Als ich heute Abend, nach der Arbeit, mit meiner guten Freundin Ana Celeste den Tejo überquerte, stand die Sonne schon ziemlich tief.
So kurz vor dem Sonnenuntergang fallen jetzt im Sommer die Sonnenstrahlen wie eine Flut aus schimmerndem Gold auf das sanft wogende Wasser des Flusses.
Ana Celeste, die den Tejo nur selten überquert, da sie in Odivelas lebt, war von diesem „goldigen“ Schauspiel überwältigt und meinte nur:
„ …traumhaft, sieht aus wie fließendes Gold!…“
Und kaum hatte sie diese Worte ausgesprochen, fragte sie mich allen ernstes:
„Was meinst Du, gibt es im Tejo Gold?“
Nun, das es heute noch Gold im Tejo gibt, wage ich stark zu bezweifeln.
Sicherlich, das eine oder andere kleine Schmuckstück, die eine oder andere Goldmünze aus vergangenen Jahrhunderten wird dort unten sicherlich, unter meterhohem Schlick, zu finden sein.
Sonst wird man im Tejo aber wohl sicherlich kein Gold mehr anfinden.
Aber es gab ihn einstmals sehr wohl – Gold im Tejo!
Zwar war der Fluss nie ein „El Dorado“, aber schon die Karthager und die alten Römer haben an seinem Ufer, unweit der Stadt Santarém, wohl erfolgreich nach Gold geschürft.
Hier in Lissabon war das Schürfen nach Gold aber eher kläglich.
Alte Schriften belegen zwar, dass es an den sandigen Ufern des heutigen Lissabons, Almadas und Seixals, einstmals sehr wohl Gold gegeben hat, aber die Mengen müssen doch sehr überschaubar gewesen sein.
Der im 12. Jahrhundert lebende berühmte arabische Botaniker und Geograph Muhammad al-Idrisi schreibt hierzu in seinem Hauptwerk „Nuzhat al-Mushtak fi-ichtiraq al-afaq“ (port.: „Viagem do saudoso que atravessa os horizontes“ / dt.: „Reise des Sehnsüchtigen der die Horizonte überquert“) folgende Anmerkungen:
„Sie (die Goldsucher) suchen an den Ufern von Hisn al-Madin (port.: Almada) nach (Gold)Blättchen und bergen diese in Hülle und Fülle aus dem Meer (dem Fluss Tejo) …“
„Das Gold schimmert in den blauen Wassern. Sogar Kinder finden es ohne Mühe und von einem Meister wurde mir gar berichtet er hätte an einem einzigen Tag über 200 Goldkörner in seiner Pfanne gehabt…“
Zugegeben, der große Muhammad al-Idrisi, der aus dem maurischen Königreich Al-Andalus (dt.: Andalusien) stammte und an der Universität von Cordova studiert hat, ist selbst nie in Lissabon gewesen.
Aber er ist sehr wohl dafür berühmt, dass er in seinen Schriften immer äußerst zuverlässig und sehr detailgenau berichtete.
Nichtsdestotrotz scheint ihm hier die Phantasie, jedenfalls was die Mengen an Gold angeht, wohl durchgegangen zu sein.
Bis hinein ins 15. Jahrhundert, also schon in portugiesischer Zeit, erwähnen noch einige Schriften Goldfunde in und um Lissabon.
Als die portugiesischen Seefahrer dann aber anfingen in die Welt hinauszufahren und in Afrika, Indien und Brasilien Gold in rauen Mengen anfanden, hörten die Berichte über die Funde dieses Edelmetalls in hiesigen Gewässern langsam auf.
Wie viel Gold der Tejo den Menschen im laufe der Jahre wirklich geschenkt hat, ist heute unkalkulierbar.
Weitaus kalkulierbarer sind dagegen, jetzt im Sommer, die schönen Sonnenuntergänge die man an den Ufern dieses prächtigen Flusses bewundern kann!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen