Mittwoch, 31. Oktober 2012
01. November 1755 – O grässliches Schauspiel! Welch Entsetzen!
Als am frühen Morgen des 01. November 1755, dem Allerheiligentag (port.: Dia de todos os Santos), ein verheerendes Erdbeben (port.: terremoto) die Stadt Lissabon in Trümmern legte, war man danach nicht nur in Portugal tief betroffen und schockiert, sondern auch in ganz Europa.
Mehrere zehntausend Menschen, die genaue Zahl ist bis heute unbekannt, starben an diesem Tag durch das große Beben, der darauf folgenden Tsunami, den vielen Nachbeben und den riesigen Flächenbränden.
Viele Naturwissenschaftler, Philosophen, Schriftsteller und Dichter, wie Goethe, Voltaire, Leibniz, Rousseau und Kant, setzten sich damals mit dieser unbeschreiblichen Katastrophe auseinander, die an diesem Tag über Lissabon und Portugal hereingebrochen war.
Aber auch viele Unbekannte brachten damals die Ereignisse dieses Tages zu Papier.
Einer dieser unbekannten Schreiber verfasste im November 1755 ein anonymes Gedicht, das am 06. Dezember 1755 in der Leipziger Zeitung (port.: Jornal de Lípsia) publiziert wurde.
Der damals sehr einflussreiche preußische Schriftsteller und Dramaturg Johann Christoph Gottsched meinte später zu diesem deutschen Text, er stamme wohl von „keiner ungeschickten Feder“.
Einige meinen deshalb heute, dass es wohl Gottsched selber war, der diesen Mehrzeiler einst schrieb.
Wie dem auch sei, dieses Gedicht ist, wie ich meine, ein schriftliches Zeugnis der Geschehnisse dieses denkwürdigen Tages.
Das Gedicht lautet wie folgt:
Das prächtige Lissabon hieß lange schön und groß;
Doch eine halbe Viertelstunde
Verwüstet solches bis zum Grunde
Aus seiner Kluft reißt sich der Gott der Winde los.
Gebäude, welche noch so feste,
Die schönsten Klöster und Palläste
Erschüttert bloß ein Hauch, und schmeißt dieselben um.
Vulcan stimmt da mit ihm zusammen,
Und es verzehren seine Flammen
Was Aeolus geschont. Man sieht es, und wird stumm.
Man siehts, und alle Glieder zittern:
Und wie bey schweren Ungewittern
Der bange Vogel scheu in Feldern sich verkriecht;
So flüchten König und Vasallen,
Da die Palläste stürzend fallen,
Erstaunt aufs freye Feld, den Vögeln gleich verscheucht.
O grässliches Schauspiel! Welch Entsetzen!
Wer denkt hier an ein Ergötzen?
Wer lebt nicht und denkt, daß ihn auch treffen kann,
Was dort in Portugal geschehen?
Ein solches Elend anzusehen
Greift auch die härtesten und kältesten Seelen an.
(Anonym, November 1755)
Nur einige Teile der Altstadt Alfama und der damalige Vorort Belém überstanden das Beben.
Will man wissen, wie die Stadt Lissabon vor dem 01. November 1755 ausgesehen hat, dann muss man sich ins Lissabonner Museu da Cidade (dt.: Stadtmuseum) im Stadtteil Campo Grande begeben.
Dort sind einpaar wunderschöne Drucke aus dem 18. Jahrhundert ausgestellt, die auf eindrucksvolle Weise die Stadt so zeigen, wie wir sie leider niemals wieder sehen werden.
Sonntag, 28. Oktober 2012
Der „Cotton Club“, mehr als ein Waschsalon im Herzens Lissabons
Ich weiß nicht wie oft ich schon von Menschen, die sich nur für eine begrenzte Zeit hier in Lissabon aufhielten, gefragt worden bin, ob es in der Stadt einen Waschsalon (port.: lavanderia) gäbe.
Leute die für drei oder sechs Monate hier nach Portugal ziehen, weil sie z.B. nur einen befristeten Arbeitsaufenthalt bei einem deutschen Konzern haben oder an einer der Lissabonner Universitäten einen Studentenaustausch praktizieren, sehen es verständlicherweise nicht ein warum sie sich für diese paar Monate eine Waschmaschine und eventuell auch einen Wäschetrockner anschaffen sollen.
