Die an der breiten
Mündungsbucht des Flusses Rio Sado gelegene Industrie- und Distrikthauptstadt
Setúbal hat den drittgrößten Hafen Portugals und ist Standort bedeutender
Fischkonservenfabriken, Werften, Automobilmontagewerken und Salinen.
Die Stadt, die etwa
30 km von der Hauptstadt Lissabon entfernt in der historischen Landschaft
Estremadura liegt, entstand vermutlich im 5. Jahrhundert anstelle der weiter
südöstlich auf der Halbinsel Troia gelegenen und durch eine Flutkatastrophe
vernichtenden römischen Stadt „Cetobriga“. Aber schon Kelten und Phönizier
siedelten lange vor den Römern hier an dieser Stelle und lebten vor allem von
der damals schon sehr lukrativen Salzgewinnung.
Um 700 n. Chr.
siedelten die arabischen Mauren sich in und um Setúbal an, und blieben hier bis
ins 13. Jahrhundert hinein.
Erst 1227 eroberte der
portugiesische König Afonso II, mit Hilfe von Kreuzrittern die auf dem Weg nach
Palästina waren, die Stadt von den Arabern.
Nach der Eroberung
durch die Christen wurde Setúbal zunehmend zur wichtigen Hafenstadt, so
wichtig, das die Stadt ab 1343 mit einer Stadtmauer befestigt wurde.
Später, zu Zeiten der
Eroberungen von Heinrich dem Seefahrer (port.: Henrique o Navegador), wurde Setúbal
noch wichtiger und die See- und Kaufleute der Stadt brachten es zu stattlichem
Reichtum.
Im 15. Jahrhundert war
Setúbal unter König João II sogar vorübergehend
königliche Residenzstadt.
Von hier aus stach König
Afonso V mit einer 25.000 Mann starken Armee im Jahre 1458 in See, um die strategisch
bedeutsame arabische Kleinstadt Alcacer Ceguer (marok.: Ksar es-Seghir) an der
Straße von Gibraltar zu erobern – was ihm auch gelang.
Afonso V hatte die
Idee von Alcacer Ceguer aus ganz Nordafrika zu erobern, eine Idee, die sich
später konkretisierte und Portugal zur ersten Seefahrernation der Welt machte.
Dank seines milden
Klimas und seiner reizvollen Umgebung war Setúbal vom 16. bis 18. Jahrhundert
ein bevorzugtes Gebiet für den Adel und das vom Salzhandel reich gewordene
Bürgertum. Hier ließen sie sich ihre Landhäuser und Wochenendpaläste bauen.
Das große Erdbeben
vom 01. November 1755 vernichtete nicht nur Lissabon, sondern zerstörte auch
fast völlig Setúbal.
Am 19. April 1860
erhielt Setúbal durch König Pedro V seine Stadtrechte.
Drei Jahre später,
1863, wurde Setúbal mit einer Bahnstrecke an die Stadt Barreiro angeschlossen. Diese
Bahnverbindung machte Setúbal zu einem wichtigen industriellen Zentrum
Portugals – und dies ist es bis heute geblieben.
Für eine
Industriestadt besitzt Setúbal ein durchaus ansprechendes Ortsbild.
Entlang des Rio Sado
ziehen sich der Güter-, der Yacht- und der Fischerhafen – hier geht es jeden
Morgen nach dem Einlaufen der Fischerboote und bei der anschließenden
Fischauktion sehr lebhaft zu.
Nördlich vom
Fischerhafen verläuft in Ost-West-Richtung eine der Hauptverkehrsachsen der
Stadt, die nach der gefeierten Sängerin Luisa Todi benannte Avenida de Luisa
Todi.
Jenseits dieser
Avenida erstreckt sich die noch recht stimmungsvolle, unter Denkmalschutz
stehende Altstadt, in der sich die wenigen vom großen Erbeben des Jahres 1755
verschont gebliebenen Sehenswürdigkeiten befinden.
Mittelpunkt ist hier
der Platz Praça do Bocage mit einem Standbild des
Satirikers und Literaten Manuel Maria de Barbosa du Bocage, dem bekanntesten
Sohn der Stadt, der hier 1775 das Licht der Welt erblickte.
In der
nahen Rua de São Domingo steht das Geburtshaus von Bocage, das ein kleines
Museum über das Leben und das große Werk dieses portugiesischen Dichters
beherbergt.
Das Museu
Bocage ist eine der drei Außenstellen des Stadtmuseums von Setúbal (port.:
Museu da Cidade de Setúbal), das im altehrwürdigen Kloster Convento de Jesus
untergebracht ist.
Das
ehemalige Franziskanerkloster sowie die Kirche de Jesus sind die in Portugal
ersten im manuelistischen Stil errichteten Sakralbauten.
Mit den
Arbeiten an Kirche und Kloster begann man im Jahre 1491 unter der Leitung des französischstämmigen
Baumeisters Diogo Boytaca, der später durch den Bau der Klöster Batalha und
Belém zu Ruhm kam.
Von außen
präsentiert sich die dreischiffige Hallenkirche relativ schmucklos. Doch Innen
beeindrucken das imposante Sterngewölbe im Chor sowie die einzigartigen
Azulejo-Darstellungen aus dem Leben der Jungfrau Maria.
