Meine liebe Freundin
Regina aus Schwäbisch-Hall verbringt derzeit ein paar erholsame Tage hier in
Cascais.
Gestern hat sie mir
von ihrem dortigen Besuch auf dem Fischmarkt (port.: mercado de peixe) erzählt und wie sehr ihr die immense Auswahl an
frischem Fisch imponiert hat.
Von so
vielem frischen Fisch inspiriert, wollte sie dann in einem Restaurant zum
Mittagessen Fisch essen.
Auf der
deutschsprachigen Menükarte, die ihr nach dem feststellen ihrer Nationalität gereicht
wurde, entdeckte sie „Schwertfisch“ und wollte diesen dann auch gerne mal
probieren.
Leider
sind ja die meisten ins deutsche übersetzten portugiesischen Speise- oder
Getränkekarten hierzulande einfach nur grottensschlechte grammatikale
Peinlichkeiten, und diese, die man Regina in Cascais in die Hand drückte,
scheint so ein mit wenig Sorgfalt übersetztes Exemplar gewesen zu sein, denn
anstatt „Schwertfisch“ (port.: espadarte) setzte man ihr „Degenfisch“ (port.:
peixe-espada) vor.
Zwischen
einem Schwert und einem Degen mag es keinen allzu großen Unterschied geben, zwischen
einem Schwertfisch und einem Degenfisch aber ist der Unterschied riesengroß –
sowohl biologisch als auch geschmacklich!
Na ja,
Hauptsache der Fisch war lecker und hat ihr geschmeckt.
Und
leckeren Fisch bekommt man hier in Portugal Gott sei Dank mit Leichtigkeit!
Die Fischerei hat in
Portugal traditionsgemäß große Bedeutung.
Aktuell werden, durch
die von der EU auferlegten Fischfangquoten bedingt, jährlich nur gut 160.000 t
Meeresfisch vor der portugiesischen Küste oder auf hoher See gefangen, obwohl sich
das portugiesische Meereshoheitsgebiet über stolze 3.877.408 km² erstreckt und bei
weitem das größte Europas ist.
Große Bedeutung kommt
hierzulande der Sardinen-Fischerei zu, sowie dem Schellfischfang (port.:
bacalhau) vor der nordamerikanischen Küste zwischen Grönland und Neufundland.
Die mittel- und
nordportugiesischen Fischanlandungsgebiete, wie Sesimbra, Matosinhos, Peniche
oder Figueira da Foz, sind die produktivsten.
Aber auch die Inselarchipel
der Azoren und Madeira sind sehr fischreich.
Die zehn wichtigsten
Fischanlandungshäfen Portugals sind:
- Sesimbra (Zentrum)
mit 25.000 t
- Matosinhos (Norden)
mit 21.450 t
- Peniche (Zentrum)
mit 14.300 t
- Figueira da Foz
(Zentrum) mit 11.800 t
- Olhão (Algarve) mit 11.700 t
- Aveiro
(Zentrum) mit 11.000 t
- Sines
(Alentejo) mit 8.800 t
- São
Miguel (Azoren) mit 6.000 t
- Portimão
(Algarve) mit 5.500 t
- Funchal
(Madeira) mit 4.100 t
Andere
wichtige portugiesische Fischereihäfen sind Nazaré, Setúbal, Póvoa de Varzim,
Tavira und Cascais.
Statistisch gesehen essen wir Portugiesen ca. 57 kg Fisch im Jahr!
Damit ist Portugal absoluter
Spitzenreiter in der EU.
Weltweit liegt
Portugal auf den 3. Platz des Fischkonsums. Lediglich die Isländer und die
Japaner vertilgen pro Kopf mehr Fisch als die Portugiesen.
Da Portugals
Fischfangflotte lediglich aus 4.469 registrierten Fischerbooten besteht, können
diese den nationalen Konsum an Fisch bei weitem nicht decken und so muss
Portugal 2/3 seines Fischbedarfes in gesalzener, getrockneter, geräucherter oder
tief gefrorener Form importieren.