Diesen Menschen bleibt oftmals, wenn sie ihre Wäsche nicht gerade privat bei Freunden, Bekannten oder Arbeitskollegen waschen wollen und können, nur der Gang zu einer der vielen Wäschereien und Textilreinigungen der Stadt übrig.
Einen Waschsalon aber, wo sie selbständig durch Münzeinwurf, ihre Wäsche waschen und trocknen konnten, gab es bisher in ganz Lissabon nicht.
Das hat sich aber jetzt geändert!
Diesen Monat hat nämlich unweit der Avenida Almirante Reis, im Stadtteil Anjos, der erste Waschsalon der Stadt eröffnet.
Er liegt in der Rua Andrade n° 15, heißt „Lavanderia Cotton Club“ und ist an sieben Tagen in der Woche, von 08.00 Uhr bis 21.00 Uhr durchgehend geöffnet.
Geleitet wird der „Cotton Club“ von dem sehr sympathischen Carlos Soares.
Waschsalons haben ja den Ruf regelrechte Kennlern- oder Kontaktbörsen für Singles zu sein; jedenfalls ist es das was uns viele amerikanische Spiel- und Fernsehfilme übermitteln.
Da Carlos Soares in seinem Waschsalon auch ein kleines, gemütliches Café eröffnet hat, spekuliert er darauf, das der „Cotton Club“ in Zukunft ein einmaliger Treffpunkt für wäschewaschende Romantiker in der portugiesischen Hauptstadt sein wird.
In einem Stadtteil wie Anjos, in dem vorwiegend ausländische Studenten leben und es viele Wohngemeinschaften gibt, scheint ihm der Erfolg sicher zu sein.
Zu gönnen wäre es ihm, denn ein jeder, der in der heutigen unsicheren und wirtschaftlich schwierigen Zeit die Neueröffnung eines eigenen Geschäftes riskiert, verdient absoluten Respekt und Unterstützung!
Und da auch ich gerne solche mutigen Geschäftsideen begrüße und unterstütze, war ich gestern Morgen im „Cotton Club“, nicht um Wäsche zu waschen, denn das habe ich Gott sei Dank nicht nötig, aber ich war im Café und habe dort, in einer sehr angenehmen Atmosphäre, gefrühstückt.
Als ich den „Cotton Club“ dann gut eine halbe Stunde später wieder gestärkt verließ, bin ich mit zwei wichtigen Erkenntnissen nach Hause gegangen:
Erstens, man kann auch in einem Waschsalon sehr gut frühstücken und seine Tageszeitung lesen und zweitens, ich kann ab jetzt jedem, der mich nach einem Waschsalon in Lissabon fragt, ruhigen Gewissens das „Lavanderia Cotton Club“ empfehlen!
Donnerstag, 25. Oktober 2012
Lissabon, Stadt des Lichtes
In meinem vorhergehenden Blogeintrag „Lisboa, Mittelpunkt Europas während des Zweiten Weltkrieges“, vom 20. Oktober, erwähne ich das Buch „Lisboa, A Guerra nas Sombras da Cidade da Luz“ (dt.: „Lissabon, der Krieg im Schatten der Stadt des Lichtes“), des schottischen Schriftstellers Dr. Neill Lochery.
Heute wurde ich auf besagtes Buch, bzw. seinen Titel, angesprochen.
„Lissabon, der Krieg im Schatten der Stadt des Lichtes“ – dieser Titel sei doch wohl zu hoch gegriffen, meinte mein Freund Ricardo Capelotti, wo doch jeder wisse, das eigentlich Paris die wahre „Stadt des Lichtes“ sei.
Nun, wer schon einmal Paris besucht hat, zumal zur Weihnachtszeit, der weiß, wie hell Paris wirklich erleuchtet ist, wenn nämlich alle Gebäude, Avenuen und Monumente nachts im hellen Lichterglanz erstrahlen.
Aber das ist, wohlgemerkt, heute so.
Es war leider auch schon einmal anders!
