Mittwoch, 29. Februar 2012
Igreja de Nossa Senhora da Oliveira - die kleinste Kirche Lissabons
Am vergangenen Samstag war ich mit einigen meiner Arbeitskollegen in Lissabon unterwegs.
Gemeinsam erforschten wir die alten Stadtteile Baixa, Alfama und Graça – alles zu Fuß!
In der Baixa gingen wir an einem unscheinbaren und schnörkellosen Gebäude vorbei. So unscheinbar und schnörkellos, das keiner meiner Arbeitskollegen merkte, das wir an einer Kirche vorbeiliefen, die, so muss ich zugeben, wirklich nicht als eine solche von außen zu erkennen ist.
Dieses einfache und schmucklose Gotteshaus in der Baixa ist Lissabons kleinste Kirche und trägt den Namen Igreja de Nossa Senhora da Oliveira (dt.: Kirche Unserer Lieben Frau vom Olivenbaum).
Die Gründung dieses Gotteshauses ist ein wahres Rätsel.
Einer alten Legende nach lebte einmal vor vielen, vielen Jahren in der Lissabonner Alfama ein reicher Goldhändler, der durch regen Handel zu großem Reichtum gekommen war.
Er war so reich, das er alles besaß was man sich mit Geld und Gold nur so kaufen konnte.
Aber trotz all seiner Reichtümer war er nicht glücklich, denn er konnte nicht das besitzen, was er und seine Frau sich am meisten wünschten.
Beide waren sie ein Leben lang ohne Kinder geblieben und so vergingen die Jahre und ihr Wunsch nach einem Kind wollte und wollte sich nicht erfüllen.
Da gelobte der Goldhändler eines Tages, hoch und heilig, eine Kirche zu stiften, wenn nur seine Frau doch endlich ein Kind gebären würde.
Da wurde seine Frau wirklich schwanger und gebar ihm nach neun Monaten einen gesunden Sohn.
Die Freude des Goldhändlers war groß und sofort nach der Geburt seines Sohnes ließ er eine wahrlich prächtige Kirche errichten.
Diese Kirche soll, der Legende nach, die heutige Igreja de Nossa Senhora da Oliveira sein.
Wie jede Legende, so ist auch diese sicherlich eine Mischung aus fiktiver Geschichte mit einem wahren Kern.
Fakt ist aber, das die Igreja de Nossa Senhora da Oliveira, manchmal auch Eremida de Nossa Senhora da Oliveirinha genannt, zum ersten Mal urkundlich im Jahre 1262 erwähnt wird.
Der aus Guimarães stammende reiche Goldhändler Pedro Esteves soll ursprünglich einen Olivenhain, der sich damals südlich der Burg Castelo de São Jorge, vor den Stadtmauern Lissabons am Ufer des Tejo erstreckte, käuflich von König Afonso III erworben haben.
Nachdem Pedro Esteves und seine Gattin Clara Geraldes über viele Jahre hinweg kinderlos geblieben waren, wurde ihnen um das Jahr 1260 herum ein Sohn geboren.
Im Jahre 1262 wurde, auf besagtem Olivenhain, mit dem Bau einer Kirche, zusammen mit einem Hospiz und einer Herberge für Pilger des Jacobsweges, begonnen.
Ob der Bau der Kirche und der anderen Bauten mit der Geburt des Kindes von Pedro Esteves und Clara Geraldes in Verbindung gebracht werden kann oder nicht, ist heute nicht mehr nachvollziehbar.
Tatsache ist, dass sich dieser Komplex aus
Wallfahrtskirche, Hospiz und Herberge einstmals in dem unüberschaubaren Straßengewirr der Lissabonner Altstadt befand, bevor dieser Teil der Altstadt beim großen Erdbeben vom 01. November 1755 völlig zerstört wurde.
Nach der Zerstörung durch das große Erdbeben wurde hier dann die Baixa, mit ihren imposanten Plätzen, breiten Promenaden und Prachtbauten, gebaut.
Zwischen all den Prachtbauten der Baixa baute man dann, genau an der Stelle an der einstmals das alte Kirchenkomplex gestanden hatte, nach dem Erdbeben, die heutige Igreja de Nossa Senhora da Oliveira.
Die Kirche befindet sich in einem dreistöckigen pombalinischen Gebäude der Rua de São Julião, das eigentlich ein Wohnhaus werden sollte.
Als Architekt dieses einschiffigen Gotteshauses gilt der große Eugénio dos Santos, der für die Realisierung des charakteristischen Schachbrettmusters in der Baixa zuständig war.
So unscheinbar die Igreja de Nossa Senhora da Oliveira von außen auch ist, so prächtig ist sie in ihrem Inneren.
Sie ist mit wertvollen, handbemalten weiß-blauen Azulejos aus dem 18. Jahrhundert ausgestattet, die den Lebens- und Leidensweg der Heiligen Jungfrau Maria, von ihrer Geburt bis hin zu ihrer Flucht aus Ägypten, darstellen.
Außer den prächtigen Azulejos ist die Kirche mit einem prächtig geschnitzten und vergoldeten Holzaltar und einer wunderschönen Deckenmalerei ausgestattet.
Einige der hölzernen Heiligenfiguren die im Kirchenraum zu bewundern sind – darunter eine Figur der Jungfrau Nossa Senhora da Oliveira und eine Figur des Heiligen Antonius – sind noch aus der ursprünglichen Kirche. Sie konnten nach dem Erdbeben gerettet werden und erstrahlen heute in altem Glanz.
Wer noch nie in der Baixa war, dem kann es passieren, dass er vor dieser Kirche steht und sie einfach nicht bemerkt.
Wenn sie wieder einmal in der Baixa zu tun haben, dann sollten sie sich die Zeit nehmen, dieser kleinsten Kirche der Hauptstadt einen Besuch abzustatten.
Eine Besichtigung lohnt sich alle Mal und sie werden es nicht bereuen!
Die Kirche Igreja de Nossa Senhora da Oliveira befindet sich in der Rua de São Julião n° 140 -142 und ist nur zu den gegebenen Gottesdienstzeiten für Besucher geöffnet.
Montag, 27. Februar 2012
Die World Sketching Tour des jungen Zeichners Luis Simões
„Das Leben ist zu schön um immer am gleichen Ort zu bleiben“ (port.: „A vida é boa demais para ficarmos sempre no mesmo sítio“), dies ist das Lebensmotto des jungen Zeichners Luis Simões.
Und weil er dieses Lebensmotto hat und ihn auch leben will, hat er nun seine gute Anstellung als Motion Designer beim Fernsehsender SIC, wo er schon seit vier Jahren beruflich tätig war, gekündigt und die Planung einer künstlerisch-zeichnerischen Reise um die Welt in Angriff genommen.
Luis Simões will nämlich fünf Jahre lang die Welt umreisen und dabei andere Menschen, Kulturen und Lebensformen kennen lernen.
Anstatt dann Tagebuch zu führen, will er all seine zu erwartenden Erlebnisse und Abenteuer, Dank seines fotographischen Gedächtnisses, dann zeichnerisch zu Papier bringen.
In fünf Jahren will er Amerika, Afrika, Europa, Asien und Australien – für jedes Jahr einen Kontinent – bereisen.
Luis Simões steht hierfür seit einiger Zeit weltweit mit verschiedenen urbanen Zeichnern (engl.: Urban Sketchers) in Verbindung und hat diesen allen sein Anliegen vorgebracht.
Bei fast allen hat er jetzt schon, für seinen jeweiligen geplanten Aufenthalt, Kost und Logis umsonst versprochen bekommen.
Luis Simões nennt seine geplante Reise „World Sketching Tour“ (dt.: „Zeichnerische Weltreise“).
Bei dieser durchgeplanten Weltreise, möchte er, wie schon geschrieben, nicht nur andere Menschen und Kulturen kennen lernen, sondern auch seine zeichnerischen Fähigkeiten perfektionieren, sich neue zeichentechnische Formen und Stile aneignen und sein künstlerisches Wissen und seine Visionen mit anderen Zeichnern austauschen.
Eine, wie ich finde, einmalige und gute Idee die Welt so kennen zulernen.
Erinnert mich an die Zeichner und Chronisten die einstmals mit den Seefahrern, wie Vasco da Gama und Pedro Álvares Cabral, in die weite Welt hinausfuhren und dann zeichnerisch fremde Pflanzen, fremde Tiere, fremde Ureinwohner und fremde Landschaften zu Papier brachten, damit daheim dann der König und die Wissenschaftler des Landes sich ein Bild von der neu entdeckten Welt machen konnten.
