Das besonders
malerische Fischerstädtchen Nazaré (dt.: Nazareth) zieht wegen des bunten, manchmal
noch unverfälschten Lebens und Arbeitens der Fischer, aber auch wegen seiner
guten Strände immer mehr Fremde an und zählt heute zu den meistbesuchten
Seebädern an der in diesem Abschnitt als Costa de Prata bezeichneten
portugiesischen Atlantikküste.
Nazaré, das als
phönizische Gründung gilt, hieß bis zum Jahre 1912 Pedreneira und bestand aus
dem Gebiet, der heute der Stadtteil gleichen Namens von Nazaré ist.
Im Jahre 1514 verlieh
König Manuel I Pedreneira die Stadtrechte.
1912 schlossen sich die
Ortschaft Pedreneira, das Fischerdorf Praia da Nazaré und der auf dem Felsen
liegende Wallfahrtsort Monte Sítio da Nazaré zusammen, und bildeten fortan die Stadt
Nazaré.
Noch heute besteht
Nazaré, das an die 11.000 Einwohner zählt und gut 100 km nördlich von Lissabon
liegt, lediglich nur aus diesen drei Stadtteilen.
Nazaré besitzt so gut
wie keine historischen Bauwerke.
Alleine in Pedreneira
steht noch die betagte Hauptkirche Igreja Nossa Senhora das Areias, das alte
Rathaus und die Kirche Igreja da Misericórdia.
Es ist allein die lebhaft
bunte Betriebsamkeit seiner Bewohner und die einmalige Ausstrahlung eines
traditionsbewussten Städtchens, was den Besuch Nazarés zum bleibenden Erlebnis
macht.
Obwohl sich das
Fischerleben, nach dem Bau des neuen Hafens in den 80iger Jahren des letzten
Jahrhunderts, mehr am südlichen Ortsrand abspielt, teilen sich den ansehnlichen
Ortsstrand noch immer die Fischer, die hier ihre Fänge noch heute auf Holzgestellen
und Drahtseilen zum Trocknen auslegen, und die Touristen.
Besonders an den
Wochenenden, wenn noch viele Tagesausflügler aus Lissabon, Coimbra oder Porto
anreisen, kann es dann schon einmal recht eng werden in Nazaré.
Die Fischer haben
diesen Ort berühmt gemacht, aber letzten Endes wurde diese Berühmtheit auch fast
zu ihrem Fallstrick.
Das große Experiment
der Koexistenz zwischen Sonnenanbetern und Schwerarbeitern ist dennoch
gelungen. Die Fischer leben ihr Leben, als gäbe es am sagenhaften Sandstrand
keinen Tourismus.
Bei besonderen
Anlässen oder bei vom Fremdenverkehrsamt organisierten folkloristischen Veranstaltungen,
tragen die Fischer von Nazaré (port.: pescadores da Nazaré), die ihre
Berufsbezeichnung fast wie einen Adelstitel tragen, nach wie vor ihre charakteristischen
Trachten.
Die Männer tragen
immer ein kariertes Hemd und eine anders karierte Hose sowie eine schwarze
Zipfelmütze aus Wolle, die eine Quaste hat die bis zur Schulter hängt. In
dieser Zipfelmütze, werden gleich einem Beutel, Münzen, Schnupftabak,
Angelköder und anderer Kleinkram aufbewahrt.
Die Frauen zeigen
sich in Kleidern, deren füllige, weit ausladende Röcke von sieben Unterröcken
gestützt und reichlich mit Spitzen versehen sind.
Der ganze Stolz der
Fischer der Nazaré sind ihre Fischerboote.
Früher mussten sie
ihre bunten Boote, die für ihre hochgezogenen spitzen Vordersteven und den typischen
„Augen Gottes“ in ganz Portugal bekannt sind, mangels geeigneter Kaianlagen mit
eigener Kraft und mittels hölzerner Rollen ins Wasser schieben.
Bei ihrer Heimkehr
wurden dann die Fischerboote von Ochsen an Land gezogen und dann von den an
Land wartenden Frauen und Männern entladen.
Dabei praktizierten
sie eine als „arte xávega“ bezeichnete Fischfangmethode.
Dafür wurde von der
Küste ein Netz ausgelegt, das man später vom Strand wieder einholte. Dieses
Einholen des Netzes geschah nach einem uralten Ritual, bei dem sich die Körper
der Männer und Frauen im Gleichklang beugen und strecken. Man nannte diese
beinahe archaische Fangmethode das „Ballett der Nazarenhos“.
Den „Ballett der
Nazarenhos“ gibt es heute nur noch sehr selten zu sehen, da er sich einfach
nicht mehr lohnt, und so bleibt den Touristen als Attraktion nur noch die
Fischversteigerungen, die täglich nach Rückkehr der Fischer abgehalten werden.
Wer mehr über die
Fischer von Nazaré und ihren traditionsreichen Beruf erfahren möchte, dem
empfehle ich einen Besuch im Museu Casa do Pescador.
Einen schönen Blick
auf den Strand von Nazaré hat man aus der Höhe des kleinen Vorgebirges Monte
Sítio.
Man kann mit dem Auto
zu diesem Felsplateau hinauffahren, man kann zu Fuß hochgehen, aber origineller
ist eine Fahrt mit der Seilbahn (port.: ascensor) aus dem Jahre 1889.
Die 318 m lange
Seilbahn, die Praia mit dem 110 m höher gelegenen Sítio verbindet, ist ein Werk
des französischstämmigen portugiesischen Ingenieurs Raoul Mesnier du Ponsar,
der u. a. für den Bau des berühmten Aufzugs Santa Justa in der Baixa von
Lissabon bekannt ist.