Wie schon
erwähnt ist in den Räumen des an die Kirche grenzenden ehemaligen Klosters,
sowie in dem aus Arrábidamarmor errichteten Kreuzgang aus dem 17. Jahrhundert,
das Städtische Museum untergebracht. Zu seinen Exponaten gehören Gemälde
portugiesischer, flämischer und katalanischer Meister sowie archäologische
Funde aus dem Gebiet um Setúbal.
Zwei
andere sehr sehenswerte Gotteshäuser in der Altstadt von Setúbal sind zum einen
die ursprünglich aus dem 16. Jahrhundert stammende Kirche São Julião (port.:
Igreja de São Julião) mit seinen zwei manuelistischen Portalen, und zum anderen
die besuchenswerte Kirche Igreja de Santa Maria da Graça, eine sehr üppig
verzierte und reich vergoldete Kirche aus dem 13. Jahrhundert.
Außer dem
Stadtmuseum im Jesuitenkloster und dem Museum im Geburtshaus von Bocage gibt es
noch das eine oder andere sehr besuchenswerte Museum in der Stadt Setúbal.
Da ist
zum einen das Ozeanografische und Fischereimuseum Luiz Saldanha (port.: Museu
Oceanográfico e de Pescas Luiz Saldanha) an der Avenida de Luisa Todi, das eine
bedeutende Sammlung seltener Schwammarten und sonstiger Meeresbewohner bewahrt,
das vor allem von dem portugiesischen Meeresbiologen Luiz Vieira Caldas
Saldanha zusammengetragen wurde.
Benachbart
ist das Archäologie- und Völkerkundemuseum (port.: Museu de Arqueologia e
Etnologia). Ausgestellt werden hier u.a. Geräte und Werkzeuge, die in der
Landwirtschaft und in der Fischerei rund um Setúbal eingesetzt wurden, sowie
einige alte Bootsmodelle. An das Museum ist eine respektable Fachbibliothek mit
über 5.000 Bänden angeschlossen.
Im
Geburtshaus der Opernsängerin Luisa Todi in der gleichnamigen Avenida ist ein
kleines Museum untergebracht, das sich dem Künstlerleben einer der größten Operndivas
ihrer Zeit widmet (bitte lesen sie hierzu auch meinen Blogeintrag „Luisa Todi –
die Sängerin aller Jahrhunderte“, vom 25. November 2012)
Andere sehenswerte
Museen in Setúbal sind:
- das Museu Casa Sebastião da Gama (dt.: Museum Sebastião da Gama), ein kleines Museum das sich dem Leben und Werk
des Lyrikers und Pädagogen Sebastião da Gama
widmet
- das Museu do
Trabalho Michel Giacometti (dt. : Museum der Arbeit Michel Giacometti), das
nach dem französischen Ethnologen Michel Giacometti benannt ist und in dem sich
eine große Sammlung landwirtschaftlicher Alltagsgegenstände befindet, die
Giacometti zu Lebzeiten zusammengetragen hat
- und das Museu do
Barroco (dt.: Barrokmuseum) in der Casa do Corpo Santo
Im Westen der Stadt Setúbal
erhebt sich an der linken Uferseite des Sado die Festung Castelo de São Filipe.
Die
Burganlage wurde Ende des 16. Jahrhunderts von dem italienischen
Festungsbaumeister Filippo Terzi auf Anordnung des spanischen Königs Filipe II
errichtet, der gleichzeitig als Filipe I über Portugal herrschte. Von hier aus
hat man einen grandiosen Blick über die Stadt Setúbal, den Sado und den Atlantik.
In einem
Teil der Burganlage ist heute eine Pousada untergebracht.
Die Umgebung von
Setúbal hat vieles zu bieten:
stille Meeresbuchten,
ein prächtiges Mittelgebirge und den wunderschönen Naturpark Serra da Arrábida,
mit zahlreichen endemischen Arten, die nur hier beheimatet sind.
Aber, das schönste
was der Distrikt Setúbal seinen Besuchern zu bieten hat, sind wohl seine sauberen
Strände!
Mit der Auto- oder
der Personenfähre fährt man z.B. von der Anlegestelle an der Praça da República zur Praia de Troia, einer Halbinsel
mit Dünen, Wald und einem herrlichen Sandstrand. Hier ließen sich einst die
Phönizier nieder, und die Römer gründeten später an gleicher Stelle einen Ort
Namens „Cetobriga“, der später von einem riesigen Tsunami zerstört wurde.
Andere besuchenswerte
Strände im Großraum von Setúbal sind:
- Praia do Portinho
da Arrábida
- Praia dos Galapos
- Praia da
Figueirinha
- Praia de Albarquel
- Praia da Maria
Esguelha
Der berühmte dänische
Dichter und Märchenerzähler Hans Christian Andersen hat einmal, nachdem er im
Jahre 1866 für einige Tage in Setúbal verweilte, geschrieben die Stadt „sei ein
irdisches Paradies“ (lesen sie bitte hierzu auch meinen Blogeintrag „Schwer von
Freunden fällt der Abschied“, vom 09. Juli 2009).
Nun, ob Andersen das
heute noch so sagen würde, bleibt mal dahingestellt, denn Setúbal ist, wie
schon erwähnt, heute eine hektische Industrie- und Arbeiterstadt, wie es sie so
viele auf der Welt gibt.
Dennoch kann man in
gewissen Ecken und manchen verwinkelnden Gassen sicherlich den Charme der
vergangenen Tage spüren, den diese Stadt einmal sicherlich gehabt hat.
Man muss diesen Charme
in Setúbal nur suchen!...
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