Sonntag, 23. Dezember 2012

Wie der Weihnachtsbaum nach Portugal kam



Diese Woche hatte ich während der Mittagspause ein interessantes Gespräch mit meinen Arbeitskolleginnen Lili und Sabine, welches über Weihnachtstraditionen in Portugal handelte.
Sabine, die aus Österreich kommt, und nun dieses Jahr zum ersten Mal Weihnachten hier in Portugal feiert, fragte mich während des Gesprächs welches denn eigentlich das Weihnachtssymbol in Portugal schlechthin sei.

Ich gab ihr zur Antwort, dass hier in Portugal, genauso wie in ganz Südeuropa, eigentlich immer die Weihnachtskrippe traditionell im Mittelpunkt stand.
Erst im letzten Jahrhundert setzte sich dann der Weihnachtsbaum in den portugiesischen Wohnzimmern gegen die Krippe durch.

Wie es dazu kam?
Nun, ein Deutscher ist dafür verantwortlich!

Es war nämlich Ferdinand von Sachsen-Coburg-Gotha-Koháry, der Prinzgemahl von Königin Maria II, der im 19. Jahrhundert den Weihnachtsbaum in Portugal einführte.

In einem Brief an Königin Victoria von England, die mit Albert von Sachsen-Coburg-Gotha verheiratet war, einem Cousin von Ferdinand, beschreibt die portugiesische Königin Maria II, wie ihr Gemahl Ferdinand II (port.: Fernando II) an Weihnachten 1844 ihre sieben Kinder zum ersten Mal mit einem Weihnachtsbaum überraschte.

In einer Radierung aus dem Jahre 1848, die der künstlerisch sehr begabte Fernando II selbst zeichnete, kann man sehen, wie er als Weihnachtsmann verkleidet, mit einem Sack voller Geschenke und mit einer Rute in der Hand, seine Kinder beschert.
Vor ihm, auf einem Tisch, steht ein kerzengeschmückter Weihnachtsbaum, den er zur Überraschung seiner Kinder hatte aufstellen lassen.
Über Fernando II ist bekannt, dass er seine Kinder sehr liebte und er einen ausgesprochenen Familiensinn hatte.
Da ist es nicht mehr als natürlich, das er versuchte, fernab seiner Heimat, deutsche Traditionen und Bräuche in seiner neuen portugiesischen Familie einzubringen.

Abgesehen von ihren Kindern muss auch Königin Maria II von der Tradition des Weihnachtsbaumes sehr angetan gewesen sein, und so wird berichtet, das der Weihnachtsbaum im Königspalast mit den Jahren immer größer wurde.
In einem Hofbericht aus dem Jahre 1851 wird über den Weihnachtsabend 1850 berichtet, das inmitten des Saals des Staatsrates im Palácio das Necessidades, dem damaligen königlichen Palast, am Weihnachtsabend eine riesige beleuchtete Tanne voller Geschenke stand
(port.: „…no meio da sala do Conselho de Estado do Palácio das Necessidades viu-se naquela noite um enorme pinheiro iluminado e cheio de presentes“).

Seit dieser Zeit war der Weihnachtsbaum fester Bestandteil der Weihnachtsfeiern der königlichen Familie.
Aus dem rein religiösen Weihnachtsfest wurde, Dank Fernando II, mit den Jahren ein Familien- und Kinderfest.
König Pedro V und König Luis I führten die Tradition ihres Vaters Fernando II fort und auch König Carlos I übernahm diesen deutschen Weihnachtsbrauch.
Auch außerhalb der königlichen Paläste wurde es mit der Zeit populär, sich zur Weihnachtszeit eine geschmückte Tanne ins Haus zu holen – bis zum heutigen Tag!

Prinzgemahl Fernando II hat mit dem Weihnachtsbaum auch versucht den Adventskranz in Portugal einzuführen, womit er weitaus weniger Erfolg hatte.
Denn während der Baum heute zweifellos zur portugiesischen Weihnacht gehört, ist der Adventskranz leider noch immer den meisten Portugiesen unbekannt.

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