Wann Luis Simões mit seiner Reise um die Welt beginnt steht leider noch nicht fest.
Aber ich verspreche dann hier, in meinem Blog, darüber zu berichten und auch die eine oder andere Zeichnung von ihm zu veröffentlichen.
Samstag, 25. Februar 2012
In memoriam: Infantin Maria Adelaide de Bragança van Uden
Maria Adelaide de Bragança van Uden, Infantin von Portugal, ist am gestrigen 24. Februar 2012, 25 Tage nach ihrem hundertsten Geburtstag, im Kreise ihrer Familie verstorben.
Sie war Zeit ihres Lebens eine engagierte, sehr sozial eingestellte und beispielhafte Person.
Geboren wurde Infantin Maria Adelaide, die mit vollem Namen Maria Adelaide Amélia Micaela Rafaela de Bragança van Uden hieß, am 31. Januar 1912, im Exil, im südfranzösischen Saint-Jean-de-Luz.
Sie war die Tochter des portugiesischen Herzogs Miguel de Bragança und der deutschen Prinzessin Maria Theresia von Löwenstein-Wertheim-Rosenberg und eine Enkelin des im Exil lebenden Königs Miguel I von Portugal, dem ersten Gemahl von Königin Maria II.
Noch als Kind zieht sie mit ihren Eltern von Frankreich nach Österreich, wo die Familie sich zuerst in Salzburg niederlässt.
Infantin Maria Adelaide macht nach ihrer Schulzeit auf dem Gymnasium Sacre Coeur von Riedenburg eine Ausbildung zur Krankenschwester und arbeitet später im Wiener Stadtkrankenhaus.
Als der II. Weltkrieg ausbricht bleibt sie mit ihrer Familie in Wien und unterstützt den österreichischen Widerstand gegen Adolf Hitler.
Als die Alliierten Wien mit Bomben übersäen leistet Infantin Maria Adelaide tatkräftig humanitäre Hilfe.
Nach dem Krieg sagen mehrere dutzend Zeugen aus, sie sei immer nach den verheerenden Bombenangriffen auf die Stadt stets als eine der ersten an Ort und Stelle gewesen, um die schwer Verwundeten und Traumatisierten medizinisch und moralisch zu unterstützen.
Im Jahre 1943 lernt sie den jungen niederländischen Arzt Nicolaas Johannes van Uden, der im selben Krankenhaus wie sie tätig ist, kennen und lieben.
Mitte 1944 wird Infantin Maria Adelaide als Widerstandskämpferin gegen Nazideutschland entlarvt, von der deutschen Gestapo festgenommen und nach einem kurzen Prozess vom Hitlerregime zum Tode durch Erschießen verurteilt.
Nur eine diplomatische Interventionen des portugiesischen Diktators António de Oliveira Salazar, der vor Hitler origineller Weise darauf pocht das die Infantin portugiesisches „Staatseigentum“ ist, rettet ihr das Leben.
Da Infantin Maria Adelaide und ihre gesamte Familie im Exil lebten, hatten sie laut der portugiesischen Verfassung kein anrecht auf eine Einreise nach Portugal.
Als „Staatseigentum“ eines neutralen Landes, was Portugal ja während des II. Weltkrieges ja war, hatte sie aber gewisse Rechte.
Und so war es Salazar zwar nicht möglich die Infantin nach Portugal zu holen, sie aber sehr wohl in ein Drittland reisen zu lassen.
So wurde Infantin Maria Adelaide aus der Todeszelle in die Schweiz abgeschoben, wo sie bei ihrem Bruder Duarte Nuno, dem Herzog von Bragança, unterkam.
Nach dem Krieg ging Maria Adelaide wieder nach Österreich zurück.
Am 13. Oktober 1945 heiratet sie in Wien Nicolaas Johannes van Uden, der sie während ihrer ganzen Haftzeit unterstützt hat.
In Wien, werden ihre ersten drei Söhne geboren:
im Jahre 1946 Adriano Sergio Antonio Maria, 1947 Nuno Miguel und 1949 Francisco Xavier Damião.
1949 erlaubt Salazar, nach einer Änderung der portugiesischen Verfassung, die Rückkehr der Braganças nach Portugal.
Hier in Portugal werden dem Paar dann ihre drei anderen Kinder geboren:
im Jahre 1951 die Tochter Filipa Teodora Maria, 1954 der Sohn Miguel Inacio und 1956 eine weitere Tochter, Maria Teresa.
Infantin Maria Adelaide und ihre kleine Familie lassen sich zuerst in der Quinta do Carmo, in Almada, nieder.
Später ziehen sie ins 15 km weiter entfernte Caparica.
Genauso wie in Österreich, so engagiert sich Infantin Maria Adelaide auch hier in Portugal stark im sozialen Bereich.
Vor allem in den Orten Trafaria und Monte da Caparica, zwei sozialen Brennpunkten der Stadt Almada, werden dank ihres Engagements viele Hilfsprojekte ins Leben gerufen und von ihr dann auch tatkräftig unterstützt.
Infantin Maria Adelaide hat nie viel Aufsehen um ihr soziale Arbeit gemacht und sich stets dezent im Hintergrund gehalten.
Das entsprach zweifelsohne auch völlig ihrem Naturel.
Ich bin ihr das erste Mal 1994, rein zufällig, in Costa de Caparica begegnet. Danach habe ich sie, über die Jahre hinweg, noch einige Male als eine ganz einfache und sympathische Frau, ohne Starallüren und mit viel Charme kennen lernen dürfen.
Am 31. Januar 2012, an ihrem hundertsten Geburtstag wurde sie von Staatspräsident Aníbal Cavaco Silva mit dem portugiesischen Verdienstorden „Medalha da Ordem do Mérito“ ausgezeichnet.
Die Beerdigung wird in den nächsten Tagen, auf ihren ausdrücklichen Wunsch hin, im engsten Kreis der Familie erfolgen.
Am kommenden Donnerstag, dem 01. März 2012 findet im Hieronymuskloster (port.: Mosteiro dos Jerónimos) zu Lissabon ein feierlicher Gedenkgottesdienst zu ihren Ehren statt.
Infantin Maria Adelaide de Bragança van Uden war für mich, und nicht nur für mich, eine Kämpferin der gerechten Sache und eine Heldin.
Eine von der Sorte, wie es sie leider heutzutage nur noch sehr wenige gibt!
Mittwoch, 22. Februar 2012
500 Jahre diplomatische Beziehungen zwischen Thailand und Portugal
Als im Dezember des Jahres 1511 der Seefahrer Duarte Fernandes, der von Beruf eigentlich Schneider war, als erster Europäer von König Ramatibhodi II in Ayuthaya, der damaligen Hauptstadt von Siam (port.: Sião), empfangen wurde, legte er damals den Grundstein für die Allianz die heute noch zwischen Thailand und Portugal besteht.
500 Jahre nachdem der König von Siam den portugiesischen Abenteurer in Ayuthaya empfangen hat, fand heute ein erneuter Empfang zwischen Vertretern beider Nationen statt.
Im Lissabonner Palácio de Belém, dem Amtssitz des portugiesischen Staatspräsidenten, empfing heute Präsident Anibal Cavaco Silva die thailändische Prinzessin Maha Chakri Sirindhorn.
Die Tochter und Thronfolgerin von König Bhumibol Adulyadej, dem heutigen Staatsoberhaupt von Thailand, hielt sich nur 48 Stunden in Portugal auf.
Nichtsdestotrotz hat sie ein respektables Besuchsprogramm hingelegt.
Heute besuchte sie z.B., im Rahmen ihres zweitätigen Besuches in Lissabon, auf eigenen Wunsch hin, das Orientalische Museum (port.: Museu do Oriente), das einzigartige Kachelmuseum (port.: Museu do Azulejo) und das Forschungsinstitut der Champalimaud-Stiftung (port.: Centro de Investigação da Fundação Champalimaud).
Schon gestern hatte sie im Jardim Vasco da Gama, in Belém, einen „Sala thai“, einen echten thailändischen Pavillon eingeweiht.
Dieser goldene Pavillon ist das offizielle Gastgeschenk des Königreiches Thailand an Portugal, aus Anlass der Feiern zum 500sten Jubiläum der thailändisch-portugiesischen Beziehungen.
Er wurde in der thailändischen Hauptstadt Bangkok gebaut, dann dort wieder auseinandergelegt und per Schiff nach Lissabon gebrach. Hier wurde er dann innerhalb der letzten sechs Monate wieder zusammengebaut, und zwar ohne einen einzigen Nagel oder eine einzige Schraube.