In den Kriegsjahren 1939 bis 1945 war Paris, wie alle anderen Städte des Krieges in Europa in diesen Jahren auch, dazu verdammt sein Stadtbild aus Angst vor möglichen Luftangriffen der Deutschen Luftwaffe, nachts zu verdunkeln.
In Lissabon aber, wurde nichts verdunkelt!
Keiner musste damals, im neutralen Portugal, Angst vor nächtlichen Luftangriffen und Übergriffe aus Nazideutschland haben!
Als in diesen Jahren des Krieges die vielen religiös, kulturell und politisch Verfolgten nach Lissabon kamen, fanden sie eine Stadt vor, die tagsüber von der Sonne hell durchflutet war und nachts von tausenden Lampen erstrahlt wurde.
Während ganz Europa damals im Dunkeln lag, gab sich Lissabon dem Luxus des Lichtes und der Hoffnung hin!
Wohl auch deshalb spricht Neill Lochery in seinem Buch von der „Stadt des Lichtes“!
Anbei eine Aufnahmen aus der hier in diesem Blog schon erwähnten Fotoausstellung „Lisboa, Centro da Europa na Segunda Guerra Mundial” (dt.: „Lissabon, Mittelpunkt Europas während des Zweiten Weltkrieges“), die auf eindrucksvolle Art zeigt, wie hell erleuchtet der Rossio in den Kriegsjahren 1939 bis 1945 war.
Schaut man sich die Fotografien der 1940er Jahre an, und vergleicht sie mit der traurigen Realität von heute, dann muss man neidvoll zugeben, dass das Lissabon von damals besser beleuchtet war, als das Lissabon unserer Tage...
Samstag, 20. Oktober 2012
Lissabon, Mittelpunkt Europas während des Zweiten Weltkrieges
Basierend auf dem Buch „Lisboa, A Guerra nas Sombras da Cidade da Luz“ (dt.: „Lissabon, der Krieg im Schatten der Stadt des Lichtes“), des schottischen Schriftstellers Dr. Neill Lochery, ist an diesem Mittwoch, dem 17. Oktober, die Fotoausstellung „Lisboa, Centro da Europa na Segunda Guerra Mundial” (dt.: „Lissabon, Mittelpunkt Europas während des Zweiten Weltkrieges“ / „Lisbon, bottleneck of Europe in the Second World War“) in der Galerie des Lissabonner Rathauses (port.: Câmara Municipal) eröffnet worden.
Diese Ausstellung, die ich gestern besucht habe und die von der Stadt Lissabon organisiert wird, präsentiert seltene, zum Teil bis heute unveröffentlichte Bilddokumente, aus dem Lissabon der Jahre 1939 bis 1945.
Gezeigt werden auch geheime Polizeiakten, diplomatische Post und Visa und persönliche Briefe aus dieser Zeit.
Alle Fotografien und Dokumente der Ausstellung wurden aus mehreren privaten und öffentlichen Archiven in Portugal, Deutschland, Großbritannien, Spanien und den USA zusammengetragen.
Sie erzählen die Geschichte der abertausend verzweifelten Juden und politischen Flüchtlingen die damals aus Nazideutschland fliehen mussten und dann im neutralen Portugal Zuflucht fanden.
Sie zeigen, auf beeindruckende Art und Weise, welche bedeutsame Rolle die portugiesische Hauptstadt damals für diese Flüchtlinge hatte.
Lissabon hat in den schrecklichen Jahren des Zweiten Weltkrieges eine (lebens)wichtige Rolle als Ort der Zuflucht und der sicheren Weiterreise in ein Land außerhalb Europas gespielt.
Unter der Flut der Tausenden, zumeist deutschen Flüchtlinge, hatte sich die Stadt damals total verändert.
Meine eigene Großmutter erzählte mir oftmals, dass man in diesen Jahren auf den Straßen Lissabons viele Sprachen Europas hörte, aber kaum noch ein Wort Portugiesisch.
Die meisten, die hier in Lissabon gestrandet waren, waren einerseits von ihrer Verfolgung durch die Nazis traumatisiert und zugleich von der Hoffnung auf eine bessere Zukunft ohne Angst beseelt.
In Lissabon fanden sie dann eine Oase des Friedens vor, und Menschen mit einer enormen Toleranz, die zwar damals mit eigenen drängenden Problemen kämpften, sich aber der Not der deutschen Flüchtlinge nicht verschlossen hatten.
