werden,
die dann letztendlich, schwer angeschlagen und mit Hilfe englischer Matrosen,
in Lissabon ankam.
Salazar soll damals getobt haben, denn das Einlaufen der „Nau
Portugal“ war am Eröffnungstag der Ausstellung als ein Triumph der
portugiesischen Seefahrt geplant gewesen, und war dann letztendlich doch für den
Diktator nur eine Blamage.
António de Oliveira Salazar und der damaligen Staatspräsidenten
António Oscar de Fragoso Carmona eröffneten die Ausstellung „Exposição do Mundo
Português“ feierlich am 23. Juni 1940, in Anwesenheit vieler nationaler Honoratioren
und Gäste.
Obwohl die Welt sich damals mitten im Zweiten Weltkrieg befand, waren
auch viele ausländische Diplomaten und Ehrengäste, unter ihnen die Botschafter Deutschlands,
Frankreichs, Großbritanniens und Italiens, am Eröffnungstag anwesend.
Die Ausstellung war bis zum 02. Dezember 1940 geöffnet und hatte
insgesamt 3 Millionen Besucher!
Bis zur Weltausstellung Expo 1998 in Lissabon war die „Exposição do Mundo
Português“ (dt.: „Ausstellung der Portugiesischen Welt“) die größte jemals in Portugal realisierte Ausstellung!
Lieber Paulo,
AntwortenLöschenDanke für den Artikel und die Fotos. Voriges Jahr hatten sie im Técnico eine ähnliche Serie, die das Gelände rund ums IST über die Jahre hinweg dokumentiert haben, und ich finde das immer wieder toll zu sehen, wie sich einige Dinge komplett verändern – oder eben überhaupt nicht.
Noch besser finde ich aber, daß Du wieder auf den Beinen bist!
Viele Grüße,
Andreas