Er wurde im Steckverfahren aufgebaut!
Athit Limmu, der thailändische Architekt des Pavillons, bezeichnete gestern bei der Einweihung desselbigen, sein Bauwerk als ein „Symbol der Freundschaft“ zwischen Thailand und Portugal.
Zu erwähnen sei noch, dass bei der gestrigen feierlichen Einweihung des „Sala thai“ durch Prinzessin Maha Chakri Sirindhorn, auch der portugiesische Thronanwärter, seine königliche Hoheit Dom Duarte Pio de Bragança, zugegen war und sich angeregt mit der Prinzessin unterhielt.
Der Staatspräsident hingegen ließ sich „aus Termingründen“ entschuldigen und glänzte mit Abwesenheit.
Als Monarchist frage mich mal wieder allen ernstes, warum wir Cavaco Silva überhaupt noch in Belém brauchen, wo doch der Anwärter auf den portugiesischen Thron die Aufgaben des Staatspräsidenten zur vollsten Zufriedenheit zu erfüllen scheint…
Montag, 20. Februar 2012
Pero Vaz de Caminha
In meinem Beitrag „Die kleinste Buchhandlung der Welt“, vom 29. Januar 2012, erwähne ich den „Brief von Pero Vaz de Caminha an König Manuel I über die Entdeckung Brasiliens“ (port.: „Carta de Pero Vaz de Caminha a El-Rei D. Manuel sobre o achamento do Brasil“).
Heute bin ich nun gefragt worden wer denn Pero Vaz de Caminha eigentlich war und was es mit seinem Brief an König Manuel I auf sich hat.
Pero Vaz de Caminha, manchmal auch Pedro Vaz de Caminha genannt, wurde vermutlich zwischen den Jahren 1445 und 1450 als Sohn des adeligen Ritters Vasco Fernandes de Caminha, in der Stadt Porto geboren.
Als junger Mann kam er, Dank seines Vaters der Schatzmeister war, als Schreiberlehrling an den Hof von König Afonso V.
Hier arbeitete er in der Verwaltung der königlichen Waffenkammer.
Am 02. März 1475 nahm er erfolgreich als Soldat an der Schlacht von Toro teil und wurde nach dieser von König Afonso V, auf Grund seines Mutes und seiner Herkunft, zum Ritter geschlagen.
Im Jahr darauf, 1476, übernahm er von seinem Vater den Posten des Schatzmeisters am königlichen Hof.
Dieses Amt führte er auch nach dem Tod von König Afonso V, unter dem neun König João II, aus.
Im Jahre 1482 ehelichte er Catarinna Vaz, eine Kammerzofe von Königin Leonor de Lencastre, der Ehefrau von João II.
Zusammen wurden Pero und Catarina im Jahr darauf Eltern einer Tochter namens Isabel.
Als Manuel I im Jahre 1495 König von Portugal wurde ernannte er Pero Vaz de Caminha zu seinem persönlichen Sekretär.
Das Verhältnis zwischen den beiden soll ziemlich freundschaftlich gewesen sein und so ist es nicht verwunderlich das zwei Jahre später, im Jahre 1497, König Manuel I seinen Freund und Sekretär zum Stadtrat (port.: vereador) der Stadt Porto machte.
Da Pero Vaz de Caminha dieses politische Amt wohl zur vollsten Zufriedenheit des Königs erfüllte, bestimmte Manuel I Anfang des Jahres 1500, das er der Verwalter der neu zu gründenden portugiesischen Handelsvertretung im indischen Calecute wurde.
So brach Pero Vaz de Caminha am 10. März 1500, unter Flottenkapitän Pedro Álvares Cabral der eine Flotte von 13 Schiffen anführte, in Richtung Indien auf.
Diese 13 Schiffe wurden von den 13 Kapitänen Gaspar de Lemos, Nicolau Coelho, Nuno Leitão da Cunha, Pero de Ataíde, Vasco de Ataíde, Simão de Pina, Luis Pires, Sancho de Tovar, Simão de Miranda, Aires Correia, Bartolomeu Dias, Diogo Dias und Aires Gomes befehligt.
In seinem Brief, welches mit dem 01. Mai 1500 datiert ist, beschreibt Pero Vaz de Caminha, die Entdeckung des heutigen Brasiliens, durch den Seefahrer und Entdecker Pedro Álvares Cabral, am 22. April 1500.
Zwischen dem 22. April und dem 01. Mai des Jahres 1500 hielt Pero Vaz de Caminha auf 29 Seiten detailliert die ersten Eindrücke des neu entdeckten Landes fest.
Dieser Brief ist der erste geschichtliche Beweis Brasiliens und gilt somit als die „Geburtsurkunde“ des Südamerikanischen Landes.
Ausführlich beschreib Caminha wie am 22. April die Flotte von Pedro Álvares Cabral, nach 44 Tagen auf hoher See, endlich Land sichtete und wie dann einen Tag später Nicolau Coelho, einer der Kapitäne der Flotte Cabrals, an Land ging und dort mit den bereits am Strand wartenden Tupiniquim-Indianern einen ersten Kontakt aufnahm.
Die Flotte beschloss aber am nächsten Tag weiterzusegeln, da eine aufkommende Schlechtwetterfront und die vielen Indianer, die sich in der Zwischenzeit am Strand versammelt hatten, auch wenn diese sich den Portugiesen gegenüber freundlich verhielten, eine dringend benötigte Wasser- und Proviantaufnahme erst einmal unmöglich machten.
Etwa 50 km weiter nördlich segelte die Flotte an der Mündung des heutigen Flusses Buranhem vorbei, und in einer Bucht, die heute den Namen Bahia de Cabralia trägt und nach dem Entdecker benannt ist, ankerten sie und gingen gemeinsam an Land.
Pedro Álvares Cabral nannte dieses Fleckchen Erde „Porto Seguro“ (dt.: „Sicherer Hafen“).
Hier an diesem Platz, hielt am 26. April, dem Ostersonntag des Jahres 1500, der mitgereiste Franziskanerpater Henrique de Coimbra die erste katholische Messe auf Südamerikanischen Boden.
Laut Pero Vaz de Caminha nahmen damals an diesem Gottesdienst nicht nur Cabral und seine Mitreisenden teil, sondern auch etwa 200 neugierige Tupiniquim-Indianer.
Nach dem Gottesdienst nahm Pedro Álvares Cabral, aufgrund der rechtlichen Lage des 1494 mit Spanien abgeschlossenen Vertrages von Todesilhas, das neu entdeckte Land für die portugiesische Krone in Besitz.
Am 02. Mai 1500 brach ein Proviantschiff, unter der Leitung von Kapitän Gaspar de Lemos, nach Lissabon auf, um König Manuel I über die Entdeckung des neuen Landes in Kenntnis zu setzen und ihm, auf Befehl von Cabral, den Brief von Pero Vaz de Caminha auszuhändigen.
Cabral und die restliche Mannschaft, unter ihnen auch Pero Vaz de Caminha, setzten am nächsten Tag ebenfalls die Reise fort, allerdings in Richtung Indien.
Ende Mai erreichen sie das Kap der Guten Hoffnung (port.: Cabo da Boa Esperança), wo sie in einen schweren Sturm gerieten und vier Schiffe, samt Mannschaften, verloren.
Die Flotte setzte, nun mit acht Schiffen, ihre Reise fort und am 13. September 1500 erreichen sie Calecut in Indien.
Der Aufenthalt im indischen Calecut erwies sich für Pero Vaz da Caminha und Pedro Álvares Cabral als ziemlich schwierig.
Die ortsansässige Bevölkerung, die sich noch zwei Jahre zuvor, bei der ersten Reise von Vasco da Gama, den Portugiesen gegenüber eigentlich recht freundlich verhalten hatte, war nun eher feindlich, ja sogar kriegerisch eingestellt.
Die muslimischen Händler, die seit jeher die Handelsbeziehungen mit Indien führten sahen in den Portugiesen, zu Recht, eine drohende Konkurrenz.
Sie hatten, nach der Abfahrt von Vasco da Gama aus Indien, den Zamorin und die Bevölkerung Calecuts gegen die Portugiesen aufgebracht.
So konnte Pero Vaz da Caminha nicht, wie geplant, den Posten des Verwalters der neu zu gründenden portugiesischen Handelsvertretung in Calecut antreten.
Er musste sich diesen Posten regelrecht erkämpfen!
Bei einem dieser Kämpfe auf die Handelsvertretung in Calecut wurde er am 15. Dezember 1500 von muslimischen Soldaten tödlich verwunden und erlag noch am selben Tag seinen Verletzungen.