Die Ausstellung kann bis zum 09. November 2012, dem 74. Jahrestag der Reichskristallnacht (port.: Noite de cristais) von 1938, von Montags bis Freitags von 11:00 Uhr – 19:00 Uhr besucht werden.
Der Eintritt ist frei!
Ein Besuch der Ausstellung „Lisboa, Centro da Europa na Segunda Guerra Mundial“ im Rathaus von Lissabon, kann ich jedem, zumal jedem Deutschen, nur sehr empfehlen!
Samstag, 13. Oktober 2012
Monsanto
Die nordportugiesische Landschaft Beira Baixa, mit ihrer Hauptstadt Castelo Branco, erstreckt sich über eine überwiegend unfruchtbare Ebene zwischen den südlichen Ausläufern der Serra da Estrela und dem Fluss Tejo.
In einem Tal, unweit der Kleinstadt Idanha-a-Nova, erhebt sich eine 758 m hohe Anhöhe, die den Namen Cabeço de Monsanto trägt.
Auf dieser Anhöhe, die schon die Römer Mons Sanctus (dt.: Heiliger Berg / port.: Monte Santo) nannten, liegt die noch nicht einmal 1.000 Einwohner zählende kleine historische Gemeinde Monsanto.
Wie ein Schwalbennest, das an einem Hauserdach klebt, so „klebt“ auch Monsanto eindrucksvoll am Cabeço de Monsanto, eingebettet zwischen riesigen Granitblöcken.
Archäologische Funde, wie Überreste von Wohnhäusern und Thermen, zeugen davon, dass schon die alten Römer den Fuß des Cabeço de Monsanto bevölkerten, bevor dann die Westgoten und die arabischen Mauren die Anhöhe besiedelten.
Als der portugiesische König Afonso Henriques im Jahre 1143 die Mauren besiegte und diese des Landes verwies, machte er viele Ortschaften und Siedlungen in der Beira Baixa dem religiösen Templerorden zur Schenkung.
Eines dieser Orte war Monsanto, das Afonso Henriques 1165 dem Kreuzritter Gualdim Pais, der an der Seite des Königs erfolgreich gegen die Mauren gekämpft hatte, schenkte.
Gualdim Pais, der am Zweiten Kreuzzug im Heiligen Land teilgenommen hatte und zum Großmeister des Templerordens avanciert war, war es dann auch, der im Jahre der Schenkung mit dem Bau der Burg von Monsanto anfing.
Im Jahre 1174 gewährte König Afonso Henriques in einem Brief (port.: carta de foral) der Burg Monsanto und ihren Bewohnern Sonderrechte.
Diese Sonderrechte erhielt Monsanto damals aufgrund seiner Grenznähe zum verfeindeten Königreich Leon, mit dem Portugal in dieser Zeit ständig kriegerische Auseinandersetzungen hatte.
Im Jahre 1190 und 1217 wurden diese Sonderrechte durch die Nachfolger von König Afonso Henriques, Sancho I und Afonso II, bestätigt.
1308 erteilte König Dinis I Monsanto die Marktrechte und König Manuel I machte im Jahre 1510 den Marktflecken Monsanto zur „vila“, also zur Kleinstadt.
Monsanto und seine Bürger konnten die Jahrhunderte hindurch nur Dank der wehrhaften Burg sicher überleben.
Mehrere Male wurde die Burg von spanischen und französischen Truppen belagert und bedroht, aber nie besiegt.
Da ist es schon fast ironisch, das es ausgerechnet die Portugiesen selber waren, die die Burg eines Tages in Schutt und Asche legten.
In einer Weihnachtsnacht des späten 19. Jahrhunderts explodierte, durch Leichtsinn der diensthabenden Wache, das Munitionsdepot der Burg, indem eine sehr große Menge Schießpulver gelagert wurde.
Die Explosion war so gewaltig, das ein riesiger Granitfelsen an dem die Burg angebaut war, in tausend Stücke gesprengt wurde und eine irreparable Lücke im Mauerwerk zurückließ.
