Dienstag, 3. Mai 2011
Zimmergenossen
Wenn man, so wie ich, über zwei Wochen im Krankenhaus verbringen musste, dann kommt man leicht an seine Grenzen, sowohl physisch als auch psychisch.
Wenn man sieht wen man denn so als Zimmergenossen hat, und wer so alles kommt und geht, dann schlägt das ganz schon aufs Gemüt.
Ich habe in der Zeit, in der ich im Krankenhaus Gracia de Orta (port.: Hospital Garcia de Orta) war, in dem Dreierzimmer in dem ich lag, so einige Gestalten kommen und gehen sehen.
Da war z.B. der Eine der partout seinen Harnfluss nicht kontrollieren konnte. Nicht nur das er ins Bett machte, nein, er erleichterte sich an jeder Ecke unseres Zimmers. Das war alles andere als Angenehm, vor allem für unser Riechorgan. Außerdem war dieser Mensch dafür verantwortlich das ein oder zwei Mal in der Station, in der ich lag, die Pyjamahosen ausgingen!
Dann war da der Eine, der die unangenehme Angewohnheit hatte mich mitten in der Nacht aufzuwecken - so gegen 3 Uhr morgens schien er immer am fitesten zu sein - und nach seinen Autoschlüsseln zu fragen oder ob ich mit ihm angeln gehen wollte und andere solche originelle Dinge.
Wiederum Einer hatte die Angewohnheit stundenlang zu singen.
Ich weiß nicht wer diesem Menschen gesagt hat, er könne singen, aber es ist doch eine erwiesene Tatsache, das der Rebe kein Singvogel ist.
Dann war da ein ganz besonderer Zimmergenosse, dessen Bluthochdruck einfach nicht sinken wollte, trotz aller medikamentösen Anstrengung der Ärzte.
Jeden Tag, zur Visite. zermarterten sich die Ärzte den Kopf woran es liegen könnte, dass der Patient keine Besserung zeigte,
Per Zufall kam eine Schwester dahinter das der Mensch die ihm verordneten Tabletten um den Bluthochdruck zu senken einfach die Toilette runterspülte. Eine mögliche Genesung rückte für diesen Spaßvogel natürlich in weite Ferne.
Und da war noch der eine Patient, der leider nur zwei Tage in meinem Zimmer lag.
Mit entzündeten Atemwegen war er eingeliefert worden. Ich habe ihn nie so richtig wahrgenommen. Nur sein ständiges schweres Atmen war Tag und Nacht zu hören.
Eines Nachts wachte ich auf und hörte… Nichts!
Ich klingelte nach der Nachtschwester da mir so viel Ruhe in der Nacht suspekt vorkam.
Die Schwestern konnten nur seinen Tod feststellen.
So manche Nacht lag ich schlaflos in meinem Bett und fragte mich ob ich genauso verschroben war wie so mancher meiner Zimmergenossen.
Da ich aber immer den Weg zur Toilette fand, niemand seines Schlafes beraubte, nicht sang, immer artig meine Medikamente zu mir nahm und niemand mit meinem Ableben belastete, gehe ich davor aus, das ich in erträglichen Maßen für Schwestern und Pflegern auszuhalten war.
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