Als König Manuel I ein halbes Jahr später, bei der Rückkehr von Pedro Álvares Cabral aus Indien am 23.Juni 1501, von dem Tod seines Chronisten Pero Vaz de Caminha erfuhr, soll er erschüttert gewesen sein, denn schließlich war Caminha nicht nur der Chronist des Königs, sondern auch sein Freund.
Auch wenn Pero Vaz de Caminha einen ziemlich unrühmlichen Tod starb, sein Brief an König Manuel I hat ihn zweifelsohne unsterblich gemacht.
Nach dem Eintreffen des Briefes in Lissabon ging dieser, zusammen mit vielen anderen Dokumenten der verschiedenen Entdeckungsfahrten, unter und geriet in Vergessenheit.
273 Jahre nach seiner Verfassung wurde der Brief dann im Jahre 1773 im Nationalarchiv der Torre do Tombo (port.: Arquivo Nacional da Torre do Tombo) durch den Historiker und Politiker José de Seabra da Silva wiederentdeckt, der diesen dann der breiten Öffentlichkeit bekannt machte.
Heute befindet sich der „Brief von Pero Vaz de Caminha an König Manuel I über die Entdeckung Brasiliens“ (port.: „Carta de Pero Vaz de Caminha a El-Rei D. Manuel sobre o achamento do Brasil“) immer noch im Nationalarchiv der Torre do Tombo und gehört zweifelsohne zu den geschichtlich wertvollsten Schriftstücken Portugals.
Sonntag, 19. Februar 2012
Und der Goldene Bär geht an…
Als der junge Filmregisseur João Salaviza vor seinem Abflug nach Berlin am Lissabonner Flughafen gefragt wurde, welche Chancen er sich auf einen Bären bei den Internationalen Filmfestspielen (port.: Festival Internacional de Berlim) ausmache, sagte er, eher kokettierend:
„Ich hoffe doch gute!“
und fast entschuldigend fügte er noch hinzu:
„Man darf ja wohl mal träumen!“
Am gestrigen Samstagabend hat nun die Kurzfilmjury der Internationalen Filmfestspiele ihn, den Träumer, mit dem Goldenen Bären (port.: urso de ouro) für seinen Kurzfilm „Rafa“ auszeichnet.
Es ist schon lange, sehr lange her, dass ein portugiesischer Film bei einem internationalen Wettbewerb ausgezeichnet worden ist.
Dementsprechend war die Freunde bei João Salaviza gestern Abend in Berlin sehr groß.
Aber bei dieser Freude sollte es für den portugiesischen Film am gestrigen Abend nicht bleiben.
Als nämlich der Portugiese Miguel Gomes überraschend für sein Werk „Tabu“ den Alfred-Bauer-Preis erhielt, einen Sonderpreis der Berlinale, war die portugiesische Delegation schier aus dem Häuschen.
Der nach dem ersten Berlinale-Direktor benannte Preis geht immer an Filmproduzenten die mit ihren Werken neue Perspektiven für die Filmkunst eröffnen wollen.
Miguel Gomes, der zuvor bereits mit dem Kritikerpreis FIPRESCI der Berlinale ausgezeichnet wurde, hat mit „Tabu“ ein innovatives Werk geschaffen das zweifelsohne die Filmwelt regelrecht verzaubert.
Trotz der großen Überraschung und der Freude, dass gestern Abend zwei Portugiesen bei der 62. Berlinale eine Hauptrolle spielten, sollte ich hier nicht vergessen den Gewinner des Hauptpreises der diesjährigen Internationalen Filmfestspiele von Berlin zu erwähnen.
Der Goldene Bär der diesjährigen Berlinale geht an die italienischen Brüder Paolo und Vittorio Taviani und ihren Film „Cesare deve morire“.
Aber wie geht es jetzt weiter mit João Salaviza, Miguel Gomes und dem portugiesischen Film?
Nun, das wissen nur die „Filmgötter“.
Aber es wäre schön wenn der portugiesische Film und seine Macher jetzt in Berlin einen dynamischen Schub erhalten hätten.
Und wer weiß, vielleicht ist ja demnächst wieder ein Preis bei einem internationalen Wettbewerb drin – vielleicht eine Palme in Cannes oder einen Oscar in Hollywood…
Um João Salaviza zu zitieren:
„Man darf ja wohl mal träumen!“
Samstag, 18. Februar 2012
Karneval 2012
In meinem Blog-Eintrag „É carnaval, e ninguem leva a mal“, den ich am 04. Februar 2012 verfasst habe, schreibe ich darüber, das Premierminister Pedro Passos Coelho Anfang dieses Monats verkündet hat, das er und seine Regierung dieses Jahr den Karnevalsdienstag nicht, wie sonst üblich, als einen freien Arbeitstag tolerieren werden (port.: tolerância de ponto).
Diese Mitteilung des Premierministers ist in vielen Teilen Portugals, vor allem in den Karnevalshochburgen des Landes, mit Unverständnis und Ärgernis, mancherorts sogar mit Wut, aufgenommen worden.
Heute nun wollte meine liebe Freundin Christiane, eine waschechte Kölnerin die seit gut einem Jahr hier in Lissabon lebt, von mir wissen wo denn diese „Karnevalshochburgen“ liegen würden, denn, so meinte sie, nachdem was sie so in den letzten Tagen mitbekommen hätte, würde Lissabon sicherlich nicht zu ihnen gehören.
Nun, da hat Christiane leider recht!
Die Karnevalszeit ist nicht gerade die lustigste und farbenfroheste Zeit in Lissabon. Aber es gibt sie – die Karnevalshochburgen!
Auf besonderen Wunsch von Christiane und für all diejenigen, die die fünfte Jahreszeit nicht in Rio de Janeiro, Köln oder Venedig verbringen werden, hier nun ein paar Tipps wo sie die nächsten Tage hier in Portugal den Karneval feiern können:
• Estarreja – In Estarreja findet eines der fröhlichsten Karnevalsumzüge des Landes statt. Am morgigen Karnevalssonntag, dem 19. Februar, findet der traditionelle Umzug, mit mehreren hundert Teilnehmern, im Herzen der Stadt statt. Der Haushaltsplan der Stadt hat 140.000 Euro für den diesjährigen Karneval eingeplant
• Figueira da Foz – Diese in der Nähe von Coimbra gelegene Hafenstadt veranstaltet am heutigen Samstag, den 18. Februar, und am morgigen Sonntag, den 19. Februar, je einen Karnevalsumzug durch die zentral gelegene Avenida do Brasil. Insgesamt hat die Stadt Figueira da Foz 100.000 Euro in den diesjährigen Karneval investiert
• Funchal – Funchal auf Madeira ist weltberühmt für seine Feierlichkeiten zum Jahreswechsel. Aber auch der Karneval auf dieser Insel, mitten im Atlantik, ist sehenswert. Dieses Jahr steht der Karneval von Funchal unter dem Motto „Horoskope und Tierkreiszeichen“. Am heutigen Samstag und am kommenden Karnevalsdienstag wird ein Umzug die Straßen der Stadt beleben. Da die Krise auch auf Madeira angekommen ist, wird dieser Karneval mit ca. 280.000 Euro, genauere Zahlen sind aus Madeira nie erhältlich, wohl der sparsamste der letzten zehn Jahre auf der Insel sein
• Loulé – An der Algarve wird der Karneval im Allgemeinen enthusiastischer gefeiert als im restlichen Land, unter anderem auch in der Stadt Loulé. Da aber die Stadtoberen von Loulé beschlossen haben, ihrem Öffentlichen Dienst keinen freien Tag am Karnevalsdienstag (port.: tolerância de ponto) zu gewähren, wurde der traditionelle Umzug auf den heutigen Karnevalssamstag vorgeschoben. Die Investitionen für den diesjährigen Karnevalsumzug belaufen sich auf 250.000 Euro
• Mealhada – Nirgendwo ist der Karneval in Portugal brasilianischer als hier in dieser Stadt, in der Nähe von Leiria und Coimbra. Das zeigt sich vor allem daran, dass traditionell der Karnevalskönig immer ein Brasilianer ist. Mit Eintrittskarten von 5 Euro und der Gewährung einer „tolerância de ponto“ am kommenden Karnevalsdienstag, für alle Beamten und Schüler der Stadt, hoffen die Veranstalter die Kosten von ca. 120.000 Euro wieder einzufahren
• Ovar – In der Nähe der Stadt Aveiro, am Nordende des gleichnamigen Haffs, der Ria de Aveiro, liegt das Städtchen Ovar. Hier wird dieses Jahr zum 60sten Mal ein prächtiger Karnevalsumzug stattfinden. Insgesamt 24 Karnevalsgruppen, unter ihnen vier Sambaschulen, werden am kommenden Dienstag, dem 21. Februar, durch Ovar defilieren. Mit 450.000 Euro findet dieses Jahr hier der teuerste Karneval Portugals statt
• Sines – Insgesamt 90.000 Euro hat die im Baixo Alentejo gelegene Hafenstadt Sines für ihre diesjährigen Karnevalsumzüge eingeplant. An drei Tagen, nämlich am morgigen Karnevalssonntag, am Rosenmontag und am Karnevalsdienstag werden die Bürger der Stadt und ihre Gäste gemeinsam die fünfte Jahreszeit feiern können. Da der Bürgermeister von Sines seinem Öffentlichen Dienst, darunter auch den Schulen, für den kommenden Dienstag freigegeben hat (port.: tolerância de ponto) wird hier die Stimmung besonders ausgelassen sein
• Torres Vedras – In dieser nördlich von Lissabon gelegenen Stadt der Estremadura wird, meiner Meinung nach, der ausgelassenste und beste Karneval Portugals gefeiert. Mit den traditionellen „Cabeçudos“, das sind große dickköpfige Figuren aus Pappmaché, den „bombos“ (dt.: riesige Trommeln) und farbenfrohen Masken findet am kommenden Karnevalsdienstag, dem 21. Februar, ein Umzug durch die Hauptstraßen der Stadt statt. An die 400.000 Euro hat die Stadt Torres Vedras für den Karneval 2012 schon ausgegeben, aber es wird mit dem doppelten an Einnahmen gerechnet. Eine „tolerância de ponto“ wird hier nicht nur am Karnevalsdienstag, sondern auch am Rosenmontag gewährt.