Von der Burg von Monsanto (port.: Castelo de Monsanto), sind heute, bis auf einpaar Mauerreste, nur noch die Torre de Menagem, die Torre do Pião und die Kirche Igreja de Santa Maria do Castelo übrig geblieben.
Gott sei Dank leben wir heute in friedlicheren Zeiten und so war die Zerstörung der Burg von Monsanto nicht das Ende des Dorfes, sondern eher seine Wiedergeburt.
In den letzten Jahrzehnten ist Monsanto und seine Burgruine nämlich dadurch bekannt und landesweit berühmt geworden, weil Monsanto in einem Wettbewerb als das „portugiesischste Dorf Portugals“ (port.: A aldeia mais portuguesa de Portugal) als Sieger hervorging.
Dieser Wettbewerb fand im Jahre 1938 statt, also noch zu Zeiten des Diktators António de Oliveira Salazar.
Aber den Ruf, das „portugiesischste Dorf Portugals“ zu sein, hat Monsanto heute noch!
Monsanto liegt nicht nur schön, Monsanto ist auch wirklich ungewöhnlich schön!
Die moosbewachsenen Häuser aus Granit und Schiefer liegen eingebettet zwischen den riesigen Granitblöcken des Cabeço de Monsanto und werden durch enge und steile Gassen miteinander verbunden.
Die Bewohner des kleinen Ortes scheinen ihr Dorf wirklich zu lieben, denn alles ist sauber, ordentlich, gehegt und gepflegt, was hier in Portugal, zumindest auf dem Festland, leider nicht immer so selbstverständlich ist.
So klein der Ort auch ist, er hat außer seiner Burg geschichtsarchitektonisch noch einiges zu bieten.
So liegt außerhalb der Burgmauern die kleine Kapelle São Miguel, aus dem 12. Jahrhundert, von der behauptet wird, sie stehe an der Stelle, an dem einstmals ein Tempel für den römischen Kriegsgott Mars stand.
Weitere schöne Kirchen von Monsanto sind die Kirche Igreja São Salvador, die Hauptkirche des Dorfes, und die Kirche Igreja da Misericórdia.
Unweit der Igreja da Misericórdia steht der Pelourinho und die Torre do Lucano, die auch unter dem Namen Torre do Relógio (dt.: Uhrturm) bekannt ist, und aus dem 14. Jahrhundert stammt.
Gekrönt wird die Torre do Lucano durch einen silberfarbenen Hahn. Dieser Hahn ist die Siegestrophäe für den Wettbewerb, der Monsanto 1938 als das portugiesischste Dorf Portugals auszeichnete.
Ob Monsanto auch weiterhin das „portugiesischste Dorf Portugals“ ist oder nicht, das liegt wohl im Auge des Betrachters.
Fakt ist aber, das Monsanto zweifelsohne eines der ursprünglichsten und zauberhaftesten Ortschaften Portugals ist.
Sonntag, 7. Oktober 2012
Eselsohren: „Kann denn Fado fade sein?“
„Kann denn Fado fade sein?“ – dies ist der Titel des erst diesen Sommer im Heyne Verlag erschienenen neuen Buches der Journalistin und Buchautorin Christina Zacker, welches ich in den letzten Tagen mit viel Freude gelesen habe.
Christina Zacker hat ein Buch über mein Heimatland Portugal geschrieben!
Über die Menschen die es Bewohnen, seien es Portugiesen oder zugewanderte Deutsche, über die Institutionen und Behörden gegen die wir hier alle oftmals ankämpfen müssen, über das leckere Essen das uns hier aufgetischt wird und über die Mentalität, um nicht zu sagen Macken, der Portugiesen.
Auf 303 Seiten beschreibt die deutsche Autorin mit viel Charme und Witz wie sie nach Portugal gekommen ist, und was sie die ersten Wochen, Monate und Jahre hier erlebt und überlebt hat.
Sie erzählt, auf liebenswürdige Art und Weise und teilweise auch mit viel Feingefühl, über die Marotten und liebenswürdigen Eigenheiten, die Schwächen aber auch die Stärken der manchmal sehr eigenwilligen Portugiesen und sie beschreibt, wie sie gelernt hat, die kleinen Tücken des portugiesischen Alltags schmunzeln zu ertragen und zu meistern.
