Der große
brasilianische Dichter und Schriftsteller Carlos Drummond de Andrade soll
einmal gesagt haben, das „der Karneval das größte Geschenk Portugals an
Brasilien sei“ (port.: „O carnaval é o maior presente de Portugal para o
Brasil“).
Wenn Drummond de
Andrade das als Brasilianer so sieht, dann will ich ihm nicht widersprechen.
Es ist schon wahr,
dass die Portugiesen es waren, die den Karneval (port.: carnaval) in die
ehemalige südamerikanische Kolonie gebracht haben.
Aber es waren
zweifellos die Brasilianer selbst, die aus diesen eigentlich religiösen Tagen
vor der Fastenzeit, das größte Volksfest der Welt machten.
Im Portugal des 16.
und 17. Jahrhunderts waren die Wochen vor der großen Fastenzeit, die mit dem
Aschermittwoch (port.: quarta-feira de cinzas) begann und dann bis zu Ostern
(port.: páscoa) dauerte, eine ausgelassene, ausschweifende und manchmal sogar
recht hemmungslose und anrüchige Zeit.
Die vierzigtägige Fastenzeit
die aber dann nach Aschermittwoch folgte, war voller Verbote. Vor allem
essenstechnisch war den Gläubigen damals von der katholischen Kirche so einiges
untersagt.
So war es einem
Katholik damals, unter anderem, nicht erlaubt in der Fastenzeit Fleisch (port.:
carne) zu essen.
Von dem
portugiesischen Wort „carne“ leitet sich das Wort „carnaval“ (dt.: Karneval)
ab, was so viel wie „Verzicht auf Fleisch“ bedeutet.
Die Tage vor
Aschermittwoch aber, also die Karnevalszeit, wurden selbst im ärmsten Haushalt
ausgiebig gefeiert. Die, die es sich leisten konnten, luden Freunde ein und feierten
den Karneval mit großen Festen und manche sogar mit Maskenbällen.
Es waren Portugiesen aus
der Insel Madeira, die Ende des 17. Jahrhunderts diese Tradition des
überschwänglichen Feierns vor der Fastenzeit nach Brasilien brachten.
In einem Bericht aus
Rio de Janeiro, aus dem Jahre 1723, wird zum ersten Mal über den Karneval
berichtet, oder „entrudo“, wie er in Brasilien auch genannt wurde und wird.
Damals wurden die
Tage vor Aschermittwoch, wie im alten Portugal, ausgelassen gefeiert. So
ausgelassen, dass sich neue Sitten entwickelten.
Eine dieser neuen
Sitten war es z. B. damals Freunde oder völlig Unbekannte nass zu machen und
dann mit Puder oder Kalk zu bewerfen.
Ein anderer Brauch
war es Streiche zu spielen. Diese Streiche konnten manchmal sehr heftig und
schmerzhaft sein. Da war es besser, man maskierte sich, um ja nicht wieder
erkannt zu werden.
Heutzutage haben
buntes Konfetti und Luftschlangen die Rolle des Puders und des Kalks übernommen
und die meisten tragen heute eine Maske nur noch so aus Spaß – außer sie haben
vor eine Bank zu überfallen…
Als die
portugiesische Königsfamilie Anfang des 19. Jahrhunderts vor Napoleon Bonaparte
aus Portugal fliehen musste, machte sie Rio de Janeiro zur Hauptstadt des
portugiesischen Königreichs.
Irgendwann, kurz nach
seiner Ankunft in Brasilien, gewann auch König João
VI Gefallen an dem karnevalistischen Treiben der sich in den Straßen Rio de
Janeiros vollzog.
Es dauerte nicht
lange und João VI gab 1811 seinen ersten
Karnevalsmaskenball. Die oberen Zehntausend machten es ihm nach, und feierten
alsbald den Karneval jedes Jahr recht stimmungsvoll. Diese Feiern verliefen
natürlich viel gesitteter ab, als etwa die auf den Straßen Rio de Janeiros,
Salvadors oder Pernambucos.
Von Jahr zu Jahr
etablierte sich der Karneval immer mehr in der brasilianischen Gesellschaft.
Um das Jahr 1900
begannen die Farbigen mit ihrer Musik und ihren Tänzen den Karneval zu
bereichern.
Als am 11. April 1923
die erste Sambaschule Rio de Janeiros, die „Escola de Samba Portela“, gegründet wurde, spielte die Hautfarbe ihrer
Mitglieder keine Rolle mehr.
Ohne Übertreibung kann
man sagen, dass der Karneval dazu beigetragen hat, die brasilianische Gesellschaft
zu einigen und zu festigen - über alle
sozialen Schichten, über alle Rassenprobleme und über alle politischen
Meinungsverschiedenheiten hinweg!
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