Auch wenn in allen Karnevalshochburgen die Organisatoren der Umzüge und Feierlichkeiten, in Zeiten der Krise, überall den Rotstift ansetzen mussten und auch wenn in vielen Städten und Gemeinden der Karnevalsdienstag kein tolerierter freier Tag mehr ist, sondern ein ganz normaler Arbeitstag, so bin ich mir dennoch sicher, das in den von mir hier aufgezählten Karnevalshochburgen sicherlich der Bär tanzen wird!
Donnerstag, 16. Februar 2012
Das Ende der Livraria Portugal
Gestern war ich mit meiner Arbeitskollegin Sandra nach Feierabend im Chiado.
Unser Ziel war die alte Buchhandlung „Livraria Portugal“, die Ende dieses Monats leider für immer schließen wird.
Als ich vor gut zwei Wochen hörte, dass die Livraria Portugal schließen muss, konnte ich es zuerst gar nicht glauben, denn das Ende dieser Buchhandlung ist zweifelsohne ein herber Verlust für das kulturelle Leben der portugiesischen Hauptstadt.
Aber die Nachricht ist leider wahr:
die Livraria Portugal schließt am 29. Februar 2012 für immer ihre Türen!
Bevor die Livraria Portugal also aus dem Chiado verschwindet, wollten Sandra und ich gestern noch einmal in diesem Bücherpalast stöbern.
Aber vom ehemaligen Bücherpalast war nichts mehr zu sehen.
Wo früher Romane, Fotobänder, Geschichtsbücher, Atlanten, Sach- und Fachbücher aller Art die Bücherregale füllten, war jetzt zum großen Teil nur gähnende Leere zu sehen.
Da in den letzten Tagen ihres Bestehens in der Livraria Portugal Ausverkauf herrscht, und alle Bücher von 20% bis zu 50% billiger angeboten werden, sah es dementsprechend in dem Laden aus.
Mir hat es fast das Herz zerrissen, dieses Haus voller Geschichte und Geschichten so „nackt“ zu sehen, so ganz ohne Seele und auf irgendeine Art und Weise auch ohne Würde.
Ich habe noch zu meiner Kollegin Sandra gesagt, dass ich es fast bereue gestern in dieser alten Buchhandlung vorbeigeschaut zu haben. Denn gerne hätte ich die Livraria Portugal so in Erinnerung behalten, wie ich sie einstmals kannte und wie sie war.
Gegründet wurde die Livraria Portugal am 05. Mai 1941 von den drei Buchhändlern und Freunden Pedro Andrade, Raul Dias und Henrique Pinto.
In der Rua do Carmo n° 70 gelegen, genau gegenüber des berühmten Stadtaufzuges Elevador de Santa Justa, war diese Buchhandlung über 70 Jahre lang, neben der Livraria Bertrand, das literarische Mekka des Chiado.
Unter dem Motto „Levar a toda a parte e a cada um o livro necessário“ (dt.: „An jedem Ort und für Jedermann das passende Buch besorgen“) brachten die drei Buchhändler mit ihren bis zu 50 Angestellten, heute sind es noch nicht einmal zehn, ihr Bücher unter das Volk.
Die Gründe der Schließung der Livraria Portugal sind die gleichen wie die der anderen Buchhandlungen die in den letzten Jahren im Chiado schließen mussten: rückgängige Umsatzzahlen, eine ins astronomische gestiegene Miete, fehlende Kundschaft, das Internet und eine zahlreiche Konkurrenz.
Es war zum Schluss hin nur noch eine Frage der Zeit bis die heutigen Besitzer sich zu einer Schließung genötigt sahen.
Ein Buch ist immer ein Buch!
Es ist traurig wenn ein Laden, welches auch immer, schließen muss. Aber ich finde es ist besonders traurig, wenn dieser Laden eine Buchhandlung ist, so wie die Livraria Portugal.
Selbst der kleinste Buchladen ist ein Hort des Wissens, Entdeckens und Erfahrungssammeln.
Und wenn solch ein Laden dann schließt, dann werden wir zwangsläufig arm an Wissen, arm an Entdeckungen und arm an sammeln von Erfahrungen.
Adeus Livraria Portugal.
Du wirst mir fehlen!
Dienstag, 14. Februar 2012
Von einem geplanten urbanen Attentat
Als António Costa, heute seines Zeichens Bürgermeister von Lissabon, einmal im Wahlkampf um das Rathaus der Stadt war, versprach er vielen vieles.
Unter anderem versprach er seinen Wählern den Tejo der Stadt und seinen Bürger wieder näher zu bringen.
Lissabon, eine Stadt die über Jahrhunderte hinweg vom Tejo und mit dem Tejo lebte, hatte in den letzten Jahrzehnten dem Fluss leider den Rücken zugekehrt.
In den letzten 60 Jahren wurde das Flussufer nämlich mit Hafen- und Industrieanlagen, Containern und Lagerhallen regelrecht zugebaut.
António Costa versprach deshalb vor seiner Wahl, aus dem Ufer eine Promenade zu machen, mit Fahrradwegen, einer Flaniermeile und vielen, vielen Grünanlagen.
Doch das war, wie gesagt, vor seiner Wahl!
Denn heute, wo er Bürgermeister ist, setzt er alles daran, eines der am schönsten liegenden Uferteile des Tejo mit einem Protzbau zu zubetonieren.
Westlich der Praça do Cemercio, genau gegenüber dem Arsenal da Marinha (dt.: Zeughaus der Marine), an einem Platz den man Largo do Corpo Santo nennt und der an der Avenida da Ribeira das Naus liegt, will die Stadt Lissabon ein dreistöckiges Parkhaussilo für unglaubliche 4,5 Millionen Euro errichten.
Welchen städtebaulichen Nutzen dieses Parkhaus für die Bürger der Stadt haben soll, ist den meisten Lissabonnern ein Rätsel.
Wenn er einen Nutzen hat, dann nur für die paar Beamte die in den umliegenden Ministerien, in der Hafenmeisterei und im nahen Rathaus arbeiten. Diese könnten dann nämlich zukünftig direkt mit dem Auto bis zur Arbeit fahren.
Die überwiegende Zahl von ihnen tut dies heute nicht, weil es in der Baixa wirklich kaum Parkplätze gibt, und sie somit mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu ihrem Arbeitsplatz fahren müssen.
Gegen den Bau des Parkhaussilos und die drohende Verschandelung eines der letzten freien Tejouferabschnitte hat sich jetzt eine Bürgerinitiative gebildet.
Diese Bürgerinitiative hat nun eine Unterschriftensammlung im Internet organisiert, die den klangvollen Namen „Petição contra a construção de silo automóvel de 3 andares no Largo do Corpo Santo – Ribeira das Naus em Lisboa” trägt (dt.: “Petition gegen den Bau des dreistöckigen Autoparkhauses im Largo do Corpo Santo – Ribeira das Naus in Lissabon”) und die jeder unterschrieben kann und soll, der gegen dieses urbane Attentat ist.