Herausgekommen ist ein locker geschriebenes, sehr ironisches und lebensfrohes Buch, das ich jedem nur empfehlen kann, der dieses kleine Land, am Rande Europas, und die Menschen die es bevölkern, einmal kennen lernen will.
Für Deutsche die vorhaben für einige Zeit oder gar für etwas länger nach Portugal zu ziehen, empfehle ich dieses Buch sogar als Pflichtlektüre, so authentisch ist es meiner Meinung nach geschrieben!
Christina Zacker, die einigen auch unter ihrem Pseudonym „Franziska von Au“ bekannt ist, hat zweifelsohne mit „Kann denn Fado fade sein?“ ein sehr schönes und lebensfrohes Buch geschrieben.
Aber in erster Linie ist es ihr gelungen, mit ihrem neuen Werk eine wundervolle Liebeserklärung an mein Land Portugal und seine Menschen zu schreiben!
Erschienen ist das Buch „Kann denn Fado fade sein?“ von Christina Zacker im Heyne Verlag im Juli 2012.
Portugiesische Version / versão portuguêsa:
„Kann denn Fado fade sein?“, – o que em português significa algo como „O fado alguma vez consegue ser insosso?“ – é o nome do novo livro da escritora alemã Christina Zacker, que li nos últimos dias com muito prazer.
Christina Zacker escreveu um livro sobre o meu Portugal!
Sobre as pessoas que aqui vivem, sejam elas portugueses ou imigrantes alemães, sobre as instituições ou os serviços públicos ou municipais, sobre a maravilhosa comida que aqui existe e também sobre a mentalidade, para não dizer as particularidades ou tiques, dos portugueses.
A autora alemã descreve, num total de 303 páginas, com charme e muita graça, como veio parar a Portugal e como viveu e conseguiu sobreviver aqui as primeiras semanas, meses e anos.
É com grande gentileza e com sensibilidade que ela escreve sobre os caprichos e as particularidades, mas também sobre os defeitos e as potências dos portugueses, e também explica como aprendeu a lidar, sempre com um sorriso nos lábios, com as traições do dia-a-dia português.
O resultado é um livro muito bem escrito, irónico e fácil de ler, que aconselho a todos aqueles, que queiram um dia conhecer este país, à beira mar plantado, e o povo que nele vive.
Aos alemães que tencionem viver um dia destes aqui em Portugal, até recomendo este livro como leitura obrigatória, pois, no meu ponto de vista, é bastante autêntico!
Christina Zacker, que alguns talvez também conhecem pelo seu pseudónimo „Franziska von Au“, escreveu com „Kann denn Fado fade sein?“, sem duvida alguma um magnifico e maravilhoso livro.
Mas em primeiro lugar a sua nova obra é uma magnifica declaração de amor a Portugal e ao seu povo!
O livro „Kann denn Fado fade sein?“ de Christina Zacker foi editado na editora alemã Heyne Verlag em Julho de 2012.
Freitag, 5. Oktober 2012
Kapitulation...?!?
Mein Blogeintrag „Glückwunsch zum 869. Geburtstag“ von heute Morgen fanden einige meiner Freunde und Bekannte nicht fair, denn sie meinten ich würde dem Ansehen der Republik, und somit dem Ansehen Portugals, schaden.
Nun, ich weiß zwar nicht, in wie weit ich dem Ansehen der Portugiesischen Republik schade, in dem ich nur an das Gründungsdatum Portugals vor 869 Jahre erinnere?!?
Fakt ist aber, das die höchsten Staatsorgane es sind, die dem Ansehen der Republik schaden und deren Symbole gnadenlos verunglimpfen!
Wie das möglich ist?
Nun, erst heute Morgen hat Staatspräsident Anibal Cavaco Silva, höchstpersönlich, bei einem feierlichen Festakt, auf dem Balkon des Lissabonner Rathauses die portugiesische Nationalflagge verkehrt herum gehisst.
Das ist so, als ob man in Deutschland plötzlich anstatt der schwarz-rot-goldenen Deutschlandfahne eine golden-rot-schwarze Flagge am Fahnenmast hängen hat!
Das ist nicht so tragisch werden da einige sagen.