Die in Portugal am
meisten gefischten und zum Verkauf angebotenen Fischarten sind Sardinen
(sardinha), Makrelen (port.: carapau), Dorsch (port.: pescada), Schellfisch
(port.: bacalhau) und Degenfisch (port.: peixe-espada).
Eine Meerestierart
die biologisch natürlich nicht zu den Fischen gehört, die hier in Portugal aber
immer zu diesen gezählt wird und die man auf jedem Markt neben den einzelnen
Fischsorten bewundern kann, sind Kopffüßler wie Tintenfische (port.: polvo),
Sepia (port.: choco) und Kalmare (lula).
So wichtig die
Hochsee- und Küstenfischerei für Portugal ernährungstechnisch und
wirtschaftlich auch sein mag, die Fluss- bzw. die Süßwasserfischerei spielt in
Portugal keine relevante Rolle.
Nur in einigen
Gegenden Portugals, zumeist im Landesinneren, greift man auf Süßwasserfische
wie Aal (port.: enguia), Barbe (port.: barbo), Forelle (port.: truta) oder
Neunauge (port.: lampreia) zum Verzehr zurück.
Folgend nun einpaar
portugiesische Fischnamen, die einem Deutschen hier auf einem Fischmarkt, in einem
Supermarkt oder auf einer Speisekarte jederzeit begegnen können:
- atum (dt.: Thunfisch)
- bacalhau (dt.:
Schellfisch)
- carapau / cavala (dt.:
Makrele)
- cherne / garoupa
(dt.: Zackenbarsch)
- choco (dt.: Sepia)
- dourada (dt.: Dorade)
- espadarte (dt.:
Schwertfisch)
- faneca (dt.:
Franzosendorsch)
- linguado (dt.:
Seezunge)
- lula (dt.: Kalmare)
- goraz (dt.: Rote
Fleckbrasse)
- peixe-espada(dt.:
Degenfisch)
- pescada (dt.:
Hechtdorsch)
- polvo (dt.:
Tintenfisch)
- pregado (dt.:
Steinbutt)
- raia (dt.: Rochen)
- robalo (dt.: Wolfsbarsch)
- safio (dt.: Meeraal)
- salmão (dt.: Lachs)
- almonete (dt.:
Streifenbarbe)
- sardinha (dt.:
Sardine)
- sargo (dt.:
Geißbrasse)
- tamboril (dt.:
Seeteufel)
Wer viele der hier oben
genannten Meeresfische einmal nicht nur tot in einer Markthalle oder auf seinem
Teller sehen will, sondern lebend und schwimmend im Wasser, dem empfehle ich
einen Besuch im Lissabonner Ozeanarium (port.: Oceanário de Lisboa), Europas
größtem Aquarium auf dem ehemaligen EXPO-Gelände (bitte lesen sie hierzu auch
meinen Blogeintrag „Ozeanarium – Oceanário, vom 14. August 2009).
Danke für diese Informationen über Fisch und Leute.
AntwortenLöschenIm Oceanário de Lisboa war ich natürlich auch schon mal.
Wird der Bacalhau nicht schon seit vielen Jahren überwiegend importiert, z. B. aus Norwegen?
Laßt es Euch jedenfalls weiterhin schmecken.
Grüße vom Tano
Du hast vollkommen Recht Tano, wenn du schreibst der Bacalhau wird heute hier in Portugal „überwiegend aus Norwegen importiert“.
AntwortenLöschenAber es gibt sie noch, eine kleine aber kulturell nicht unbedeutende Gruppe von Fischern, die jedes Jahr mit ihren Fischtrawler in den Nordatlantik raus fahren, um vor Neufundland und Grönland den hier in Portugal so geliebt und geschätzten Seelachs (bacalhau) zu fischen.
Laut meinen Recherchen im Internet beträgt die Fanquote an Seelachs, die portugiesische Fischer 2015 aus dem Wasser holen dürfen (können) lediglich 8.134 t, eine Menge die den Bedarf an Seelachs hierzulande bei weitem nicht deckt.
Daher der jährliche Import von über 25.000 t Seelachs aus Norwegen nach Portugal.