Die Initiatoren erhoffen sich von dieser Petition, dass Bürgermeister António Costa sich noch einmal den Bau des Parkhauses überlegt, und er sich vielleicht seine Wahlversprechen von damals nochmals durch den Kopf gehen lässt.
Wer diese Petition mit seiner Unterschrift unterstützen will, kann das unter der folgenden Internetadresse gerne tun:
www.peticaopublica.com/PeticaoVer.aspx?pi=P2012N19416
Die Initiatoren und ein großer Teil der Lissabonner Bevölkerung wird es ihnen danken!
Montag, 13. Februar 2012
Ich bekenne: ich bin ein Aficionado!
Die portugiesische „Stierkampfindustrie“ ist im Verhältnis zur spanischen, mexikanischen oder kolumbianischen eher klein.
Nichtsdestotrotz werden jedes Jahr hier in Portugal mit der Aufzucht, der Haltung und der Ausrichtung verschiedener Kämpfe, Millionen von Euros umgesetzt.
Zwischen den Monaten April und Oktober werden vor allem hier in Lissabon und im Ribatejo Stierkämpfe ausgetragen.
Aber auch in vielen Touristenzentren, so in den Arenen von Lagos, Quarteira und Albufeira, werden in den Sommermonaten ein- oder zweimal wöchentlich Stierkämpfe veranstaltet, oftmals auch auf Wunsch der vielen ausländischen Urlauber.
Der portugiesische Stierkampf ist Teil der portugiesischen Kultur und er ist weit weniger blutrünstiger als der im spanischsprachigen Raum, zumal der Stier hier in Portugal am Ende immer lebend die Arena verlässt.
Vielleicht ist er auch deshalb bei so vielen Ausländern beliebt.
Um landesweit die ganzen Arenen und die oftmals damit verbundenen Volksfeste mit Kampfstieren zu versorgen, braucht es in erster Linie Stierkampfzüchter und –halter.
Insgesamt 104 Kampfstierzüchter garantieren den Nachschub für die portugiesischen Arenen.
Der Generalsekretär der Vereinigung der Portugiesischen Kampfstierzüchter APCTL (port.: Associação Portuguesa de Criadores de Toiros de Lide), António Vasco Lucas, hat heute in der portugiesischen Nachrichtenagentur LUSA verlautbaren lassen, das in diesem Jahr damit gerechnet wird, das sich mindestens 1.600 Kampfstiere in den portugiesischen Arenen mit Toreros messen werden.
Kaum hatte der Generalsekretär der APCTL diese Mitteilung bekannt gegeben, da meldeten sich auch schon die ersten Tierschützer. Empört prangerten sie den Stierkampf an, und nannten jeden Stierkampfliebhaber (port.: aficionado) einen „Mörder“ und „blutrünstiges Tier“.
Sie forderten einen sofortigen Verbot des Stierkampfes und ein Ende der Industrie die hinter diesem steckt.
Persönlich frage ich mich oftmals ob diese so genannten Tierschützer überhaupt wissen, mit wie viel Liebe, Aufopferung und Hingabe die Stierkampfzucht heutzutage betrieben wird.
Ich frage mich auch, ob sie wissen welchen Respekt und welche Ehrfurcht die Stiere in den Männern und Frauen finden, die letztendlich dann mit ihnen in der Arena „kämpfen“.
Man kann ja zum Stierkampf stehen wie man will.
Einen Stierkampfliebhaber, einen Stierzüchter oder einen Torero aber generell als „Mörder“ oder „blutrünstiges Tier“ zu titulieren zeugt in meinen Augen von Klischeedenken und Populismus in seiner niedrigsten Form.
Ich bekenne: ich bin ein Aficionado!
Samstag, 11. Februar 2012
Unser tägliches Brot gib uns heute
In Portugal kann man für gewöhnlich gut essen und trinken.
Die landestypische Küche ist überwiegend deftig, vielseitig, kalorienreich und zeichnet sich durch die Verwendung von Olivenöl (port.: azeite), Knoblauch (port.: alho) und Würzkräutern wie Thymian (port.: tomilho), Rosmarin (port.: alecrim), Lorbeer (port.. louro), Koriander (port.: coentros) u. a. aus.
Gerichte wie der „Cozido à Portuguesa“, ein schmackhafter Gemüsetopf mit verschiedenen Fleischsorten, der „Caldo Verde“, die Lissabonner Grünkohlsuppe oder die „Caldeirada“, ein reichhaltiger Fischeintopf, bestechen durch ihre geschmackvolle Einfachheit.
Auch die Liebhaber von Süßspeisen kommen in Portugal voll auf ihre Kosten.
„Arroz doce“ (dt.: Milchreis), „Pudim flan“ (dt.: Karamel-Pudding-Variante), „Doces e fios de ovos“ (dt.: süße Eierspeisen) und der aus Madeira stammende „Bolo de mel“ (dt.: Honigkuchen) sind nur einige der vielen süßen Spezialitäten nach denen man sich hier die Finger leckt.
Die in Portugal erzeugten Weine brauchen sich vor den in Frankreich, Spanien oder Italien produzierten Weinen nicht zu verstecken.
Auch die einheimischen Erfrischungsgetränke und frisch ausgepressten Fruchtsäfte können mit den internationalen Varianten locker mithalten.
Resümiert kann man also sagen, dass man hier in Portugal vielleicht nicht immer wie Gott in Frankreich schlemmt, aber dass man international dennoch sehr gut abschneidet, was Essen und Trinken angeht.
In einem hängt Portugal allerdings international kulinarisch meilenweit hinterher.
Was nämlich Brotwaren angeht, leben wir hier in Portugal in einer absoluten Einöde.
Brote und Brötchen schmecken hier, von Nord nach Süd und vom Festland bis hinüber zu den Inseln, überall gleich.
Es ist so, als ob portugiesische Bäckerlehrlinge die Phantasie und die Kreativität an der Garderobe ablegen, wenn sie in ihr Berufsleben starten.
Und später, wenn sie ausgelernt haben, behalten sie diese Phantasielosigkeit und fehlende Kreativität einfach bei.
Jeder der, wie ich, in Deutschland groß geworden ist, und der es seit seiner frühesten Kindheit gewohnt ist zwischen Dutzenden verschiedenen Brotwaren auszuwählen, wird hier in Portugal ziemlich enttäuscht sein, wenn er zum ersten Mal eine Bäckerei betritt, wo er gerade mal zwischen zwei oder drei Brot- und Brötchenarten, wenn überhaupt, auswählen kann – oder muss!
Als Portugiese muss ich mir also wirklich eingestehen:
Was Brotwaren angeht leben wir hier, am Rande Europas, noch in der Steinzeit.
Aber, das ändert sich in letzter Zeit verstärkt. Immer mehr „alternative“ Bäckereien machen den „traditionellen“ Bäckern Konkurrenz.
Alleine in den letzten drei Jahren haben mehrere neue Bäckereien im Großraum Lissabon eröffnet, die ihren Kunden mehr anbieten als nur einfache Brötchen, hartes Weizenbrot und labbriges Kastenweißbrot.
Einige dieser Bäckereien und ihre, für portugiesische Verhältnisse, ausgefallenen Produkte möchte ich nun hier vorstellen.
Vor allem meinen deutschen Freunden, die hier leben und arbeiten und die mich immerzu fragen wo sie denn „gescheites“ Brot herbekommen können, widme ich diesen meinen Beitrag.