Sicherlich…
Aber im Militärjargon bedeutet das auf den Kopf hissen einer Flagge, nichts anderes, als die totale und kompromisslose Kapitulation!
Und dies hat Präsident Cavaco Silva heute der Nation vermittelt – eine Kapitulationserklärung...
...das wir trotz aller Anstrengungen, aller Mühen und Sorgen vielleicht doch bald vor der Europäischen Union, dem Internationalen Währungsfond und der Europäischen Zentralbank einfach kapitulieren müssen!
Glückwunsch zum 869. Geburtstag!
Heute feiert man hier in Portugal die Ausrufung der Republik vor 102 Jahren, am 05. Oktober 1910 – wenn es überhaupt in unserer heutigen Zeit etwas zu feiern gibt.
Ich aber, und viele meiner nichtrepublikanischen Landsleute, wir gedenken heute eines ganz besonderen Datums:
Mit der Unterzeichnung des Vertrages von Zamorra, am 05. Oktober 1143, wurde Portugal eine unabhängige und selbstbewusste Nation.
Glückwunsch Portugal zum 869. Geburtstag!
Mittwoch, 3. Oktober 2012
Castelo Branco
In Mittelportugal, nordöstlich von Lissabon und nahe der spanischen Grenze, liegt die alte Hauptstadt der historischen Provinz Beira Baixa, Castelo Branco.
In Castelo Branco leben etwa 40.000 Menschen, die laut einer Studie der portugiesischen Verbraucherschutzorganisation DECO, und im Vergleich zu anderen Städten der Region, ein überdurchschnittlich hohes Maß an Lebensqualität genießen.
Aber die Lebensqualität wird auch schon vor 2000 Jahren nicht schlecht gewesen sein, denn zahlreiche Funde belegen, das schon die alten Römer sich anscheinend in diesem Teil der Beira Baixa sehr wohl gefühlt haben müssen – auch wenn heute leider nichts mehr an diese Zeit im Stadtbild erinnert.
Im Jahre 1182 wird Castelo Branco zum ersten Mal erwähnt.
In einem Dokument aus diesem Jahr vermacht der Edelmann Fernandes Sanches dem religiösen Tempelritterorden (port.: templários) eines seiner Güter, die Vila Franca da Cardosa, die einstmals im heutigen Stadtgebiet von Castelo Branco lag.
Im Jahre 1213 ersuchen die Tempelritter in einem Schreiben an Papst Innozenz III um die Erlaubnis, eine Burg für ihren Orden an dieser Stelle bauen zu dürfen.
In einer Urkunde an die Tempelritter, aus dem Jahre 1215, gewährt der Papst daraufhin diesen Bau, der urkundlich zum ersten Mal „Castelobranco“ genannt wird.
So wird zwischen den Jahren 1214 und 1230 eine weiße Burg (port.: Castelo Branco) errichtet, die damals noch weit davon entfernt war, einmal die Stadt zu werden, die sie heute ist.
Leider sind heute nur noch geringe Fragmentteile aus dieser Zeit vorhanden.
Innerhalb der ehemaligen Burgmauern existieren damals, bis ins 16. Jahrhundert hinein, nur die Burg, die Kirche Igreja de Santa Maria do Castelo und einpaar Behausungen für die einfachen Bewohner der Burg.
Im Jahre 1510 erteilt König Manuel I in einem Brief (port.: carta de foral) der grenznahen Burg Sonderrechte und ihren Bewohnern gewisse Bürgerrechte.
König João III sichert 1535, in einem erneuten Brief, weiterhin den Bewohnern der Burg diese besonderen Bürgerrechte.
Basierend auf diese königlichen Sonderrechte wächst die Burg zusehends.
Anfang des 17. Jahrhunderts findet das Leben nicht mehr nur innerhalb der Burgmauern statt, sondern auch außerhalb dieser.
So kommt es, das im Jahre 1642, nach der erneuten Unabhängigkeit Portugals von Spanien, die aus den fugen geratene Burg durch König João IV, zur Kleinstadt Vila de Castelo Branco erhoben wird.
Erst 1771 werden Castelo Branco, durch König José I, die vollen Stadtrechte verliehen.