Sítio verdankt seine
Entstehung einer Legende.
Der Sage nach soll im
Jahre 1182 der Edelmann und Ratsherr D. Fuas Roupinho hier, an einem sehr
nebeligen Tag, auf der Jagd einen Hirsch verfolgt haben. Als dieser von der Klippe
in die Tiefe sprang und das Pferd sich anschickte ihm nachzusetzen, soll D.
Fuas Roupinho, im Angesicht des Todes, die Worte „Senhora, Valei-me!“ (dt.:
Rette mich, Muttergottes) gen Himmel gerufen haben.
Die Gottesmutter soll
das flehende Stoßgebet des Reiters erhört und das Pferd durch ihr Erscheinen
geblendet und zurückgehalten haben.
Zum Dank für die
wunderbare Hilfe ließ D. Fuas Roupinho unmittelbar am Klippenrand eine Kapelle
errichten, die er stiftete.
Diese Kapelle trägt
den Namen „Capela da Memória“ (dt.. Erinnerungskapelle) und ist der Grund,
warum Nazaré einmal der wichtigste Wallfahrtsort Portugals war.
Erst im 20. Jahrh.
löste der etwa 30 km entfernte Ort Fátima, mit seiner Marienerscheinung und den
drei Hirtenkindern, Nazaré als wichtigste religiöse Pilgerstätte des Landes ab.
Als die kleine Capela
da Memória, die mit wunderschönen Azulejos ausgestattet ist, im laufe der Zeit
nicht mehr dem Ansturm der Gläubigen gewachsen war, beschloss König Fernando I,
der Sítio im Jahre 1377 bei einer Wallfahrt besucht hatte, eine Kirche bauen zu
lassen, die fortan den Namen Igreja da Nossa Senhora da Nazaré trug.
Nach einem
Vergrößerungsumbau an der Kirche im 18. Jahrh. wurde die als wunderfähig
verehrte Holzstatue der Nossa Senhora da Nazaré (dt.: Unsere Liebe Frau von
Nazaré), die seit dem 14. Jahrh. in einer Nische der Kirche gestanden hatte, in
einem Schrein über den Hauptaltar der Kirche aufgestellt, wo sie von den tausenden
von Pilgern besser bewundert werden konnte.
Nossa Senhora da
Nazaré war, als Portugal sich anschickte in die Welt hinauszusegeln, die
Schutzpatronin aller Seemänner.
Wie populär diese Heilige
bei den Seefahrern, Entdeckern und Fischern war, sieht man daran das viele von
ihnen, bevor sie mit ihren Schiffen nach Afrika, Asien oder Amerika aufbrachen,
sich vorher bei ihrer Schutzpatronin den Segen holten.
Vasco da Gama, der
Entdecker des Seeweges nach Indien oder Pedro Álvares Cabral, der Entdecker
Brasiliens, sind z.B. zwei von vielen, von denen dokumentiert ist, das sie vor
und nach ihren Reisen nach Sítio pilgerten.
Die noch nicht einmal
30 cm große Marienstatue der Nossa Senhora da Nazaré ist sehr alt, und soll, so
die religiöse Legende, aus Nazareth (port.: Nazaré) in Galiläa stammen.
Die Heiligenfigur
soll eine Originalabbildung der echten Muttergottes Maria sein, wie sie den
Knaben Jesus Christus stillt.
Kein geringerer als
ihr Ehemann, der Heilige Josef, der von Beruf ja Zimmermann war, soll diese
Figur einstmals selbst geschnitzt haben.
Ob wahr oder nicht –
Fakt ist, das diese kleine, dunkele Holzstatue eines der ältesten Marienstatuen
ist, die von der katholischen Kirche angebetet wird.
Alljährlich, immer am
15. August und in der zweiten Septemberwoche, finden in Nazaré Walfahrten statt,
die Besucher von nah und fern anziehen.
Etwa 500 m westlich von der Pilgerstätte Santuário de Nossa Senhora da Nazaré entfernt steht das Forte de São Miguel Arcanjo (dt.: Festung Erzengel Michael), der seit 1903 als Leuchtturm von Nazaré funktioniert.
Etwa 500 m westlich von der Pilgerstätte Santuário de Nossa Senhora da Nazaré entfernt steht das Forte de São Miguel Arcanjo (dt.: Festung Erzengel Michael), der seit 1903 als Leuchtturm von Nazaré funktioniert.
Die ehemalige Festung
wurde in der Regierungszeit von König Sebastião erbaut, und diente dem Schutz
des Wallfahrtsortes Sítio und dem seiner Pilger.
Vom Forte de São
Miguel Arcanjo hat man einen grandiosen Blick auf Nazaré, seine Strände, die
Berlengas, den Atlantik und seine Riesenwellen.
Von hier oben hat man
auch den besten Blick auf die Praia do Norte.
Dieser Strand, der
doch recht windig ist, ist nicht nur bei
Badeurlaubern sehr beliebt.
Nein, dieser Teil der
Küste ist in erster Linie vor allem ein Paradies für Surfer, Wind- und
Kitesurfern.
Ein Besuch Nazarés lohnt sich alle Mal, zumal diese Kleinstadt der ideale Ausgangspunkt ist um die traumhaften Strände, die ruhigen Ortschaften und die gastfreundlichen und entspannten Menschen der Costa de Prata kennen zu lernen.
Ein Besuch Nazarés lohnt sich alle Mal, zumal diese Kleinstadt der ideale Ausgangspunkt ist um die traumhaften Strände, die ruhigen Ortschaften und die gastfreundlichen und entspannten Menschen der Costa de Prata kennen zu lernen.
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