Die von mir ausgewählten Bäckereien sind:
„Padaria Portuguesa“
Avenida João XXI n° 9
São João de Deus
1000-298 Lisboa
• Fofos de Tabuleiro com sésamo, papoila, sementes de abóbora e sementes de girassol – (dt.: Backblechbrötchen mit Sesam, Mohn, Kürbis- und Sonnenblumenkernen)
• Pão muesli – (dt.: Müslibrot)
• Pão de Mafra em forma – (dt.: Kastenweizenbrot aus Mafra)
„Eric Kayser“
Rua Carlos Alberto da Mota Pinto
Amoreiras Plaza
1070-374 Lisboa
• Pão de azeitonas – (dt.: Olivenbrot)
• Baguete de papoila – (dt.: Mohnbaguette)
• Pão de figo – (dt.: Feigenbrot)
• Tourte de trigo – (dt.: Französisches Weizenbrot)
• Pão de curcuma (dt.: Safranbrot)
„El Corte Inglés“
Avenida António Augusto Aguiar
1050-010 Lisboa
• Pão de centeio e nozes – (dt.: Roggenbrot mit Nüssen)
• Pão de Mafra – (dt.: Mafrabrot)
• Pão de chouriço – (dt.: Brötchen mit Trockenwurst)
• Pão alentejano – (dt.: Alentejoweizenbrot)
• Bolo de caco (dt.: Süßkartoffelbrot aus Madeira)
„Mercearia Guerra Junqueiro“
Avenida Guerra Junqueiro n° 6b
1000-167 Lisboa
• Broa de Avintes com chouriço – (dt.: Maisbrot mit Trockenwurst aus Avintes)
• Pão de especiarias (dt.: Kräuterbrot)
„Quinoa“
Rua do Alecrim n° 52-54
Encarnação
1200-018 Lisboa
• Pão de alfarroba – (dt.: Johannisbrot)
• Pão de trigo vermelho – (dt.: Buchweizenbrot)
• Pão de ameixas e nozes – (dt.: Brot mit Pflaumen und Nüssen)
• Pão de açafrão e nozes – (dt.: Safranbrot mit Nüssen)
• Pão de alecrim – (dt.: Rosmarinbrot)
„Miolo“
Rua Rainha D. Leonor n° 28
2765-331 São João do Estoril
• Pão escuro de cevada e girassol – (dt.: Deutsches Schwarzbrot mit Sonnenblumenkernen)
• Pão com tâmaras e nozes – (dt.: Brot mit Datteln und Nüssen)
Freitag, 10. Februar 2012
Ein „Privatgespräch“ zwischen Finanzministern
Im Internet kursiert seit gestern ein Video, das heimlich vom portugiesischen Fernsehsender TVI in Brüssel aufgenommen wurde.
Auf diesem Video sind der portugiesische Finanzminister Vitor Gaspar und sein deutscher Amtskollege Wolfgang Schäuble zu sehen, wie sie sich am Rande eines Treffens der EU-Finanzminister am gestrigen Donnerstag privat unterhalten.
In diesem Gespräch, das nicht für die Öffentlichkeit bestimmt war und verdeckt aufgenommen wurde, ist deutlich zu hören, wie Schäuble seinem portugiesischen Kollegen in englischer Sprache weitere finanzielle Hilfen für die Zukunft zusagt, soweit das „Griechenlandproblem“ einigermaßen gelöst sei, und wie sich Vitor Gaspar daraufhin bei Wolfgang Schäuble bedankt.
Dieses Gespräch wäre insofern keine besondere Nachricht gewesen, wenn nicht der portugiesische Premierminister Pedro Passos Coelho schon mehrmals hoch und heilig versprochen und erklärt hätte, dass Portugal mit Sicherheit in der Zukunft keinen zweiten Rettungsschirm der Europartner und des Internationalen Währungsfonds benötigen wird.
Da nun aber der deutsche Finanzminister eben ein solche Ausweitung der Finanzhilfen für Portugal andeutet, fragt man sich hierzulande nun in wie weit Portugal wirklich in nächster Zeit weitere Finanzhilfen benötigen wird und in wie weit Prämierminister Passos Coelho seinem Volk etwas verheimlicht.
Eine erneute Unsicherheit macht sich nun in der portugiesischen Gesellschaft breit.
Spielt Pedro Passos Coelho mit offenen Karten oder nicht?
Belügt er sein Volk oder nicht?
Werden wir noch mehr Kürzungen und Einsparungen hinnehmen müssen oder nicht?
Fragen über Fragen!
Innenpolitisch braut sich durch all diese offenen Fragen eine erneute Krise auf.
Vor allem die oppositionellen Sozialisten und die Kommunisten werfen jetzt dem Prämierminister vor, seinem Volk gegenüber nicht ehrlich zu sein und sie verlangen von Passos Coelho eine baldige Erklärung im Parlament.
Dabei vergessen die Sozialisten aber gerne, dass sie und ihre ehemaligen Regierungen, die eigentliche Hauptschuld an der heutigen portugiesischen Misere tragen.
Wie dem auch sei, sicher ist nur eins, die Zukunft sieht für uns Portugiesen alles andere als rosig aus!
Das „Privatgespräch“ zwischen Vitor Gaspar und Wolfgang Schäuble auf YouTube:
www.youtube.com/watch?v=dU391h882uE
Donnerstag, 9. Februar 2012
Eselsohren: „Rosa Brava“
Von meiner Freundin Fatima habe ich letzten Monat den Roman „Rosa Brava“ (dt.: Wilde Rose), des portugiesischen Journalisten und Schriftstellers José Manuel Saraiva, geschenkt bekommen.
In „Rosa Brava“ erzählt Saraiva die Geschichte der Leonor Teles de Menezes, der Frau die, an der Seite von König Fernando I, einstmals Königin von Portugal war.
Leonor Teles soll im richtigen Leben eine absolut machtbesessene, bösartige und perverse Frau gewesen sein. Sie soll so kaltherzig gewesen sein, dass sie noch nicht einmal vor der Ermordung ihrer eigenen Schwester zurückschreckte.
Mit all ihren bösen Eigenschaften ist Leonor Teles und ihr Leben für jeden Autor eine schriftstellerische Inspiration und ideale Romanvorlage.
„Rosa Brava“ ist ein Roman der auf geschichtlichen Ereignissen basiert, die voller Intrigen, Mord, Verrat und Krieg sind.
José Manuel Saraiva ist es gelungen mit diesem Buch einen spannenden und ereignisreichen Historienroman zu schreiben.
Von Haus aus ist José Manuel Saraiva ein Journalist, der schon mehrere portugiesische und ausländische Publikationen herausgebracht hat.
Unter anderem schreibt er für die Zeitungen „O Diário“, „Diário de Lisboa“ und „Expresso“.
Erschienen ist sein Roman „Rosa Brava“ im Jahre 2005 im portugiesischen Verlag „Oficina do Livro“.
Mittwoch, 8. Februar 2012
Von fehlgeleiteten Strukturfonds
Der Präsident der Autonomen Region Madeira (port.: Presidente da Região Autónoma da Madeira) Alberto João Jardim hat heute in einer Pressemitteilung verlautbaren lassen, er sei „empört“ und „schockiert“ über die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkels und die Ignoranz die sie, seiner Meinung nach, an den Tag legen würde!
Was treibt Alberto João Jardim zu solch einer Pressemitteilung und ist Frau Merkel wirklich ignorant?
Nun, Angela Merkel hatte sich gestern, bei einem Treffen mit Studenten der Bela Foundation in Berlin, negativ über die Verwendung der Europäischen Strukturfonds (port.: fundos estruturais europeus), die in den letzten Jahren auf der Insel Madeira verwendet wurden, geäußert.
Laut Merkel wurden diese milliardenschweren Fonds regelrecht verschwendet, indem sie, unter anderem, zu Unrecht für den Straßenbau der Insel verwendet wurden, anstatt diese z.B. in die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit der kleineren und mittleren Unternehmen auf der Insel zu investieren.
Alberto João Jardim, der wie ein kleiner demokratisch gewählter Diktator die Insel seit 1976 regiert, kann von Natur aus nur sehr schwer mit Kritik umgehen.
Und wenn diese Kritik von einem ausländischen Regierungschef oder einer ausländischen Regierungschefin kommt, dann vergreift er sich auch mal gerne im Ton.
Dies bekommt nun auch die deutsche Bundeskanzlerin zu spüren. Aufgrund ihrer gestrigen Äußerungen vor den Studenten nannte er sie heute, ohne Skrupel, einfach „ignorant“!
Nun, Angela Merkel mag viele Fehler haben – wer hat sie nicht – aber in diesem Fall ist sie keineswegs ignorant gewesen, sondern, auch wenn dies dem Lokalpatrioten Alberto João Jardim nicht passt, einfach nur ehrlich.
Aber bei all ihrer Ehrlichkeit darf Frau Merkel einen ganz wichtigen Aspekt nicht vergessen:
Die Milliarden die auf Madeira ausgegeben wurden, wurden mit dem Wissen der EU, und somit auch Deutschlands, investiert.
Über Jahre hinweg hat die EU Unmengen von Geld nach Madeira transferiert, mit dem Wissen das dieses Geld für den Bau von Autobahnen, Brücken und Tunnels ausgegeben wurde.
Jeder europäische Regierungschef, auch die Bundeskanzlerin, wusste das, weil diese Bauten in aller Öffentlichkeit vollzogen wurden.