Durch die grenznahe Lage zu Spanien kam Castelo Branco in der Geschichte stets eine bedeutende militärstrategische Rolle zu.
Trotz des wehrhaften Ausbaus der Stadtmauer hatte die Stadt im Laufe der Geschichte so wiederholt unter fremden Angriffen und Überfällen zu leiden, zuletzt im Jahre 1807, als napoleonische Truppen unter General Jean-Andoche Junot, erhebliche Schäden in der Stadt anrichteten.
So kommt es, das Castelo Branco, weil es immer eine umkämpfte Stadt war und ihre Bürger eher mehr Sinn zur Verteidigung als zur Schönheit hatten, heute leider kein außergewöhnlich ansprechendes Ortsbild vorweisen kann.
Hauptanziehungspunkt der Stadt ist der Jardim Episcopal, der ehemalige bischöfliche Garten.
Er ist einer der schönsten barocken Parks in ganz Portugal.
Die in Terrassen angelegten Gärten entstanden zu beginn des 18. Jahrhunderts, als Castelo Branco von Papst Klemens XIV zum Bischofssitz ernannt wurde.
Der Park ist ein wahrer Panoptikum barocker Überschwänglichkeit und Verspieltheit: Sorgsam gestutzte Bäume und Sträucher, sowie kunstvoll geformte Beete sind belebt von Teichen und Wasserspielen.
Beeindruckend ist die Überfülle barocker Gartenplastiken, wie unzählige Erzengel, Evangelisten, Apostel, Könige, Tiergestalten und allegorischen Figuren.
Die nördliche Parkbegrenzung bildet der alte Bischofspalast (port.. Antigo Paço Episcopal).
Der ursprünglich gotische, und im Jahre 1726 barock umgestaltete Bau beherbergt heute ein Museum, das prähistorische und römische Funde aus der Umgebung von Castelo Branco zeigt, sowie Gemälde portugiesischer Meister, Gobelins, Münzen, Möbel und Waffen.
Vor dem Bischofspalast steht der schöne Pelourinho (dt.: Pranger), der von den Einheimischen „Cruzeiro de São João“ genannt wird, mit seinem gedrehtem Schaft.
Weitere sehenswerte Gebäude der Stadt sind der alte Stadtpalast Solar dos Viscondes de Oleiros, in dem heute das Rathaus untergebracht ist, die aus dem Jahre 1519 stammende Kirche Igreja da Misericórdia, mit ihrem imposanten manuelinischen Portal und das Museum Cargaleiro, das eine große und bedeutende Sammlung des Malers und Keramikkünstlers Manuel Cargaleiro beherbergt.
In der Umgebung von Castelo Branco befinden sich zahlreiche lohnenswerte Ausflugsziele. Etwa 60 km nordöstlich liegt z.B. das malerisch gelegene historische Dorf Monsanto, das den Ruf hat „das portugiesischste Dorf“ Portugals zu sein (bitte lesen sie hierzu auch meinen Blogeintrag „Gemeindeausflug 2012 der DEKL in die Beira Baixa“, vom 30. September 2012).
Rund 30 km südwestlich von Castelo Branco befindet sich, in einem Naturschutzgebiet, das imposante Felsentor Portas de Ródão.
Portas de Ródão ist der Name einer natürlichen Wasserschlucht, die der Tejo über Jahrmillionen in den Felsen ausgewaschen hat.
Nördlich von Castelo Branco, am Nordabhang des Gardunha-Gebirges, befindet sich das Städtchen Fundão, das in ganz Portugal vor allem wegen seinem intensiven Kirschenanbau, zweifelsohne die besten und leckersten Kirschen des Landes, bekannt ist.
Wer einmal das ursprüngliche Portugal kennen lernen möchte, dem seien ein Ausflug nach Castelo Branco und seine Umgebung nur wärmstens zu empfehlen.
Castelo Branco ist leicht mit dem Auto zu erreichen, da es infrastrukturmäßig sehr gut an Autobahn und Schnellstraßen angeschlossen ist.
Aber noch empfehlenswerter ist eine Anreise nach Castelo Branco mit der Eisenbahn.
Alleine die wunderschöne Zugfahrt von Lissabon aus, immer am Ufer des Tejo entlang, ist wahrlich eine Reise wert!