Jetzt so zu tun als ob man von diesen fehlgeleiteten Investitionen nichts gewusst hätte, ist von Seiten der EU und ihrer Politiker, auch von Frau Merkel, einfach nur scheinheilig!
Sonntag, 5. Februar 2012
Portugiesische Winterimpressionen
Wie überall in Europa, so hat der Winter dieses Jahr auch hier in Portugal eiskalt zugeschlagen.
Zwar zeigen die Thermometer nicht so niedrige Temperaturen an wie z.B. in der Ukraine, in Polen oder in Deutschland, wo diese im Augenblick schon mal – 30° C anzeigen können, aber für portugiesische Verhältnisse ist der Winter 2011/ 2012 wirklich extrem kalt.
Hier in Lissabon hatten wir letzte Nacht gerade Mal + 3° C.
Im Norden des Landes, in den Städten Braga, Vila Real und Castelo Branco und im südlicheren gelegenen Alentejo, in den Städten Portalegre, Évora und Beja, erreichten die Temperaturen gerade Mal den Gefrierpunkt.
In Bragança, ebenfalls im Norden Portugals gelegen, zeigte das Thermometer letzte Nacht sogar rekordverdächtige – 9° C an.
Rekordverdächtig weil vor 67 Jahren, im Januar 1945, mit – 12° C die kälteste Nacht in der Geschichte Braganças, seit der Wetteraufzeichnung, gemessen wurde!
Seit Jahrzehnten gab es hier in Portugal keinen so kalten Winter mehr.
Aber trotz der Kälte hat der Winter zweifellos auch seinen Reiz. Die Luft ist jetzt wesentlich klarer und ein Spaziergang durch die Stadt oder am Strand ist jetzt so richtig erfrischend.
Die Meteorologen sagen für die kommenden Tage eine minimale Temperaturerhöhnung voraus. Aber die kalten Temperaturen sollen noch eine zeitlang so bleiben.
Mir kann das recht sein – so lange es nicht regnet!
Samstag, 4. Februar 2012
É carnaval, e ninguem leva a mal
Hier in Portugal gibt es einen Spruch, der da lautet:
„É carnaval, e ninguem leva a mal!“
Übersetzt heißt dieser Spruch sinngemäß in etwa:
„Es ist Karneval, und keiner nimmt einem einen Streich für übel“.
Das was der portugiesische Premierminister heute aber wieder einmal seinem Volk zu sagen hatte, haben ihm einige sehr wohl für übel genommen.
Premierminister Pedro Passos Coelho hat heute nämlich verkündet, dass er dem Öffentlichen Dienst am kommenden Faschingsdienstag (port.: terça-feira de carnaval), dem 21. Februar 2012, nicht, wie sonst üblich, frei geben wird.
Somit fällt für viele der kommende Karneval (port.: carnaval) ins Wasser.
Vielen hat diese Entscheidung des Premierministers überhaupt nicht gefallen und vor allem in den portugiesischen Karnevalshochburgen Torres Vedras, Ovar, Tavira und Loulé ist dieser Entschluss der Regierung mit viel Kritik aufgenommen worden.
Zwar ist der Karnevalsdienstag hier in Portugal kein gesetzlicher Feiertag, sondern nur ein Feiertag der mancherorts toleriert wird, aber nichtsdestotrotz ist der Karnevalsdienstag in einigen Regionen Portugals ein fest verankerter und kulturell wichtiger Tag.
Als Begründung für seine Entscheidung gab Pedro Passos Coelho an, das in einer Zeit in der daran gedacht wird vier nationale Feiertage abzuschaffen, er es nicht vertreten kann das der Faschingsdienstag, der kein gesetzlicher Feiertag ist, als ein solcher akzeptiert wird.
Dies müsse die Bevölkerung verstehen – so meinte er!
Den Menschen in den Karnevalshochburgen aber, die schon mehrere Millionen Euros in die anstehenden Umzüge investiert haben, und die die zu erwarteten Einnahmen schon fest in ihre jeweiligen Stadthaushalte eingeplant hatten, ist diese Entscheidung des Premierministers alles andere als verständlich und akzeptabel.
So argumentierte z.B. Sebastião Francisco Seruca Emídio, der Bürgermeister der Stadt Loulé in der Algarve, wie folgt:
„Den diesjährigen Karneval hier in Loulé abzusagen ist so, als wenn Angela Merkel morgen verkündigen würde, in Mainz, Köln und Düsseldorf würden die kommenden Rosenmontagszüge abgesagt werden“.
Ich persönlich kann die Menschen verstehen, für die der Karneval ein fester Bestandteil ihrer Traditionen und Kultur ist.
Was ich allerdings nicht verstehen kann und will, ist warum der Öffentliche Dienst hier in Portugal schon immer eine Extrawurst gebraten bekommen hat.
Der Entschluss von Premierminister Passos Coelho mag demnach einigen ungerecht und unflexibel erscheinen.
Vom nationalen Standpunkt aus gesehen ist diese Entscheidung aber nicht mehr als gerecht und konsequent!
Freitag, 3. Februar 2012
Das Museum der Bank von Portugal
Einer der unbekanntesten und gleichzeitig originellsten Museen Lissabons ist das in der Avenida Almirante Reis gelegene Museum der Bank von Portugal (port.: Museu do Banco de Portugal).
In seiner permanenten Ausstellung „Das Geld der westlichen Iberischen Halbinsel: von den Anfängen bis zum Euro“ (port.: „O Dinheiro no Ocidente Peninsular: do Artigo Padrão ao Euro“) zeigt dieses Museum der portugiesischen Nationalbank die verschiedensten Zahlungsmittel der letzten 2000 Jahre auf der westlichen Iberischen Halbinsel – dem Gebiet also, auf dem Portugal heute liegt.
Ebenso wird die geschichtliche Evolution und sozialökonomische Bedeutung des früheren portugiesischen Geldes bis zum heutigen Euro vorgestellt.
Ein Teil dieses interessanten Museums beschäftigt sich natürlich mit der Geschichte der Bank von Portugal (port.: Banco de Portugal) selbst, aber auch die Geschichte des gesamten Finanzsystems wird hier gezeigt.
Dies erfolgt durch Dokumente, alte Banknoten und Wertpapiere, Geldmünzen, Goldbarren und sogar Ausstellungsstücke wie alte Gemälde und Fotos.
Die einzelnen Stücke sind geordnet und zeitlich gegliedert, so dass eine Zeitreise durch das gesamte Finanzsystem Portugals möglich ist.
Leider ist das „Museu do Banco de Portugal“ an den Wochenenden und an nationalen Feiertagen für die Öffentlichkeit geschlossen.
Aber ich kann jedem einen Besuch in diesem hochinteressanten und in Portugal einzigartigen Museum nur wärmstens empfehlen.
Donnerstag, 2. Februar 2012
„Ai se eu te pego“ – Fadoversion
Als im Oktober 2011 der für Real Madrid spielende Cristiano Ronaldo auf dem Fußballplatz anfing, nach jedem seiner erzielten Tore, einen speziellen Siegestanz zu vollführen, war das ein Hingucker.
Die originellen Tanzbewegungen hatte sich der weltberühmte Fußballer bei dem brasilianischen Sänger und Latinlover Michel Teló abgeschaut.
Der hatte im Sommer mit seinem Lied „Ai se eu te pego“ (dt.: „Ach, wenn ich dich kriege“) in Brasilien die Charts und die Tanzflächen erobert und für Wochen den Ersten Platz belegt.
Dank Cristiano Ronaldo verbreiteten sich dann die Tanzbewegungen zuerst auf den Fußballplätzen Spaniens, Portugals und Italiens aus und dann eroberten die verschiedensten Versionen des Liedes ganz Europa, darunter auch Deutschland.
Nun haben drei junge Lissabonner eine ganz besondere Version des Liedes von Michel Teló erschaffen.
Zusammen kreierten die drei Jungs, nur mit einer normalen akustischen Gitarre, einer Portugiesischen Gitarre, einer erstklassigen Gesangsstimme und mit viel Talent und Hingabe, eine Fadoversion von „Ai se eu te pego“.
Über 125.000 Menschen haben sich schon diese besondere Fassung des Liedes von Michel Teló angeschaut und angehört,
Viele meinen sogar die Lissabonner Fadoversion wäre besser als das Original, wobei dies sicherlich eine Sache des Geschmacks ist.
Fakt ist:
„Ai se eu te pego in Fadoversion ist einfach genial!
Unter folgendem link kann man sich diese besondere Version anhören und runterladen:
http://www.youtube.com/watch?v=9rB7pB-bksI